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St. Johann im Pongau

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Wappen Karte
Lage von Sankt Johann im Pongau
Lage von Sankt Johann im Pongau
Basisdaten
Bundesland: Salzburg
Bezirk: St. Johann im Pongau
Fläche: 78 km²
Einwohner: 10.259 (Volkszählung 2001)
Bevölkerungsdichte: 133 Einwohner/km²
Höhe: 565 m ü. NN(niedrigster Punkt)
618 m ü. NN(höchster Punkt)
Postleitzahl: 5600
Vorwahlen: 06412
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Kfz-Kennzeichen: JO
Amtliche Gemeindekennzahl: 50418
Gliederung des Stadtgebiets:
Adresse der Stadtverwaltung: Stadtgemeinde St. Johann im Pongau
Hauptstraße 18
5600 St. Johann im Pongau
Webseite: www.stjohannimpongau.at
Politik
Bürgermeister: Günther Mitterer (ÖVP)

Sankt Johann im Pongau ist eine Stadt im Bezirk Sankt Johann im Pongau, Salzburg und neben Bischofshofen die größte Stadt des Bezirkes.

Geschichte

Funde deuten auf eine erste Besiedlung des Gebietes in der Bronzezeit ca. 2000 v. Chr hin, speziell die Stollensysteme für den Kupferabbau im "Arthurstollen" und hölzernen Grubeneinbauten, mit einem durch die Radio-Carbon Methode ermittelten Alter von ca. 3000-3700 Jahren. Die erste Nennung des Namens erfolgte 1074: „ad sanctum Johannem in villa“.

Während der Bauernkriege 1525/26 stellt sich St. Johann auf Seite der Protestanten. Im Laufe der Kriege wurde der Ort verwüstet. Im Zuge der Ausweisung von Protestanten aus dem Erzbistum Salzburg, die 1731 ihren Höhepunkt findet, müssen 2500 Einwohner die Gemeinde verlassen. Das Recht zur Führung eines Wappens erhält St. Johann im Jahr 1929.

Ab 1939 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs heißt die Gemeinde Markt Pongau (Reichsgau Salzburg). Nationalsozialistischer Bürgermeister wird Hans Kappacher (ernannt durch Kreisleiter Josef Kastner). Kappacher wird in den 1950er Jahren erneut Bürgermeister und vom Gemeinderat zum Ehrenbürger ernannt.

Im Jahr 2000 wird die Gemeinde zur Stadt erhoben.

Nationalsozialismus

In "Markt Pongau" befand sich ab 1941 ein berüchtigtes Stammlager für Kriegsgefangene, das Stalag XVIII C (317) mit zeitweise bis zu 30.000 Gefangenen und einer Wachmannschaft von ca. 1000 Mann. Geplant wurde das Gefangenenlager jedoch nur für 8000 bis maximal 10000 Mann auf einer Fläche von etwa 8ha. Die Bauarbeiten wurden zügig vorangetrieben und bereits vor dem Winter 1941 fertiggestellt. Das Lager wurde in verschiedene Bereiche aufgeteilt (Nordlager, Südlager). Von Beginn an gab es für Russen eine eigene Baracke im Südlager.

Dom von St. Johann

Wappen

Das Wappen der Gemeinde ist: „Im roten Schilde die auf einem grünen Boden stehende, halb rechts gewendete Figur des hl. Johannes des Täufers mit gelblichem Unter- und braunem, lodenfärbigen Obergewande, in der Rechten ein Buch mit daraufliegendem Osterlamm mit Fahne haltend.“

Dom von St. Johann, Innenansicht

Kulturgeschehen heute

St. Johann erlangte als Schauplatz des Romans „Himmelfahrt“ (Otto Müller Verlag, Salzburg/Wien 1998) des österreichischen Schriftstellers O. P. Zier größere Bekanntheit beim literaturinteressierten deutschsprachigen Publikum. Die mit dem Buch.Preis 2000 ausgezeichnete Gesellschaftssatire "Himmelfahrt" seziert gnadenlos das Gemeinwesen einer österreichischen Fremdenverkehrsgemeinde im alpinen Raum. Machtgierige Politiker(innen) werden über ihre erbärmliche Rücksichtslosigkeit der Lächerlichkeit preisgegeben. Das Romangeschehen selbst kreist um das Thema der Glückssuche. Über eine raffiniert aufgebaute Handlung wird weiters die Frage behandelt: wie wird Leben zu Kunst, zu Literatur. Viele witzige und aberwitzige Einfälle und höchst eindrucksvoll beschriebene Figuren - so etwa die Anwaltsgattin Thea Moser oder der Notarzt Alex Baumgartner - lassen das Buch bei höchstem literarischem Niveau zu einer äußerst kurzweiligen Lektüre werden.

