Sinfonische Dichtung
Eine Sinfonische Dichtung (auch Tondichtung) ist ein längeres musikalisches Stück für Orchester, das versucht, außermusikalische Inhalte mit musikalischen Mitteln zu beschreiben, beispielsweise Menschen, Sagengestalten oder Landschaften, später z.B. auch Gemälde. Zuweilen folgt die sinfonische Dichtung auch direkt einer literarischen Vorlage (z.B. bei Richard Strauss). Sie ist eine Form der Programmmusik und spielt vor allem in der romantischen Musik des 19. Jahrhunderts eine große Rolle. Besonders für das Entstehen der nationalen Schulen des Jahrhunderts spielt die Gattung eine bedeutende Rolle, da sich hier beispielsweise nationale oder volksliedhafte Anklänge besonders direkt in die Musik einarbeiten lassen. Dabei wird die formale Anlage frei nach dem beschriebenen Sujet gewählt. Entstanden aus der Überzeugung, dass die aus der Wiener Klassik stammende Form der Sinfonie zu keiner weiteren Entwicklung fähig wäre, konkurrierten diese beiden Gattungen lange Zeit miteinander. Es bildeten sich zwei "Schulen" oder Traditionslinien heraus, deren Aufspaltung vielleicht schon in der Kontroverse zwischen den Anhängern von Schumann und Brahms, sowie von denen der sogenannten Neudeutschen Schule um Wagner und Liszt zu finden ist. Letztere sprachen sich für programmatische Kompositionen aus, während erstere am traditionellen Sinfonieschema und am Verfassen programmloser Werke festhielten. Gleichwohl gibt es zahlreiche Komponisten, die beide Gattungen gleichermaßen gepflegt haben (z.B. Antonín Dvořák, Jean Sibelius).
Die Motive der sinfonischen Dichtung finden sich auch in der sprachlichen Dichtung, in den Versepen und Balladen dieser Epoche wieder.
Der Begriff wurde von dem Komponisten Franz Liszt geprägt, der auch als ihr "Erfinder" gilt.
Bekannte sinfonische Dichtungen
- Friedrich Smetana: Mein Vaterland, darin "Die Moldau"
- Franz Liszt: Les Préludes
- Modest Mussorgski: Eine Nacht auf dem kahlen Berge
- Peter Tschaikowski: Francesca da Rimini
- Richard Strauss: Also sprach Zarathustra, Don Juan, Till Eulenspiegels lustige Streiche
- Ottorino Respighi: Römische Trilogie
- Igor Strawinsky: Le Chant du Rossignol (dt. "Der Gesang der Nachtigall")