Israelisches Modell
Als Israelisches Modell (auch israelische Lösung) wird eine Regierungskoalition bezeichnet, bei der die Koalitionsvereinbarungen einen Wechsel des Regierungschefs (und eventuell auch weitere Ministerposten) während der Legislaturperiode vorsehen. Der Begriff bezieht sich auf die Regierung Israels von 1984 bis 1988, bei der zunächst die Arbeitspartei Awoda mit Schimon Peres den Premierminister stellte. 1986 übernahm dann Jitzchak Schamir vom Likud-Block dieses Amt. Dabei war immer der jeweils andere stellvertretender Premierminister und Außenminister.[1]
Das Modell wurde seitdem vielfach als Modell für Regierungsbildungen aufgeführt. In Fällen einer Großen Koalition, wenn die Stärke der Parteien ähnlich ist, ist das Israelische Modell für die (ein wenig) kleinere Partei die bessere Alternative, als einen Regierungschef der anderen zu akzeptieren.
Dennoch hat das israelische Modell bis 2020 keine Nachahmer gefunden. Ihm steht das Interesse der stärksten Partei entgegen, den Regierungschef zu stellen. Ferner kann die Partei, die den Regierungschef in der zweiten Hälfte stellt, mit dem Amtsbonus in die neue Wahlperiode ziehen. Die Partei, die in der ersten Hälfte den Regierungschef stellt, ist also benachteiligt. Dafür hat sie einen unkalkulierbaren Vorteil: Sie kann die Koalition am Ende der ersten Hälfte der Wahlperiode beenden. Die andere Partei ist damit um die Möglichkeit, den Regierungschef zu stellen gebracht worden und die Partei, die in der ersten Wahlperiode den Regierungschef stellt, kann mit dem Amtsbonus wuchern. Damit besteht ein Anreiz, die Koalition bereits nach der ersten Hälfte zu beenden.
In Israel wurde der Koalitionsvertrag gehalten und die Wahlperiode zu Ende gebracht. Bei den Wahlen im Jahr 1988 verloren jedoch beide Parteien. Der Likud-Block stellte nur noch 40 Sitze (nach 41), die Arbeitspartei 39 (nach 44). Shamir konnte die nächste Regierung (ebenfalls als große Koalition) bilden.
Wahl zum Deutschen Bundestag 2005
Nach der Bundestagswahl 2005 in Deutschland wurde diese Art der Regierungsaufteilung zwischen SPD und CDU/CSU als eine Möglichkeit der großen Koalition angesehen. Dabei wäre zunächst Gerhard Schröder für weitere zwei Jahre im Amt des Bundeskanzlers geblieben und wäre dann von Angela Merkel abgelöst worden. Nach eigener Aussage lehnte die Union dieses Modell jedoch ab.[2]
Wahl zur Knesset 2020
Nach der Parlamentswahl in Israel 2020 einigten sich Benny Gantz (Kachol Lavan) und Benjamin Netanjahu (Likud) auf eine große Koalition zwischen ihren Parteien, in der eine Rotation im Amt des Premierministers vorgesehen ist. Netanyahu soll zunächst eineinhalb Jahre lang das Amt bekleiden und dann von Gantz abgelöst werden.[3]
Wahlen zum Dáil Éireann 2020
Nach der Parlamentswahl in Irland 2020 einigten sich Micheál Martin (Fianna Fáil) und Leo Varadkar (Fine Gael) auf eine Koalition zwischen ihren Parteien und den Grünen, in der eine Rotation im Amt des Premierministers vorgesehen ist. Martin soll zunächst zwei Jahre lang das Amt bekleiden und dann von den bisherigen Taoiseach Varadkar abgelöst werden.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Israeli Cabinet Fights Intensify - Meetings Often Raucous; 'Rotation Fever' Blamed By DAN FISHER, Los Angeles Times, 9. März 1986
- ↑ Union lehnt "Israel"-Lösung ab, Berliner Morgenpost, 25. September 2005
- ↑ Israel: Netanyahu und Gantz einigen sich auf Koalition. tagesschau.de, abgerufen am 21. April 2020.
- ↑ https://www.rte.ie/news/politics/2020/0615/1147519-government-formation/