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MLP SE

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MLP SE
Rechtsform
Sitz

Die MLP AG (früher Marschollek, Lautenschläger und Partner AG) ist ein Finanz-Makler mit Sitz in Wiesloch.

Unternehmen

Die MLP AG bietet Finanzdienstleistungen in den Bereichen Vorsorge-, Vermögens- und Risikomanagement an. Die rund 2.500 freiberuflichen Vermittler sind auf bestimmte Zielgruppen, vorrangig Akademiker, spezialisiert (insbesondere Mediziner, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure). In rund 300 Geschäftsstellen werden über 660.000 Kunden betreut. Zu den bekanntesten Standardprodukten der MLP AG gehören vor allem kombinierte Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen mit einer Weiterspargarantie, die als „Airbag“ bezeichnet wird. Neben dem üblichen Spektrum der Allfinanz-Branche wie Versicherungen aller Art bietet die MLP AG auch Bankdienstleistungen wie Girokonten und Kreditkarten.

Struktureller Interessenkonflikt

Die MLP AG ist eine Absatzorganisation, die der Finanzindustrie gegen Abschlussprovision Privatkunden zuführt. Verbraucherschützer kritisieren daher die Bezeichnung von provisionsbasierten Verkaufsgesprächen als "unabhängige Beratung". Auch erschwere die augenscheinlich mangelnde Transparenz von MLP-Angeboten dem unkundigen Verbraucher die Beurteilung der oft komplex kombinierten Verträge, für die man wiederum einen wirklich unabhängigen und umfassend geschulten Berater bräuchte. Umstritten ist insbesondere die bei MLP mit meist 10% äußerst hoch bemessene Dynamik in Lebensversicherungsverträgen, die etwa bei einer Laufzeit von 35 Jahren den Beitrag schleichend auf 2554,8% erhöht, gleichzeitig jedoch die Rückkaufswerte nicht im selben Umfang anwachsen lässt, da die jährliche Dynamik jeweils eine erneute Abschlussprovision auslöst und das gestiegene mathematische Eintrittsalter der Anpassung einen höheren Anteil an Risikobeitrag innerhalb der dynamischen Erhöhung auslöst. Auf diesen für Verbraucher nachteiligen Vertragsverlauf machen Versicherungsmakler i.d.R. ebenso selten aufmerksam wie auf die Alternative, statt Änderung des laufenden Vertrages einen zusätzlichen Vertrag in Höhe der Dynamikerhöhung zu schließen. Wie andere Allfinanz-Berater auch profitieren MLP-Makler von dem naheliegenden Mißverständnis, dass bei Lebensversicherungsverträgen nicht etwa die Summe der Einzahlungen oder die Rückkaufswerte verzinst werden, sondern nur ein sogenannter Sparbeitrag. Dieser Sparbeitrag wird regelmäßig nicht beziffert, da er im ersten Jahrzehnt der Laufzeit oft mich einmal 2% der gesamten Einzahlungen beträgt, die Zinsen folglich im Promillebereich liegen. Insbesondere Lebensversicherungen beginnen praktisch im negativen Saldo, da die Kosten zu Beginn eines Vertrages verrechnet werden.

Personale Kompetenz

Entsprechend der Unternehmensphilosophie bekommen Kunden einen MLP-Makler zugeteilt, der das gleich Studienfach wie der Kunde absolviert hat. Anders als Finanzberater wie Finanzfachwirte, Versicherungskaufleute|, Versicherungsfachwirte oder Bankkaufleute weisen MLP-Makler keine staatlich anerkannte Ausbildung auf, sondern werden von der Firma im Verkauf von MLP-Produkten geschult.

