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Hazar (Musiker)

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Hazar (Musiker)

Hazar (*18. Juni 1977 als Ulaş Hazar in Malatya/Türkei geboren; seit 2020 Künstlername Hazar) ist ein Jazzgitarrist und Saz-Spieler. Bekannt für seine herausragende Virtuosität erlangt er international hohe Reputation, wie einst Musikkritiker Karsten Rube befand: „Der einzige Vergleich findet sich noch in seinem großen Vorbild Paco de Lucia.“ [1]

Hazars Musik ist geprägt durch verschiedene Genres des Jazz mit Einflüssen aus Fusion, Bebop und Flamenco, wobei er sich auch jahrelang mit mikrotonaler Musik und Polyrhythmik beschäftigte. Sein eigener Stil ist geprägt durch einerseits harmonisch komplexe Improvisationen auf sehr schnellen Tempi gespielt sowie andererseits berührenden Melodien und Kompositionen. Mit seiner Spieltechnik auf der akustischen Gitarre bestehend aus hoher Geschwindigkeit, harmonischer Raffinesse und technischer Präzision, die seinen extrem sauberen und individuellen Sound kreieren, beweist Hazar, dass er zu den großen Meistern seines Instruments zählt.

Leben und Wirken

Hazar gehört zu den wenigen Musikern, denen es gelingt, zwei völlig unterschiedliche Instrumente - nämlich die Saz und die Gitarre - gleichermaßen virtuos zu spielen.

Erstkarriere

Im Jahr 2009 veröffentlichte Hazar zusammen mit dem Bassisten Carles Benavent sein erstes Album namens "Virtuoso". Mit Werken von Chick Corea, Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Niccolò Paganini, damals noch auf der dreisaitigen Laute Saz, bewies Hazar mit der Fusion aus Jazz, Klassik, Flamenco und traditionellen Klängen eine außergewöhnliche Virtuosität. Insbesondere die Capricen 5, 16 und 24 von Niccolò Paganini auf der Saz zu spielen überraschte die Experten der Saiteninstrumente, da es für sie fast unmöglich erschien die Capricen von Paganini auf drei Saiten zu spielen: „Was Hazar auf seiner Saz spielt, ist eigentlich unspielbar, aber er spielt es trotzdem.“ [2]

Seine brillante Spieltechnik bei dem Werk Caprice No. 16 verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. Bemerkenswert ist hierbei, dass Hazar trotz einer atemberaubenden Geschwindigkeit mit einer virtuosen Leichtigkeit eines Paganini brillierte: „Der Paganini der Saz.“ wurde er deshalb betitelt.[3]

Mit der Übertragung der selbst für Elitegeiger als eine Herausforderung darstellenden und zu Paganinis Zeiten als unspielbar (außer von Paganini selbst) geltenden für die Geige komponierten Capricen von Nicolo Paganini auf den Dreisaiter stellte er das technische Niveau der Saz auf die höchste Ebene und holte sie aus ihrer Rolle des traditionellen Begleitinstruments heraus. Wenn man bedenkt, dass die Mensur der Saz um ein Vielfaches länger ist als die der Geige, kann man sich denken, wie schwer diese Stücke zu spielen sind, denn die Wege für die Finger erhöhen sich.[4]

Auf internationaler Ebene teilte Hazar die Bühne mit vielen Jazz Orchestern und weltbekannten Musikern, womit er als Pionier des Saz & Jazz den Dreisaiter international bekannt machte. Sazlegende Prof. Dr. Talip Özkan bezeichnet HAzar als „besten Sazspieler aller Zeiten“ und somit zu den bedeutendsten und einflussreichsten Wegbereiter des modernen Dreisaiters.

