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Lea Bondi

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Lea Bondi, eigentlich Leah Bondi, später Lea Jaray (12. Dezember 1880 in Mainz1969 in London) war eine österreichische Galeristin und Kunstsammlerin, die nach der Annexion Österreichs zur Emigration nach Großbritannien gezwungen war. Die Galerie Würthle, die sie führte, wurde zwangsarisiert. Auch im Exil war sie als Galeristin tätig. 1948 nahm sie die britische Staatsbürgerschaft an.

Bekanntheit erlangte sie postum als Eigentümerin des Gemäldes Wally von Egon Schiele, welches ihr nach Hitlers Machtübernahme abgepresst und nie zurückgegeben wurde. Das Gemälde wurde 29 Jahre nach ihrem Tod im Museum of Modern Art in New York, wo es als Leihgabe gezeigt wurde, beschlagnahmt und war danach mehr als zehn Jahre lang in Staatsgewahrsam als Subjekt von Rechtsstreitigkeiten zwischen ihren Erben und dem Sammler Rudolf Leopold. Nach dem Tod des Sammlers zahlte das Leopold Museum 19 Millionen US-Dollar und das Gemälde kehrte nach Wien zurück.

Leben und Werk

Lea Bondi entstammt einer kinderreichen jüdischen Kaufmannsfamilie aus Mainz, die in den frühen 1870er Jahren nach Wien übersiedelte.[1] Die Eltern waren Marcus Bondi (1831-1926), Seniorchef der Firma Jacob Neurath, und Bertha geb. Hirsch (1842-1912). Sie hatte 16 Geschwister, acht Brüder, acht Schwestern. Ihr Vater war ehrenamtlich in der Jüdischen Gemeinde der Leopoldstadt tätig und galt als Wohltäter.

Galeristin in Wien

Am 6. Juni 1919 wurde Lea Bondi als Prokuristin der Firma Würthle & Sohn Nachfolger, bekannt als Kunsthandlung Würthle bzw. später als Galerie Würthle, ins Wiener Handelsregister eingetragen.[2] Im Folgejahr wurde der Betriebsgegenstand erweitert und der Firmenname erhielt den Zusatz Verlag Neuer Graphik. Am 22. Juni 1920 erhielt die Einzelprokura auch Otto Nirenstein (1894–1978), später bekannt geworden als Otto Kallir. Ziel der Unternehmenserweiterung war die Herausgabe zeitgenössischer und moderner Originalgraphik aus Österreich. Es wurden unter anderem Werke von Faistauer, Itten, Jungnickel, Kubin und posthum von Schiele publiziert. Nirensteins Prokura wurde am 26. Mai 1922 gelöscht.[3] Bondi wurde offene Gesellschafterin des Unternehmens. 1926 schieden die Inhaber Leopoldine und Ulf Seidl (1881-1960) aus, per 13. August 1926 wurde Bondi Alleininhaberin der Kunsthandlung. Laut Datenbank Jüdische Sammler und Kunsthändler soll der Fabrikant und Sammler Otto Brill (1881–1954) Teilhaber gewesen sein.[4]

führte sie die zu einem [...]


Lea Bondi handelte nicht nur mit Kunstwerken, sie sammelte auch privat. Beispielsweise erwarb sie Mitte der 1920er Jahren das Gemälde Walburga Neuzil, genannt Wally, von Egon Schiele. Sie wurde mehrfach porträtiert, unter anderem 1927 von Christian Schad in Öl auf Holz.[5] Sie heiratete den aus Temešvár stammenden Bildhauer Alexander Sándor Járay (1870–1943), ihren langjährigen Gefährten, nachdem dessen erste Frau im Jahr 1936 gestorben war.[6] Nach ihrer Verehelichung trug sie den Namen Lea Jaray. Nur in Publikationen nach ihrem Tod wird sie als Lea Bondi-Jaray bezeichnet.[2]

Arisierung, Raub, Emigration

Bildnis Walburga Neuzil, genannt Wally, von Egon Schiele, 1912

Kurz vor ihrer Flucht besuchte sie der Salzburger Kunsthändler Friedrich Welz zu Hause und drängte sie zum Verkauf der Wally. Er presste es ihr regelrecht ab

Schicksal der Familienmitglieder

Vier Schwestern und ein Bruder wurden im Rahmen der Shoah ermordet, Rosa Gradenwitz und Helene Hausdorff in Auschwitz,[7][8] die unverheirateten Zwillingsschwestern Hilda und Hinda Bondi in Izbica und Siegmund Bondi in den letzten Tagen des Regimes 1945 im KZ Bergen-Belsen.[9][10] Auch ein Schwager und eine Schwägerin, Rabbi Hirsch Zvi Gradenwitz und Ernestine Esther Bondi geb. Mosbacher, sowie zahlreiche Nichten und Neffen wurden vom NS-Regime ermordet.[11]

Zumindest drei Brüder konnten rechtzeitig flüchten, Joseph nach New York, Hugo Naftali nach Palästina und Samuel Bondi, ein Internist, an einen unbekannten Ort.[12] Lea Jaray war kinderlos, hatte aber einen Stiefsohn, Stephan Jaray, geboren 1906. Auch er konnte das NS-Regime überleben, er starb 1966 in Sydney.

