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Burg Stolberg

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Die Burg Stolberg von Süden gesehen (1999)

Die Burg Stolberg erhebt sich auf einem steilen Kalkfelsen über Stolberg im Kreis Aachen, Nordrhein-Westfalen. Sie ist das Wahrzeichen, die Wiege und die Namensgeberin der Stadt sowie Mittelpunkt der Stolberger Altstadt.

Name

Der ursprüngliche Name der Anlage lautet Stalburg (in manchen Urkunden auch Stailburg). Das mittelhochdeutsche Wort „stal“ bedeutete „fest“ oder „standhaft“. Somit kann „Stalburg“ als „feste Burg“ gedeutet werden. Aus „Stalburg“ entwickelte sich durch Lautwandel im Laufe der Zeit „Stolberg“ (wohl Verdumpfung des langen a im Ripuarischen zu einem offenen, langen o, vgl. Oovend für "Abend", Kürzung dieses langen o zu einem kurzen o).

Baubeschreibung

Die Burg erstreckt sich in westöstlicher Ausrichtung auf einem Oolithfelsen östlich des Vichtbachs. Ihr Areal ist durch vier terrassenartige Ebenen gegliedert, die nach Süden hin zur Stolberger Altstadt abfallen. Mehrheitlich wurde sie aus Kalkstein errichtet, der aus den nahe gelegenen, ehemaligen Steinbrüchen Gehlen und Burg Stüttgen geliefert wurde. Aber auch aus dem Burgfelsen selbst wurde oft Kalkstein entnommen, um bei Ausbesserungsarbeiten als Baumaterial zu dienen.

Dansker, Bergfried, Palas, Kemenate und westlicher Flankierungsturm (v.l.n.r.)

Bauhistorisch sind zwei Teile der Burg zu unterscheiden. Dein ersten bilden die Bauten der ursprünglichen, mittelalterlichen Anlage auf der am höchsten gelegenen, ersten Ebene mit Bergfried, Palas, Kemenate sowie oberem Torbau, Flankierungsturm und Resten der Ringmauer. Der zweite Teil umfasst Zubauten des 19. und 20. Jahrhunderts, die mehrheitlich auf der zweiten bis vierten Ebene erbaut wurden. Dazu gehören der Dansker, die Torburg, der untere Torbau und das Burghaus.

Im Osten der Anlage, in der Nähe zur ehemaligen Burgkapelle und heutigen Kirche St. Lucia, erhebt sich der Bergfried. An ihn schließen sich fortschreitend nach Westen der Palas und die Kemenate sowie der obere Torbau und der Flankierungsturm an. Eine Ebene tiefer befindet sich südlich davon der untere Burghof, der sowohl über eine Treppe vom oberen Burghof als auch über eine Torburg im Osten des Burgareals zugänglich ist. Ein Teil des Torburg-Fundamentes steht auf der sich im Süden anschließenden, wiederum etwas tiefer gelegene dritten Ebene, auf der ein Vierecksturm sowie ein Kräutergarten zu finden sind. Von dort ist über eine Treppe die vierte und damit tiefstgelegene Ebene des Burgareals erreichbar, auf der sich der untere Torbau sowie das Burghaus befinden.

Bergfried, Dansker und oberer Burghof

Obwohl der höchste Bau der Burg, besitzt der Bergfried nur zwei Geschosse. Seine erste Etage besitzt gemauerte Rundbogenfenster im romanischen Stil, deren Einfassungen aus Blaustein[1] bestehen. An seiner Außenseite markiert ein Rundbogenfries die Grenze zwischen dem ersten und zweiten Geschoss, das von einem Nürnberger Helm bekrönt ist. Im Nordosten ist ihm ein Dansker vorgelagert, mit dem er durch eine überdachte Brücke verbunden ist. Eine Wendeltreppe im Inneren des Danskers führt zu dem nach Norden ausgerichteten oberen Burghof hinauf. Dort befindet sich ein überdachter Brunnen sowie der Eingang zum Palas.

Palas mit vorgelagertem Foyer

Palas und Kemenate

Dem dreigeschossigen Palas ist im Norden auf seiner gesamten Länge ein zweigeschossiger, hallenartiger Bau vorgelagert, der die Funktion eines Foyers und Treppenhauses besitzt. In seinem Erdgeschoss befinden sich Funktionsräume wie Garderobe und Toiletten. An den Wänden des Foyers sind die Wappen der Burgherren zu sehen. Eine Treppe am östlichen Ende führt auf einen Absatz hinauf, von dem jeweils eine weitere Treppe zur ersten Ebene des Bergfrieds und in das zweite Geschoss des Foyers mit nach Norden gerichteten Fenstern führt.

