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Viscri

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Viscri / Deutsch-Weißkirch
Karte des Kreises Braşov
Basisdaten
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Braşov (BV)
Großgemeinde: Bodendorf (Buneşti)
Einwohner: ca. 450 (Schätzung 2006)
Höhe: ca. 700 m ü. NN
Postleitzahl: RO-507039
Vorwahl: (+40)-(0)268
Geografische Lage: 46° 2′ 60″ N, 25° 4′ 60″ O
Offizielle Website: ---


Viscri (dt. Deutsch-Weisskirch; ung. Szászfehéregyháza) ist ein Ort im Bezirk Kronstadt, Siebenbürgen in Rumänien. Viscri zeichnet erstens die Kirchenburg und zweitens die von sächsischen Höfen geprägte Dorfstruktur aus. Kirchenburg und Dorf stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.





Geschichte und Gegenwart

Datei:Dorf und Kirchenburg Viscri.jpg
Viscri/Deutsch-Weißkirch: Kirchenburg und Dorfkern

Historische Entwicklung

Der Ort wurde Ende des 12. Jahrhundert von Siebenbürger Sachsen gegründet und liegt nordwestlich von Rupea und südöstlich von Sighişoara (Schäßburg). Das Dorf zählte zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert ca. 700 Einwohner, hauptsächlich Siebenbürger Sachsen, daneben gab es einen rumänischen Dorfteil. Nach ihrer Abwanderung nach Deutschland Ende der 1980er Jahre leben in Viscri heute nur noch etwa 15 meist ältere Siebenbürger Sachsen. Die heute rund 450 Dorfbewohner sind hauptsächlich Rumänen und Ţiganii sowie auch einige Ungarn.

Heute

Die Geschichte des Dorfes hat durch den "Exodus" von 1989/90 eine bedeutende Zäsur erfahren. Die Epoche der Siebenbürger Sachsen neigt sich dem Ende zu. Die meist rumänische Bevölkerung prägt das Dorf auf ihre Weise, bemüht sich aber das Bild und den Charakter des Dorfes aufrecht zu erhalten. Trotz der für viele Dorfbewohner problematischen wirtschaftlichen Lage ist der größere Teil der Häuser gepflegt und viele der sächsischen Höfe werden bis heute bewirtschaftet und instandgehalten. Im Dorf gibt es drei Läden, eine Schule, ein Postamt sowie eine Gesundheitsstation. In den letzten Jahren - besonders seit der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes 1999 - hat der Tourismus nach Viscri zugenommen und bildet eine zusätzliche Einnahmequelle für die Bevölkerung Viscris. Viscri gehört zum Repser Land, liegt auf ca. 700 m und ist von Hügelland, Wiesen und Wäldern umgeben, wo u.a. auch Bären und Wölfe leben.

Dorf

Sächsische Höfe in Viscri

Viscri liegt abgelegen von der Hauptstraße und ist nur über eine schlechte Schotterstraße zu erreichen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es in Viscri fast keine Neubauten und nur wenig Autoverkehr gibt und sich die Siedlungsstruktur bis heute kaum verändert hat.

Das Dorf mit seinen sächsischen Höfen stellt ein Musterbeispiel eines sächsischen Dorfes mit Kirchenburg dar. Das geschlossene Ortsbild ist in seiner Art nur noch selten in Siebenbürgen anzutreffen. Die ehemalige Langgasse von etwa 1 km Länge und die beiden zur Kirchenburg abzeweigende Gassen (Kirchgasse und Neugasse) sind mit sächsischen Höfen bebaut. Meist zeigt die Giebelfassade der Wohnhäuser sowie die Toreinfahrten zur Straßenseite. Nach hinten haben die regelmäßig angeordneten Höfe zuerst Stallgebäude sowie zur Rückseite hin abschließend große Scheunen. An beiden Ortsenden findet man die Häuser der Rumänen, die im Baustil ähnlich, aber meist etwas kleiner sind und mit einem Kreuz an der Fassade verziert wurden.

Kirchenburg

Datei:Kirchenburg Viscri.jpg
Viscri/Deutsch-Weißkirch: Kirchenburg und Dorfkern

Am nordwestlichen Ende des Dorfes steht die Kirchenburg. Im 12. Jahrhundert errichteten hier noch vor den deutschen Siedlern Szekler eine kleine romanische Saalkirche. Im 13. Jahrhundert begann der Ausbau der Kirche. Nach den ersten Türkeneinfällen wurde die Kirche im 14. Jahrhundert befestigt und ein Wehrring mit Wehrtürmen errichtet.

Das Ortsbild von Viscri wird maßgeblich von der alles überragenden Burganlage mit den insgesamt sechs Wehrtürmen geprägt. Die gedrungene Anlage wird dominiert von einem mit der Kirche verbundenen Wehrturm mit pyramidenförmigen Dach. In die Burgmauer wurden neben den fünf Wehrtürmen auch Wohn- und Vorratsrräume integriert. Im 16. Jahrhundert erhielt die Kirchenburg durch verschiedene Umbauten ihre heutige Gestalt. Die Kirchenburg von Viscri wurde niemals von Feinden eingenommen.

UNESCO-Weltkulturerbe

UNESCO

Die Kirchenburg und der Dorfkern wurden 1999 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Neben Viscri stehen auch die Kirchenburgen Biertan, Prejmer, Dârjiu, Saschiz, Câlnic und Valea Viilor auf der Liste des Weltkulturerbes.

Zudem bemüht sich die Londoner Mihai-Eminescu-Stiftung um die Erhaltung der Kirchenburg und der Bausubstanz des Dorfes. Prinz Charles hat Viscri bereits mehrfach besucht um die Arbeit der Stiftung zu unterstützen.

Mehr dazu siehe Kategorie "Weltkulturerbe in Rumänien"

Weitere Besonderheiten Viscris

Viscri ist außerdem bekannt für die Initiative "Socken aus Viscri", ein Selbsthilfeprojekt für die Frauen des Dorfes. Die Wolle für die Socken, die hauptsächlich nach Deutschland verkauft werden, wird in einer von der Fraueninitiative organisierten Spinnerei hergestellt.

Literatur

  • van der Haegen, Herman: Weisskirch (Deutsch-Weisskirch, Viscri) Ein siebenbürgisches Dorf im Griff der Zeit. Leuven 1997.
  • Schorb, Annette: Mein rumänisches Tagebuch. Kronstadt 2004.