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Aus der Haut

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Film
Titel Aus der Haut
Produktionsland Deutschland, Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 87 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Stefan Schaller
Drehbuch Jan Braren
Musik Johannes Lehniger
Kamera Michael Kotschi
Schnitt Andrea Mertens
Besetzung

Aus der Haut ist ein österreichisch-deutscher Coming-of-Age-Film des Regisseurs Stefan Schaller aus dem Jahre 2015. Er handelt vom Coming-out des schwulen Teenagers Milan, verkörpert von Merlin Rose.

Handlung

Der Film beginnt damit, dass der 17-jährige Milan Schulze betrunken mit dem Auto seiner Eltern fährt und sich mit dem Fahrzeug auf offener Straße überschlägt. Danach wechselt der Film kurz in das vorherige Geschehenen zurück. Milan hängt andauernd mit seinem besten Freund Christoph ab, mit dem er mit noch einem anderen Mitschüler Schlagzeug spielen tut. Dabei hat Milan eine feste Beziehung mit seiner Mitschülerin Larissa, der er eher aus dem Weg geht und nur wenig Beachtung schenkt. Mit Ausreden, er wolle ihr nicht ins Zimmer kotzen, vertröstet er sie immer aufs Neue. Nun soll er ihr beim Einkauf für eine Party helfen, vergisst es aber beim Schlagzeugspielen. Auf einem Skateplatz unterhält er sich offen mit Christoph über seine Beziehungsprobleme, er meint, Larissa wolle den ganzen Tag nur ficken. Er entscheidet sich schließlich mit Christoph den Abend bei sich zu verbringen, als Larissa bei der Party zu begleiten. Am Abend ruft er Larissa an und sagt ihr, dass es ihm mit ihr schlecht gehe. Daraufhin macht sie am Handy mit ihm Schluss. Christoph hat sich unterdessen Pornos im Internet angeschaut, was Milan nicht unbemerkt bleibt. Als er darauf anspricht, zeigt er ihm den Vogel. Sie beginnen sich über Intimrasur, Auffälligkeiten am Hodensack und über die Größe ihres Geschlechtsteiles zu unterhalten. Daraufhin fordert Milan ihn auf, sich mit ihm gemeinsam einen runterzuholen. Dabei schaut er immer herüber zu ihm und versucht, seinen besten Freund zu küssen. Als dieser von diesem abgewiesen wird und er von dannen zieht, wiederholt sich die Szene mit dem Autoüberschlag. Milan überlebt den Unfall zwar ohne größere Schäden, hat jedoch einen Abschiedsbrief hinterlassen, der seine Eltern in Aufruhr versetzt. Milans Mutter Susann hat sich gerade den Traum von einer eigenen Arztpraxis erfüllt, während sein Vater Gustav sich in seinem Job als Architekt auf einmal unterfordert fühlt. Der Unfall, bei dem Milan 1,7 Promille im Blut hatte, verändert jedoch alles.

Noch hat Milan nicht den Mut, seinen Eltern und vor allem sich selbst einzugestehen, dass er schwul ist. In der Schule kommt es durch Christoph, der es einem anderen Mitschüler im Vertrauen erzählt, heraus. Milan wird unter anderem in der Umkleidekabine gemobbt und ausgegrenzt. Erst nachdem er eine Affäre mit einem älteren Mann, dem Fotografen Harro hat, spricht er mit ihnen. Zumindest was seine Eltern betrifft, war Milans Angst unbegründet. Sie zeigen sich sogar erleichtert, dass nichts anderes hinter seinem Selbstmordversuch steckt. Beim Elternsprechtag verteidigt seine Mutter ihn sogar, als ein Vater seinen Sohn nicht in ein Zimmer mit einem schwulen Junge haben möchte. Als andere Eltern sich auch noch einmischen, dass sie Outings nicht verstehen, verlässt Susann Schulze die Elternschaft der Schule sofort. Milans Beziehung mit dem Fotografen ist zwar nicht von Dauer, er hat Sex und Liebe verwechselt. Harro hatte nie Gefühle für ihn, er wollte nur Spaß haben. Milan betrinkt sich wieder, findet sich aber so langsam, da der junge Mann nun weiß, was er will und was nicht, was ihm die Suche nach seiner sexuellen Identität sehr viel leichter macht. Doch zu Hause war er für seine Selbstfindung nicht. Er hat die Nacht draußen verbracht. Seine Eltern machen sich Sorgen und sehen ihn auf dem Dach. Sie denken, Milan wolle sich wieder das Leben nehmen. Da kommt Christoph und gibt ihnen ein grünes Licht. Er ist zwar nicht homosexuell, aber Milan ist und bleibt sein Freund. Die Vier setzen sich ins Auto, steigen aber wieder aus, um miteinander in Zweierkonstellation (Milan mit Christoph, Susann und Gustav) getrennt zu gehen.