In dieser zweiten Etage befindet sich der Eingang zum Rittersaal im Palas, der ehemals den größten Raum der gesamten Burganlage darstellte. Seine Kreuzsprossenfenster befinden sich in der Südwand. In seiner Ostwand führt eine Tür in die Kemenate, die über einen weiteren Eingang im zweite Geschoss des Foyers verfügt.

Der Palas besitzt Staffelgiebel, die ein Steildach begrenzen. Sein drittes Geschoss - die so genannte Galerie - liegt unter dem Dachstuhl und ist über ein Treppenhaus hinter der Kemenate oder über den ersten Stock des Bergfrieds erreichbar. Sie erstreckt sich auf der Grundfläche von Rittersaal und Kemenate und bietet einen Blick in den offenen Dachstuhl. Ihr ist auf der Nordseite ein Terrasse vorgelagert, welche die Dachfläche des Foyers einnimmt.

Wehrgang am westlichen Flankierungsturm

Flankierungsturm und oberer Torbau

Der westlich gelegene dreigeschossige Flankierungsturm mit Zwiebelhaube ist mit der Kemenate durch einen Wehrgang verbunden, der über einen runden Torbogen verläuft. Ihm schließt sich ein eingeschossiger Torbau mit zwei Räumen an. Unter dem Torbogen hindurch führen Treppen hinab auf den unteren Burghof im Süden.

Torburg, unterer Torbau und Burghaus

Die Torburg begrenz das Burgareal im Südosten der Anlage und entstand erst während des Wiederaufbaus am Ende des 19. Jahrhunderts. Sie ist komplett aus Bruchstein errichtet und schließt sich in Höhe des Bergfrieds an den Burgfelsen an. Ihr unregelmäßiger, dreiflügeliger Grundriss ist den topographischen Gegebenheiten des Burgfelsen geschuldet.

Im Süden der Burg liegt am Luciaweg der unterer Torbau mit hofseitigem Wehrgang und einem sich daran anschließenden, kleinen Innenhof, von dem das so genannte Burghaus erreichbar ist. Bei diesem handelt es sich um ein zweiflügeliges Gebäude mit zwei Geschossen, dessen Fassade weitgehend aus Fachwerk besteht und erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurde.

Bewohner und Besitzer

12. bis 15. Jahrhundert

Historisch gesicherte Erkenntnisse über die Burg Stolberg liegen erst für die Zeit nach 1100 vor. Im 12. Jahrhundert wird mehrmals ein Edelherrengeschlecht derer zu Stalburg (auch Stahlburg) urkundlich erwähnt. Deren Mitglied, der Freie Renardus von Stalburg, errichtete wahrscheinlich ein erstes festes Haus auf dem Burgfelsen.

Nach 1237 kam Haus Stolberg – vermutlich von Wilhelm von Stalburg – unter noch nicht genauer bekannten Umständen an Wilhelm, Harper und Wirich von Frentz. Letzterer kam gemeinsam mit dem Grafen Wilhelm IV. von Jülich in der Nacht vom 16. auf den 17. März 1278 – der so genannten Gertrudisnacht – in Aachen um. Bei dem Versuch, eine Sondersteuer für König Rudolf I. einzutreiben, wurde er von aufgebrachten Aachener Bürgern erschlagen.

Wilhelms Sohn aus seiner ersten Ehe mit Sophia von Hückeswagen, Wilhelm II., trug den Hof Stolberg im August 1277 der Stadt Köln zu Lehen auf. Seine Frau, Mechthildis von Reifferscheidt, nannte sich nach dem Tod Wilhelms II. Herrin von Stoylburch. Da ihr Sohn Wirich kinderlos verstarb, erbte ihre Tochter Hadewigis von Frentz-Reifferscheidt zu Stolberg und Setterich den Besitz und brachte diesen mit in ihre zweite Ehe mit Arnold, Edelherr von Randerath. Beide übertrugen Burg und Herrschaft Stolberg 1324 an Hadewigis' Verwandte, die Edelfrau Ricarda von Salm-Reifferscheidt, Witwe des früh verstorbenen Johanns III. von Reifferscheidt.

