Katz und Maus (Novelle)
Katz und Maus ist eine Novelle aus der Danziger Trilogie von Günter Grass und ist 1961 erschienen.
Thema des Buches ist die Entwicklung des Jungen Joachim Mahlke. Er ist Teil einer Gruppe aus Gleichaltrigen, mit denen er viel Zeit verbringt, jedoch nie wirklich Anschluss findet und daher eher Außenseiter ist. Die Geschichte spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Danzig.
1961 hatte der Hessische Minister für Arbeit, Volkswohlfahrt und Gesundheitswesen bei der Bundesprüfstelle beantragt, Katz und Maus wegen unsittlichen Inhalts zu indizieren, begründet unter anderem mit einer dort geschilderten ‚Onanierolympiade‘ der Protagonisten. Auf Protest der Öffentlichkeit und anderer Schriftsteller wurde der Antrag zurückgezogen.
Beschreibung des Protagonisten
Mahlke ist ein Einzelkind und hat keinen Vater mehr. Er wohnt mit seiner Mutter und deren Schwester in einem Haus in Danzig. Der Protagonist ist Pilenz, ein ehemaliger Freund.
Erzähler
Ein Freund Mahlkes, der Pilenz heißt, erzählt die Geschichte in der Ich- und Wir-Form; von Mahlke spricht der Erzähler in der Er-Form, wechselt jedoch manchmal plötzlich in die Du-Form. Somit fühlt sich der Leser mal mehr, mal weniger in das Geschehen involviert. Pilenz nennt Mahlke nur einmal im ganzen Buch bei seinem richtigen und vollen Namen, ganz am Anfang.
Leitmotiv
Der Titel enthält das Leitmotiv der gesamten Novelle. Katze und Maus werden dabei abwechselnd durch eine Katze im Spiel mit Mahlkes Adamsapfel oder durch Autoritätspersonen im Umgang mit Mahlke bzw. der ganzen deutschen Jugend der damaligen Zeit symbolisiert.
Ein weiteres Leitmotiv stellt der Ritterkreuzorden dar, der an allen entscheidenden Wendepunkten des Buches eine wichtige Rolle spielt. Ursprünglich sollte die Novelle daher den Titel "Der Ritterkreuzträger" haben.
Ausführlicher Inhalt
Mahlke und seine Freunde sind ca. 16 Jahre alt. Sie schwimmen im Sommer jeden Tag zum Wrack eines polnischen Minensuchbootes. Mahlke sucht nach einem Ausgleich für seine körperliche Unförmigkeit und schwimmt zum Beispiel weit voraus oder taucht, während die anderen faulenzen, um Gegenstände aus dem Kahn hochzuholen. Weil er Schilder vom Schiffswrack entfernt und um von seinem Adamsapfel abzulenken, trägt er einen Schraubenzieher um den Hals. Die anderen sind zwar beeindruckt von Mahlke, lästern aber trotzdem über ihn: "Schön war er nicht. Er hätte sich seinen Adamsapfel reparieren lassen sollen. Womöglich lag alles nur an dem Knorpel." (Zitat aus Katz und Maus) Weil er den Adamsapfel verstecken und von ihm ablenken will, erfindet Mahlke sogenannte Puscheln, eine Art Fliege, nur mit zwei Kugeln.
Im darauffolgenden Sommer will Mahlke nicht mehr tauchen und schwimmt auch nur mit zum Kahn, nachdem ihn seine Clique dazu überredet hat. Aber einmal rettet er einen jüngeren Schüler aus dem Wrack und entdeckt währenddessen die Funkerkabine des Minensuchbootes. Weil diese über dem Wasserspiegel ist, verweilt er dort länger. Da die Freunde dies nicht wissen, haben sie Angst um ihn, bis er sich aus der Kabine ein Lebenszeichen gibt. Er richtet sich in der Funkerkabine eine Kammer ein, u.a. auch mit Gegenständen der Gottesmutter.
Außer einem Jagdpiloten hält ein U-Boot-Kapitän eine Rede an dem Gymnasium der Jungen, dem so genannten Conradinum und Mahlke stiehlt ihm sein Ritterkreuz. Die Kameraden verraten ihn aber nicht, sondern beschuldigen einen anderen. Nachdem er seinen Triumph gefeiert hat, gibt Mahlke den Orden einem Oberstudienrat zurück und muss die Schule wechseln.
Nach diesem Vorfall sehen die anderen ihn den ganzen Sommer nicht. Weil Pilenz, der Erzähler, ein Ministrant ist, sieht er Mahlke in der Kirche und wird von ihm nach Hause eingeladen.
Dann wird Mahlke nach dem Absolvieren des "Notabiturs" zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Pilenz und seine Kumpel werden Luftwaffenhelfer. Später kommen die anderen auch zum Reichsarbeitsdienst, Mahlke ist zu dieser Zeit aber schon Unteroffizier. Er hat bereits ein Ritterkreuz verliehen bekommen, als er Fronturlaub hat. Sein Rektor Klohse erlaubt es ihm allerdings aufgrund der Vorkommnisse mit dem Ritterkreuz des U-Boot-Kommandanten nicht, eine Rede an seiner ehemaligen Schule zu halten. Aufgebracht lauert er ihm vor seinem Haus auf und ohrfeigt ihn.
Nach Urlaubsende will Mahlke nicht mehr an die Front zurück. Deswegen hilft ihm Pilenz, sich in der Funkkammer des polnischen Minensuchbootes zu verstecken. Mit Bauchschmerzen taucht Mahlke in den Schiffsbauch hinein, gibt aber kein Lebenszeichen mehr und verschwindet.
Sprachliche Merkmale
Wie in vielen anderen Werken ist auch Katz und Maus durch den für Günter Grass typischen "kafkaesken" Sprachcharakter bezeichnend. Er schreibt verwirrend, undurchschaubar, bedrohlich. Die langen, komplizierten Sätze unterstützen diesen Eindruck.
In der wörtlichen Rede verwendet er häufig Dialekt, schreibt in unvollständingen Sätzen - oftmals ohne Verb - oder fasst ein paar Wörter zu einem zusammen. Außerdem gibt Günter Grass den agierenden Personen ziemlich seltsame Namen (z. B. Hotten Sonntag, Tulla Pokriefke) und beschreibt eigenartige Vorgänge: sie kauen Möwenmist und spucken ihn in die Ostsee; die Kapelle, die früher eine Turnhalle war und in der man noch immer den "Kreide-Leder-Turner-Mief" riecht, sind nur einige Beispiele dafür.
Zudem wird immer wieder der Zustand des Adamsapfels beschrieben.