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Jacques Bertot

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Titelseite des Buches Der von Gott erleuchtete Führer, Erster Teil

Jacques Bertot (* 29. Juli 1622 in Caen; † 28. April 1681 in Montmartre [jetzt Paris]) war ein römisch-katholischer Mystiker und der Seelenführer Madame Guyons in deren jungen Jahren.[1] Er war zunächst Vorsteher des Ursulinenkonvents in Caen und später der Abtei von Montmartre.

Leben

Aus dem Leben Jacques Bertots ist nur wenig bekannt. Im Vorwort des Buches Der von Gott erleuchtete Führer (Bild) findet sich eine aus der französischen Auflage übernommene Lebensbeschreibung mit dem Hinweis, dass diese „alles in sich verfasst, was man von ihm hat erfahren können“:[2][A 1]

„Der Herr Bertot ist in dem Kirchspiel von Coutances[3] in der Normandie geboren worden und wurde allda zum Priester verordnet. Er war ein großer Freund von weiland dem [des verstorbenen] Herrn de Bernières-Louvigny [...]. Nach dem Tod dieses seines so lieben Freundes, welchen er als seinen geistlichen Vater ansah, beflisse [befleißigte] sich Herr Bertot, die Seelen in verschiedenen Nonnenklöstern zu führen. Viele andere, sowohl Frauenzimmer als Mannspersonen (deren einige sehr wichtige Chargen bei Hof und in der Armee Bedienten [Bediensteten]), gebrauchten sich seines Rats, um von ihm die Wege des Heils zu lernen, und er trachtete, ihnen sowohl durch seine Unterweisungen als auch durch seine Briefe behilflich zu sein. Diese Übung setzte er fort, bis dass er durch die Vorsehung genötigt wurde, die Führung der Benediktinernonnen der Abtei von Montmartre nahe bei Paris über sich zu nehmen, in welchem Amt er ungefähr zwölf Jahre bis an seinen Tod gestanden hat [...]. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass wenn man Gott im Geist und in der Wahrheit dienen wollte, so müsste man arbeiten, sich an Gott zu geben mehr durch das Herz als durch den Verstand, ja man müsste sich mehr bestreben, seinen Humor [seine Wesensart] und seine Natur in der Vernichtigung [geistigen Selbstaufgabe] und durch die Übung des Kreuzes zu überwinden, als sich mit leeren und unnützlichen Spekulationen der auf menschliche Weise erlangten Wissenschaften zu nähren. Nachdem er in der Gemeine, worinnen er Todes verblichen, mit vielem Eifer gearbeitet hatte, so starb er im Anfang des Märzes 1681,[4] nachdem er an einer Auszehrung lange Zeit krank gelegen [...]. Sein Leichnam wurde in der Kirche von Montmartre, rechterhand beim Eingang begraben [...].“

Bertot war der einzige Sohn des Tuchhändlers Louis Bertot und dessen Frau Judith Le Mière.[5]

Umfeld Bertots – Wirken in Caen

Die Freundschaft mit Jean de Bernières-Louvigny (1602–1659), der Laie war, ging auf die Zeit zurück, die Jacques Bertot in der von Jean de Bernières gegründeten Ermitage de Caen[A 2] verbracht hatte. Die spirituelle Linie, der beide folgten und die von Madame Guyon (1648–1717) als ihrer berühmtesten Vertreterin fortgesetzt werden sollte, begann jedoch schon früher, mit dem Franziskaner Jean-Chrysostome de Saint-Lô (1594–1646).[6][7] Wie zwei Briefe in Le Directeur Mistique von 1673 und 1674 zeigen,[8] reichten Jacques Bertots Verbindungen auch nach Kanada zu dem 1663 von François de Montmorency-Laval (1623–1708; 2014 heiliggesprochen) gegründeten Séminaire de Québec[A 2] – auch François de Laval hatte (ab ca. 1654) für drei Jahre in der Ermitage von Jean de Bernières in Caen gelebt. Zu Jacques Bertots Umfeld zählten ferner die als Heilige verehrte Marie des Vallées (1590–1656),[A 2] Johannes Eudes (1601–1690; 1925 heiliggesprochen) und Catherine de Bar (1614–1698), die Gründerin des Instituts der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament und des Benediktinerinnenklosters Rue Cassette in Paris, die in einem Brief an Jean de Bernières vom 30. Juli 1645 schreibt, wie der damals erst 23 Jahre alte Jacques Bertot durch seine Anwesenheit „dieses arme, kleine Kloster erneuert und die Gnade der Inbrunst in den Köpfen und das Verlangen nach heiliger Vollkommenheit wiederbelebt hat.“[9]

