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Aamir Ageeb

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Amir Ageeb (* 03. August 1968; † 28. Mai 1999) war ein sudanesischer Flüchtling, der durch Maßnahmen zweier Beamter des BGS bei seiner Abschiebung an Bord eines Lufthansa-Flugzeuges starb.

Amir Ageeb wurde am 03. August 1968 in der sudanesischen Hauptstadt Khartum geboren. Im April 1994 floh er in die BRD und beantragte Asyl. Über seine Motive ist nur wenig bekannt. Einer seiner zwei Brüder saß als politischer Gefangener in sudanesischer Haft, sein andere Bruder war im Bürgerkrieg gefallen. Trotz der Umstände seiner Geschwister wurde sein Asyl-Antrag abgelehnt, wogegen er klagte. Noch während die Klage lief, lernte er eine deutsche Frau kennen und heiratete diese. Er zog daraufhin seine Klage zurück und erhielt eine befristite Aufenthaltserlaubnis bis zum 19. April 1999.

Nachdem die Ehe zerbrochen war, wurde seine Aufenthaltserlaubnis bis zum 4. Juni 1998 gekürzt, wogegen er Widerspruch einlegte. Er ging nun so lange davon aus, dass seine alte Aufenthaltserlaubnis bis zum 19. April 1999 so lange gültig sei, bis über seinen Widerspruch entschieden ist. Als er allerdings am 09. April 1999 den Diebstahl seiner Jacke bei der Polizei in Karlsruhe anzeigen wollte, wurde er in Abschiebehaft gebracht.[1]

Amir Ageeb sollte am 28. Mai 1999 abgeschoben werden. Laut Angaben des BGS soll er dabei passiven Widerstand geleistet haben und versucht haben sich selbst zu verletzen. Bereits in der Gewahrsamszelle wurde er mit Kabelbindern an Händen und Füßen gefesselt. Anschließend wurden die Fesseln auf em Rücken verbunden, während er sich in Bauchlage befand.[2] Beim Weg zum Flugzeug wurde im zusätzlich ein Integralhelm aufgsetzt und mit einem Seil die Oberschenkel gefesselt. So gefesselt, wurde er mit dem Kopf zuerst in die Lufthansa-Maschine getragen und in die Mitte einer dreier Sitzreihe gesetzt. Im Flugzeug wurden noch zusätzlich seine Arme an den Lehnen und seine Beine an dem Sitz mit Klettband fixiert, da er mit seinen Beinen gegen den Vordersitz getreten habe.[3] Außerdem wurde der Sicherheitsgurt geschlossen. Seine Fesseln sollten mit einer Jacke verdeckt werden, die ihm über den Schoß gelegt wurde.

Bei dem Start des Flugzeugs versuchte er trotz dieser Fesselungen sich aus dem Sitz zu stemmen und machte durch Schreie auf sich aufmerksam. Die beiden Beamten des BGS, die links und rechts auf den Plätzen neben ihm saßen, drückten daraufhin seinen Oberköper in Richtung seiner Oberschenkel. Der Beamte auf dem Platz vor Amir Ageeb drückte zusätzlich den Kopf des Flüchtlings nach unten. Als die Beamten Amir Ageeb nach dem Erlöschen der Anschnallzeichen wieder aufrichten wollten, stellten diese seinen Tod fest.[4] Eine später durchgeführte Obduktion ergab als wahrscheinlichste Todesursache ein Positional Asphyxia, den sogenannten lagebedingten Erstickungstod.

Quellen

  1. Zum 1. Todestag von Aamir Ageeb, „wissen.ist.macht!“, 3. Jahrgang, Nummer 15, 3/2000
  2. Staatsanwaltschaft beim Landgericht Frankfurt am Main stellt Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Körperverletzung im Amt ein, Pro Asyl, Presseerklärung, 28.07.2005
  3. Wie ein verschnürtes Bündel, Frankfurter Rundschau, 03.02.2004
  4. Bericht an den Innenausschuß des Deutschen Bundestages über den Tod des sudanesischen Staatsangehörigen Aamir Omer Mohamed Ahmed AGEEB bei dessen Rückführung am 28. Mai 1999, Bundesministerium des Innern, Juni 1999