Brigid Berlin
Brigid Berlin alias Brigid Polk (* 6. September 1939 in New York City; † 17. Juli 2020 ebenda[1]) war eine US-amerikanische Künstlerin, Schauspielerin und Andy Warhol-Superstar.
Leben
Brigid wuchs mit zwei Schwestern in einer etablierten New Yorker Familie auf. Ihre Mutter Muriel (Johnson) „Honey“ Berlin war in der gesellschaftlichen Oberschicht Manhattans aktiv, ihr Vater Richard E. Berlin war 32 Jahre lang Vorsitzender des Hearst-Zeitungsimperiums. Mit prominenten Besucherinnen und Besuchern war sie schon als Kind vertraut, begann sich aber bald den Eltern zu verweigern. Eine Ehe, 1960 geschlossen, scheiterte.
Brigid traf Andy Warhol 1964 und wurde Teil des Warholschen Universums. Ihr Spitzname „Polk“ bezog sich auf die Angewohnheit der stets übergewichtigen Brigid, sich und anderen Spritzen mit Drogencocktails aus Amphetaminen und Vitamin B zu setzen (im englischen „to poke“), die als Appetitzügler frei erhältlich war. Überdies war sie Warhols Inspiration zu seinem Schauspiel „Pork“, in welchem er die unzähligen Telefongespräche zwischen Brigid und ihrer Mutter umsetzte.
Brigid Berlin war einer der wenigen „Superstars“, der bis zum Tode Warhols dem engeren Freundeskreis des exzentrischen Künstlers angehörte. Ab 1975 wurde sie seine ständige Mitarbeiterin in der Factory; Brigid wurde als die „Duchess“ (dt. Herzogin) in Warhols Crew betitelt. Der Name stammte von ihrer Rolle bei den so genannten „Mole People“ aus dem Umkreis der Factory, der Gruppe von Drogen konsumierenden Männern und Frauen, die von ihr mit „Stoff“ versorgt wurden. Sie arbeitete als Warhols Sekretärin und transkribierte seine unzähligen Interviews. Sie erschien in einigen der frühen Filme Andy Warhols, so zum Beispiel in dem Film „The Chelsea Girls“, in dem sie einen minutenlangen Monolog hält, während sie sich in aller Seelenruhe eine Spritze setzt.
Eine Obsession war das kontinuierliche Fotografieren und Aufzeichnen von Tonbändern aller mehr oder weniger wichtiger Situationen des Alltags. So zeichnete sie für die Liveaufnahme des The Velvet Underground-Albums Live at Max’s Kansas City verantwortlich, das sie komplett (inklusive Zuschauerreaktionen) auf einem billigen Kassettenrekorder mitschnitt, eine der ersten vollständigen Bootlegs (Schwarzpressung) der Plattenindustrie.
Ab 1975 bis zum Tod Warhols 1987 war sie redaktionell mitverantwortlich für sein Magazin Interview. Überdies sorgte sie mit ihren Off-Broadway „One Woman“ Performances und ihren sogenannten „Tittenbildern“ (tit paintings) für Aufsehen. Brigid Berlin hielt in der New Yorker St. Patrick’s Cathedral die Trauerrede für Andy Warhol.
Filmografie
- 1966: The Chelsea Girls – Regie: Andy Warhol, Paul Morrissey
- 1967: Tub Girls – Regie: Andy Warhol
- 1967: Bike Boy – Regie: Andy Warhol
- 1967: The Nude Restaurant – Regie: Andy Warhol
- 1967: Imitation of Christ – Regie: Andy Warhol
- 1967: ★★★★ (Four Stars) – Regie: Andy Warhol
- 1968: The Loves of Ondine – Regie: Andy Warhol, Paul Morrissey
- 1971: (Andy Warhol’s) Women in Revolt – Regie: Paul Morrissey
- 1972: Ciao! Manhattan – Regie: John Palmer, David Weisman
- 1977: (Andy Warhol’s) Bad – Regie: Jed Johnson
- 1987: The Critical Years – Regie: Gérald L’Ecuyer
- 1994: Serial Mom – Warum läßt Mama das Morden nicht? (Serial Mom) – Regie: John Waters
- 1998: John Waters’ Pecker (Pecker) – Regie: John Waters
- 2008: The Feature – Regie: Michel Auder, Andrew Neel
Sonstiges:
- An dem Film Factory Girl von George Hickenlooper aus dem Jahr 2006 wirkte sie als Produktionsassistentin (Associate Producer) mit.
Nachrufe
- Maximilíano Durón: Brigid Berlin, Artist Who Assiduously Documented Warhol’s Factory, Is Dead at 80. In: ArtNews.com, 18. Juli 2020, online
- John Leland: Brigid Berlin, Artist and Warhol Associate, Is Dead at 80. In: New York Times, 18. Juli 2020, online
Weblinks
- Brigid Berlin bei IMDb
- Brigid Berlin (Polk) bei warholstars.org (englisch)
- Factorymade – Brigid Berlin (englisch)
- Bildersammlung des Brigid Berlin Fanatic Club auf Facebook (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Berlin, Brigid |
ALTERNATIVNAMEN | Polk, Brigid |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Künstlerin |
GEBURTSDATUM | 6. September 1939 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | Juli 2020 |
- ↑ Brigid Berlin, Socialite Who Joined Warhol’s World, Dies at 80, nytimes.com, erschienen und abgerufen am 18. Juli 2020.