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Venus (Mythologie)

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Detail von Bouguereaus Die Geburt der Venus

Venus war die Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit der Römer.

Die Annahme, Venus sei ursprünglich eine italische Göttin des Ackerlands, der Gärten, des Frühlings und als solche von Bauern und Winzern gewesen, wird heute nicht mehr vertreten. Auch für einen frühen Kult sind keine Anzeichen zu finden. Sie hatte keinen eigenen flamen (Priester) und auch in den ältesten Kalendern war kein Fest der Venus verzeichnet. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. wurde sie des öfteren als Göttin der Liebe mit der griechischen Aphrodite gleichgesetzt, deren Kult sich von Sizilien, besonders vom Berg Eryx, nach Italien, als Venus Erycina ausbreitete. Das erste archäologische Zeichen war eine Darstellung zusammen mit Persephone auf einem Spiegel aus Praeneste. Sie gelangte zu besonderer Bedeutung als Göttin des latinischen Bundes und hatte als solche Heiligtümer in Lavinium und Ardea.

In Rom hatte sie in alter Zeit besondere Verehrung als Murcia, worin man später fälschlich die „Myrtenfreundin“ (Myrtea) sehen wollte und als Cloacina. Als Venus Libentina war sie die Göttin der sinnlichen Lust, als Venus Libitina die Leichengöttin. In ihrem Tempel wurden die zur Bestattung notwendigen Utensilien aufbewahrt und die Totenlisten geführt. Parallel zur Entwicklung der Venus verlief in Kampanien die Gleichsetzung der oskischen Göttin Herentas zu Aphrodite. Der erste Stadtrömische Venus-Tempel wurde 295 v. Chr. von Quintus Fabius Maximus Gurges geweiht. 217 v. Chr., nach der Schlacht am Trasimenischen See, wurde auf Geheiß der Sibyllinischen Bücher der Venus vom Berg Eryx ein Tempel gelobt und auf dem Kapitol erbaut.

Die Sage, dass Aeneas der Sohn von ihr und Anchises sei, wurde dahin erweitert, dass er nach der Zerstörung Trojas nach Latium ausgewandert war. Zunächst führte Venus ihren Sohn mitsamt dem alten Vater Anchises sicher aus der untergehenden Stadt. Als Göttin der Liebe sorgte sie dafür, daß sich die karthagische Königin Dido in Aeneas verliebte und ihm Zuflucht gewährte. Auch in der entscheidenden Schlacht gegen Turnus griff sie auf Seiten ihres Sohnes ein und brachte diesem seinen Speer zurück. Ein Bildnis von ihr soll Aeneas mit nach Lavinium gebracht haben.

Neben der vielfachen, dem griechischen Aphroditekult entsprechenden Formen der Verehrung, die sie genoss, hat sie eine besondere Bedeutung als Venus genetrix, das heißt als Stammmutter des römischen Volkes durch ihren Sohn Aeneas (mater Aeneadum). Speziell das Geschlecht der Julier, das seine Abstammung von ihrem Enkel Iulus, dem Sohn des Aeneas, herleitete, verehrte sie als Stammmutter. In diesem Sinn errichtete ihr Julius Caesar als Venus genetrix auf dem von ihm angelegten Forum 46 v. Chr. einen prächtigen Tempel, bei dem alljährlich elftägige Spiele gefeiert wurden. Als Stammmutter des ganzen römischen Volkes war ihr neben der Roma von Hadrian der 135 vollendete, herrliche Doppeltempel in der Nähe des Kolosseums (später templum Urbis genannt) geweiht, von dem heute nur noch Ruinen vorhanden sind.

Venus war der 1. April heilig, wo sie von den römischen Matronen neben der Fortuna Virilis, der Göttin des Glücks der Frauen bei den Männern, und der Concordia als Venus Verticordia (Wenderin der weiblichen Herzen zu Zucht und Sitte) verehrt wurde. Von geringerer Bedeutung waren die Kulte der Venus Obsequens (der Willfährigen), der Venus Salacia (Göttin der Buhlerinnen) und anderer. Auch in Kampanien stand, wohl infolge griechischer Einflüsse, der Kult der Venus in hohem Ansehen, hier war sie zum Beispiel als Venus Fisica Stadtgöttin von Pompeji.

Kunstwerke, die die Venus darstellen

Literatur

in der Kunst

  • Thomas Blisniewski: „Und gab ihr den Apfel und pries sie vor allen die Schönste“ – Pierre Auguste Renoirs und Richard Guinos „Venus Victrix“ im Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud. In: Kölner Museums-Bulletin. Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln (4), 2002, S. 34-44
  • Mai, Ekkehard (Hg.): Faszination Venus. Bilder einer Göttin von Cranach bis Cabanel. Ausst.-Kat. Köln Wallraf-Richartz-Museum 2001

Siehe auch