Kraniche
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Gruidae | ||||||||||
Unterfamilien | ||||||||||
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Die Kraniche (Gruidae) sind eine Vogelfamilie aus der Ordnung der Kranichvögel (Gruiformes). Die 15 Arten dieser Vorlage:Familia sind auf fünf Kontinenten vertreten. Der in Mittel- und Nordeuropa heimische Vertreter dieser Ordnung ist der Graue Kranich.
Namensherkunft
Die deutsche Bezeichnung „Kranich“ ist ebenso wie die älteren Bezeichnungen „Kran“, „Kranch“ oder „Krye“ eine lautmalerische Umschreibung des lauten und rauen Trompetentons, der für den europäischen Kranich typisch ist.
Aussehen
Kraniche sind große, langbeinige und langhälsige Vögel. Anders als die ähnlich aussehenden, aber nicht näher verwandten Reiher (Ardeidae) fliegen Kraniche mit ausgestrecktem Hals. Sie unterscheiden sich von Reihern auch durch ihren kürzeren Schnabel und sind mit 130 cm größer.
Verhalten und Lebensweise

Die meisten Kraniche haben ein kompliziertes und lautstarkes Balzverhalten, das auch als Kranichtanz bezeichnet wird. Kraniche werden zumeist 12-13 Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu sechsmal so alt. In der Regel besteht die Brut aus zwei Eiern im knietiefen Seichtwasser oder Moor. Kraniche sind von wenigen Ausnahmen abgesehen Bodenbrüter und nisten nicht in Kolonien, sondern abgeschieden von ihren Artgenossen. Zumeist während der Aufzuchtzeit haben Kraniche eine Großmauser, sie erneuern ihr komplettes Gefieder. Die Brut dauert etwa 4-6 Wochen, die Aufzuchtzeit bis zu 18 Wochen.
Kraniche sind opportunistische Fresser; sie ändern ihre Ernährungsweise mit den saisonalen Gegebenheiten. So fressen sie kleine Nagetiere, Fische und Amphibien, stellen sich aber auf Getreide und Beeren während des Spätsommers und Herbstes um.
Während einige Kranicharten Zugvögel sind, die lange Strecken überwinden müssen, sind Kranicharten in wärmeren Klimazonen Standvögel. Der Kranichzug zum Beispiel des Grauen Kranichs ist eines der spektakulärsten und auffälligsten Schauspiele, die die Vogelwelt zu bieten hat.
Vorkommen

Vertreter der Kraniche lassen sich auf allen Kontinenten der Erde außer in der Antarktis und Südamerika finden. In Südamerika füllen diese Lücke die Rallenkraniche, die nicht zu den echten Kranichen gehören, sondern eine eigene Unterordnung bilden.
Schutz der Kraniche
Kraniche sind gesellige Tiere, die große Gruppen bilden, sofern ihre Anzahl ausreichend ist. Allerdings sind die Populationszahlen überall rückläufig. Das Schicksal des nordamerikanischen Schreikranichs hatte eine der ersten Gesetzgebungen zur Folge, die vom Aussterben bedrohte Arten schützen sollten. Elf von fünfzehn Arten wurden bereits 1977 von der IUCN als „bedroht“ kategorisiert. Mittlerweile ist das Bewusstsein für den Schutz der Vögel auch in der Politik angekommen, Bauern dulden die Kraniche, da die Schläge (Saatfraß) nur geringen Schaden anrichten. Natureingriffe wie in der Extremadura in Spanien, wo die für die Kraniche seit Jahrhunderten Schutz und Nahrung bietenden Eichenbestände abgeholzt wurden, werden zumindest in Europa seltener und Kranichschützer haben frühere, verwaiste Rast- und Überwinterungsplätze renaturiert beziehungsweise verfeuchtet.
Zu den Organisationen, die sich besonders dem Schutz des Kranichs gewidmet haben, zählt die International Crane Foundation, die in den USA ansässig ist, sowie die europäische European Crane Working Group.
Mensch und Kranich
Mythen und Sagen
Die Schönheit der Kraniche und ihre spektakulären Balztänze haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert. Mythen, die den Kranich zum Inhalt haben, lassen sich sowohl im Raum der Ägäis, auf der arabischen Halbinsel, in Japan und China sowie unter den indigenen Völkern Nordamerikas finden. Auf Hokkaido führen die Frauen der Ainu ebenso einen Kranichtanz auf, wie in Korea im Hof des Tongdosa-Tempels seit der Silla-Dynastie (646 n. Chr.) ein Kranichtanz aufgeführt wird.
In den altägyptischen Hieroglyphen symbolisiert die Figur des Kranichs den Buchstaben „B“. Das französische Wort für „Stammbaum“ (pedigree) stammt vom altfranzösischen „pie de grue“ (Fuß des Kranichs) ab, da die Abstammungslinien den Zehen am Fuß des Kranichs glichen. Die Azteken waren ein Volk aus der Region Aztlan, was „nahe den Kranichen“ bedeutete.
Im alten Kaiserreich China war der Kranich Sinnbild für ein langes Leben und Weisheit. Zudem galt er in der chinesischen Mythologie als „Himmelskranich“ oder „Seligenkranich“, da man glaubte, dass sich taoistische Priester nach ihrem Tod in einen gefiederten Kranich verwandelten oder dass die Seelen der Verstorbenen auf dem Rücken von Kranichen zum Himmel getragen würden.