Hazar hat eher eine untypische Biographie, da er nicht aus einer Musikerfamilie stammt. Doch bereits mit 13 Jahren spielte er als Autodidakt alle anspruchsvollen Meisterwerke auf der Langhals- und Kurzhals-Saz. Die Initialzündung für sein feuriges Spiel kam beim Besuch eines Konzertes mit Paco de Lucia, der seine Sichtweise in Bezug auf die Musik und Saz änderte und noch heute Einfluss auf seine Musik hat. Neben Kompositionsunterricht nahm Hazar in den darauf folgenden Jahren Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt bei Prof. Tibor Yusti von Arth, dem einzigen Schüler Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow. Im Jahr 2007 komponierte er die Musik für den von Paramount Pictures produzierten Film Grass von den Regisseuren Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsackin, die u.a. auch den ersten King Kong Film drehten.[5]

Im Jahr 2010 veröffentlichte er nach einer Entwicklungs- und Forschungsphase von zehn Jahren eine auf seinen Namen patentierte Saz mit einem asymmetrischen Korpus aus Karbon. Im selben Jahr ging er unter dem Projekt "Hazar & 100 Saz" auf Tour, in der er auch als Dirigent seines Orchesters bestehend aus 100 seiner Sazschülern tätig war.

Als weltweit erster Musiker schloss Hazar mit dem akustischen Dreisaiter ein international anerkanntes Jazzstudium ab und revolutionierte mit seiner Masterarbeit die Konstruktion und Spielweise der Saz, um neben der traditionellen Spielweise auch westliche Musikrichtungen wie Klassik, Jazz und Flamenco auf die Saz übertragen zu können und beschäftigte sich intensiv mit mikrotonaler Musik, Maqam und Polyrhythmik sowie deren Anwendungen in Jazzimprovisationen. Im Jahr 2011 erhielt er seinen Master Degree am Conservatorium Maastricht.

Unter dem Projekt „Masters of Saz“ ging Hazar im Jahr 2012 mit Sazlegende Arif Sağ auf Tour und erhielt einen Ehrenpreis. Arif Sag sagte über ihn vor ausverkauftem Publikum im Mozartsaal in der Liederhalle Stuttgart: „Nachdem ich Hazar auf der Saz gehört habe, kann ich in Ruhe sterben.“ 9[6]

Im folgenden Jahr gab Hazar unter dem Projekt namens "Earthy Smelling Tones of Anatolia" gemeinsam mit Erkan Oğur mehrere Konzerte unterstützt vom Kulturamt.

Zweitkarriere

Auf dem Höhenpunkt seiner musikalischen Karriere wechselte Hazar das Instrument und begann akustische Gitarre zu spielen. In einem Interview sagte er: „Mit der Saz hatte ich nichts mehr zu erzählen.“ (Quelle?) Sein Wechsel zur Gitarre wurde unter anderem vom Gitarristen John McLaughlin beeinflusst. Bei einem Gespräch mit John McLaughlin nach einem Konzert in Köln sagte John über Hazars Album: ‚Wenn du deine Fähigkeiten zeigen möchtest, solltest du Gitarre spielen.’

Bemerkenswert hierbei ist, dass er innerhalb einer sehr kurzen Zeit in der Lage war auch die Gitarre auf höchstem, virtuosem Niveau zu spielen. Beeindruckt von seinem Talent kommentierte der Flamenco Gitarrist Rafael Cortés: „Ich kenne keinen, der so talentiert ist um ein Saiteninstrument zu spielen und solange Hazar kein Flamenco spielt, bin ich beruhigt.“ Rafael Cortés, 08.01.2020

Für die Aufnahmen seines Albums »Reincarnated« begab sich Hazar gemeinsam mit Al Di Meola ins Studio.

