Frédéric Collignon
Der Belgier Frédéric (Rico) Collignon (* 13. Dezember 1975) gilt seit Anfang des 21. Jahrhunderts als weltweit erfolgreichster Tischfussballspieler.
Familiäres und erste Erfolge
Frédéric Collignon wurde bereits in eine vom Tischfussball begeisterte Familie geboren. Sein erster Trainer und aktiver Förderer seiner Karriere war Vater Francis Collignon, ebenfalls Tischfussballspieler der Master-Klasse. Dass dieser 1975 - dem Geburtsjahr Frédérics (wie auch 1977) die Belgische Meisterschaft im offenen Doppel gewinnen konnte, mag als ein guter Stern für den späteren Star gesehen werden. Auch die Mutter war leidenschaftliche Spielerin, so dass Frédéric seine Eltern von Kindheit an auf Turniere begleitete. Vater Francis Collignon blickt heute auf 13 Titel der Major-Kategorie zurück - den Großteil davon indes mit engagierter Hilfestellung des Sohnes. Frédéric Collignon bestritt sein erstes Turnier im Alter von 11 Jahren, die regelmäßige Teilnahme an Wettkämpfen aber begann 1991 im Alter von 15 Jahren. In diesem Jahr gewann er erstmals die Belgischen Meisterschaften in seiner Altersklasse. Seit 1994 treten Vater und Sohn (bzw. Sohn und Vater) regelmäßig auf regionalen Turnieren in der Doppelformation an, um diese dann mit hoher Wahrscheinlichkeit (45:56) zu gewinnen. Bedeutende Siege der Vater-Sohn-Formation sind u.a. der Gewinn der Europäischen Meisterschaften in Borgloon (Belgien) 1999 sowie in den Jahren 2002-2004; der Dutch Open und der Open Eurosoccer im Jahr 2004 sowie ein zweiter Platz der Dutch Open im Jahr 2005. Bei dieser Siegesserie fällt auf, dass die Gewinnquote trotz fortschreitenden Alters des Vaters in den letzten Jahren eher höher als niedriger geworden ist. Gleiches gilt für die Erfolge im gemischten Doppel mit seiner Freundin Ingrid Hauben. Mit ihr baute Frédéric Collignon die Tradition des Leistungskickerns innerhalb der Familie aus. Im Jahr 2006 gewann das Paar drei Turniere der Top-Kategorie: Die Bonzini Weltmeisterschaft in Frankreich; die P4P Weltmeisterschaft (Lehmacher) in Deutschland sowie die Garlando Meisterschaft in Österreich. Ein weiterer generationenübergreifender Kreis am Firmament des Tischfussballs schloss sich, als Collignon Sr. und Maurice Hauben - Vater von Freundin Ingrid - im Jahr 1997 das Veteranen-Doppel der Belgischen Meisterschaft gewannen.
Internationale Karriere
Angesichts der hauptsächlich von den Produzenten der Spieltische finanzierten großen Turniere und den dadurch zergliederten Spielsystemen, vor allem aber durch das im Vergleich zu anderen Sportarten marginale Publikumsinteresse und die dadurch begrenzten Verdienstmöglichkeiten im Tischfussball zählt Frédéric Collignon zu den wenigen wirklich internationalen Spielern. Hervorzuheben ist dabei besonders seine Dominanz sowohl auf den großen europäischen als auch den weit höher dotierten großen Turnieren in den USA. Die höheren Preisgelder und die weitgehende Konzentration der amerikanischen Spieler auf nur einen Tischtyp (Tornado) führen dazu, dass wesentlich mehr europäische Spieler auf amerikanischen Turnieren vertreten sind als umgekehrt. Aus diesen Umständen lassen sich sowohl vorteilhafte (Reisefinanzierung, Flexibilität) als auch nachteilige (mangelnde Spezialisierung) Voraussetzungen für Collignons Sonderstellung interpretieren. Seinen auch dort anerkannten Ruf als weltweit bester Spieler trugen ihm vor allem die schon heute als legendär geltenden Erfolge auf dem bedeutendsten Turnier der Welt, der vom amerikanischen Hersteller Tornado mit Gesamtgewinnsummen von über 100.000 Dollar gesponserten World Championships ein. Konnte in der Geschichte dieses Turniers bis heute kein weiterer Spieler einen sogenannten Triple-Sieg, d.h. Erfolge im Einzel, Doppel und gemischten Doppel wiederholen, so gelang Collignon dies in den Jahren 2000, 2002 und 2004 gleich drei mal. Insgesamt kommt Collignon von 1996 bis heute auf 16 Einzeltitel dieses in Spielerkreisen als wahre Weltmeisterschaft gehandelten Turniers.