In Caen stand Bertot nach einem Studium an der dortigen Universität zunächst von 1655 bis 1675 als Priester dem 1624 von Jean de Bernières' Schwester Jourdaine de Bernières gegründeten Ursulinenkonvent vor.[10] 1675 erfolgte seine Berufung an die Abtei von Montmartre, damals noch „ein Dorf auf einem Hügel, der ihm seinen Namen gibt, in der Nähe eines Vororts nördlich der Stadt Paris“.[11]

Wirken in Montmartre und Paris – Retraites-Schriften

Schon vor dieser Zeit aber hatte Bertots Freundschaft mit der Äbtissin von Montmartre, Françoise Renée de Lorraine (1621–1682), dazu geführt, dass sich in Paris um Bertot ein frommer Kreis bildete.[12] Aus diesem Umfeld gingen 1662 zwei Begleitbände zu Einkehrvorträgen hervor, die Bertot in Paris gehalten und in welchen er den Weg der Seele von den Anfängen ihrer Bekehrung bis zu ihrer Vervollkommnung thematisiert hatte.[13] Diese Reihe wird durch einen dritten Band mit dem Titel Conclusion des Retraites[14] komplettiert, der jedoch erst nach Bertots Tod von der Oberin des Klosters Montmartre veröffentlicht wurde; Bertot selbst strebte nicht danach, sich „als ein Autor durch den Druck darzustellen“.[15] Diese letzte, sehr dichte und detailscharfe Abhandlung, die mit großer Autorität und psychologischer Finesse sämtliche Grade des mystischen Wegs beschreibt, umreißt die Hauptthemen der Lehre des damals noch recht jungen Jacques Bertots.[16]

Verbindung mit Madame Guyon – Überlieferung und Wirkung der Schriften Bertots

Die 26 Jahre jüngere, damals 23-jährige Madame Guyon traf auf Anraten von Mutter Geneviève Granger (1600–1674), der Oberin des Benediktinerkonvents ihres Heimatorts Montargis, unter deren Einfluss sie einige Zeit stand, am 21. September 1671 zum ersten Mal mit Jacques Bertot zusammen.[17] Hierzu erwähnt Madame Guyon im ersten Teil ihrer Autobiografie, dass sie nach Paris gegangen sei, „um da mein Auge behandeln zu lassen, indes viel weniger in dieser Absicht, als den Herrn Bertot zu sehen, den die Mutter Granger mir vor Kurzem zum Gewissensrat empfohlen hatte und der ein Mann von hoher Erleuchtung war.“[18] Auch sie, von Bertot später als seine „älteste Tochter und die fortgeschrittenste“ bezeichnet, war in der Folge einige Jahre lang Teil des Kreises um Bertot in Paris und nahm an dessen Einkehrvorträgen teil.[19]

Madame Guyon ist es zu verdanken, dass Leben und Werk Jacques Bertots nicht völlig in Vergessenheit gerieten:[6] Vor ihrem Tod hatte sie die schon von ihr zur Veröffentlichung vorbereitete Sammlung von Abhandlungen und Briefen Bertots an Pierre Poiret übergeben, dessen Freunde sie 1726 schließlich als vierbändiges Werk unter dem Titel Le Directeur Mistique in Druck gaben.[20] Eine Auswahl der darin enthaltenen Texte wurde ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel Der von Gott erleuchtete Führer in denen geheimen Wegen des mit Christo in Gott verborgenen Lebens 1740 und 1741 in dem als Zentrum der radikal-pietistischen Inspirationsbewegung in Deutschland bekannten Berleburg herausgegeben (wo zwischen 1726 und 1742 auch die Berleburger Bibel gedruckt wurde). 1742 wurde in Berleburg zudem ein einbändiger Auszug in französischer Sprache ediert.[21] Diverse Briefe Jacques Bertots an Madame Guyon finden sich auch in den veröffentlichten Briefsammlungen Madame Guyons.

