Weltweite Kirche Gottes
Die Weltweite Kirche Gottes (englisch Worldwide Church of God, abgekürzt WKG) wurde 1933 als fundamentalistisch endzeitorientierte Sondergemeinschaft gegründet und hat sich von 1994 bis 1998 von Grund auf umgewandelt. Mindestens von Evangelikalen wird sie als evangelische Freikirche anerkannt.
Lehre und Praxis
Die Weltweite Kirche Gottes bejaht die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz.
Ein Teil der Gemeinden hält die Gottesdienste aus adventistischer Tradition am Samstag, andere am Sonntag, und manche feiern auch einzelne Jahresfeste des Alten Testaments, die allerdings konsequent auf Jesus Christus hin gedeutet werden.
Größe und Organisation
Die Weltweite Kirche Gottes hat derzeit ca. 64.000 Mitglieder in 860 örtlichen Gemeinden in etwa 90 Ländern der Erde, im deutschen Sprachraum 9 örtliche Gemeinden mit etwa 280 Mitgliedern.
Von ihrem Hauptsitz in Kalifornien (USA) aus ist die Kirche hierarchisch organisiert. Geleitet wird sie vom Präsidenten ("Pastor General"), gegenwärtig Joseph W. Tkach jr., einem Vorstand und einem Ältestenbeirat.
In Deutschland hat die Kirche die Rechtsform einer Stiftung (früher unter dem Namen "Ambassador College") mit Sitz in Bonn, in der Schweiz ist sie als Verein registriert.
Die einzelnen Gemeinden werden von einem Pastor geleitet, dem Älteste, Diakone und Diakoninnen sowie Laienmitglieder zur Seite stehen.
Geschichte
Unter Herbert W. Armstrong
Die Weltweite Kirche Gottes wurde 1933 als Radiomission (Radio Church of God) von Herbert W. Armstrong (1892 - 1986) gegründet, einem Werbefachmann, der zuvor einer adventistischen Gemeinschaft, der "Seventh-Day Church of God", angehörte und aus intensiver Beschäftigung mit der Bibel einige Sonderlehren entwickelte.
Sonderlehren
So lehnte Armstrong sowohl die Lehre der Dreieinigkeit als auch christliche Feste wie Weihnachten und Ostern als "heidnisch" ab. Stattdessen schloss er aus den Mose-Büchern (Pentateuch), dass Jahresfeste wie der Versöhnungstag (Jom Kippur) und das Laubhüttenfest (Sukkot) auch für Christen genauso verbindlich seien wie der wöchentliche Feiertag Sabbat von Freitag abend bis Samstag abend (jeweils Sonnenuntergang).
Weiterhin erklärte er den Zehnten und die mosaischen Speisevorschriften für verbindlich.
Darüber hinaus entwickelte er aus Jakobs Segen für seinen Sohn Dan eine "Britisch-Israel-Theorie" (auch Anglo-Israelismus), nach der die angelsächsische Welt von den zehn "verlorenen Stämmen" des "Hauses Israel" abstammt und das englische Königshaus das davidische Königtum fortsetzt.
Einen Schwerpunkt legte die Kirche auf die Endzeitbeschreibungen in der Bibel, vor allem in den Büchern Daniel und Offenbarung. Auf Grund "prophetischer Eingebungen" sah Armstrong für 1972 und 1977 jeweils die Wiederkunft Christi voraus.
Konstitutiv für die Gemeinschaft war neben der Naherwartung und endzeitlichen Ängsten vor der Außenwelt das Selbstverständnis, die "einzig wahre Kirche" zu sein, das sich dann auch in der Namenswahl "Weltweite Kirche Gottes" ausdrückte.
Medienmission
Aus der Radioarbeit, die der Bewegung ihren ersten Namen gab, entstand bald eine Zeitschrift mit dem Titel "The Plain Truth" ("Die reine Wahrheit", deutscher Titel: "Klar und wahr") mit missionierendem Schwerpunkt. Später kam die vertiefende Zeitschrift "Good News" ("Gute Nachricht") dazu. Die Lehren der Kirche wurden in einer Vielzahl thematischer Broschüren ausführlich dargestellt.
Im Zuge des Wachstums entstand eine eigene Ausbildungsstätte für Mitarbeiter der Kirche, das Ambassador College an deren damaligem Hauptsitz Pasadena (Kalifornien). Mit der Verbreitung des Fernsehens wurde auch dafür ein Sendeformat produziert, "The World Tomorrow", das später auch in deutsch unter dem Titel "Die Welt von morgen" über Satellit ausgestrahlt wurde.
nach Armstrongs Tod
Nach dem Tod Herbert W. Armstrongs 1986 wurde Joseph W. Tkach (senior) zu seinem Nachfolger gewählt. Bereits in dieser Zeit regten sich Reformbestrebungen, unterstützt dadurch, dass Armstrong großen Wert darauf gelegt hatte, dass die Mitglieder der Kirche die Bibel regelmäßig lesen, möglichst auch in verschiedenen, wortgetreuen Übersetzungen (für Deutschland wurden Luther- und Elberfelder Bibel empfohlen), und den Zusammenhang einzelner Bibelstellen beachten.
Doch erst nach Tkachs Tod 1994 wurde unter dessen Sohn Joseph W. Tkach jr., der ihm als "Pastor General" nachfolgte, das ganze Lehrgebäude in Frage gestellt und Anschluss an die evangelikale Christenheit gesucht. Trotz erheblicher Bemühungen, den Mitgliedern und Pastoren den neuen Kurs zu vermitteln, konnte ein großer Teil die Änderungen nicht nachvollziehen, und die Anhänger der alten Lehren gründeten eine "neue" Kirche. Die Schriften Armstrongs werden jedoch nicht weiter verbreitet, da deren Copyright bei der "Weltweiten Kirche Gottes" liegt.
Abspaltungen
Den größten "Aderlass" erfuhr die "Weltweite Kirche Gottes" wohl durch diese völlige Neuorientierung. Doch bereits unter Armstrong gab es mehrere Abspaltungen aufgrund von Lehrstreitigkeiten oder (durch die autoritär-hierarchische Struktur begünstigt) infolge persönlicher Differenzen in der Kirchenleitung. Diese Gemeinschaften haben der Bezeichnung "Church of God" dann ein Synonym für "weltweit" vorangestellt oder angefügt wie "Global", "Universal" oder "International".
Ökumene
Nachdem sich die Kirche unter Armstrong als einzig wahre Kirche betrachtet hatte, hat sie 1996 öffentlich um Vergebung gebeten für ihr bisheriges Absolutheitsdenken und für falsche Glaubensinhalte. In den Vereinigten Staaten ist sie seit 1997 Mitglied der National Association of Evangelicals, einer Organisation zur Koordination der Zusammenarbeit evangelikaler Denominationen.
Im Jahr 1999 wurden die Vertreter der Bonner Gemeinde der WKG einstimmig als Mitglieder der Evangelischen Allianz Großraum Bonn angenommen. Im selben Jahr wurde die Kirche Gastmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Bonn.
Literatur
- Eine Sekte wird evangelisch - Die Reformation der Weltweiten Kirche Gottes. Eine Studie von Prof. Thomas Schirrmacher zur Wandlung der von Herbert W. Armstrong gegründeten Sekte zu einer evangelischen Freikirche. idea-Dokumentation 11/2000
Weblinks
- Weltweite Kirche Gottes Deutschland, auch mit Predigten und Download der Zeitschrift "Nachfolge"
- Weltweite Kirche Gottes Schweiz
- WKG auf der Website der Evangelischen Allianz, Bonn