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Maschsee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bild
Der Maschsee in Hannover
Daten
Name: Maschsee
Lage: Hannover
Fläche 780.000 m²
Länge 2.400m
Breite 180 m - 530 m
Volumen 1,6 Mio m³
mittlere Tiefe: ca. 2 m
Wasserversorgung:

Pumpwerk an den Ricklinger
Kiesteichen 3 Pumpen
mit einer Leistung von
zusammen 1000 l/s. Im
Jahr müssen - je nach
Witterungsverlauf
- 1 bis 2 Mio. m³ ergänzt
werden. Vom November bis
Februar wird nicht gepumpt,
während dieser Zeit sinkt
der Wasserspiegel um i.M.
45 cm ab.

Wasserverluste:

durch Verdunstung
und Versickerung
bis maximal 1,3 cm
pro Tag. Das entspricht
einer Wassermenge von
10.000 m³ pro Tag.

Höhe über NN:

53,20 m (Maschsee),
51,80 m (Leine)

Größere Städte am Ufer: Hannover
Besonderheiten: künstlich erschaffen

Der Maschsee ist ein 2,4 km langer und 180 bis 530 Meter breiter, künstlich geschaffener See in Hannover (Spitzname das blaue Auge von Hannover). Er ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und das größte Gewässer in der Landeshauptstadt von Niedersachsen, das zahlreiche Wassersportarten ermöglicht.

Der Name des Sees leitet von sich von der sogenannten "Leinemasch" oder einfach "Masch" ab. Dies ist die Landschaftsbezeichnung für das Gebiet, in dem der See angelegt wurde. Es ist ein tiefer gelegenes Überschwemmungsgebiet, in dem die Leine fließt.

Entstehung

Wasserbautechnische Gründe

Der Plan, im breiten Flusstal der Leine nahe Hannover, einen See zu schaffen, wurde schon im 19. Jahrhundert erwogen. Dies bot sich an im Zusammenhang mit der notwendig gewordenen Eindeichung von Leine und Ihme, die nach der Schneeschmelze im Harz regelmäßig zu Frühjahrs-Überschwemmungen in der Stadt führten. Das Entscheidende des Seeprojektes war dessen Verbindung mit der Leine- und Ihme-Regulierung. Dadurch ließ sich die Hochwassergefahr reduzieren und das Leinetal besser nutzen. Ursprünglich war an zwei Seebecken gedacht worden. In den 1930er Jahren gab es drei Gründe zur Schaffung eines künstlichen Sees in der Leinemasch:

  • Eindämmung des Hochwasserbettes der Ihme
  • Schaffung eines stadtnahen Naherholungsgebietes mit Möglichkeiten für Wassersportler
  • Beseitigung der hohen Arbeitslosigkeit (1932: 58.000 Hannoveraner) durch öffentliches Arbeitsbeschaffungsprogramm

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme

In den 1930er Jahren zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise verfügte die Stadt Hannover nicht über ausreichende Finanzmittel zur Umsetzung des Maschseeprojektes. Der See war bereits 10 Jahre zuvor konkret geplant geworden. Für die NSDAP kam das Seeprojekt wie gerufen, um die Arbeitslosenzahlen zu reduzieren. Sie hatte es sich sprichwörtlich auf die Fahnen geschrieben und machte es u.a. bei Aufmärschen zum Thema ihrer Propaganda. Am 28. November 1933 stand es auf der Tagesordnung einer Stadtratssitzung. Am 21. März 1934 erfolgte in der Leinemasch der erste Spatenstich für den Maschsee. Trotz der ungeklärten Finanzierung fanden viele Menschen Arbeit am See. Getrieben von der bitteren Not nahmen sie schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Löhne in Kauf, die nicht viel höher als ihre Arbeitslosen-Unterstützungssätze lagen. Die Arbeiter mussten ihr eigenes Werkzeug mitbringen. Zum Bau wurden an technischem Gerät 14 Lokomotiven mit 365 Kipploren auf ca. 15 km Gleisanlagen sowie Bagger und 5 Raupen eingesetzt. Anfänglich waren 100 Arbeiter, zum Schluss 1.650 Arbeiter beteiligt. Sie hoben 780.000 m³ Boden für das Seebecken aus. Die Erde wurde als Untergrund des Niedersachsenstadions verwendet.

Im Frühjahr 1935 war das Maschseeprojekt vollendet. Die Einweihung fand am Himmelfahrtstag 1936 statt. Hunderttausende von Hannoveranern und Gästen verfolgten rund um den See ein buntes Programm. Die Veranstaltung begann mit einem zeittypischen Massenaufmarsch der NSDAP. Außerdem waren 6.000 Sportler an einem Sternmarsch sowie Abordnungen von Behörden und der Wehrmacht beteiligt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der See mit Planen abgedeckt, um den Piloten alliierter Bomber die Orientierung zu erschweren.

Freizeitbetrieb

Sonntags-Spaziergänger am zugefrorenen See

Auf dem See findet im Sommer Fahrgastschifffahrt statt, am Ufer befindet sich Gastronomie. Rund um den Maschsee sind auch diverse Vereine für Wassersportarten (vor allem Rudern und Segeln) beheimatet. Im Verlauf des Jahres finden auf dem Gewässer diverse Wettbewerbe statt, allen voran das alljährliche Europäische Drachenbootrennen. Im Süden des Sees befindet sich das Strandbad Maschsee. Dieses soll (2006) durch einen privaten Investor (Strandbad Maschsee GmbH) vom städtischen Bad zu einem aufwändigen kommerziellen Wellness-Park umgebaut werden. Dieses Projekt gerät aber z.Z. ins Stocken.

Nordufer, Maschseefest 2004

Seit Mai 2003 ist der Radweg rund um den Maschsee offiziell für Inline-Skating freigegeben. Des weiteren ist die Runde um den Maschsee mit einer Länge von etwa 6,6 km eine bei Sportlern beliebte Laufstrecke, die bei fast jedem Wetter zu bewältigen ist. Dabei wird immer wieder über die genaue Länge einer Maschseeumrundung spekuliert. Die kürzeste Strecke liegt im Vergleich zum Radweg bei nur ca. 6 km. Aber auch für nicht sportlich ambitionierte Menschen ist der in unmittelbarer Zentrumsnähe gelegene Maschsee ein willkommenes Naherholungsgebiet.

Einmal im Jahr im Sommer findet rund um den See das mehrwöchige Maschseefest statt, dass inzwischen jährlich ca. 2 Millionen Besucher hat. Geboten werden dabei Kleinkunst, Gastronomie, Musikdarbietungen sowie Feuerwerke.

Sonstiges

Blick über den See auf das Neue Rathaus und die Norddeutsche Landesbank

In unmittelbarer Nähe des Maschsees befinden sich der Maschpark mit dem Neuen Rathaus, das Sprengel Museum, die Landesfunkhäuser von NDR und ZDF, die AWD-Arena (ehemals Niedersachsenstadion), das Stadionbad (Hannovers größtes und modernstes Hallenbad),

Eine Aufsehen erregende Installation des spanischen Künstlers Santiago Sierra in der Kestnergesellschaft erinnerte 2005 an die Entstehung des Sees durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, indem er einen begehbaren Raum mit Schlamm füllte.

Siehe auch

Literatur

  • Der Maschsee in Hannover. Seine Entstehung und Geschichte. Hrsg. von Waldemar R. Röhrbein. Hannover: Schlüter 1986
  • Fisch, Fabian: Rund um den Maschsee, Hannover: Fackelträger 1998
  • Der Maschsee. Text: Henrike Schwarz, Hannover: Grünflächenamt 2000

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