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Menemerus semilimbatus

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Menemerus semilimbatus

Menemerus semilimbatus, Weibchen

Systematik
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Familie: Springspinnen (Salticidae)
Gattung: Menemerus
Art: Menemerus semilimbatus
Wissenschaftlicher Name
Menemerus semilimbatus
(Hahn, 1829)

Menemerus semilimbatus ist eine Spinne aus der Familie der Springspinnen (Salticidae). Die markante Art war einst paläarktisch und ist heute holarktisch verbreitet, allerdings xenophil (wärmeliebend) und deshalb nur in dementsprechend klimatisch passenden Lebensräumen, etwa dem Mittelmeergebiet vorhanden, wo sie dann auch gehäuft in Siedlungsbereichen vorkommt. Menemerus semilimbatus zeichnet sich vor allem durch die Speziell bei Fliegen angewandte Jagdtechnik (s. Abschnitt "Jagdweise bei Fliegen") aus.

Merkmale

Männchen

Das Weibchen von Menemerus semilimbatus erreicht eine Körperlänge von 6,5 bis 8,4 und das Männchen eine von 5,1 bis 7,4 Millimetern,[1] womit es sich bei der Art um eine vergleichsweise große Springspinne handelt.

Wie alle Arten der Gattung besitzt auch diese einen abgeplatteten Köreprbau.[2] Auffallend sind die verglichen mit denen anderer Springspinnen lang ausfallenden Beine, die Menemerus semilimbatus optisch an eine Trichterspinne erinnern lassen.[3] Die optische Erscheinung der Art als auch der Aufbau ihrer Geschlechtsorgane lassen Verwechslungen mit anderen Arten der Gattung oder anderen Spinnenarten unwahrscheinlich machen.[4]

Habitus und Färbung

Gut getarntes Weibchens auf steinigem Untergrund

Das Prosoma (Vorderkörper) ist bei Menemerus semilimbatus schwarzbraun gefärbt und besitzt an beiden Flanken je eine scharf abgesetzte und weiße Saumbinde. Das Zentrum des Prosomas verfügt über ein weißes nach vorn gerichtetes Dreieck und hinten ein daran anschließenden, undeutliches und helles Längsband. Die Beine der Art besitzen eine hellbraune Grundfärbung und sind mit hellen und dunklen Flecken geziert.[3]

Das Opisthosoma (Hinterleib) hinsichtlich seiner Farbgebung mit dern Beinen identisch.[3] Die Dorsalseite des Opisthosomas ist allerdings zusätzlich gelblich gefärbt und überdies mit mehreren hellen V-förmigen Zeichen versehen.[1]

Der Habitus von Menemerus semilimbatus scheint allerdings nach geographischer Lage zu variieren, so wurden bei Exemplaren, die auf der griechischen Dodekanes-Insel Kos gefunden wurden, eine deutlich dichtere Behaarung auf, die das Opisthosoma fast weiß erscheinen und die arttypische Musterung fast verschwinden lässt. Dieses Phänomen trat bei in anderen Gebieten des Mittelmeerraums gesammelten Individuen der Art bislang nicht auf. [5]

Sexualdimorphismus

Das Weibchen lässt sich vom Männchen durch das rötlichere Gesicht und die gänzlich weiß behaarten Pedipalpen unterscheiden.

Wie viele Spinnen weist auch Menemerus semilimbatus einen ausgeprägten Sexualdimorphismus (Unterschied der Geschlechter) auf, der hier allerdings überwiegend nur bei der Frontpartie des Prosomas erkennbar ist. Das Gesicht des Männchens besitzt eine dunklere Farbgebung als der Rest des Prosomas. Die Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) haben hier schneeweiß behaarte Patellae (Glieder) sowie Tibien (Beinschienen). Beim Weibchen ist das Gesicht rötlicher gefärbt und seine Pedipalpen sind anders als die des Männchens gänzlich mit weißen Haaren bedeckt.[3]

Aufbau der Geschlechtsorgane

Die Bulbi (männliche Geschlechtsorgane) weisen retrolaterale Tibiaapophysen (chitinisierte Fortsätze) an den Emboli (Übertragungsorgane) auf. Der Embolus eines einzelnen Bulbus ist eng mit dem ähnlich aussehenden Spermienleiter verbunden, sodass beide Strukturen zusammen ein pinzettenartiges Aussehen besitzen.[2] Überdies verfügt der Embolus auf der Ventralseite nahe der Tibiaapophyse über einen kleinen Stachel. An der Basis der Femora (Schenkel) der Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) ist beim Männchen ein Fortsatz vorhanden.[4]

Die ründliche[4] Epigyne (weibliches Geschlechtsorgan) hat eine Kerbe am hinteren Rand und zwei ovale Vertiefungen in der vorderen Hälfte, die zu den Kopulationsöffnungen führen, welche mit stark sklerotisierten (verhärteten) anteromedialen Hauben bedeckt sind.[2] Nahe der epigastrischen (nah am Verdauungstrakt gelegenen) Furche ist eine Tasche ausgebildet.[4]

