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Bulgarische Friedensverträge

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Vorbemerkung zu Datumsangaben:

Der ältere julianischem Kalender galt in Bulgarien bis zum 1.1.1916. Sofern er zum Zeitpunkt des Ereignisses das gesetzliche Datum in Bulgarien war, wurde in Klammern das entsprechende Datum nach dem gregorianischen Kalender dahinter gesetzt.

Frieden von San Stefano (3. März 1878)

Am 1. Juli 1878 (13.Juli) unterschrieben die Vertreter der sechs Großmächte (Frankreich, Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn, England) und der Vertreter des Osmanischen Reiches einen Vertrag, mit dem die Probleme und Fragen geregelt wurden, die sich im Osten durch die Ereignisse in den Jahren 1875-1878 (russisch-türkischer Krieg) und die Beendigung des Krieges durch den vorläufigen Friedensvertrag von San Stefano ergeben hatten.

Mit dem Berliner Vertrag wurde das Recht der Bulgaren zu einen selbständigen, tributpflichtigem Fürstentum unter der Hoheit des türkischen Sultans anerkannt. Mit ihrer Unterschrift wurde die bulgarische Staatlichkeit wiederhergestellt - 482 Jahre nach der Eroberung des Königreiches von Widin (Видинското царство).

Das neugeschaffene Fürstentum umfaßte die Gebiete zwischen Donau und dem Balkangebirge. Davon ausgenommen war aber die nördliche Dobrudscha und der Verwaltungsbezirk Sofia (Софийския санджак). Das Fürstentum umfaßte ein Territorium von 62.777 km2. Südlich des Balkangebirges, Sakar (Сакар) und Strandscha (Странджа) erstreckte sich die autonome Provinz Ostrumelien, mit einem Territorium von 35.208 km2.

Anschluß Ostrumeliens

Nach einem Umsturz in Ostrumelien am 6. Sept. 1885 (18. Sept.) rief das bulgarische Revolutionskomitee die Vereinigung des Gebietes mit dem Fürstentum Bulgarien aus. Zwei Tage später gab Fürst Alexander der Erste (Alexander Batenberg) eine "Anordnung zur Vereinigung" ( “Указ за Обединението”) in der Stadt Weliko Tarnowo heraus. Damit erkannte er den geschehenen revolutionären Akt an.

Aus Ostrumeline wurde das Gebiet um Tamrasch (Тъмраш) ausgegliedert und dem Osmanischen Reich unterstellt. Dieses Gebiet war auch vor 1885 nicht unter der administrativen Verwaltung von Plowdiw. Auch Teile des Gebietes um Kardschali wurden aus Ostrumelien ausgegliedert. Diese beiden Gebiete haben eine Fläche von 1.640 km2.

Nach der Anerkennung der Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien, wuchs das bulgarische Territorium faktisch auf 96.346 km2 an.

Am 22. Sept. 1908 (5. Okt.) verkündet das Fürstentum Bulgarien seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und rief sich als Königreich aus.

türkisch-bulgarisches Protokoll von Istambul

Im darauffolgenden Jahr wurde die Unabhängigkeit vertraglich fixiert. Am 6. April 1909 (19. April) wurde in Istambul (damals in Bulgarien immer als "Königsstadt" bezeichnet - Цариград) das türkisch-bulgarische Protokoll unterzeichnet und somit die bulgarische Souveränität über sein Territorium anerkannt.

bulgarisch-rumänischen Gesprächen in London

Ende 1912 zerschlug der Balkanbund das Osmanische Imperium. Kurz darauf begannen die Friedensgespräche über die Aufteilung der eroberten türkischen Territorien auf europäischem Boden.

Gleichzeitig erhob Rumänien Forderugen nach einem Ausgleich in der Süddobrudscha. Rumänien machte sich dabei den Umstand zunutze, dass Bulgarien seine Kräfte im Krieg erschöpft hatte und andererseits auf große Gebietszuwächse in Mazedonien spekulierte.

Nach erfolglosen bulgarisch-rumänischen Gesprächen in London nahmen beide Seiten die Vermittling der Großmächte an.

St. Petersburg

In der russischen Hauptstadt St. Petersburg wurde darauf eine Konferenz der Gesandten durchgeführt.