Stil und Stärken
Die wichtigste Voraussetzung für Collignons universale Spielstärke wird in seiner hohen Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Tische gesehen. Nach eigener Aussage gewann er bislang wichtige Turniere auf 10 unterschiedlichen Grundtypen. Für besonderes Aufsehen sorgte dabei, dass es ihm gelang, seinen effektivsten Schuss, den in Europa sehr verbreiteten, jedoch bis vor wenigen Jahren in den USA weitgehend unbekannten vorn geklemmten Pin-shot auch auf dem amerikanischen Tornado anzuwenden. Obwohl diese Technik auf Tornadotischen wesentlich schwieriger zu handhaben ist als auf europäischen Soccer-Tischen, folgte ein grosser Teil langjähriger amerikanischer Leistungsspieler in den letzten Jahren Collignons Beispiel und wechselte auf diese Technik. Auch hier muss vorerst offen bleiben, ob es nun der Vorteil der auf europäischen Tischen besser zu erlernenden, jedoch grundsätzlich überlegenen Technik ist, oder aber Collignons einzigartige Fähigkeit, diese Technik auf höchstem Niveau auf den Tornado zu übertragen. Die Tatsache, dass bis heute kein amerikanischer Elitespieler den pin-shot spielt, spricht für Collignons Ausnahmetalent. Ein weiterer Vorteil Collignons gegenüber anderen Spielern wird auf seine mentale Stärke zurückgeführt, die es ihm erlaubt, gerade in knappen Situationen Konzentration und Spielstärke noch einmal zu steigern und dadurch Rückstände in Siege zu verwandeln. Diese Fähigkeit wird von anderen Beobachtern allerdings wieder auf Collignons sicheres Bewusstsein für ein Leistungspotenzial gesehen, dass auch auf Turnieren der Master-Kategorie nur selten voll eingesetzt wird. Als Basis all dieser Fähigkeiten wird indes einmütig auf ein extrem überdurchschnittliches Trainingspensum hingewiesen.
Rankings
Die internationale Dominanz Collignons sowie seine Anpassungsfähigkeit gegenüber verschiedenen Tischen lässt sich durch einen Blick auf das Abschlussranking des Internationalen Tischfussballverbandes (ITSF) für die Saison 2005 ablesen, die er mit 720 Punkten vor dem Engländer Robert Atha (475 Punkte) und dem US-Amerikaner Billy Pappas (460 Punkte) anführte. Auch konnte er auf den Abschlussturnieren der ITSF-Serie seinen Ruf als weltweit bester Spieler untermauern, indem er diesen auf unterschiedlichen Tischen ausgetragenen Wettbewerb von 2004 bis 2006 in Folge gewann. Im Computerrating der amerikanischen Website foosworld.com (Stand: August 2006) führt Collignon mit 1707 Punkten, nächster Nicht-Amerikaner ist dort der Österreicher Lazlo Teke mit 1359 Punkten auf dem 37. Platz.
Quellen
- Interview auf http://members.lycos.nl/mauricehauben/photoalbum.html
- Spielerprofil auf http://www.speedplay.be/profile.php?action=view&id=3
- Spielerporträt auf http://www.insidefoos.com/node/168