Vorkommen

Männchen in der in der Provinz Cádiz gelegenen Gemeinde Jimena de la Frontera (autonome Gemeinschaft Andalusien im Süden Spaniens)

Menemerus semilimbatus ist auf den Kanarischen Inseln, in dem Mittelmeerraum (keine Nachweise aus Bosnien und Herzegowina, Albanien und Algerien), Teilen Osteuropas (nördlich bis Weißrussland und westlich bis nach Rumänien), der Türkei, Kaukasien (östlich bis Aserbaidschan) und dem Iran vor. Darüber hinaus wurde die Art in Argentinien, Chile und den Vereinigten Staaten eingeführt.[1] Die in der Ausbreitung begriffene Art ist vermutlich in der Zukunft auch in Mitteleuropa anzutreffen.[6]

Lebensräume

In freier Natur werden felsige Lebensräume wie diese im Landschaftsschutzgebiet Sierra de las Moreras in der im Südosten Spaniens gelegenen autonomischen Gemeinschaft Murcia von Menemerus semilimbatus bewohnt.

Menemerus semilimbatus bewohnt vorwiegend trockene, sonnige und felsige Habitate, darunter das Gestein ausgetrockneter Bachtäler. Die Art zeigt außerdem eine stark ausgeprägte Synanthropie (Bevorzugung menschlicher Siedlungen) und bewohnt gerne besonnte Hauswände oder auch das Innere von Gebäuden.[3] Menemerus semilimbatus kann überdies in Zitrushainen angetroffen werden.[1]

Bedrohung und Schutz

Menemerus semilimbatus ist etwa im Mittelmeergebiet gebietsweise häufig vertreten.[3] Auch durch die Anpassungsfähigkeit menschlicher Siedlungsbereiche, wo die Art sehr häufig vorkommen kann, sind Bestandsgefährdungen unwahrscheinlich.[6] Der allgemeine Bestand von Menemerus semilimbatuswird von der IUCN nicht gewertet.[7]

Lebensweise

Sich reinigendes Weibchen am Tag

Menemerus semilimbatus ist wie alle Springspinnen tagaktiv und besonders bei Sonnenschein aktiv, wo die Spinne dann in großer Geschwindigkeiten etwa auf Felsen und auf Mauern umherläuft.[3] Die Nacht verbringt sie wie alle Springspinnen in einem Gespinstsack.

Jagdverhalten und Beutefang

Menemerus semilimbatus lebt wie nahezu alle Spinnen räuberisch und das Jagdverhalten der Art entspricht überwiegend dem anderer Springspinnen, womit auch Menemerus semilimbatus keine Fangnetze herstellt, sondern freilaufend Beutetiere erlegt.[6][8] Allerdings verwendet die Art anders als andere viele andere Springspinnen je nach Beutetier unterschiedliche Strategien zum Beutefang ein.[8]

Jagdweise bei einfacher erlegbaren Beutetieren

Fokussierendes Weibchen. Ein ähnliches Verhalten ist auch bei der Jagdweise von Menemerus semilimbatus zu vermerken.

Wie alle Springspinnen nutzt auch Menemerus semilimbatus die gut entwickelten Augen zum optischen Wahrnehmen von Beutetieren, die auf eine Entfernung von bis zu einem Meter ausgemacht werden können. Ist ein Beutetier von der Spinne geortet worden, nährt sich die Spinne diesem anschließend in einer Gerade und mit abnehmender Geschwindigkeit, je näher die Spinne an das Beutetier gelangt. Wenige Zentimeter vom Beutetier entfernt verharrt die Spinne dann kurzzeitig und befestigt wie für Springspinnen üblich einen Sicherheitsfaden am Untergrund. Anschließend springt der Jäger das Beutetier direkt an und versetzt ihm mittels der Cheliceren (Kieferklauen) einen Giftbiss. Die dann bewegungsunfähige Beute wird von der Spinne dann verzehrt.[8]

Jagdweise bei Fliegen

Männchen mit erbeuteter Fliege

Bei der Jagd von Fliegen erweitert Menemerus semilimbatus dann diese Fangstrategie. So hört die Spinne bereits von einer weitaus größeren Entfernung auf, die Fliege zu verfolgen. Alle weiteren Prozesse hängen von der Position der Fliege gegenüber der Spinne ab. Ist die Fliege mit dem Abdomen (Hinterleib) zur Spinne gerichtet, vollführt diese den bereits oben erläuterten Sprungangriff (s. Abschnitt "Jagdweise bei einfacher erlegbaren Beutetieren"). Steht die Fliege hingegen frontal oder lateral der Spinne gegenüber, umkreist diese das anvisierte Beutetier, bis wieder dessen Abdomen das nächstgelegene Körpersegment zur Spinne ist. Ist dies erfolgt, versucht sich der Räuber dann der Fliege von hinten anzunähern. Ändert die Fliege jedoch ihre Position in eine für die Spinne ungünstige, bricht diese das Anschleichen ab, weicht von dieser zurück und beginnt erneut mit dem Umkreisen sowie den danach folgenden Schritten. Der Sprungangriff erfolgt, sobald die Fliege bei erfolgreicher Position in Reichweite erlangt.[8]