Die Schriften Jacques Bertots zeugen in ihrer großen Dichte und Strenge, Nüchternheit und Schlichtheit von dessen ausgesprochen tiefer spiritueller Erfahrung und sind in vielerlei Hinsicht beispiellos. Mit ihrer Kraft und Klarheit sind sie bemerkenswerte Zeugnisse eines direkten, ja abrupten Weges, der weit von jeglicher Selbstgefälligkeit und von der Passivität schlichten Nichtstuns und Müßiggangs entfernt ist, die die Bezeichnung Quietismus und die damit verbundenen Anschuldigungen, denen sich vor allem Madame Guyon ausgesetzt sah, rechtfertigen würden. Fraglos war die Verfolgung durch die Kirche im 17. und 18. Jahrhundert auch machtpolitisch motiviert; die Verkennung dieses Wegs erklärt sich aber wohl vor allem aus seinem rein mystischen Charakter, der eine völlige Hinwendung zu Gott voraussetzt und nur durch die persönliche Erfahrung in seiner Tiefe erfasst werden kann.

Lehre

Jacques Bertots Lehre ist frei von theologischen Spekulationen und fest in der Erfahrung verankert. Der „allerärmste, unwissendste Bauer oder das allerbäuerischste Weiblein“, schreibt er, können „die heilige Dreieinheit wahrhaftig und wesentlich finden […], ebenso viel als der Allergelehrteste und Heiligste.“[22][A 3]

Dieses Finden der heiligen Dreieinheit (Dreieinigkeit) ist die Vereinigung mit Gott, dem Urgrund allen Seins, der, da seine Existenz nicht die eines dinghaften Wesens ist, zwar niemals mit den dem Menschen zur Verfügung stehenden Mitteln (seinen Sinnen und seinem Verstand) erfasst oder verstanden, jedoch im Tod alles dessen durch den Glauben erfahren werden kann. Durch „die Gabe des Glaubens“ gelangt die Seele (der Mensch) „geschwind und sicher zu der so sehr gewünschten Vereinigung […]. Diese Gabe des Glaubens beschließt in sich und in ihrer Kraft den ganzen Weg der Vereinigung und Vollendung der Seele mit Gott.“[23]

Jacques Bertot lässt mithin keinen Zweifel daran, dass diese mystische Vereinigung von Gott und Mensch keinesfalls durch das „Wirken der Kreatur“, das heißt dadurch erlangt werden kann, dass der Mensch im Gebrauch seiner Sinne und seines Verstandes – welche gleichwohl „alle ihre Kräfte anwenden“ werden, „um sich im Leben zu erhalten“[24] – die Annäherung an Gott und die Vereinigung mit ihm sucht. Vielmehr sei es, so Bertot, „sehr wahrhaftig und gewiss, dass eine Seele keinen einzigen Schritt in diesem Weg ohne Übergabe tun kann“ – nur „die Seelen, die ihr Unvermögen, weiter fortzugehen, erfahren“ und, „anstatt sich Gewalt anzutun, um sich selbst zu leben, […] sterben und sich an Gott überlassen“, werden erfahren, wie „dieses Unvermögen durch ebendiesen Tod und Absterben ihrer selbst in eine göttliche Macht und göttliches Vermögen verwandelt werden.“[24][A 4]

Der Teil des Menschen und alles, was er durch sich selbst ist, ist nur Schwachheit und Elend: Sein Heil besteht einzig im Teil Gottes. Nur wenn die Seele (der Mensch) dies erkennt und sich in völliger geistiger Selbstaufgabe dem Willen Gottes – dem, was jeder Augenblick ihres Daseins mit sich bringt – ohne Wahl und Neigung unterwirft, alles „ohne Absicht weder auf ihre Heiligkeit noch auf ihren geistlichen Fortgang noch auch sogar auf ihre eigene Seligkeit“ fahren lässt,[25] „um zu leben ohne Leben, zu sehen ohne Sehen und alles zu sein, indem man nichts ist“,[26] wird sie sich „verlieren, ohne sich jemals wiederfinden zu können“[27] und so zur Vereinigung mit Gott gelangen.

