Bahnstrecke Halle–Bebra
|} Die Bahnstrecke Erfurt–Bebra ist im Kursbuch der Deutschen Bahn als Kursbuchstrecke 605 verzeichnet und hat die Streckennummer 6340. Es handelt sich um eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn, die von der DB Netz AG betrieben wird.
Bis Gerstungen gehörte die Strecke ursprünglich zur Thüringischen Eisenbahn, ab Gerstungen zur Friedrich-Wilhelms-Nordbahn. Der Abschnitt Erfurt–Eisenach wurde im Jahre 1847 eröffnet, der Rest 1849. Später gingen die Strecken auf die Deutsche Reichsbahn bzw. die Deutsche Bundesbahn über.
Streckenabschnitte
Erfurt–Neudietendorf
Der Streckentrasse liegt im Tal der Gera bzw. Apfelstädt. Der 12 Kilometer lange Abschnitt bekam zwischen 1910 und 1912 zwei zusätzliche Güterzuggleise und in Neudietendorf eine niveaufreie Ausfädelung des Streckengleises nach Arnstadt der Bahnstrecke Erfurt-Schweinfurt. Diese Gleise wurden nach 1945 im Rahmen von Reparationsleistungen wieder demontiert. 1967 erfolgte die Elektrifizierung des Streckenteiles und 1975 wurde ein drittes Gleis mit der Ausfädelung wieder eingebaut. Seit 2005 verläuft auf den ersten Kilometern zwischen Erfurt und dem Stadtteil Bischleben parallel die Trasse der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt.
Gotha–Eisenach
Kurz nach Gotha erreicht die Strecke bei Kilometer 141,8 die Wasserscheide von Weser und Elbe und hat dort mit 324,4 Metern über NN ihren höchsten Punkt. Bei Streckenkilometer 142 überquerte der Leinakanal mit einem Aqädukt die Bahntrasse. Da dieses technische Denkmal einen Engpass bei der Streckenelektrifizierung darstellte, wird es seit 1994 mit einer neuen nördlich liegenden Trasse umfahren, wobei auch der Bogenradius vergrößert und der Scheitelpunkt um einige Meter höher gelegt wurde. Ab 1912 bis zur Trassenverlegung war dort der Betriebsbahnhof Leinakanal, wo bis etwa 1950 bei Pferderennen im benachbarten Boxberg Personenzüge anhielten.
Umgehungsstrecke Förtha–Gerstungen
Zwischen den thüringischen Orten Eisenach und Gerstungen verläuft die Strecke durch das hessische Herleshausen. Nach der deutschen Teilung ließ die Reichsbahn die Züge ab 1952 in Herleshausen durchfahren. Um die zweifache Querung der Grenze zu vermeiden, baute sie eine eingleisige, 14 Kilometer lange Umgehungsstrecke Bahnstrecke Förtha–Gerstungen. So fuhren die Züge ab 1962 von Eisenach über die Werrabahn durch den Förthaer Tunnel, nach dem die Umgehungsstrecke Richtung Gerstungen abzweigte. Das Gebiet der Bundesrepublik wurde so nicht mehr berührt, allerdings waren Rampen mit Steigungen bis 2,2% zu überwinden.
Über Herleshausen fuhren bis 1978 noch Güterzüge, dann wurde der Verkehr ganz eingestellt. Seit 1991 wird diese alte Verbindung der Thüringischen Eisenbahn nach deren Neuaufbau wieder befahren. 1992 wurde der Verkehr über die Umgehungsstrecke eingestellt, bald darauf wurde sie abgebaut.
Berliner Kurve
Seit 1914 gibt es bei der ehemaligen Abzweigstelle Faßdorf km 206,39 eine Verbindungsstrecke zur Nord-Süd-Strecke Bebra–Bad Hersfeld, welche den Zügen von Erfurt nach Frankfurt am Main das Kopfmachen in Bebra erspart. Bis 1952 existierte zusätzlich von Faßdorf bis zum Hönebach-Tunnel aufgrund von 1,1 % Steigung noch ein drittes Gleis. Nach 1945 wurde die Verbindungskurve aufgrund des im Regelfall erforderlichen Lokwechsels in Bebra nicht mehr benutzt und wurde 1989 wegen Baufälligkeit einer Brücke gesperrt. Mit der Modernisierung der Strecke nach 1990 wurde auch dieser Abschnitt wieder saniert und in Betrieb genommen.
Zustand im Jahr 2006
Die Modernisierung der Strecke war das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 7. Seit 1995 ist die Strecke elektrifiziert. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt jetzt beinahe durchgängig 160 km/h (ab Eisenach plantechnisch für 200 km/h ausgelegt), Ausnahmen sind die Bahnhöfe Erfurt und Bebra sowie der Hönebach-Tunnel (983 lang, dort 90 km/h). Elektronische Stellwerke wurden in Eisenach und Neudietendorf errichtet, später kam eins für den Bahnhof Erfurt hinzu. Das ESTW in Neudietendorf steuert alle Signale und Weichen auf dem Abschnitt von Erfurt–Bischleben bis vor Wandersleben, das Eisenacher ESTW den Abschnitt Wandersleben–Gerstungen. Der Abschnitt ab Gerstungen wird vom Spurplanstellwerk in Bebra gesteuert. In Ausnahmefällen wird das unbesetzte Stellwerk in Hönebach mit Personal besetzt. In Eisenach wird der Güterbahnhof ebenfalls von einem Spurplanstellwerk gesteuert.
Die Strecke gehört auch zu der Fernverbindung Sachsen–Nordrhein-Westfalen, die unter dem Stichwort Mitte-Deutschland-Verbindung bekannt wurde.
Personenverkehr
Stündlich verkehren ICE-Züge Dresden–Frankfurt am Main, die auf dieser Strecke in Erfurt und Eisenach halten. Außerdem die ICE Berlin - Frankfurt welche im Linientausch mit den ICE Düsseldorf - Dresden verkehren. Der Linientausch findet dann in Eisenach statt. Alle zwei Stunden verkehrt die Intercity-Linie Stralsund–Düsseldorf, die zusätzlich in Gotha und Bebra hält.
Von Erfurt nach Gotha fährt alle zwei Stunden ohne Zwischenhalt der Regionalexpress Chemnitz/Zwickau–Göttingen.
Sämtliche Bahnhöfe werden von Regionalbahnen (RB) bedient. Die Linie RB 20 (Halle–)Erfurt–Eisenach verkehrt jeden Tag stündlich. Die Linie RB 22 Eisenach–Bebra verkehrt werktags stündlich, sonntags alle zwei Stunden.
Alle Züge werden von der Deutschen Bahn betrieben. Die RB 22 wird ab Dezember 2006 von der HLB/HHB betrieben.
Güterverkehr
Wichtige Güterbahnhöfe befinden sich in Eisenach (Automobilindustrie, Bedienung durch Hörseltalbahn) und in Gerstungen (Verladung von Kali und Salz).
Literatur
- Dieter Schuster-Wald: Interzonenverkehr Bebra-Eisenach. EK-Verlag Freiburg 1996. ISBN 3-88255-420-7
- Georg Thielmann, Roland Pabst: Die Thüringer Stammbahn. Wachsenburgverlag Arnstadt 2006. ISBN 3-935795-00-9
- Günter Walter: Aquädukt und Bahnhof Leinakanal. Verlag Rockstuhl 2005. ISBN 3-937135-50-2