Galeristin in London

1939 flüchtete sie nach London. Sie konnte nur mitnehmen, was sie tragen konnte, darunter eine Reihe von Zeichnungen, sicherlich auch einige Blätter von Egon Schiele. Sie wohnte in Hampstead und handelte mit Arbeiten emigrierter Österreicher. Am 5. Juli 1943 starb ihr Ehemann in London. Im selben Jahr übernahm sie gemeinsam mit Otto Brill, dem ebenfalls die Flucht nach London gelungen war, die St. George’s Gallery in der Grosvenor Street 81 in Mayfair. Vorbesitzer war Arthur Rowland Howell (1881-1956), der dort Werke zeitgenössischer englische Künstler, wie Frances Hodgkins oder David Jones, verkauft hatte. Neben Graphiken gab es dort neue und gebrauchte Bücher zu kaufen, zu allen Bereichen der Kunst, des Theaters, der Musik. Die Galerie wurde rasch eine Anlaufstelle für deutschsprachige Emigranten und gab einigen von ihnen Arbeit, beispielsweise Erica Brausen und Harry Fischer, die später beide namhafte Galerien in London gründeten. Lea Jaray präsentierte zeitgenössische Künstler verschiedener Stilrichtungen, darunter Massimo Campigli, Lucian Freud, Alberto Giacometti, Oskar Kokoschka, André Masson, Ceri Richards und andere. Sie zeigte als eine der ersten in London expressionistische Werke, ein Bereich, in dem sie hohe Sachkenntnis hatte. 1947 wurde die Galerie vom British Council gefördert, für Ausstellungen britischer und französischer Künstler der neuen Generation. Im April 1948 wurde Lea Jaray britische Staatsbürgerin.[13] 1950 zeigte sie in ihrer Galerie Contemporary Austrian Painters, in Kooperation mit der Albertina und dem für Kultur zuständigen Bundesministerium für Unterricht.[2] Danach wurde die Galerie wegen mangelnder Rentabilität geschlossen. Agatha Sadler, die jüngere Tochter Otto Brills, die das Buchsortiment betreut hatte, sicherte sich den Namen und konnte nach langer Aufbauarbeit an verschiedenen Adressen ein später berühmtes Buchantiquariat aufbauen, St. George’s Gallery Books Ltd.[14]

Vergebliche Restitutionsbemühungen

I MET MS. JARAY IN LONDON IN 1953. SHE SOLD ME A FEW SCHIELE PIECES AND EXPLAINED THAT SHE WOULD LIKE TO TALK TO ME ABOUT A PICTURE SHE HAD ONCE OWNED.[1]

He says NOT I COULD THINK THAT, BECAUES I WAS SEEING THESE FILES FOR THE FIRST TIME, AND HERE IT IS LISTED AS 'PORTRAIT OF A WOMAN.'

The female Interviewer says BUT YOU KNEW, HOWEVER, THAT IT WAS THE WALLY.

Rudolf says YES. I WAS ALWAYS TOLD THAT THE AUSTRIAN GALLERY ACQUIRED THESE 3 PICTURES FROM DR. ROBERT RIEGER.

AND SUDDENLY MRS. JARAY ASKED ME, DO YOU KNOW WHERE MY 'PORTRAIT OF WALLY' IS? AND I REPLIED, 'IT IS THE PROPERTY OF THE AUSTRIAN GALLERY.'


Rudolf continues AND SHE RESPONDED, 'BUT IT IS MINE. PLEASE GO TO THE GALLERY, GET THE PAINTING, AND THEN SHIP IT TO ME.' Michael B. Mukasey

Als sie 194? die Galerie wieder übernahm, fragte sie Welz, wo sich ihre Wally befände. Welz berichtete, dass das Gemälde gemeinsam mit anderen Kunstwerken konfisziert worden sei und sich in den Sammlungen des Belvederes befinde. Da Bondi-Jaray zurück nach London musste, konnte sie sich nicht weiter um die Angelegenheit kümmern. 1953 wurde sie in London vom Arzt und Sammler Rudolf Leopold besucht, mit dem sie auch über das Bild der Wally sprach. Sie hielt ihn für eine anständige Person und ersuchte ihn, sich um die Rückgabe zu bemühen. Das nächste, was sie vom Bild hörte, war, dass es sich im Besitz von Dr. Leopold befand.[15]