Produktion, Veröffentlichung

Produktionsstart für die Dreharbeiten zum Film war am 26. August 2014 in Halle. Gedreht wurde bis zum 27. September neben Halle und in Leipzig und Berlin. Drehorte in Halle waren unter anderem der Hauptbahnhof, das Krankenhaus St. Elisabeth und ST. Barbara und die Sekundarschule „Johann Christian Reil“.[2] Produziert wurde das Drama von der UFA Fiction im Auftrag des MDR und ORF für Das Erste. Produzent ist Nico Hofmann.[3]

Seine Premiere hatte der Film am 29. Juni 2015 auf dem Filmfest München.[4] Die Erstausstrahlung im Fernsehen erfolgte am 9. März 2016 im Programm der ARD Das Erste. Am 19. August 2016 wurde der Film auf DVD herausgebracht (Vertrieb: Alive).

Rezeption

Einschaltquote

Bei seiner Erstausstrahlung konnte der Film 3,65 Millionen Zuschauer verbuchen. Der Marktanteil lag bei 11,7 Prozent.

Kritik

Thomas Gehringer gab dem Film auf der Seite tittelbach.tv fünf von sechs möglichen Sternen und lobte einschränkend: „Ein Familiendrama im Mittelschichts-Milieu, überzeugend von Stefan Schaller inszeniert und stark besetzt: ‚Aus der Haut‘ ist ein neues Werk von Autor Jan Braren, der erneut glaubwürdig über Identitätsfindung und die wechselseitigen Beziehungen in einer Familie erzählt. Doch an die Qualität von Homevideo reicht der Film angesichts einiger schwacher Nebenfiguren nicht heran.“[5]

Auf der Seite moviebreak.de zog Levin Günther ein etwas anderes Fazit: „Mit ‚Aus der Haut‘ hat Regisseur Stefan Schaller einen Film inszeniert, der in seiner Grundposition sicherlich aller Ehren wert sein könnte, wenn er sich nicht als wenig anspruchsvoller, wenig einfühlsamer, niemals mutiger und zumeist plakativer Film entpuppen würde. Konstruiert bis zum Nonplusultra, scheitert der Fernsehfilm vor allem an seiner katastrophalen Zuspitzung, die fast schon an Arbeitsverweigerung grenzt. Da hilft auch die motivierte Darstellung von Merlin Rose nicht viel.“[6]

Tilmann P. Gangloff befasste sich mit dem Film für evangelisch.de und meinte: „Filme dieser Art gibt es des Öfteren, aber dieses Werk ist etwas ganz Besonderes: weil es sich mit dem Thema Homosexualität befasst, und zwar auf eine Art und Weise, die zum Glück weder abstrakt noch lehrbuchhaft daherkommt.“ Der Kritiker zeigte sich beeindruckt und führte weiter aus: „Claudia Michelsen und Johann von Bülow verkörpern die Eltern sehr authentisch. Braren hat das Paar mit einigen Klischees versehen, die sich aber genauso auch in der Realität finden. Trotzdem steht und fällt ‚Aus der Haut‘ natürlich mit der Glaubwürdigkeit der zentralen Figur. Merlin Rose, in Krimireihen wie Zorn oder Marie Brand immer wieder positiv aufgefallen und von Andreas Dresen zum Hauptdarsteller seines Kinojugenddramas Als wir träumten erkoren, verkörpert die Rolle in ihrem emotionalen Facettenreichtum zwischen Euphorie und Depression ganz fabelhaft. Ein mutiger Film, der unter die Haut geht und schon deshalb aus dem Rahmen fällt, weil er sich im Gegensatz zu den seltenen sonstigen Fernsehfilmen zu diesem Thema traut, Homosexualität auch zu zeigen.“[7]

Auszeichnung

Hauptdarsteller Merlin Rose wurde für seine Rolle mit dem Günter-Strack-Fernsehpreis 2016 als bester Nachwuchs-Schauspieler ausgezeichnet.

Jana Brandt, im MDR für Fernsehfilme zuständig äußerte zur Verleihung: Merlin Rose begeistert in der Hauptrolle mit einer darstellerischen Bandbreite, in der er die Wucht der Emotionen seiner Figur zwischen Euphorie und Depression glaubhaft aufscheinen lässt. Wir freuen uns mit ihm über diese Auszeichnung und sind stolz darauf, dass wir mit ‚Aus der Haut‘ einen mutigen Film zum Thema Homosexualität vorgelegt haben, der offensichtlich Publikum wie Kritiker gleichermaßen beeindruckt." [8]

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Aus der Haut. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Juni 2016; Prüfnummer: 160 504 V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Halle (Saale) dient erneut als Filmkulisse siehe Seite halle.de
  3. Aus der Haut siehe Seite ffmop.de
  4. Aus der Haut siehe Seite filmfest-muenchen.de. Abgerufen am 31. Mai 2020.
  5. Thomas Gehringer: Fernsehfilm „Aus der Haut“. Merlin Rose, Michelsen, von Bülow, Schaller, Braren. Coming out eines 17-Jährigen siehe Seite tittelbach.tv. Abgerufen am 31. Mai 2020.
  6. Aus der Haut (2015) siehe Seite moviebreak.de. Abgerufen am 31. Mai 2020.
  7. TV-Tipp: „Aus der Haut“ (ARD) siehe Seite evangelisch.de. Abgerufen am 31. Mai 2020.
  8. Merlin Rose bekommt Nachwuchspreis für Hauptrolle in MDR/ORF-Koproduktion „Aus der Haut“ Abgerufen am 31. Mai 2020.