In Griechenland lasen die Auguren, die Priester, aus den Flugformationen der Kraniche, und die Vögel galten als Symbol der Wachsamkeit und Klugheit.
In Japan ist der Kranich ein Symbol der Langlebigkeit. Nach alter japanischer Legende bekommt derjenige, der 1000 Origami-Kraniche faltet, von den Göttern einen Wunsch erfüllt. Seit dem Tode des Atombombenopfers Sadako Sasaki, die mit dem Falten von Origami-Kranichen gegen ihre durch die Strahlung verursachte Leukämie-Erkrankung ankämpfte, sind Origami-Kraniche auch Symbol der Friedensbewegung und des Widerstandes gegen Atomwaffen.
Kraniche als Jagdbeute
Aufgrund von Felszeichnungen, die man in spanischen Höhlen sowie in Schweden gefunden hat, und aufgrund der Funde von Kranichknochen in jungsteinzeitlichen Siedlungen weiß man, dass Kraniche schon in vorgeschichtlicher Zeit gejagt wurden.
Zu den Jagdformen im Mittelalter gehörte es, dass man Netze aufspannte und die Kraniche hineinscheuchte. Kraniche galten dabei als edle Jagdbeute. Kranichbraten war ein Prunkstück auf fürstlichen Tafeln - obwohl man dem Fleisch nachsagte, stark von Sehnen durchzogen zu sein.
Kraniche als Ziergeflügel
Kraniche wurden sowohl in China als auch in Indien und im Alten Ägypten als Ziergeflügel gehalten. Aufgrund von Wandmalereien in Gräbern weiß man, dass vor mehr als vier Jahrtausenden Kraniche in halbzahmen Herden als Opfertiere gehalten und gemästet wurden.
Kraniche in der Literatur
Eine Reihe von Bauernregeln nehmen Bezug auf den Zug der Kraniche, der in Beziehung zu Aussaat und Ernte gesetzt werden. So findet sich bereits beim griechischen Schriftsteller Hesiod der Hinweis:
- Merke du auf, sobald du des Kranichs Stimme vernommen,
- Der alljährlich den Ruf von der Höh' aus den Wolken dir sendet;
- Bringt er die Mahnung doch zum Säen, verkündet des Winters Schauer...
Auch Homer erwähnt in der Ilias den Kranich; Aristoteles bezeichnet ihn als den Vogel, der aus den skytischen Ebenen in die oberhalb Ägyptens liegenden Sümpfe ziehe. Auch der altisraelitische Prophet Jeremia erwähnt in der Bibel diesen Vogel.
Friedrich Schiller griff in seinen Balladen mehrfach Themen aus antiken Sagen und Geschichten auf. Die Geschichte der Kraniche, deren Erscheinen die Mörder des Dichters Ibykus verraten, inspirierte ihn zu der berühmten Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ (online bei Projekt Gutenberg-DE).
Gattungen und Arten


Unterfamilie Kronenkraniche (Balearicinae)
- Kronenkraniche (Balearica)
- Südafrika-Kronenkranich (B. regulorum)
- Kronenkranich (B. pavonina)
Unterfamilie Echte Kraniche (Gruinae)
- (Bugeranus)
- Klunkerkranich (B. carunculatus)
- (Anthropoides)
- Jungfernkranich (A. virgo)
- Paradieskranich (A. paradisea)
- (Grus)
- Nonnenkranich (G. leucogeranus)
- Weißnackenkranich (G. vipio)
- Brolgakranich (G. rubicundus)
- Saruskranich (G. antigone)
- Kanadakranich (G. canadensis)
- Schwarzhalskranich (G. nigricollis)
- Mandschurenkranich (G. japonensis)
- Kranich (G. grus)
- Mönchskranich (G. monachus)
- Schreikranich (G. americana)
Galerie
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Literatur
- Claus-Peter Lieckfeld, Veronika Straaß; Mythos Vogel, München 2002
- Carl-Albrecht v. Treuenfels; Kraniche - Vögel des Glücks, Verlag Rasch und Röhring Hamburg 1998. ISBN 3-89136-653-1.
- Wolfang Mewes, Günter Nowald, Hartwig Prange; Kraniche - Mythen, Forschung, Fakten, G. Braun Buchverlag Karlsruhe 1999, ISBN 3-7650-8195-7