Die Konferenz empfahl, dass Bulgarien die Stadt Silistra an Rumänien abtritt. Am 26. April 1913 (9. Mai) dann in St. Petersburg das Protokoll zum bulgarisch-rumänischen Grenzverlauf in der Dobrudscha unterzeichnet. Mit dieser Vereinbarung erhielt Rumänien die Stadt Silistra und das Gebiet westlich und südlich von ihr - in einem Umkreis von 3 km. Es handelte sich um ein Territorium von ca. 10 km2.

Am 3. Dezember 1913 (16. Dezember) wurde in London eine Friedenskonferenz einberufen. Bulgarien bestand auf folgenden Grenzverlauf zum zerschlagenen türkischen Imperium: eine Linie, die den Golf von Malatra am Schwarzen Meer (südlich der Stadt Midija - Мидия) mit der Stadt Rodosto am Marmormeer (Мраморно море) verbindet.

Wegen der Widerstände einiger Großmächte einigte man sich darauf, dass die zukünftige Grenze in Thrakien nach Norden verschoben wird.

Am 17. Mai 193 (30 Mai) wurde dann in London der Vertag mit dem Osmanischen Reich geschlossen, mit dem alle Territorien des Osmanichen Reiches auf europäischem Grund bis zur Linie Midia - Enos (Мидия - Енос) an die Länder des Balkanbundes abgetreten wurden - mit Ausnahme von Albanien.

Die teritoriale Zugehörigkeit der türkischen Inseln im Ägäischen Meer (bulgarisch: Бяло море - Weißes Meer) sollte von den Großmächten bestimmt werden. Wegen der später folgenden Ereignisse wurde der Londoner Friedensvertrag nicht ratifiziert und nach einigen Monaten revidiert.

Die entstandenen Widersprüche zwischen den Verbündeten des Balkanbundes über die Aufteilung Mazedoniens führten zu bewaffneten Konflikten. Die Konflikte brachen aus, obwohl bereits Absprachen zwischen Bulgarien und Serbien über unbestrittene und streitige bulgarische Gebiete in diesem Gebiet bestanden. Die bewaffneten Konflikte wuchsen sich zu einem Krieg zwischen den Verbündeten aus.

Kurz darauf drangen die rumänische und die türkische Armee auf bulgarisches Territorium vor. Das zwang Bulgarien dazu einen Frieden anzustreben.

Datei:Territorale Veränderungen Balkankriege 1912-13.jpg
Die territorialen Veränderungen nach den Balkankriegen, oben Situation Anfang 1913, unten Grenzen nach dem Vertrag von Bukarest

Die Friedensgespräche wurden in Bukarest geführt. Die ehemaligen Verbündeten einigten sich zuungunsten Bulgariens aus die Aufteilung Mazedoniens. Rumänien erreichte ein Revidierung der Absprache von Sankt Petersburg und erhielt die Süddobrudscha mit einem Gebiet von 7.696 km2.

Mit dem Bukarester Friedensvertrag vom 28. Juli 1913 (10. August) war der Traum und das Ideal von der Vereinigung der Bulgaren von Misien (Мизия), Trakien (Тракия) und Mazedonien (Македония) in einem freien und unabhängigen bulgarischen Staat zerstört.

bulgarisch-türkische Friedensvertrag

Der bulgarisch-türkische Friedensvertrag wurde 50 Tage später - am 16. September 1913 829. Sept.) - in Istambul (Цариград) unterschrieben

Mit diesem Vertrag wurde die gemeinsame Grenze nach Thrakien rein verschoben - bis zu den Südrhodopen, Sakar (Сакар) und durch Strandscha (Странджа). die Türkei erhielt ca. 14.000 km2 zurück, die sie vier Monate vorher beim Londonder Freidensvertrag abtreten mußt.

Im Ergebnis der Balkankriege wuchs das bulgarische Territorium um 15.491 km2 auf 111.837 km2 vergrößert. Davon waren 23.187 km2 von den befreiten Gebieten Thrakiens und Mazedoniens.

Erster Weltkrieg

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges Unternehmen die beiden Hauptlager Anstrengungen Bulgarien auf ihre Seite zu ziehen.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1915 orientiert sich das Königreich Bulgarien zur Teilnahme am Krieg gegen Serbien - im Bündnis mit den Mittelmächten.

Bulgarien bestand jedoch auf Gebietsüberlassungen durch des Osmanische Imperium, das durch Landeoperationen der Entente (Антанта) auf der Halbinsel Galipoli unter Druck ist.

