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Bankhaus Metzler

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  B. Metzler seel. Sohn & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien
Logo
Staat Deutschland Deutschland
Sitz Frankfurt am Main
Rechtsform KGaA
Bankleitzahl 502 307 00[1]
BIC METZ DEFF XXX[1]
Gründung 1674
Website www.metzler.com
Geschäftsdaten 2019[2]
Bilanzsumme 3,606 Milliarden Euro
Mitarbeiter 850
Leitung
Unternehmensleitung
  • Kim Comperl
  • Emmerich Müller
  • Harald Illy
  • Mario Mattera
  • Marco Schulmerich
  • Gerhard Wiesheu

Brief an Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz in Köln, 1830

Die B. Metzler seel. Sohn & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien ist eine Privatbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Bankhaus Metzler ist die zweitälteste Bank Deutschlands und ist seit seiner Gründung im Jahr 1674 durchgehend und ausschließlich in Besitz der Gründerfamilie.

Ab 1971 führte Friedrich von Metzler als persönlich haftender Gesellschafter das Bankhaus in der 11. Generation. Ende Mai 2018 schied er aus der Geschäftsleitung aus.[3]

Geschichte

Die Ursprünge des Bankhauses Metzler gehen auf ein im Jahr 1674 durch Benjamin Metzler gegründetes Handelsunternehmen zurück.

Der Name B. Metzler seel. Sohn & Co. leitet sich her vom Sohn des Firmengründers Benjamin Metzler, der durch diese Namensgebung an seinen verstorbenen (also seligen) Vater erinnern wollte.[4][5]

Bereits Ende des 17. Jahrhunderts kam es aufgrund der bedeutenden Fernhandelsaktivitäten zu einer Koppelung von Waren- und Geldgeschäften.

18. Jahrhundert

Erste Geld- und Wechselgeschäfte der Firma sind seit dem Jahr 1728 nachweisbar. Im Jahr 1742 wurde ein Sohn des Gründers in den Frankfurter Börsenvorstand gewählt. Seitdem sind Inhaber des Bankhauses fast ununterbrochen im Leitungsorgan der Frankfurter Wertpapierbörse und der Deutschen Börse AG vertreten.

Die Entwicklung vom Handels- zum Bankhaus fand um 1760 weitgehend ihren Abschluss. 1769 wurde Friedrich Metzler Teilhaber der Familien-Firma, 1771 deren Leiter.[6] Er stieg in das Geschäft mit Staatsanleihen ein. Es begann 1779 mit einer Anleihe zugunsten des Kurfürstentums Bayerns. Ihm folgten Kurpfalz als Anleihenehmer, 1795 das Königreich Preußen mit einer Anleihe von einer Million Gulden.[7] Auch Sachsen-Meiningen und das Haus Nassau wurden ebenso wie das Haus Oranien Kunde von Metzler. Durch seine Geschäfte mit dem preußischen Königshaus wurde er mit dem Titel Königlich-preußischer geheimer Kommerzienrat[8] ausgezeichnet.

19. Jahrhundert

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte der Wettbewerb mit den neu gegründeten Aktienbanken zu einer strategischen Ausrichtung des Geschäfts auf die Kernkompetenzen einer Privatbank: Verzicht auf das bilanzwirksame Geschäft und Konzentration auf individuelle Finanzdienstleistungen. Die Vermögensverwaltung war dabei von besonderer Bedeutung.

20. Jahrhundert

Metzler schränkte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Kontokorrent- und Kreditgeschäft ein. Gleichzeitig wurde der Handel mit Wertpapieren gezielt ausgebaut.

Das Bankhaus Metzler war im Jahr 1938 an der zwangsweisen „Arisierung“ jüdischer Bankhäuser beteiligt, so bei den Bankhäusern Bass & Herz, J. Dreyfus & Co. und Jacob S.H. Stern.[9]

Um die Unabhängigkeit langfristig zu sichern sowie die Kapitalbasis zu stärken, wurde das Unternehmen 1986 von einer Personengesellschaft zu einer Kapitalgesellschaft in Form einer Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt. Damit wurde die für eine Privatbank charakteristische persönliche Haftung der Geschäftsleitung beibehalten.

Im gleichen Zug wurde die B. Metzler seel. Sohn & Co. Holding AG als Muttergesellschaft einer Holding nach angelsächsischem Vorbild errichtet.

