Camargue




Die Camargue ist das Gebiet zwischen den beiden Mündungsarmen der Rhône, die sich nördlich von Arles teilt. Der Hauptarm, Grand Rhône mündet bei Port St. Louis ins Mittelmeer, der Nebenarm, Petit Rhône genannt, ca. 40 km westlich davon bei Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Dort liegt im Westen hinter der Petit Rhône die Petite Camargue, ein flaches Gebiet, das bis Aigues-Mortes reicht. Mit 930 km² ist die Camargue das größte Flussdelta Europas. Der größte Teil der Camargue wird landwirtschaftlich zum Gemüse-, Obst- und Reisanbau sowie zur Viehzucht genutzt. Der hauptsächlich aus Schwemmland bestehende Boden bietet günstige Bedingungen dafür. Südlich von Salin-de-Giraud wird fast das gesamte Gebiet von einer Meerwassersaline (seit 1856) der Salins-du-Midi belegt. Zur Rhone hin ist die Camargue völlig eingedeicht, die früher üblichen und zur Bildung beitragenden Überschwemmungen finden also nicht mehr statt. Daraus resultieren z.T Probleme mit Versalzung. Die Fauna in der südlichen Camargue, wo keine landwirtschaftliche Nutzung mehr erfolgt, ist von Pflanzen bestimmt, die mit Brackwasser zurecht kommen, wie Tamarisken und dem Queller (Salicorne)
Bekannt ist die Camargue vor allem als Naturschutzgebiet. Während die gesamte Camargue (im deutschen Sinn) Landschaftsschutzgebiet (1970: parc naturel régional, 30.000 ha) ist, besteht das Naturschutzgebiet (1927: réserve naturelle nationale, 13.117 ha) nur aus dem Etang de Vaccarés und dem südlich davon liegenden Streifen zum Meer. Im Naturschutzgebiet lebt eine mit 400 Arten reiche Wasservogelwelt (z.B. Großer Flamingo). Der Etang de Vaccarès ist der größte der zahlreichen sehr flachen Seen (frz: Etang), die der Camargue die typische Landschaft geben. Eine touristische Attraktion sind die frei lebenden Herden weißer Camargue-Pferde, eine Wildpferdart, die nur hier vorkommt, und die teilweise sehr großen Herden der Camargue-Stiere. Diese müssen für die größtenteils unblutigen Stierkämpfe (course camargaises) in die Arenen der Provence. Ihr Fleisch (frz: Taureau, auch Toro) ist eine Spezialität der provenzalischen Küche. Pferde und Stiere leben im Freien, sie haben aber Besitzer und tragen entsprechende Brandzeichen, es sind also keine wilden Tiere.
Einen Überblick über die Fauna der Camargue kann man sich verschaffen im Musèe Camargais am Mas du Pont de Rousty an der Straße (D 570) von Arles nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer, oder aber in der Beobachtungsstation La Capellière (D 36c) am Ostufer des Etang de Vaccarès. Dort kann man in verdeckten Unterständen Vögel und andere Wildtiere beobachten, soweit die Jahreszeit und das Klima die flachen Weiher nicht ausgetrocknet hat.
Die Carmargue gehört fast vollständig zum Stadtgebiet von Arles und macht Arles damit zur größten Gemeinde Frankreichs. Über die teilweise sehr elenden Lebensbedingungen der Viehhirten in alten Zeiten und andere kulturelle Aspekte der Camargue kann man sich im Museon Arlaten (wörtl. Übersetzung: Arlesianer Museum) in Arles hervorragend informieren. Die Hirten mussten in den Cabanes leben, kleinen, riedgedeckten Schuppen, die man vereinzelt heute noch sieht.
Die größte Stadt ist der Wallfahrtsort Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Hier steht eine alte Wehrkirche aus dem 9. Jahrhundert mit den Reliquien der Heiligen Maria Jakobäa und der Heiligen Maria Salome (seit 1448). Weiterhin gibt es ein Theater und drei Museen.
Bekannt ist die Camargue auch für die Salinen und die Gewinnung des Fleur de sel.
Außerdem ist die Camargue Heimat mehrerer Musiker-Familien, zum Beispiel die der Reyes und die der Baliardo. Am bekanntesten sind Manitas de Plata und die Gipsy Kings.
Beim Besuch der Camargue sollte man sich insbesondere im Spätsommer auf immense Vorkommen von Stechmücken einstellen.