Sofioter Konvention

Die Verhandlungen zu dieser Frage enden mit der Unterezeichnung der Sofioter Konvention vom 24. August 1915 (6. Sept.), derzufolge die Türkei ihre Territorien westlich des Flusses Mariza abtrat und einen 2 km breiten Streifen am linken Ufer der Mariza. Ausgenommen von diesem Streifen waren die Städte Odrin (Одрин) und Enos (Енос) und ihre Umgebung. Weiterhin trat die Türkei die norwestliche Hälfte des Gebiete ab, das vom Fluss Marize und Tundscha und der bulgarischen Grenze umschlossen ist.

Durch diese Grenzkorrektur zum Osmanischen Reich gewann Bulgarien ein Territorium von 2.588 km2</s dazu und erreichte seine größte Ausdehnung - 114.425 km2.

Während des Krieges wurde Rumänien vom Viererbund besiegt. Rumänien war gezwungen mit dem Viererbund einen vorläufigen Friedensvertrag zu unterschreiben (5. März 1918, Buftea / Буфтея ), mit dem die Dobrudscha an den Viererbund abgetreten wurde.


Friedensvertrag von Bukarest

Dieser vorläufige Friedensvertrag wurde zwei Monate später mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages am 7. Mai 1918 in Bukarest bekräftigt. Danach erhielt Bulgarien wieder die Süddobrudscha und einen teil der Norddobrudscha. Somit wurde die alte Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien von vor 1913 wieder hergestellt.

Die Siegermächte erhielten den übrigen Teil der Norddobrudscha als Schutzgebiet (Kondominium - съвладение). Es erstreckte sich nach Norden bis zum südlichen Arm des Donaudeltas - Sweti Georgi (Св. Георги).


Bulgarien war mit dem Auseinanderreißen der Dobrudscha nicht zufriedengestellt und verlangte, dass die gesamte Dobrudscha in das bulgarische Territorium eingegliedert wird.

Nach den Verhandlungen am 25. Sep. 1981 in Berlin wurde zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn, der Türkei und Bulgarien ein Protokoll über die Abtretung der Norddobrudscha an Bulgarien unterzeichnet, in dem sich Bulgarien im Gegenzug verpflichtete das linke Ufer der Mariza an das Osmanische Reich zurückzugeben.

So war zum ersten und letzten Mal die gesamte Dobrudscha wieder ein Teil des Territoriums des Dritten Bulgarischen Staates. Die Dobrudscha hat ungefähr ein Fläche von 20.600 km2 (ohne das Donaudelta - 2.700 km2 ).

Das Königreich Bulgarien mußte vier Tage später vor der Entante kapitulieren. Die Kapitulation wurde am 29. Sept. 1918 in Solun unterzeichnet. Außerdem ratifizierte das rumänische Parlament bis zum Kriegsende nicht den Bukarester Vertrag, der für die deutsche Seite als Mitunterzeichner durch den Versailler Vertrag abgeändert wurde.

(siehe dazu auch unten den externen Link auf die Vertagsurkunde) Die Abänderung des nie ratifizierten Bukarester Vertrages erfolge für die Bulgarische Seite durch Abs. 171 des Vertrages von Neuilly-sur-Seine (Ньойския мирен договор). Der Vertrag von Neuilly-sur-Seine war einer der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg formal beendeten. Dazu gehörte auch der Vertrag von Versailles mit Deutschland.

In Neuilly-sur-Seine wurde Bulgarien mit Gebietsverlusten bestraft, die von bulgarischer Seite als erniedrigendes, ungerechtes und räuberisches Diktat angesehen wurden.

Gemäß dem Vertrag von Neuilly-sur-Seine (27. Nov. 1919) verlor das Königreich Bulgarien 11.278 km2 seines Territoriums.

Bulgarien mußte Gebiete an Griechenland abtreten, behielt aber den Zugang zum Mee

Das Königreich der Serben, Kroaten und Slovenen bekam 2.566 km2 von Bulgarien.