„[A]lles dieses“, versichert Bertot freilich, „ist ganz unbegreiflich ohne nur demjenigen, der solches schmeckt und Erfahrung davon hat.“[26]

Zitate

Alle nachfolgenden Zitate sind dem Buch Der von Gott erleuchtete Führer in denen geheimen Wegen des mit Christo in Gott verborgenen Lebens entnommen.

„Eine große Anzahl Seelen, welche Gott in sich regieren zu lassen verlangen und nach ihrer Vollkommenheit sich bestreben, gelangen niemals hierzu, aus Ursachen weil sie es nicht auf die rechte Weise anfangen in Ansehung der Treue, die sie gegen Gott haben sollen, auch in den sie betreffenden Zerstörungen und in allem Kreuz, das sie, wenn sich Gott von ihnen entfernt, tragen wie auch durch ihre Fehler, Schwachheit und Ohnmacht, ja auch wohl gar, wenn es ihnen scheint, als ob sie hierinnen einwilligten. Sie glauben allezeit, die Vollkommenheit bestünde in einer gewissen inneren Reinigkeit und Aufrichtigkeit [in der Fehlerlosigkeit ihrer selbst], die sie befleckt zu sein meinen, wenn sie die Pein ihrer Unreinigkeiten und ihres Elends erdulden; und anstatt sie also durch dieses Mittel [die Erfahrung und Duldung ihres Elends] ihren Weg jederzeit fortsetzen sollten, so halten sie sich auf damit, dass sie dasjenige [wirkend] wieder zurechtbringen und wiedergutmachen wollen, was sie entweder ganz verdorben oder doch wenigstens geschwächt zu sein glauben. Dieses aber ist nicht der wahrhafte Prozess, wie man sich betragen soll. Gott bedient sich zwar wohl der Treue und der Lauterkeit der Tugend; denn es ist ein Gott der Reinigkeit, der über die unsrige eifert: Allein weil der Hauptratschluss Gottes dahin geht, dass er als ein souveräner Oberbeherrscher und als Gott wahrhaftig in uns regieren möge, so wird er gleichwohl sehr oftmals mehr geehrt durch die Verlierung (wenn wir uns selbst verlieren, indem wir all unser Elend geduldig und demütig erdulden und [also] leiden, dass wir von diesem unserem Elend beunruhigt und gequält werden [anstatt uns davon befreien zu wollen]) als durch die Reinigkeit der Tugend, die uns in ruhiger Gelassenheit erhält, worinnen wir öfters glauben, als ob wir etwas wären, und dieses aus Schwachheit, die wir haben, um allezeit uns selbst zu glauben und uns hoch zu achten.“

Erster Teil, 1. Brief, S. 60 f.

„Demnach ist es von sehr großer Wichtigkeit, dass man dem Verfahren und Betragen der Sinne wie auch ihren Lichtern nach und nach absterbe und alles dieses fahren lasse, damit, wenn wir uns des Glaubens bedienen (welcher verschafft, dass wir in Gott auf eine ganz leichte Weise sind, bleiben und darinnen alles, was wir bedürfen, finden), damit, sage ich, wir auch in ebensolchem Glauben und folglicherweise in Gott unsere wahrhafte Freude finden mögen wie auch überhaupt alles dasjenige, was uns abgeht und fehlt.“

Erster Teil, 2. Brief, S. 70 f.

