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Theosophische Gesellschaft

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Die Theosophische Gesellschaft ist eine 1875 in New York gegründete Organisation, die beträchtlichen Einfluss auf religiöse, esoterische Bewegungen weltweit genommen hat. Heutige Abkömmlinge bleiben ihr gegenüber an Bedeutung zurück. Von ihrem Selbstanspruch her ist sie Teil einer universalen, geistigen, intellektuellen und ethischen Bewegung, die zu allen Zeitaltern tätig war. Grundlage dieser Bewegung ist eine sogenannte „Universale Bruderschaft“. Diese beruhe darauf, dass in dem anfang- und endlosen Universum alles Existierende, jede Wesenheit, in seiner fundamentalen Essenz mit dem kosmischen Bewusstsein verwandt und von ihm in allen seinen Teilen belebt und beseelt werde. Damit seien alle Lebewesen als eine unauflösbare Universale Bruderschaft miteinander verbunden. Die Anerkennung der "Universalen Bruderschaft" ist eine Grundvoraussetzung für die Mitgliedschaft in der Theosophischen Gesellschaft.

In ihrem vorletzten Werk, Der Schlüssel zur Theosophie (1889), benennt Helena Blavatsky als Hauptziele der Theosophischen Gesellschaft:


Siegel

Datei:Tssiegel1875.gif
esoterisches TG-Siegel von 1875
esoterisches Siegel Adyar 1881

Die beiden Siegel der Theosophischen Gesellschaft wurden aus dem persönlichen Siegel von Helena Blavatsky entwickelt. Sie symbolisieren den gemeinsamen Ursprung aller heute getrennten Religionen, weisen auf die Ur-Religion hin. Durch Wiedererkennen des gemeinsamen esoterischen Kerns aller exoterischen Religionen, sowie der Zwillingslehre von Karma (Gesetz der moralischen Folgen) und Reinkarnation (Gesetz der Wiedergeburt) werden Rassen-, Klassen- und Standesunterschiede relativiert und überwunden.

Geschichte

Die Theosophische Gesellschaft (TG) wurde 1875 in New York von Helena Blavatsky, Henry Steel Olcott, William Quan Judge, Charles Sotheran und anderen gegründet. Nach dem Tod Blavatskys 1891 kam es innerhalb der TG zum Streit über die Lehre und folgemäßig über die Nachfolgeschaft von Frau Blavatsky. Sie spaltete sich dadurch 1895 in zwei grosse Richtungen, einerseits die sogenannte "Adyar-TG" unter der Führung Olcotts und andererseits die "Theosophische Gesellschaft in Amerika" (TGinA) unter Judge. Die Adyar Richtung hat ihren Hauptsitz in Madras, Indien, wo sie für lange Zeit eine nicht unbedeutende Rolle in der indischen Gesellschaft spielte. Die TGinA zog von New York nach Point Loma, Kalifornien, wurde daraufhin "TG-Point Loma" ge nannt, später nach Covina, daher "TG-Covina" und schließlich nach Pasadena, wo sie sich heute (2005) noch befindet und unter TG-Pasadena bekannt ist. In Point Loma entstand Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Leitung von Katherine Tingley, der Nachfolgerin von W. Q. Judge, und später auch Prof. Dr. Gottfried de Purucker, die Theosophische Gesellschaft Point Loma Lomaland mit einer theosophischen Universität, an der unter anderem Sanskrit gelehrt wurde.

Sowohl von der TGinA, als auch der "Adyar-TG" trennten sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Logen ab und gründeten eigene, zum Teil konkurrierende Organisationen. Dies führte zu einer Zahl von unterschiedlichen Strömungen der Theosophischen Gesellschaften, die jedoch alle von sich behaupten, die "wahre" und "echte" Theosophie zu vertreten. Aus der zur Adyar-TG gehörenden Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft ging 1912 die Anthroposophische Gesellschaft unter Rudolf Steiner hervor. Die Gründe für diese Abspaltung waren vor allem die Hinwendung der Adyar-TG zum Hinduismus unter der neuen Präsidentin Annie Besant seit 1907 und besonders die Verehrung Jiddu Krishnamurtis als wiedergeborener Christus und kommenden Weltlehrer, die mit seiner Entdeckung durch Charles W. Leadbeater im Jahre 1909 einsetzte.

Zahlreiche namhafte Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler des ausgehenden 19. Jhdts und beginnenden 20.Jhdts (u.a. James Joyce) standen in Verbindung mit der Theosophischen Gesellschaft oder waren Mitglieder, so dass der Theosophischen Gesellschaft ein bedeutender Anteil an der Entwicklung des Geisteslebens der damaligen Zeit gegeben werden kann.

Neben den genannten sind zahlreiche andere religiös-reformerische und esoterische Organisationen aus der Theosophie hervorgegangen oder haben Einflüsse aus ihr aufgenommen. Im deutschsprachigen Kontext bedeutend ist die Ariosophie des Guido von List, der beispielsweise der Theosophischen Gesellschaft in Wien anhing, als eine unter vielen ideologischen Quellen des Nationalsozialismus. Guido von List's Lehren sind aber in vielen wesentlichen Grundsätzen deutlich verschieden von den theosophischen Lehren und können als Missbrauch der Theosophie angesehen werden.

Im Jahr 1936 wurde in Deutschland die Theosophischen Gesellschaften aller Richtungen und die entsprechende Literatur von den Nationalsozialisten verboten.

Sonstiges

Die Theosophische Gesellschaft stand anfangs mit der auch im Jahre 1875 von Swami Dayananda Sarasvati gegründeten Arya Samaj in Beziehung, bis sich Dayananda 1882 von der Theosophischen Gesellschaft distanzierte.

Die Theosophische Gesellschaft ist keine freimaurerische Organisation. Helena Blavatsky erhielt zwar 1877 einen freimaurerischen Titel, welcher aber von "offizieller" Freimaurerei nicht anerkannt wurde. Blavatsky war aber gut vertraut mit der Theorie und den Praktiken der Freimaurerei. In ihrem Gesamtwerk, besonders aber in Isis Unveiled, schrieb sie darüber.

Quellen

Helena Petrowna Blavatsky: Schlüssel zur Theosophie

Sylvia Cranston: HPB - Leben und Werk der Helena Petrowna Blavatsky


Siehe auch: Theosophie und Theosophische Gesellschaft in Amerika

Adyar-TG

TG-Pasadena