Firmengeschichte

Die MLP AG wurde am 1. Januar 1971 von Eicke Marschollek und Manfred Lautenschläger gegründet. Die Geschäftsidee ist, ausgewählte akademische Zielgruppen, zunächst Juristen, bereits vor ihrem Hochschulabschluss als Kunden zu gewinnen und sie bezüglich ihrer finanziellen Situation zu beraten. MLP partizipiert damit am steigenden Beratungs-, Anlage- und Vorsorgebedarf dieser Klientel im Laufe ihrer Berufskarriere – und an deren steigendem Vermögen. Seit 1972 betreut das Unternehmen neben Juristen auch Mediziner und Zahnmediziner. 1974 wurde die Kommanditgesellschaft in eine GmbH umgewandelt und eröffnete in der Folge Geschäftsstellen in Düsseldorf, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahre 1984 wurden die Voraussetzungen für eine Börsennotierung geschaffen. Nachdem neue Zielgruppen wie Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure hinzukamen, wurde die Gesellschaft erstmals am 15. Juni 1988 am geregelten Markt der Stuttgarter Wertpapierbörse gehandelt.

Gleichzeitig übernahm Bernhard Termühlen die Leitung des operativen Geschäfts. Der promovierte Ingenieur Termühlen war seit 1985 – zunächst als Makler/ Vermittler – bei MLP tätig. Unternehmensgründer Manfred Lautenschläger förderte Termühlen, der das Unternehmen auf Kapitalmarktkurs brachte. Mit Umsatz- und Gewinnsteigerungsraten von jährlich 30 Prozent wurde MLP zum Interessenobjekt der Analysten und Investoren. 1999 wurde Termühlen Vorstandsvorsitzender, und Manfred Lautenschläger wechselte in den Aufsichtsrat. Zwischen dem 23. Juli 2001 und dem 22.09.2003 war die Gesellschaft im DAX 30 gelistet.

Im Jahr 2002 hat das Magazin Börse-Online dem Unternehmen Bilanzfälschung vorgeworfen. Der Aktienkurs des Unternehmens brach teilweise um 90 Prozent ein, MLP ist seitdem im MDAX gelistet. Die Staatsanwaltschaft Mannheim nahm Ermittlungen gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Termühlen und zwei weitere Mitarbeiter des Unternehmens auf, die im Dezember 2004 in die Anklageerhebung mündeten. Ein Verfahren wurde nicht eröffnet. Den Angeklagten wird vorgeworfen, die Abschlüsse für 2001 gefälscht zu haben. Mit Factoring- und Rückversicherungsverträgen seien Gewinne vorgetäuscht worden, die noch gar nicht erzielt worden seien. MLP legte Gutachten von Wissenschaftlern vor, die den Vorwurf zurückwiesen. Es ist nicht abschließend geklärt, ob die Bilanzierung von MLP rechtens war oder nicht.

Im Januar 2003 übernahm Uwe Schroeder-Wildberg zunächst das Amt des Finanzvorstands, das bis dahin von Termühlen in Personalunion ausgeübt worden war. Ende Oktober 2003 trat Termühlen als Vorstandsvorsitzender der MLP AG zurück. Am 17. Dezember wurde Schroeder-Wildberg mit Wirkung zum 1. Januar 2004 offiziell vom Aufsichtsrat als Vorstandsvorsitzender ernannt.

Seit dem 1. April 2004 hat das Unternehmen mit Nils Frowein einen neuen Finanzvorstand, der von der BDO Deutsche Warentreuhand AG zu MLP wechselte.

Zum 30. Juni 2005 wurden die Töchter MLP Lebensversicherungen AG an die HBOS-Tochter Clerical Medical und die MLP Versicherung AG an den Gothaer Versicherungskonzern verkauft. Ziel war die Stärkung der Maklerposition.

Die MLP Versicherung AG wurde umbenannt und firmiert nun als Janitos Versicherung AG. Die Janitos Versicherung AG führt das Geschäft als Maklerversicherer im Bereich der Sachversicherungen weiter. Die MLP Lebensversicherung AG trägt nunmehr den Namen Heidelberger Lebensversicherung AG. Der MLP Konzern besteht nun aus der MLP Finanzdienstleistungen AG und der MLP Bank AG.

Literatur

  • Manfred Lautenschläger mit Imre Török: Mythos MLP. Erfolgsgeschichte eines Finanzdienstleisters. Frankfurt am Main: Campus 1996. ISBN 3-593-35464-0
  • Till Freiberg: "Die Abzocker. Ein Finanzberater packt aus." Heyne (2003)

Siehe auch

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