Das waren folgende Gebiete:

  1. Ein im Durchschnitt 5km breiter Streifen am Unterlauf des Flusses Timok (Тимок), der fast bis zu seiner Mündung reicht. Einschließlich das Gebiet des Kulska Region (Кулска околия - Stadt [Kula]]) - 172 km2 - und der Region Widin (Видинска околия) - 17 km2.
  2. Die Region und das Abflussgebiet des Oberlaufes des Flusses Nischawa (Нишава) - das sind 418 km2 in der Region Zaribrod (Царибродска околия) - und 278 km2 in der Region Transka (Трънска околия - Stadt Tran?) - das ist der Oberlauf des Flusses Erma (Ерма).
  3. Das Wasserversorgungsgebiet am Oberlaufes des Flusses Dragowischziza (Драговищица ) - bei Bosilegrad (Босилеградско). Das sind 661 km2 aus der Region Kjustendil (Кюстендилска околия). Die unter 1. bis 3. aufgezählten Gebiete sind als die Westgebiete bekannt - 1.545 km2. Sie befanden sich schon vor 1878 (der Befreiung Bulgariens von der 500-jährigen türkischen Herrschaft; durch den russisch-türkischen Kreig von 1878) innerhalb der Grenzen Bulgariens.
  4. Die Region und das Abflussgebiet des Flusses Strumiza (Струмица) - Region Struminza (Струмишка околия) - und am Oberlauf des Flusses Lebniza (Лебница) - 1.021 km2. Diese Gebiete waren 1912 von Bulgarien einverleibt worden.


Die Entante (die Hauptverbündeten und ihre weiteren Verbündeten) nahm Bulgarien im Süden 8.712 km2 seines Territoriums, mit dem Recht später zu entscheiden, welchen Ländern diese Gebiete zugesprochen werden sollen. Diese Gebiete waren erst 1913 (6.499 km2) und 1915 (2.213 km2) zu Bulgarien gekommen, bzw. aus bulgarischer Sicht 1913 befreit worden und 1915 vereinigt worden.

Es handelte sich um folgende Gebiete:

  1. Der Oberlauf der Djawolska Reka (Дяволска река - Teufelsfluss) in Ost-Mazedonien. Das ist der südwestliche Teil der Schampaliski Region (Пашмаклийска околия) - 253 km2.
  2. West-Thrakien - ca. 8.200 km2.
  3. Das linke Ufer der Mariza, das sich vor allem im Gebiet von Ost-Thrakien befindet - ca. 300 kmkm2. Dieses Gebiet war trotz des Berliner Protokolls vom 25. Sept. 1918 in den Grenzen Bulgariens verblieben, da es nicht vom bulgarischen Parlament (Народно събрание - Volksversammlung) ratifiziert wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg hat sich somit das Gebiet Bulgariens auf 103.146 km2 verringert.

Vertrag von Kraiowa

Während des Zweiten Weltkrieges gelang es Bulgarien auf friedlichem Weg die Rückgabe der Süddobrudscha von Rumänien zu erreichen. Mit der Vereinbarung von Kraiowska/Craiova ? (Крайовска спогодба ) vom 7. Sept. 1940 erhietl Bulgarien die Süddobrudscha in den Grenzen von 1913 zurück - 7.696 km2. Damit hatte Bulgarien ein Territorium von 110.911 km2.

Pariser Friedensvertrag

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelang es Bulgarien auf der Pariser Friedenskonferenz von 1946 mit wohlwollender Unterstützung der Sowjetunion die Einheit seines Territoriums zu behalten. Der Pariser Friedensvertrag von 1946 bestätigt die Grenzen Bulgariens, wie sie vor fünf Jahren - am 1. Jan. 1941- bestanden.

Gegenwart

Vom 7. Sept. 1940 bis heute sind die international anerkannten bulgarischen Grenzen unverändert. Abgesehen von einigen Grenzstreitigkeiten, Grenzvereinbarungen und internationale Vereinbarungen über neu entstandene Inseln im Flusslauf der Mariza im Gebiet der Grenze zwischen Bulgarien und Griechenland, sowie der gemeinsamen Korrektur des Flusslaufes des Flusses Timok (Тимок) an der Grenze zu Jugoslawien. Auch ein Streitpunkt mit der Türkei nach der natürlichen Änderung des flusslaufes des Flusses Resowska (Резовска) an seiner Mündung wurde, sowie die Festlegung der Größe der bulgarischen Territorialgewässer und des Kontinentalschelfs wurde friedlich geklärt.

Nach letzten Berechnungen hat Bulgarien eine Größe von 110.994 km2.