Intze-Prinzip
Zwei verschiedene Prinzipien werden Intze-Prinzip genannt. Beide gehen auf den Wasserbauer Prof. Dr. Otto Intze (1843-1904) zurück. Das eine Intze-Prinzip bezieht sich auf die Bauart eines Wasserturms, das andere Intze-Prinzip auf die Bauart einer Talsperre.
Intze-Prinzip bei Wassertürmen
Eine nach dem Intze-Prinzip gebauter Wasserturm hat einen gemauerten Turmschaft; darauf befindet sich der Wasserbehälter. Der Boden des Behälters wird mit einem Ringanker aus Stahl/Eisen zusammengehalten, so dass keine Horizontalkräfte, sondern nur Vertikalkräfte in den Turm eingeleitet werden. Wegen der fehlenden Horizontalkräfte kann der Turmschaft weniger massiv ausgebildet werden. Diese Bauart wurde in Deutschland zwischen 1885 und 1905 angewandt.
Intze-Prinzip bei Talsperren

Die Talsperren-Bauweise nach Otto Intze wurde in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts angewandt. Eine nach dem Intze-Prinzip gebaute Talsperre hat folgende Merkmale:
- sie ist eine Gewichtsstaumauer mit einem nahezu dreieckförmigen Querschnitt
- die Mauer besteht aus Bruchsteinmauerwerk mit einem hohen Mörtelanteil
- sie hat einen bogenförmiger Grundriss
- sie hat ein wasserseitiges Vorsatzmauerwerk (Verblendung) im oberen Bereich
- sie hat eine wasserseitige Anschüttung aus Lehm, den "Intze-Keil", im unteren Bereich
- sie hat eine mit Zement abgedichtete Wasserseite, und darauf einen Naturasphalt-(Goudron)-Anstrich
- sie hat vertikale Drainagen aus Tonrohren hinter der Wasserseite
Vor dem 1. Weltkrieg gebaute Intze-Talsperren
In den Jahren 1889 bis 1914 wurden im gesamten Deutschen Reich nach den persönlichen Entwürfen Intzes oder nach dem Intze-Prinzip insgesamt über 34 neue Talsperren errichtet (neun in Westfalen, sieben im Bergischen Land, sieben in Sachsen, sechs in Böhmen, je zwei in Schlesien und in der Eifel und eine in Thüringen).
Die folgende Auflistung ist zeitlich nach Fertigstellung sortiert.
- Eschbachtalsperre bei Remscheid, die erste deutsche Trinkwasser-Talsperre (erbaut 1889-1891)
- Panzertalsperre (erbaut 1891-1893, nur Begutachtung)
- Talsperre Einsiedel in Sachsen, (erbaut 1891-1894, nur teilweise Intze-Prinzip)
- Heilenbecker Talsperre südöstlich von Schwelm (erbaut 1894-1896)
- Talsperre im Fuelbecketal im Sauerland (erbaut 1894-1896)
- Bevertalsperre bei Hückeswagen (erbaut 1896-1898)
- Lingesetalsperre bei Marienheide (erbaut 1897-1899)
- Ronsdorfer Talsperre (auch Salbachtalsperre genannt, erbaut 1898-1899)
- Obere Herbringhauser Talsperre (auch Barmer Talsperre genannt, erbaut 1898-1900)
- Sengbachtalsperre bei Solingen (erbaut 1900-1903)
- Urfttalsperre in der Eifel (erbaut 1900-1905)
- Hasper Talsperre südlich von Hagen (erbaut 1901-1905)
- Hennetalsperre (erbaut 1901-1905)
- Fürwigge-Talsperre zwischen Lüdenscheid und Meinerzhagen (erbaut 1902-1904)
- Ennepetalsperre nordöstlich von Radevormwald (erbaut 1902-1904)
- Glörtalsperre zwischen Schalksmühle und Breckerfeld (erbaut 1903-1904)
- Nordhäuser Talsperre bei Neustadt im Harz (Thüringen, eingeweiht 1904)
- Jubachtalsperre zwischen Lüdenscheid und Kierspe (erbaut 1904-1906)
- Oestertalsperre (erbaut 1904-1906)
- Talsperre Neunzehnhain I in Sachsen (erbaut 1905-1908)
- Neyetalsperre nördlich von Wipperfürth (erbaut 1908-1909)
- Talsperre Werda in Sachsen (erbaut 1904-1909)
- Talsperre Mauer am Bober bei Hirschberg in Schlesien (erbaut 1904-1911)
- Dreilägerbachtalsperre bei Roetgen in der Eifel (erbaut 1909-1911)
- Kerspetalsperre zwischen Wipperfürth und Rönsahl (erbaut 1908-1912, Inbetriebnahme 1913)
- Listertalsperre bei Attendorn im Sauerland (erbaut 1908-1912)
- Talsperre Malter in Sachsen (erbaut 1908-1913)
- Edertalsperre in Hessen (erbaut 1908-1914)
- Bruchertalsperre bei Marienheide (erbaut 1912-1914)
- Möhnetalsperre (erbaut 1908 bis 1913, eingeweiht 1913)
- Talsperre Euba in Sachsen (erbaut 1912-1914)
- Talsperre Neunzehnhain II in Sachsen (erbaut 1911-1914)
- Talsperre Klingenberg in Sachsen (erbaut 1908-1914)
- Talsperre Brüx (heute Most), Böhmen
- Queistalsperre bei Marklissa, Schlesien
- Darretalsperre bei Dessendorf in Böhmen, erbaut 1911-1915
- Talsperre an der Weißen Desse bei Dessendorf in Böhmen, erbaut 1912-1915
Nach dem 1. Weltkrieg gebaute Intze-Talsperren
Folgende Talsperren wurden nach dem 1. Weltkrieg nach Intzes Plänen vollendet oder nach dem Intze-Prinzip errichtet:
- Diemeltalsperre (Inbetriebnahme 1924)
- Talsperre Muldenberg im Vogtland/Sachsen (erbaut 1920-1925, Inbetriebnahme 1925)
- Talsperre Carlsfeld in Sachsen (Inbetriebnahme 1929)
- Talsperre Saidenbach in Sachsen (erbaut 1929-1933)
Weblinks
Siehe auch: Liste von Talsperren in Deutschland