„Denn die Seelen, welche auf diese Weise im Glauben zu sterben bestimmt sind, diese Seelen müssen sich selbst so gänzlich absterben, dass sie nachderhand [in der Folge] keinen Augenblick zu finden vermögen, worinnen sie sollten wählen können, ob sie auf eine oder die andere Weise sein wollen, ob sie an diesem oder jenem Ort sich aufhalten und auf eine von ihnen verlangte Weise oder auf die andere sein wollen; vielmehr werden diese Seelen allezeit in der Hand Gottes bleiben, um alles mit und aus sich machen zu lassen, was Gott wohlgefällt; daher gelten ihnen auch alle Dinge gleich.“

Erster Teil, 2. Brief, S. 76 f.

„[Die] Unterwerfung [darf] keine Maß noch Ziel haben, sondern [muss] ganz und völlig sein, damit, wenn der eigene Geist sich wahrhaftig unterwirft, er alsdann seinen Neigungen absterbe und hierdurch dahin gelange, wohin ihn der Glaube gewiss und in der Tat haben will. Im Gegenteil aber, wenn der eigene Geist auch im Mindesten sich selbst führen und Vernunftschlüsse und Auslegungen machen will, sowohl über die Befehle Gottes als auch über dasjenige, was uns seine Führung zu sein angezeigt wird, so verirrt er sich in seinen Lichtern und in seinem eigenen Willen, und da also die Seele aus einem Labyrinth in das andere verfällt, ob sie gleich einen weiten Weg zurücklegt, so geht sie doch gleichwohl niemals heraus, weder aus sich selbst noch aus den Neigungen noch aus ihren eigenen Forderungen und Begehren, und folglicherweise gelangt die Seele auch niemals dahin, dass sie Gott findet, als welcher sich niemals finden lässt ohne nur so viel, als man wahrhaftig aus sich selbst herausgeht.“

Erster Teil, 4. Brief, S. 92 f.

„Wie lange meinen Sie wohl, dass dieser Tod währen wird? Dieses ist ganz erstaunlich! Allein, werden Sie zu mir sprechen, sagt mir doch, welchen Dingen ich abzusterben habe, damit ich machen könne, dass dieser Tod bald komme? Sie sind es nicht, liebe Schwester, die da machen soll, dass Sie sterben, sondern Gott selbst, der den Grund Ihrer Seele in Besitz genommen, muss Sie in den Tod führen. So seien Sie demnach wie ein Lamm, dem man die Kehle absticht: Denn dieses Licht wirkt selbst und tut dasjenige, was es zeigt, wenn die Seele nur in Ansehung sotanen [des so beschaffenen] Lichts sich leidsam oder passiv verhält.“

Erster Teil, 6. Brief, S. 132 f.

„[Es ist] von großer Wichtigkeit [...], wohl Achtung zu geben auf den gegenwärtigen Stand, den die Seele hat (gesetzt, dass Ihr Wille redlich ist), und dass man durch sotanen gegenwärtigen Stand zu Gott gehe, ohne einen anderen zu suchen; denn wenn man dieses nicht tut, so verliert man unendlich viel Zeit, dasjenige zu suchen, was man niemals finden wird. Gott wirkt nur eigentlich durch besagten gegenwärtigen Stand der Seele.“

Erster Teil, 8. Brief, S. 156 f.

„Wenn man zu allem diesem nicht von ganzem Herzen bereit ist, so darf man sich keine Hoffnung zu etwas machen und nur glauben, dass man vieles, aber gar vergebens, leiden wird.“

Erster Teil, 12. Brief, S. 194

„Ein jeder begehrt allezeit, etwas zu sein, es sei nun in Ansehung der Kreaturen oder vor Gott, und das Licht Gottes führt doch ganz zu dem Gegenteil und verlangt ganz was anderes: Da man sich aber darein nicht schicken kann, so läuft die ganze Lebenszeit dahin, indem man allezeit das Gegenteil tut und sich widersetzt und gleichwohl nichts findet.“

Erster Teil, 14. Brief, S. 216

Werke

Übersetzungen in die deutsche Sprache:

  • Der von Gott erleuchtete Führer in denen geheimen Wegen des mit Christo in Gott verborgenen Lebens, 1. Teil, Berleburg 1740 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin) und 2. Teil, Berleburg 1741 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin) – Übersetzung einer Auswahl von Abhandlungen und Briefen Jacques Bertots aus dem 1., 2. und 3. Band von Le Directeur Mistique.

