Zum Inhalt springen

Gewöhnliche Schuppenwurz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. August 2006 um 23:50 Uhr durch Blablapapa (Diskussion | Beiträge) (Erkennungsmerkmale). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Schuppenwurz
Schuppenwurz (Lathraea squamaria)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Asternähnliche (Asteridae)
Vorlage:Ordo: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Vorlage:Familia: Sommerwurzgewächse
(Orobanchaceae)
Vorlage:Genus: Lathraea
Vorlage:Species: Schuppenwurz
Wissenschaftlicher Name
Lathraea squamaria
L.

Die Schuppenwurz (Lathraea squamaria) ist eine Pflanzen-Art aus der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae).

Ökologie

Die Schuppenwurz ist ein Geophyt und überdauert den Winter über ihr reich verzweigtes Rhizom. Sie ist ein Vollschmarotzer und wird zu den Blutungssaftschmarotzern [1] (Xylemparasiten) gezählt, da sie mit Hilfe von speziellen unterirdischen Saugorganen (Haustorien) den Saft von anderen Pflanzen ansaugt. Dabei nimmt sie einen Sonderstatus unter den Holoparasiten ein, indem sie den Pflanzensaft aus dem Xylem der Wirte anzapft und nicht wie sonst ausschließlich das Phloem angezapft wird. Normalerweise ist das Xylem der Wirtspflanzen, welche fast immer Bäume sind, verholzt. Da im Frühjahr das Xylem der Bäume jedoch mit organischen Verbindungen und Pflanzensäften durchtränkt ist, ermöglicht das der Schuppenwurz, im Frühjahr aufzublühen. Sie parasitiert vornehmlich an Haseln, Erlen, Pappeln, Weide und Buchen.

Als Bestäuber fungieren Insekten, vor allem Hummeln und (Honig-)Bienen. Es kommt nicht selten vor, dass die vorweiblichen (proterogynen) Blüten auch durch den Wind bestäubt werden (Anemophilie). In kalten Jahreszeiten können die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen (Kleistogamie). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten.

Die langlebigen Samen müssen näher als 1 cm an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen zu können. Sie werden zumeist durch Wind, Wasser oder durch Ameisen ausgebreitet.

Namensgebung

Der deutscher Name leitet sich von den fleischigen, weißlichen, stärkehaltigen Speicherschuppen am Rhizom her [2]. Der botanische Name bedeutet, dass die Pflanze oft weitgehend im Boden verborgen (griech. lathraios = verborgen) ist.

Vorkommen

Die Schuppenwurz blüht von März bis April direkt nach der Schneeschmelze wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen. Jedoch kommt es erst im Alter von etwa 10 Jahren zu einer Blühreife. Die Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland zerstreut vor und ist vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens zu finden.

Schuppenwurz (L. squamaria

Erkennungsmerkmale

Die Schuppenwurz ist ein fast chlorophyllfreier Vollschmarotzer, der oberirdisch eine etwa 10 bis 30 cm hohe mehrjährige krautige Pflanze ausbildet. Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes bis zu 2 m langes Rhizom aus, das ein Gewicht von bis zu 5 kg erreichen kann. Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen. Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane (Haustorien), mit denen die Pflanze in das Xylem von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt. Da die Schuppenwurz keine Blätter ausbildet, fehlt der Transpirationssog der die Assimilate von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Der Stängel besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen (Hydathoden), die das Wasserpotential zwischen Wirt und Parasit aufrecht erhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen. Die Blüten sind trübrosa gefärbt und in einer einsetswendigen übergebogenen Traube angeordnet.

Literatur

  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
  • Job Kuijt: Biologische und morphologische Hinweise zur systematischen Stellung von Lathraea. In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 49 (1973), S. 137-146, ISSN 0005-8041.
  • Emil Heinricher: Monographie der Gattung Lathraea. Gustav Fischer-Verlag, Jena 1931.
Commons: Schuppenwurz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Hubert Ziegler: 'Lathraea, ein Blutungssaftschmarotzer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 68 (1955), S. 311-318.
  2. Hans Christian Weber: Vergleichende Betrachtungen über die unterirdischen Organe von Lathraea squamaria L. und Tozzia alpina L. (Scrophulariaceae) . In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 51 (1975), S. 1 - 15, ISSN 0005-8041