In seinem Album zeigt Hazar musikalische Höchstleistungen auf Weltklasseniveau. Er beherrscht ein kongeniales Zusammenspiel im Wechsel mit klangvollen Melodien, virtuosen Passagen, rasanten Läufen und spektakulärer Technik, während er immer neue Gefühlstiefe in sein Spiel einfließen lässt. Bemerkenswert ist hierbei, dass er auch bei schnellem Tempo immer einen sehr kräftigen und sauberen Ton bewahrt.12[7]

Das Albumrepertoire reicht etwa vom poetischen Bossa Nova „Made For Wesley“, Stücken wie dem hitzigen „Bossa Dorado“ sowie dem Biréli Lagrène Walzer „Made In France“ über Charlie Parkers fingerbrecherischen Bebop-Klassiker „Donna Lee“ bis hin zum feurigen „Spain“ von Chick Corea. Für die Aufnahmen holte HAZAR sich keinen Geringeren als den Jazzgitarristen Michael Sagmeister, der als Supervisor an seiner Seite mitwirkte. Aufgenommen wurden die Songs in einem Tonstudio, in dem Jazzlegende Miles Davis zu Lebzeiten seine Aufnahmen machte und gemastert in berühmten Abbey Road Studios in London.

Soziales Engagement

Indem sich Hazar aller Schematisierung und allen Vorschriften des Spielens und scharfen Trennungen zwischen Tradition und Moderne widersetzt, bricht er mit diesen althergebrachten Vorstellungen, sprengt die Grenzen und begibt sich in einen lebhaft musikalischen Diskurs, der um den Dialog zwischen Ost und West bemüht ist. Birger Gesthuiesen vom WDR pointierte die integrative Dimension seiner Arbeit mit den Worten: „Wir brauchen mehr Musiker wie Ulaş Hazar, der die Langhalslaute aus dem ethnischen Ghetto führt und aus dem musikalischen in den Konzertsaal.“
 [8]

Um sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben, gründete Hazar 2008 die weltweit größte Saz Akademie. In vielen Ländern unterrichtete Hazar Hunderte von Schülern - insbesondere jahrelang ehrenamtlich Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen und aus Familien mit Migrationshintergrund. 2014 gründete er einen der größten Volksmusikchor Deutschlands und gab im Hegelsaal mit über 200 Musikern ein Konzert. Ihm zu Ehren wurde sein Name dem sechs Jahre andauernden und vom deutschen Kulturamt unterstützten Projekt "Ulas Hazar World Music Festival" in Stuttgart gegeben. Neben zahlreichen Jury-Mitgliedschaften war Hazar im Jahr 2018 und 2019 als Bundesjury beim 55. und 56. Bundesmusikwettbewerb Jugend musiziert tätig.

Diskografie

  • 2009: Virtuoso mit Carles Benavent und Rafael Cortes, Acoustic Music, GTIN/EAN: 4013429114094
  • 2020: Reincarnated mit Al Di Meola, Recordjet, GTIN/EAN: 4050215970755

Literatur

Mit einem ganz neuen Konzept, angelehnt sowohl an seine jahrelangen Erfahrungen als auch den Ergebnissen seiner wissenschaftlichen Forschungen, schrieb Hazar eine erstmals auf deutsch verfasstes Lehrbuch namens „Saz – Das neue Konzept mit Tabulaturen“, das 2015 im Acoustic Verlag veröffentlicht wurde.

  • SAZ: Das neue Konzept mit Tabulaturen, inkl. CD (Deutsch) Taschenbuch, 20.11.2015, Acoustic Music GmbH & Co. KG, ISBN 978-3945190074

Einzelnachweise

  1. Karsten Rube: Folk World CD Kritiken. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  2. Ulas Hazar, CD: Virtuoso. In: Acoustic Music. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  3. Ulas Hazar, CD: Virtuoso. In: Acoustic Music. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  4. Ulas Hazar, CD: Virtuoso. In: Acoustic Music. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  5. 15. Kaleidoskop OpenAirKino 2006 entfernt und gefährlich... Abgerufen am 18. Juni 2020.
  6. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  7. Abgerufen am 15. Juni 2020.
  8. ULAS HAZAR - Virtuoso. Abgerufen am 15. Juni 2020.