In französischer Sprache erschienen:

  • Le Directeur Mistique ou Les Oeuvres Spirituelles de Monsr. Bertot, Ami intime de feu Mr. Bernieres & Directeur de Mad. Guion, 4 Bände, Köln 1726. Abgerufen am 5. August 2019 – Abhandlungen (1. Band) und Briefe (2. und 3. Band) Jacques Bertots sowie (im 4. Band) Briefe einiger anonymer Autoren, des Karmeliters Maur de l'Enfant Jesus und Madame Guyons:
    Premier volumePlusieurs Eclaircissemens & Traités sur la Vie Intérieure & l'Oraison de Foi (PDF; 18 MB)
    Second volumeSes Lettres Spirituelles sur plusieurs sujets qui regardent La Vie intérieure & l'Oraison de Foi (PDF; 17 MB)
    Troisième volumeLa Suite de Ses Lettres Spirituelles sur plusieurs sujets qui regardent La Vie Intérieure & l'Oraison de Foi (PDF; 21 MB)
    Quatrième volumeUn Recueil de Lettres Spirituelles tant de plusieurs Auteurs Anonimes que du R. P. Maur de l'Enfant Jesus & de Mad. Guion Sur la Vie intérieure & l'Oraison de Foi, qui n'avoient point encore vu le jour (PDF; 16 MB)
  • Le Directeur Mistique ou Extrait Des Oeuvres Spirituelles de Monsr. Bertot, Ami intime de feu Mr. Bernieres & Directeur de Mad. Guion, Berleburg 1742 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin) – Eine Auswahl von Texten aus den obigen vier Bänden.
  • Diverses Retraites Où une Ame apres avoir conneu son desordre par la lumiere du Sainct Esprit, se resoud à le quitter, & embrasser le chemin de la saincte perfection. Paris 1662. (PDF; 10 MB). Abgerufen am 5. August 2019.
  • Continuation des Retraites Dans lesquelles l'ame puisera des lumieres pour travailler solidement à sa perfection. De plus les degrez d'oraison sont expliquez, pour une plus grande facilité à faire usage de ses Retraites. Paris 1662. (PDF; 12 MB). Abgerufen am 5. August 2019.
  • Conclusion des Retraites Ou il est Traité des Degrez, et des Etats differens de l'Oraison, & des moyens de s'y perfectionner. Paris 1684. (PDF; 5 MB). Abgerufen am 5. August 2019.

Hinsichtlich Rechtschreibung und Zeichensetzung modernisierte und mit Anmerkungen versehene Abschriften der beiden Teile des Werkes Der von Gott erleuchtete Führer in denen geheimen Wegen des mit Christo in Gott verborgenen Lebens (s. unter Werke). Abgerufen am 28. April 2020.