Beutespektrum

Weibchen mit erbeutetem Geschlechtstier einer Ameise

Bedingt durch die effektive Methode zum Fang von Beutetieren der Springspinnen weist auch Menemerus semilimbatus ein großflächiges Beutespektrum an anderen Gliederfüßern auf, allerdings fällt bedingt durch die bevorzugten felsigen sowie synantropisch geprägten Lebensräume der Art die Varität an möglichen Beutetieren eher gering aus, sodass vorzugsweise Fliegen und andere Spinnen die Hauptnahrung von Menemerus semilimbatus ausmachen. Die maximale Größe des Beutetieres kann maximal das anderthalbfache der Spinne betragen.[8]

Die von der Art erbeuteten Spinnen sind zumeist welche, die ebenfalls steinige Wände bevorzugen, darunter die Goldaugenspringspinne (Philaeus crycrops) und die Springspinnenart Salticus mutabilis. In Fangnetzen befindliche Spinnen, bzw. deren Netze werden von Menemerus semilimbatus gemieden. Allerdings können auch diese der Art zu Opfer fallen, sollten Sie sich nicht in ihren Fangnetzen befinden. Dazu zählen umherstreifende Jungtiere oder männliche Exemplare dieser Spinnen, die die Netze von weiblichen Tieren aufsuchen, darunter solche der Schwarzsteiß-Kugelspinne (Theridion melanurum) und von Filistata insidiatrix.[8]

Gelegentlich kommt es zu einem zusammentreffen von Ameisen der Gattung Crematogaster und Menemerus semilimbatus. Dabei werden Arbeiterinnen von der Spinne gemieden, allerdings wurde das Erbeuten von geflügelten Geschlechtstieren belegt. Bei Gelegenheit werden auch tote Gliederfüßer als Nahrung angenommen, sollten diese nicht bereits vertrocknet sein. Identifizierbare von Menemerus semilimbatus erbeutete Insekten gehörten den Ordnungen der Schmetterlinge, der Hautflügler, der Fransenflügler, der Eintagsfliegen sowie der Gruppe der Gleichflügler an. Ebenso zählen Springschwänze zum Beutespektrum der Art.[8]

Lebenszyklus

Die Ökologie von Menemerus semilimbatus ist bis heute kaum erforscht, was auch den Lebenszyklus der Art mitsamt Phänologie (Aktivitätszeit) und Fortpflanzung mit einbezieht.[8] Bekannt ist, dass ausgewachsene Exemplare in Europa im Frühjahr und im Sommer zu finden sind.[3]

Systematik

Die Art Menemerus semilimbatus erhielt bei ihrer Erstbeschreibung 1829 vom Autor Carl Wilhelm Hahn die Bezeichnung Attus semilimbatus. Von Eugène Simon wurde sie dann 1871 der Gattung Menemerus zugeordnet und erhielt ihre noch heute angewandte Bezeichnung M. semilimbatus.[9]

Galerie

Einzelnachweise

  1. a b c d Menemerus semilimbatus (Hahn, 1829) bei araneae - Spiders of Europe, abgerufen am 17. Juli 2020.
  2. a b c A. Taucare-Rios, G. B. Edwards: First records of the jumping spider Menemerus semilimbatus (Araneae:Salticidae) in Chile, Peckhamia 102.1, 2012, S. 1―3, abgerufen am 17. Juli 2020.
  3. a b c d e f g h Heiko Bellmann: Der Kosmos Spinnenführer. Über 400 Arten Europas. Kosmos Naturführer, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2. Auflage, 2016, S. 425, ISBN 978-3-440-14895-2.
  4. a b c d Wanda Weso Owska: A revision of the spider genus Menemerus in Africa(Araneae: Salticidae), Genus, Volumen 10 (2), 1999, S. 251-353, abgerufen am 17. Juli 2020.
  5. Michael Schäfer: Zur Springspinnenfauna (Araneae, Salticidae) der griechischen Dodekanes- Insel Kos, mit zwölf Erstnachweisen, Arachnologische Mitteilungen, Volumen 51, 2016, S. 73-79, abgerufen am 17. Juli 2020.
  6. a b c Menemerus semilimbatus (Hahn, 1829) bei Naturspaziergang, abgerufen am 17. Juli 2020.
  7. Menemerus semilimbatus (Hahn, 1829) bei Global Biodiversity Information Facility, abgerufen am 17. Juli 2020.
  8. a b c d e f g h D. V. Logunov & D. Penney: Natural prey of the jumping spider Menemerus semilimbatus (Hahn, 1827) (Araneae: Salticidae), with notes on its unusual predatory behaviour, European Arachnology 2003, S. 93-100, abgerufen am 17. Juli 2020.
  9. Menemerus semilimbatus (Hahn, 1829) im WSC World Spider Catalog, abgerufen am 17. Juli 2020.

Literatur

Commons: Menemerus semilimbatus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

[[Kategorie:Springspinnen]] [[Kategorie:Salticidae]]