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Alfred Kurella

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Alfred Kurella (* 2. Mai 1895 in Brieg/Oberschlesien; † 12. Juni 1975) war deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Kulturfunktionär der SED in der DDR.

Kurella, Sohn eines Psychiaters, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Breslau, Ahrweiler und Bonn Malerei und Grafik an der Kunstgewerbeschule München. Er wurde 1914 Kriegsfreiwilliger in Ersten Weltkrieg. Nach der durch Simulation erwirkten Entlassung aus dem Kriegsdienst lebte er ab 1916 als Hauslehrer und Mitarbeiter linker bürgerlicher Zeitungen in Leipzig und Dresden.

1918 war er Begründer der Ortsgruppe der Freien Sozialistischen Jugend in München und trat der KPD bei. Auf einer Fahrt als Kurier der KPD traf er 1919 in Moskau mit Lenin zusammen. Er war als Vertreter des russischen kommunistischen Jugendverbandes Mitbegründer der Kommunistischen Jugendinternationale (KJI) und ab 1921 erster Sekretär des Berliner und Moskauer Exekutivkomitees der KJI. Zugleich war er seit 1920 Mitglied des Büros des Zentralkomitees des Komsomol und 1924-1929 der KPdSU.

1924-1926 leitete er eine Jugendschule der Kommunistischen Internationale und eine Schule der französischen Kommunistischen Partei in Bobigny. 1926-1928 war er stellvertretender Leiter der Agitprop-Abteilung des Exekutivkomitees des Kommunistischen Internationale und 1928-1929 Leiter der Abteilung Bildende Kunst im Volkskommissariat für Volksbildung der RSFSR und Redakteur der "Komsomolskaja Prawda".

Aufgrund von Vorwürfen "ultralinker, formalistischer Fehler" kehrte Kurella nach Deutschland zurück, wo er als freier Schriftsteller arbeitete und für die KPD aktiv war. 1931 unterrichtete er an der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) und unternahm eine Studienreise nach Italien. 1932-1934 war er Sekretär des Internationalen Komitees zum Kampf gegen Krieg und Faschismus und Chefredakteur dessen Organs "Le Front Mondiale".

Bis 1935 arbeitete Kurella als Sekretär von Georgi Dimitroff in Moskau und bis 1937 als Leiter der wissenschaftlich-bibliografischen Abteilung der Moskauer Zentralbibliothek für ausländische Literatur. 1937 wurde er sowjetischer Staatsbürger. 1941-1945 war er "Oberredakteur" in der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee und arbeitete als Redakteur verschiedener (Front)Zeitungen, absolvierte Dezember 1942/Januar 1943 auch einen Propagandaeinsatz im Kessel von Welikija Luki. 1943 arbeitete er am Entwurf des Manifestes der Nationalkomitee Freies Deutschland mit und war Redakteur von dessen Zeitung "Freies Deutschland".

1946 übersiedelte Kurella in den Kaukasus, wo er als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber (u.a. von Werken von Nikolai Tschernyschewski, Nikolai Dobroljubow, Alexander Herzen) lebte. Seit 1948 versuchte er, die Erlaubnis zu seiner Rückkehr nach Deutschland zu erwirken, wurde auch 1949 durch die SED angefordet.

Am 9. Februar 1954 übersiedelte Kurella in die DDR, trat der SED bei und war bis 1957 Direktor des Institutes für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig. Er hatte leitende Funktionen bei der Akademie der Künste, dem Schriftstellerverband der DDR und dem Kulturbund. 1957-1963 war er Leiter der Kulturkommission des Politbüros des Zentralkomitees der SED, seit 1958 auch Kandidat des Politbüros und Abgeordneter der Volkskammer. In diesen Funktionen war Kurella maßgeblich an der Durchsetzung des "Sozialistischen Realismus" und zahlreichen kulturpolitischen Interventionen der SED beteiligt. Ab 1963 war er Mitglied der Ideologischen Kommission des Politbüros des ZK der SED. 1968 promovierte er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Dr. phil. mit der Arbeit "Das Eigene und das Fremde".

Kurella wurde 1961 mit dem Karl-Marx-Orden, 1969 mit dem Nationalpreis und 1970 mit dem Kulturpreis des FDGB und der FDJ sowie der Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Werke und Schriften

  • "Gründung und Aufbau der Kommunistischen Jugendinternationale", Berlin 1929
  • "Mussolini ohne Maske", Reportagen, 1931
  • "Wo liegt Madrid?", Kiew 1939
  • "Ich lebe in Moskau", 1947
  • "Die Gronauer Akten"", Roman, 1954
  • "Der Mensch als Schöpfer seiner selbst", Aufsätze, Berlin 1958
  • "Zwischendurch. Verstreute Essays", 1961
  • "Kleiner Stein im großen Spiel", Roman, 1961
  • "Dimitroff kontra Göring", Berlin 1964
  • "Unterwegs zu Lenin", Berlin 1967
  • "Das Eigene und das Fremde. Neue Beiträge zum Sozialistischen Humanismus", 1968
  • "Der ganze Mensch", Reden, 1969