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Rotismühle

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Rotismühle, 2020

Die Rotismühle (auch Rotis-Mühle, E-Werk Aicher) ist eine 1414 erstmals urkundlich erwähnte, ehemalige Burgmühle in Rotis, einem Weiler auf der Gemarkung der Großen Kreisstadt Leutkirch im Allgäu im Landkreis Ravensburg, in Baden-Württemberg.

Beschreibung

Die Rotismühle war eine bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts durch vier Wasserräder betriebene Mahlmühle und Sägewerk. Der damalige Rotismüller Anton Bertele installierte 1924/25, anstelle der damals herkömmlichen Wasserräder zwei Francis-Turbinen. Zwischen 300 und in der Spitze 800 Sekundenliter Wasser der Hofser Ach fließen durch den 150 Meter langen Triebwerkskanal in das Krafthaus der Rotismühle. Schon in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der erzeugte Strom, auch für den Eigenverbrauch der Müllerfamilie verwendet. Bis 1994 gewann das Wasserkraftwerk Strom im Eigenverbrauch jedoch als Inselanlage. Ein allgemeines öffentliches Stromnetz, wie wir es heute kennen, gab es damals nicht. Der nächste private Netzunternehmer war die "Firma Suiter" aus Lautrach, die bis in die 1960er Jahre ihr Netz bis ins Rotis ausdehnte. Dies wurde dann von den Lechwerken übernommen. Im Jahre 1950 wurde eine der Francis-Turbinen durch eine Ossberger- oder auch Durchströmturbine genannt, ersetzt. Diese Turbinen fanden auch in Schmidsfelden und in der Emmerlander Mühle ihre Verwendung. Der Mahlbetrieb der Rotismühle wurde 1960 beim Bundesmühlenkontor abgemeldet, zehn Jahre später 1970 das Sägewerk stillgelegt.

Aicher-Zeit

Ehemaliges Rotis Institut für analoge Studien (1984–1991), 2020

1971 erwarben die Schriftstellerin und Mitglied der Friedensbewegung Inge Aicher-Scholl und der Gestalter und Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung Ulm Otl Aicher das Anwesen. Das „büro aicher“ zog in die Räumlichkeiten der Mühle und des Sägewerks. Aicher einer der Wegbereiter des Corporate Designs[1] nannte seine von ihm entwickelte Schrift „Rotis“. Aus dem „büro aicher“ wurde das „rotis büro“ später sogar die „autonome republik rotis“. Das Wasserkraftwerk blieb erhalten. Beim Krafthaus der Mühle, ließ Aicher 1982 nach seinen Plänen die gemauerte Nordwand durch eine Glaswand mit Metallrahmen ersetzen. Anstelle des Sägewerks entstand ein Wohnhaus mit den Maßen 20 auf 10 Meter. Der Bau mit Satteldach und den Wiederkehren ist im linken Hausteil, die ehemaligen Mahlmühle und rechter Hand der Wohntrakt des Müllers. Aicher-Scholl errichteten ganz unspektakulär vier Atelierbauten, davon zwei auf Stahlstelzen, "Kästen" mit Sägezahndächern, Holzverschalung, schwarze Zweckbauten, kühl ohne Schnörkel. Das Nordlicht der Bauten ist ideal für Gestalter und Designer. Von 1984 bis 1991 befand sich das Rotis Institut für analoge Studien auf dem Gelände der Rotismühle,[2] ein internationales Zentrum für Design und visuelle Darstellung von Unternehmen und Institutionen.[3] Nach dem Tod Otl Aichers übernahm der zweitjüngste Sohn Julian Aicher die Wassermühle, im Jahre 2000. Schon in den letzten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts wurden teils aufwändige Sanierungsarbeiten der Wasserkraftanlage vor allem im Bereich Flusslauf, Wehre, Triebwerkskanal und Turbinen durchgeführt. Dies war auch nötig, denn mehrere Starkregen-Ereignisse der Jahre 2010, 2015 und 2016 führten zu großen Schäden an den Flussbauwerken, dass teilweise die Stromproduktion über Monate zum Erliegen kam oder stark beeinträchtigt war. Von den in der Hochzeit neun dokumentierten Wasserwerken entlang der Hofser Ach, waren 2015 noch sieben in Betrieb.

Literatur

  • Christine Abele-Aicher (Hrsg.): Die sanfte Gewalt : Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl, Süddt. Verl.-Ges. Ulm im Thorbecke-Verlag, Ulm 2012
  • Rathgeb, Markus (Verfasser), Aicher, Otl (Illustrator); Otl Aicher, London ; New York : Phaidon Press, 2006
  • Der Kreis Ravensburg; Hrsg.: Oskar Sailer; Stuttgart, Aalen : Theiss; 1976
Commons: Rotismühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sebastian Heilig: Piktogramme - Der Sportler-Strich von München. In: Der Spiegel. 18. März 2008, abgerufen am 17. Juli 2020.
  2. Politikerin Petra Krebs hat die Rotismühle besucht. In: Schwäbische Zeitung. 15. August 2018, abgerufen am 17. Juli 2020.
  3. Otl Aichers Stil: Klar und zeitlos modern. In: Allgäuer Zeitung. 2. November 2000, abgerufen am 17. Juli 2020.

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