Die im Jahr 2004 gegründete Kultur:Plattform befindet sich im Aufbau und wird ab 2006 eine Reihe von Veranstaltungen organisieren. Es wird versucht, Kultur in ihren vielfältigen Spaten zu bieten (Musik, Literatur, Film, Architektur, Bildende Kunst) und der Bevölkerung näher zu bringen. Leider ist dies wahrscheinlich ein schwieriges Unterfangen, da die Bevölkerung in St. Johann sehr konservativ gestimmt ist und sich im Grunde nicht besonders aufnahmefähig für moderne Kunstarten zeigt (Wie eine Lesung über mittelalterliche Erotikgedichte, welche unter gewissen Kreisen Empörung auslöste, zeigt). Es sollte aber diese Institution doch ein Schritt sein in Richtung Weltoffenheit. Außerdem befindet sich im Kern der Kleinststadt ein s. g. Kultur- und Kongresshaus, in dem bereits Düringer, Dorfer, das Glenn Miller Orchester (um eine Auswahl zu nennen) gastierten. Auch die, von einem engagierten St. Johanner organisierte JazzGalerie ist für Insider gut bekannt.

Dom, Glasfenster über dem Altar

Tourismus

St. Johann im Pongau profitiert von seiner alpinen Lage in erster Linie im Tourismussektor. Nicht nur im Winter ist vor allem der Stadtteil Alpendorf ein wichtiges Fremdenverkehrszentrum mit einer Vielzahl von Hotels und einem Gondelbetrieb. Direkt vom Ortszentrum führt ein Sessellift auf den Hahnbaum. Die Hahnbaumpisten werden aber vorwiegend von Einheimischen und Familien benutzt. Jährliche Veranstaltungen (traditionelle Umzüge, Feste) sind fixe Bestandteile im Jahreszyklus der Stadt. Viele Besucher strömen im Winter zum großen Krampuslauf, für den St. Johann in der Umgebung berühmt ist.

Im Sommer bieten sich zahllose Bergtouren, Wanderungen, ein Schwimmbad und ein Badesse an. Als Ausflugsziel gibt es wenige Kilometer von St. Johann entfernt die Liechtensteinklamm .

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Arthurstollen, eine prähistorische Grubenanlage mit weitreichenden Schachtsystemen für den ehemaligen Kupferabbau. Die zahlreichen Holz-, Stütz und Metallfunde deuten darauf, dass bereits um 1600 vor Christus in diesen Schächten Kupfer abgebaut wurde. Heute ist ein kleiner Teil der (großteils engen und deshalb schwer zugänglichen) Schächte für Besucher begehbar.

Verwaltung

Als Zentrum des Pongau ist St. Johann Sitz zahlreicher Einrichtungen und Ämter: Bezirkshauptmannschaft, Bezirksbuchhaltung, Bezirksschulinspektor, Bezirksschulrat, Amtstierarzt, Amtsarzt, Abteilungen Gewerbe- und Baurecht, Umweltschutz, Katastrophenschutz, Forstwirtschaft, amtliche soziale- und psychosoziale Dienste, Polizei und Verkehr und Jugendwohlfahrt. St. Johann betreibt außerdem ein Altenheim, zwei Kindergärten, zwei Volksschulen, ein Gymnasium, eine Hauptschule, eine Handelsakademie, eine Polytechnische Schule, eine Landesberufsschule und das Elisabethinum.

Goldhaube

Die sogenannte „Goldhaube“ ist eine militärische Einrichtung in St. Johann. Ein unterirdischer Tunnelkomplex bietet Raum für Luftraumüberwachung, Speise- und Aufenthaltsräume für Soldaten, eine eigene Wasser- und Stromversorgung. Die kleine „Stadt“ unter der Erde ist vollkommen abgeriegelt von der Aussenwelt. Nur Offiziere und Bundesheerpersonal haben Zutritt. In Kriegszeiten ist vorgesehen, dass alle Mitglieder der österreichischen Regierung in diesen Bunker übersiedeln, um von dort aus die Staatsverwaltung zu leiten. Damit ist St. Johann auch ein strategisch wichtiger Punkt.

Literatur

  • Gerhard Moser (Hg.), Stadtbuch St.Johann im Pongau, Publikation der Stadt St.Johann, 2005.
  • Albert Kohlbegger, Chronik von St.Johann im Pongau, 2. Auflage 1983, Publikation der Stadt St.Johann. => teilweise fehlerhaft, katastrophaler Druck
  • R. Stadler, M. Mooslechner: St.Johann 1938-1945. Das nationalsozialistische Markt Pongau. Der 2. Juli 1944 in Goldegg: Widerstand und Verfolgung, Salzburg, Eigenverlag der Autoren, 1986
  • Michael Mooslechner, Die Mitglieder der nationalsozialistischen Organisationen in "Markt Pongau" nach ausgewählten Merkmalen: Familienstand, Schulbildung und Alter, Diplomarbeit 2002.
Commons: Salzburger Land – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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