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Methamphetamin

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N-Methylamphetamin, meistens Methamphetamin genannt, ist ein synthetisches Stimulans auf Amphetaminbasis.

Methamphetamin wurde erstmals 1938 in den deutschen Temmler-Werken, die auch heute noch pharmazeutische Auftragsarbeiten verrichten, entwickelt, und als Präparat unter dem Markennamen Pervitin auf den Markt gebracht. Während des 2. Weltkriegs wurde es als Wachhaltemittel innerhalb der Deutschen Wehrmacht zur Leistungssteigerung eingesetzt.

Es erzeugt Euphorie und verringert das Schlafbedürfnis. Das Suchtpotenzial ist sehr hoch, besonders bei den Konsumformen Rauchen und Injektion. Methamphetamin-Hydrochlorid ist eine weiße, kristalline Substanz, die als illegale Droge unter den Straßenbezeichnungen Meth, Glass, Ice, Hitler-Speed, Crystal, Piko, tik u. a. vertrieben wird. In Südostasien wird die Substanz in Tablettenform unter dem Namen Yaba (thailändisch für verrückte Medizin) gehandelt.

Folgen längerfristigen Konsums

Mögliche psychische Folgen

Mögliche körperliche Folgen

  • Gewichtsverlust
  • Steigerung der Körpertemperatur
  • Eiternde Geschwüre
  • Verlust von Zahnschmelz wegen Kalziummangel und infolgedessen Verlust von Zähnen
  • Abnahme der Knochenbelastbarkeit
  • Nierenschäden
  • Ablösen der Nasenschleimhaut
  • Haarausfall/Vorzeitige Haarergrauung
  • Blutverdickung bei gleichzeitiger Blutdrucksteigerung
  • Schlaganfälle und Herzstillstand bei Konsumenten mit Herzproblemen
  • Unregelmäßigkeiten der Menstruation bis zum Aussetzen derselben
  • Magendurchbruch mit möglicherweise tödlichen Folgen
  • extreme, dauerhafte Akne ("Speed-Akne")
  • Bei ungeborenen Kindern kann der Konsum der Mutter Missbildungen des Ungeborenen wie z. B. Lippenspalte, Herz-, Wirbelsäulen- und Rückenmarkmissbildung hervorrufen.
  • Potenzstörungen
  • Autoaggressionen

Konsumformen

Konsumiert wird Methamphetamin meist nasal, also geschnieft. Anders als beim Amphetamin (Speed, Pep) liegt der Siedepunkt des szenetypischen Salzes (Methamphetamin-HCl) recht niedrig, daher kann es in einer „Icepipe“ geraucht werden, während Amphetaminsulfat sich beim Erhitzen zersetzen würde, bevor es verdampft. Geraucht gelangt das Methamphetamin schneller in den Blutkreislauf, was einen stärkeren „Kick“ hervorruft. Die Wirkdauer ist kürzer als beim Schniefen, das Suchtpotenzial durch den Kick allerdings höher. Methamphetamin kann auch oral konsumiert, also geschluckt werden, die Wirkung tritt dann eher sanft ein, hält aber sehr lange an. Eine weitere Konsumform ist die Injektion, die natürlich besondere Risiken im Hinblick auf die meist fehlende Hygiene sowie eventuell verunreinigten Stoff birgt.

Bei hohen Dosen kann die Wirkung von Methamphetamin bei jeder Konsumform weit über 24 Stunden andauern, was durch die Unmöglichkeit zu schlafen vor allem gegen Ende sehr unangenehm sein kann. Auf die Phase des Rauschs folgt ein von Lethargie und Depression geprägter Kater.

Ice = Methamphetaminbase?

Einer sich recht hartnäckig haltenden Legende nach handelt es sich bei rauchbarem Methamphetamin um die Base, wie es beim Kokain der Fall ist. Metamphetaminbase ist allerdings eine ölige Flüssigkeit, kristallin sind nur seine Salze. Geraucht wird also die gleiche Substanz, die auch geschnieft oder geschluckt wird, nämlich Methamphetamin-HCl. Wenn man allerdings hierbei von „rauchen“ spricht, so ist eigentlich verdampfen gemeint.

Damit man den Stoff „rauchen“ kann, muss er aber eine gewisse Reinheit aufweisen, sonst verbrennen die Streckmittel und verhindern ein sauberes Verdampfen. Als Ice (oder Crystal) wird also eine sehr reine Form des Methamphetamin-HCl bezeichnet, die durch die klaren Kristalle eine Ähnlichkeit mit Eis (engl. ice) aufweist. Zusätzliche Konfusion bringt die oft unklare Benennung im Drogenjargon: unter Ice wird nämlich teilweise auch 4-Methylaminorex verstanden, eine eher wenig verbreitete Droge, die – wie Methamphetamin auch – stimulierend und euphorisierend wirkt, chemisch aber nur geringe Verwandtschaft dazu aufweist.

Herstellung

Die Herstellung erfolgt durch

Erstgenannter Herstellungweg ist heute am verbreitetsten. Das Ephedrin wird entweder aus rezeptfrei erhältlichen Schnupfenmitteln extrahiert oder stammt oft vom osteuropäischen Schwarzmarkt. In der Vergangenheit erfolgte die Synthese oft auf zweitgenanntem Herstellungweg aus Phenylaceton, wobei vor allem die Rockergruppe Hells Angels in den 1960ern große Mengen Methamphetamin auf diese Weise produzierte. Heute unterliegt Phenylaceton strenger Überwachung (z. B. in Deutschland dem Grundstoffüberwachungsgesetz) und kann deshalb nur schwer beschafft oder selbstständig synthetisiert werden, weshalb dieser Syntheseweg eher selten geworden ist.

Rechtsstatus

In Deutschland ist Methamphetamin laut BtMG, Anlage 2[1], nicht verschreibungsfähig, der Besitz ist strafbar. In den USA ist es gelistet in Schedule 2.

Seit dem 1. Februar 1998 lautet die amtliche Schreibweise im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und in der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) der Bundesrepublik Deutschland Metamfetamin. Sie wurde mit der Zehnten Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften (10. BtMÄndV) (BGBl. I S. 74) an die WHO-Nomenklatur angepasst.[2]

Siehe auch

Quellen

  1. Betäubungsmittelgesetz, Anlage 2
  2. 10. BtMÄndV Art. 1 Nr. 1 Buchst. b; Art. 1 Nr. 3; Art. 3

Literatur

  • Paul Dempsey, David S. Segal, Arthur K. Cho: Amphetamine & Its Analogs: Psychopharmacology, Toxicology, & Abuse, Academic Press 1994, 503 Seiten, ISBN 0-12-173375-0
  • Werner Pieper: Nazis on Speed – Drogen im 3. Reich, Grüne Kraft 2002, 349 Seiten, ISBN 3-930442-53-1
  • Cousto, Hans: DrogenMischKonsum – Das Wichtigste in Kürze zu den gängigsten (Party-)Drogen, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2003, ISBN 3-03788-119-4
  • Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal – A chemical Love Story, Transform Press 1991, 978 Seiten, ISBN 0963009605