Inhaltsverzeichnis für die Ermittlung der französischsprachigen Ausgangstexte für Der von Gott erleuchtete Führer (PDF; 0,3 MB)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Jeanne-Marie Guyon: Briefe der … Madame de la Mothe Guion an den Frey-Herrn von Metternich, 1769, S. 127 ff. (PDF; 48 MB). Abgerufen am 17. Juli 2019. – Madame Guyon sandte Wolf Freiherr von Metternich (1669–1731) einen Brief, den Jacques Bertot 1672 an sie gerichtet hatte, und merkte dazu Folgendes an: „Ich schicke Ihnen einen Brief eines großen Knechts Gottes, der vor vielen Jahren gestorben ist. Er war ein Freund des Herrn von Bernières und er ist mein Führer in meiner Jugend gewesen.“
  2. Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer in denen geheimen Wegen des mit Christo in Gott verborgenen Lebens, 1. Teil, S. 11–13 (s. unter Werke).
  3. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 17 ff. – Dass Coutances gelegentlich als Geburtsort genannt wurde, ist einer Verwechslung geschuldet.
  4. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 35 f. – In einem notariellen Schriftstück von 1684 wird der 28. April 1681 als Todestag genannt.
  5. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 18.
  6. a b Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 5, S. 36–37 (s. unter Literatur).
  7. Dominique Tronc: Une filiation mystique – Chrysostome de Saint-Lô, Jean de Bernières, Jacques Bertot, Jeanne-Marie Guyon, S. 95–116 (s. unter Literatur). – Die „mystische Kindschaft“ zwischen den genannten Persönlichkeiten wird in diesem Artikel erstmals beleuchtet.
  8. Jacques Bertot: Le Directeur Mistique, 3. Band, S. 471 ff. und 503 ff. (S. 325 ff. und 370 ff. im 1. Teil von Der von Gott erleuchtete Führer)
  9. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 24 ff.
  10. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 23. – 1624 eröffnete Jourdaine de Bernières mit drei Ursulinen zunächst eine Schule für junge Mädchen in der Rue Guilbert. In den folgenden Jahren wurde ein weitläufiges Kloster gebaut, das sich von der heutigen Place de la Résistance bis zur Rue Saint-Louis erstreckte; vgl. Quand les Ursulines deviennent normandes
  11. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 28.
  12. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 32.
  13. Jacques Bertot: Diverses Retraites und Continuation des Retraites, Paris 1662 (s. unter Werke).
  14. Jacques Bertot: Conclusion des Retraites, Paris 1684 (s. unter Werke). – Ein Verfasser wird für keine der drei Retraites-Schriften genannt; diese konnten erst in neuerer Zeit Jacques Bertot zugeschrieben werden, wobei den ersten beiden Bänden wohl Mitschriften seiner Vorträge und diesem dritten Band Aufzeichnungen Bertots zugrunde liegen.
  15. Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 2. Teil, 2. Traktat, S. 180: – „Gleichwie mir aber niemals in die Gedanken gekommen, auch, will’s Gott, niemals kommen wird, mich als ein Autor durch den Druck darzustellen, so sage ich Ihnen nur einfältig meine armen Lichter, um Ihnen Hilfe zu leisten und vielleicht auch noch anderen zu helfen.“
  16. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 41 f.
  17. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 51.
  18. Jeanne-Marie Guyon: Das Leben der Frau J. M. B. von la Mothe Guion, von ihr selbst beschrieben, Erster Teil, Berlin 1826, S. 238 ff. (PDF; 17 MB). Abgerufen am 5. Juli 2019.
  19. Dominique Tronc: Jacques Bertot – Directeur Mystique, S. 35 f.
  20. Jacques Bertot: Le Directeur Mistique ou Les Oeuvres Spirituelles de Monsr. Bertot, 4 Bände, Köln 1726 (s. unter Werke).
  21. Jacques Bertot: Le Directeur Mistique ou Extrait Des Oeuvres Spirituelles de Monsr. Bertot, Berleburg 1742 (s. unter Werke).
  22. Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 1. Teil, 10. Brief, S. 173.
  23. Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 1. Teil, 12. Brief, S. 182.
  24. a b Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 1. Teil, 3. Brief, S. 89.
  25. Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 1. Teil, 5. Brief, S. 106.
  26. a b Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 1. Teil, 6. Brief, S. 139.
  27. Jacques Bertot: Der von Gott erleuchtete Führer, 1. Teil, 27. Brief, S. 369.

Anmerkungen

  1. Die hier angeführten Textstellen und Zitate wurden hinsichtlich Rechtschreibung und Zeichensetzung modernisiert, im Ausdruck jedoch unverändert gelassen. Einschübe in eckigen Klammern dienen der Ergänzung, Erklärung oder Verdeutlichung.
  2. a b c Siehe den entsprechenden Artikel in der französischsprachigen Wikipedia.
  3. Vgl. hierzu auch Matthäus 11,25: „Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart.“ (Lutherbibel 2017)
  4. Vgl. Lukas 17,33: „Wer seine Seele zu erhalten sucht, der wird sie verlieren; und wer sie verlieren wird, der wird ihr zum Leben helfen.“ (Lutherbibel 2017)