Die verschiedenen Geschäftsfelder liegen seitdem in der Verantwortung selbstständiger Tochtergesellschaften der Bank. Im Jahr 1994 wurde die B. Metzler GmbH gegründet, in der die Corporate-Finance-Beratung zusammengefasst ist.

Die Geschichte der Bank im 20. Jahrhundert war weitgehend von Albert von Metzler geprägt.

21. Jahrhundert

Im Jahr 2001 wurde eine Geschäftsstelle in Tokio, 2009 eine weitere in Peking eröffnet. 2007 feierte das Bankhaus Metzler sein 333. Jubiläum.

Die ausschließlich im Besitz der Gründerfamilie befindliche Bank veröffentlichte im Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 2019 folgende Zahlen:[2]

  • Bilanzsumme: 3,606 Milliarden Euro
  • Verwaltetes Vermögen im Asset Management: 86 Milliarden Euro
  • Kernkapitalquote: > 20 %
  • Bilanzgewinn: 2,31 Millionen Euro

Die Zahl der Mitarbeiter lag Ende 2019 bei 850. Das Bankhaus möchte weiter selbstständig bleiben, einer von der Wirtschaftspresse angesprochenen Fusion mit einer anderen Privatbank wurde mehrfach eine deutliche Absage erteilt.[10]

Geschäftsfelder

Metzler konzentriert sich auf Kapitalmarktdienstleistungen für Institutionen und Privatkunden in den Kerngeschäftsfeldern Asset Management, Capital Markets, Corporate Finance und Private Banking. Zu den Kunden des Metzler Asset Managements gehört die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder. Neben der Vermögensverwaltung für vermögende Privatpersonen und institutionelle Kunden ist Metzler auch im Publikumsfondsgeschäft aktiv.

Das Bankhaus Metzler unterhält mit seinen rund 850 Mitarbeitern Filialen bzw. Tochtergesellschaften in Bedburg (für die Region Düsseldorf/Köln), Hamburg, München, Stuttgart, Atlanta, Dublin, Los Angeles, Peking, Seattle und Tokio.[11]

Persönlich haftende Gesellschafter

In der Geschichte des Hauses waren immer wieder auch persönlich haftende Gesellschafter aktiv, die nicht Mitglieder der Familie Metzler waren, darunter:

Siehe auch

Literatur

  • Banken-Porträt Bankhaus B. Metzler. In: Bernd Baehring u. a. (Hrsg.): Finanzzentrum Frankfurt. Düsseldorf, Wien, New York 1987, S. 81–84.
  • Stefan Ohmeis: Einblicke – Geschichte und Geschichten über das Bankhaus Metzler und über die Familie von Metzler in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 2., erweiterte Auflage 2007.

Einzelnachweise

  1. a b Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
  2. a b Das Geschäftsjahr 2019. B. Metzler seel. Sohn & Co Holding AG, abgerufen am 28. Mai 2020.
  3. „Auch wenn ich selbst einen realen Albtraum erlebt habe, glaube ich an das Gute im Menschen“. In: Zeit Magazin. 31. Mai 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 31. Mai 2018]).
  4. Ein langer Name. In: youtube.com. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  5. Rechtsanwaltskanzlei Trenkler: Glossar und die gebräuchliche Abkürzung in Rechtssprache und Bankwesen. In: trenkler.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Februar 2017; abgerufen am 27. Februar 2017.
  6. Manfred Pohl: Handbook on the History of European Banks. Edward Elgar Publishing, Cheltenham 1994, ISBN 1-78195-421-6, S. 450 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Markus Plate: Große deutsche Familienunternehmen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-40338-9, S. 66 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Annonce: Benachrichtigungen. In: Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung. Nr. 73, 14. März 1825, S. 5 (online in der Google-Buchsuche).
  9. Ingo Köhler: Die Arisierung der Privatbanken im Dritten Reich: Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung, München: C. H. Beck 2005, S. 312–315 und 585
  10. "Wir werden definitiv keine Wettbewerber übernehmen" Redaktionsgespräch mit Emmerich Müller,. in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 73. Jahrgang, 1. Mai 2020, abgerufen am 28. Mai 2020.
  11. Standorte. In: www.metzler.com. Abgerufen am 31. Mai 2018.

Koordinaten: 50° 6′ 40,7″ N, 8° 40′ 23″ O