Im August 1966 ersuchte sie Otto Kallir, Schiele-Experte und Galerist in Manhattan, auch er ein Emigrant aus Wien, um Hilfe. Sie bemühte sich damals, 21 Jahre nach dem Untergang des NS-Regimes, immer noch um die Rückgabe der Wally von Schiele. In dem Brief, geschrieben auf deutsch, rekapituliert sie, wie ihr das Bild von Welz abgepresst worden war:

„“

In ihrer Londoner Galerie präsentierte sie internationale Künstler, „Known and Unknown“, wie der Titel einer Gemeinschaftsausstellung lautete, in welcher Lucian Freud vertreten war. Der Künstler zollte ihr hohes Lob: „She really loved art.“[16]

Restitutionsbemühungen nach ihrem Tode

Die Wally kam nicht mehr in den Besitz der Familie zurück. Das Gemälde wurde im Jahr ....

Literatur

  • Gabriele Anderl, Alexandra Caruso: NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen, StudienVerlag 2016, ISBN 3706558181
  • Bruce L. Hay: Nazi-Looted Art and the Law, The American Cases, Springer 2017, ISBN 978-3-319-64967-2

Einzelnachweis

  1. Emanuel Rice: Freud and Moses, The Long Journey Home, State University of New York Press 1990, Seiten 208 und 238
  2. a b c pdf-File [Schiele_MOA.pdf DOSSIER zu Egon Schiele „Moa“, 1911, Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr. 2310], hg. vom Museum Leopold und vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich, abgerufen am 26. Januar 2020
  3. Stefania Domanova, Georg Hupfer: „Arisierung“ am Beispiel der Firmen Halm & Goldmann und Verlag Neuer Graphik (Würthle & Sohn Nachf.), abgerufen am 26. Januar 2020
  4. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste: Brill, Otto, in der Datenbank Jüdische Sammler und Kunsthändler (Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und Enteignung), abgerufen am 19. Januar 2020
  5. Dieses Gemälde befindet sich seit 1965 in der Sammlung des Museum Moderner Kunst (mumok) in Wien. Siehe dessen Website: Lea Bondi, mit einer Reproduktion des Gemäldes, abgerufen am 19. Januar 2020
  6. The Jeitteles-Jaray-Family: Exodus, abgerufen am 19. Januar 2020. Alexander Sándor Járay wird auch häufig Sándor Járay Jr. bezeichnet, in Abgrenzung zu seinem Onkel Sándor Járay, einem Möbelfabrikanten und Innenausstatter, der ebenfalls in Temešvár geboren wurde. Auf vielen Versteigerungsplattformen im Internet werden die Lebensdaten von Alexander Sándor Járay fälschlich mit 1870-1916 angegeben.
  7. Yad Vashem: Rosa Gradenwitz, abgerufen am 30. Januar 2020
  8. Yad Vashem: Helene Hausdorff, abgerufen am 30. Januar 2020
  9. Yad Vashem: Hilde Fanny Bondi, abgerufen am 30. Januar 2020
  10. Yad Vashem: Siegmund Bondi, abgerufen am 30. Januar 2020
  11. Joods Monument: Hirsch Gradenwitz, abgerufen am 30. Januar 2020 (niederländisch; mit Fotos).
  12. Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Samuel Bondi, abgerufen am 26. Januar 2020
  13. National Archives: Naturalisation Certificate: Lea Jaray. From Austria. Resident in London., 9. April 1948
  14. ST. GEORGE’S GALLERY, in: Brave New Vision, The émigrés who transformed the British art world, abgerufen am 2. Februar 2020
  15. New York Times: THE ZEALOUS COLLECTOR; A special report; A Singular Passion For Amassing Art, One Way or Another, Artikel von Judith H. Dobrzynski, 24. Dezember 1997
  16. William Feaver: The Lives of Lucian Freud, The Restless Years, 1922-1968, Knopf Doubleday 2019, Seite 254


Kategorie:Galerist Kategorie:Kunstsammler Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus Kategorie:NS-Opfer Kategorie:Deutscher Kategorie:Österreicher Kategorie:Brite Kategorie:Geboren 1880 Kategorie:Gestorben im 20. Jahrhundert Kategorie:Frau

Galerie Würthle

Die Galerie Würthle wurde 186? in Salzburg begründet und befand sich bis 1916 oder 1919 im Besitz der Familie. Ursprünglich Verlag, Stiche, Fotografien, Niederlassungen in London und Wien, Weihburggasse 9, gegründet 1865? (laut Czeitsche)Die Galerie Würthle förderte stets zeitgenössische Kunst, gab ztw. graphische Editionen heraus. dann traten Gesellschafter ein (später mehrfacher Besitzerwechsel).

Künstler der Galerie

Künstlervereinigung Der Wassermann, Kunstsalon, Kunsthandlung Der Fels (Künstlergruppe)

Welz: Rudolf Szyszkowitz (Maler) Helene Funke

Langfassung Wally