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Vladimir Horowitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Datei:Welte-MignonHorowitz.JPG
Vladimir Horowitz 1926

Vladimir Horowitz (gebürtig Wladimir Samoilowitsch Gorowitz; russisch Владимир Самойлович Горовиц; ukrainisch: Володимир Самійлович Горовиць); * 1. Oktober 1903 (oder 1904) in Berditschew, Russland; † 5. November 1989 in New York) war ein US-amerikanischer Pianist ukrainischer Abstammung.

Leben

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt Horowitz mit sechs Jahren von seiner Mutter, einer ausgebildeten Pianistin. Noch während seiner Schulzeit studierte er am Konservatorium Kiew Klavier und Komposition bei Felix Blumenfeld.

Zitat: "Wir spielten im Unterricht nicht in erster Linie Klavier, sondern Musik. Dann spielten wir die Musik, wie sie bei verschiedenen Instrumenten erklingen würde. ‘Wie würde das ein Violinist spielen’ würde mein Lehrer dann fragen oder ‘Spiel es wie ein Flötist’. Was immer der Effekt sein sollte, ich musste selbst herausfinden, wie das ging. Mein Lehrer Blumenfeld gab mir den Rat: ‘Versuche nicht zu imitieren, aber denke an die Farbe.’ "

1925 verließ er die Sowjetunion auf Grund der dortigen schwierigen Lage. Horowitz musste in diesem ehemals hochkulturell entwickeltem Land vor kunstunsinnigen Parteigenossen und dem proletarischen Bauernvolk in Kinosälen und manchmal in Gasthöfen spielen. Häufig wurde er als bolschewistischer Propagandaträge missbraucht. Nach seinem Wegzug änderte er seinen Namen in Vladimir Horowitz. Er lebte zunächst in Deutschland, wo er im Januar 1926 sein öffentliches Debüt in Berlin gab. In Hamburg springt er für einen erkrankten Kollegen ein und hat einen sensationellen Erfolg. Ebenfalls im Januar 1926 spielt er bei der Freiburger Firma M. Welte & Söhne 12 Stücke für deren Reproduktionsklavier Welte-Mignon ein, darunter den von ihm selbst komponierten "Moment exotique (Danse excentrique)". Dies sind die ältesten von ihm überlieferten Aufnahmen.

Konzerte in London und Paris folgen. 1928 tritt Horowitz erstmals in der Carnegie Hall in New York auf, wo er einen großen Erfolg erringt. 1932 spielt er zum ersten Mal zusammen mit Arturo Toscanini in New York. 1933 heiratete er dessen Tochter Wanda. 1934 -1938 lebt er relativ zurückgezogen in Paris und nimmt nicht am Konzertleben teil. 1939 zieht er endgültig in die USA und erhält 1940 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Trotz einer gemeinsamen Tochter (die bei einem Unfall ums Leben kam) verstummten Gerüchte um seine Homosexualität aber nie. Außerdem war sein Leben immer wieder von künstlerischen Krisen bestimmt, aufgrund derer er jahrelang weder auftrat noch aufnahm. Auch das Leben mit Wanda gestaltete sich nicht immer einfach, da diese das gewaltige Temperament von ihrem Vater geerbt hatte.

Er war berühmt für sein einerseits virtuoses, gewaltiges und andererseits durchdachtes, vom blanken Artistentum freies Klavierspiel. Hauptschwerpunkt bildeten in seinem Repertoire vor allem die Interpretationen der Werke von Frédéric Chopin, Franz Liszt und Robert Schumann sowie der russischen Komponisten Sergei Rachmaninow und Alexander Skrjabin. Seine Einspielungen einiger Sonaten von Domenico Scarlatti haben Referenzstatus.

Beerdigt in Mailand, Cimitero_Monumentale.

Horowitz zählt zu den größten Pianisten des 20. Jahrhunderts und als letzter Romantiker (The Last Romantic).

Zitate: "Es gibt nur drei Sorten von Pianisten: Jüdische, Homosexuelle und schlechte."

"Klavierspiel besteht aus Vernunft, Herz und technischen Mitteln. Alles sollte gleichermaßen entwickelt sein. Ohne Vernunft sind Sie ein Fiasko, ohne Technik ein Amateur, ohne Herz eine Maschine."

Vladimir Horowitz ist zudem der "Wiederentdecker" von Clementi, den er als "Vater des modernen Klavierspiels" bezeichnete. Auch wenn seine Interpretationen von klassischen Werken z. B. Beethovens und Mozarts sehr von seinem Leben als "Letzter romantischer Komponist" zeugen, zeigen sie dennoch die enorme Gabe des Interpreten, mit den Tönen zu malen. Dies gelingt ihm besonders in solchen Miniaturen wie den Etincelles von Moszkowski.

Horowitz als Bearbeiter

Horowitz transskribierte viele Werke von Liszt, Mussorgski, Sousa, Bizet und andere für Klavier. Dabei verzichtete er nicht auf eigene "Zutaten" wie donnernde 16-Oktavpassagen und perlende Läufe. Besonders hervorzuheben sind die Bearbeitungen wie die Zweite Ungarische Rhapsodie von Franz Liszt und Star and Stripes For Ever von Sousa, die wie vierhändig gespielt klingen. Horowitz hat außerdem eine Carmenfantasie hinterlassen und die sehr umstrittene Transkription der Orchesterfassung Mussorgskis Bilder einer Ausstellung von Ravel für Klavier vorgenommen. Auch hier arbeitete er viel Eigenes mit ein.