Als Ricarda um 1350 starb, ging das Erbe an ihren Sohn Johann IV., der Marschall von Westfalen war. Er setzte den Ritter Edmund von Barmen 1364 für sieben Jahre als Burgverwalter ein. Vermutlich waren es die Erben Johanns IV., die um 1372 die Burg an Reinhard II. von Schönforst verkauften. Dieser residierte jedoch weiterhin in Schönforst bei Aachen, auf Burg Stolberg wohnten nur Burgmannen, die sich als Raubritter verdingten. Deshalb belagerte der Landfriedensbund zwischen Rhein und Maas die Anlage und sagte Reinhard II. die Fehde an, in deren Verlauf die Burg geschleift wurde.

1396 wurde Schönforst durch Herzog Wilhelm III. von Jülich und Geldern erobert. Der Schönforster Besitz wurde einschließlich Stolbergs dem Herzogtum Jülich einverleibt.

Gerhard von Jülich-Berg verpfändete Staelburg uf der Veicht im Juni 1445 an seinen Rat und Freund Wilhelm I. von Nesselrode mit der Auflage, auf dem dortigen Berg eine neue Burg zu errichten. Nur zwei Jahre später wurde Stolberg zu einer Unterherrschaft erhoben und zum Erbmannlehen der Familie von Nesselrode erklärt.

Wilhelm II. von Nesselrode beerbte seinen Vater 1471. Da aber seine Frau Adriane von Arendahl die Herrschaft Rheydt mit in die Ehe gebracht hatte, zog er es vor, auf dem dortigen Schloss Rheydt zu wohnen. Er übertrug Burg und Herrschaft 1483 an seinen Verwandten Bertram von Nesselrode zu Ehrenstein, weil er selbst kinderlos war. Aber auch Bertram hatte keine Kinder, so dass er den Besitz noch am gleichen Tag an seinen Neffen Bertram von Gevertshagen (genannt Lützenrode) weitergab. Jener Bertram und dessen Frau Margareta Spoir gaben Stolberg 1496 an Herzog Wilhelm von Jülich-Berg zurück.

16. und 17. Jh.: Die Herren von Efferen

Der Bergfried der Burg mit vorgebautem Dansker

Herzog Wilhelm von Jülich-Berg belehnte nur neun Tage später den Junker Vinzenz von Efferen mit Stolberg. Die Lehensurkunde spricht erstmals von Stolberg als Erbgift. Demnach war es zu jener Zeit kein Mannlehen mehr, sondern auch weibliche Familienmitglieder waren nun erbberechtigt. Vinzenz' Sohn Hieronymus aus der Ehe mit Johanna von Merode-Schlossberg trat 1532 die Erbfolge auf der Burg Stolberg an. Er war ein Vetrauter des Herzogs Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg, der ihn zum herzoglichen Artillerie- und Zeugmeister ernannte. Nach seinem Tod wurde 1552 erstmals eine Frau Besitzerin: Hieronymus' Ehefrau Anna von Nesselrode. Als sie 1559 starb, folgten ihr die beiden Söhne Johann und Wilhelm nach.

Wilhelm war Mitglied des Deutschen Ordens und hielt sich aus diesem Grunde nur äußerst selten in Stolberg auf. Sein Bruder Johann hingegen sollte die Stolberger Geschichte maßgeblich mitbestimmen. So unterstützte er die Stolberger Protestanten, die überwiegend Kupfermeister aus Aachen waren, indem er beispielsweise die katholisch geweihte Burgkapelle Anhängern des reformierten Glaubens für regelmäßige Gottesdienste zur Verfügung stellte. Johanns Taten und religiöse Toleranz legten den Grundstein für eine immer größer werdende protestantische Gemeinde in Stolberg.

Im Verlauf des Achtzigjährigen Kriegs besetzten im Dezember 1606 spanische Söldner unter Oberst Don Gaston die Burg für sechs Wochen und plünderten sie.

Nach Johanns Tod übertrug sein Bruder Wilhelm nach kaum einem halben Jahr 1608 den Besitz an die Kinder seines Vetters, Wilhelm Adolf und Johann Dietrich von Efferen. Da diese zur Zeit der Übertragung noch minderjährig waren, wurde ihr Vormund, der Wormser Bischof Wilhelm von Efferen, mit der Herrschaft belehnt. Als Wilhelm Adolf verstorben war, wurde sein Bruder Johann Dietrich alleiniger Besitzer der Burg und 1368 vom Kaiser in den Stand eines Freiherren erhoben. Seine Erbtochter Odilia, Freiin von Efferen, brachte die Burg 1649 an die Familie ihres Ehemanns, Ferdinand Freiherr Raitz von Frentz zu Kendenich, der wie sein Vater kurkölnischer Erbkämmerer war.

18. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Burg Stolberg 1888, vor dem Wiederaufbau durch Moritz Kraus

Ferdinands Sohn Franz Carl trat 1691 sein Stolberger Erbe an. Nach seinem Tod verheiratete sich seine Frau in zweiter Ehe mit Anton Heinrich Freiherr von Cortenbach zu Altenhagen, den der Jülicher Herzog Karl Philipp 1735 mit Stolberg belehnte. Die Verwandten Franz Carls aber legten gerichtlichen Einspruch gegen die Erbschaft Maria Annas ein und konnten den sich anschließenden langwierigen Prozess im Januar 1745 für sich entscheiden. Die Herrschaft kam an die Nachfahren des ersten Mannes, in diesem Fall drei weibliche, verheiratete Mitglieder der Familie von Frentz zu Kendenich, deren Ehemänner nach dem Prozess zu gleichen Teilen mit der Burg und Herrschaft Stolberg belehnt wurden.

1777 kam es durch den Bollheimer Generalvertrag zu einer Teilung des Frentz'schen Besitzes. Stolberg kam an die Familie der Grafen von Kesselstatt, Nachfahren der Antonetta Franziska Theresia Isabella von Frentz zu Kendenich. Hugo Johann Casimir Edmund von Kesselstatt zu Föhren und seine Ehefrau Maria Catharina Elisabeth Freiin von Knebel zu Katzenelnbogen wurden jedoch bereits 1794 enteignet, nachdem französische Revolutionstruppen linksrheinische Gebiete besetzt hatten. Als Ergebnis des Wiener Kongresses fiel Stolberg 1815 an Preußen und gelangte über diesen Weg wieder an die Grafen von Kesselstatt.

Joseph Franz von Kesselstatt verkaufte die Burg 1803 an die Eheleute Richard und Maria Katharina Welter für 4000 Mark. Von deren Erben ersteigerte 1888 der Stolberger Fabrikant Moritz Kraus die derweil herunter gekommene Burganlage für 3000 Mark, um sie wieder aufbauen zu lassen. Im April 1909 schenkte Kraus die Burg der Stolberger Bürgerschaft als unveräußerliches Eigentum, und so ist sie auch heute noch im Besitz der Stadt.

Baugeschichte

Die baugeschichtliche Entwicklung der Burg Stolberg zu ihrem heutigen Erscheinungsbild geschah im Wesentlichen in drei Phasen. Ab 1448 wurde unter Wilhelm I. von Nesselrode und dessen Sohn Wilhelm II. die Burganlage auf den Ruinen eines Vorgängerbaus neu errichtet. Nach Beschädigungen während der Geldrischen Fehde ließ Hieronymus von Efferen die Schäden nach 1542 beheben und im gleichen Zuge die Anlage erweitern. Eine dritte Bauphase begann nach 1888 unter dem Fabrikanten Moritz Kraus, der die heruntergekommenen Gebäude wieder aufbauen ließ und zugleich einige Umbauten vornahm.

Mittelalter

Renardus von Stalburg gilt heute als der wahrscheinliche Gründer der Burganlage, auch wenn es sich zu seiner Zeit lediglich um ein festes Haus gehandelt haben dürfte, das ein Stück oberhalb der jetzigen Wehranlage stand.

Älteste überlieferte Darstellung der Burg Stolberg aus dem 16. Jh., noch vor der Erweiterung durch Hieronymus von Efferen

Die Erwähnung der Anlage als „Schloss“ im Jahre 1325 zeugt davon, dass das alte Wohnhaus unter Wilhelm II. von Stolberg und dessen Frau Mechtildis erweitert worden war. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch erstmals eine Burgkapelle eingerichtet.

Als Johann IV. von Reifferscheidt im Jahre 1364 Edmund von Barmen als Verwalter einsetzte, befand sich die Anlage vermutlich in einem schlechten Zustand, denn Edmund erhielt die Auflage, 400 Gulden in den Gebäuden zu verzimmern und verbauen. Es ist jedoch noch nicht zweifelfrei belegt, ob es sich bei dieser Investition nicht auch um eine Erweiterung der Burganlage gehandelt haben könnte.

In der Fehde zwischen dem Landfriedensbund und Reinhard II. von Schönforst wurden sämtliche Gebäude geschleift und unbewohnbar gemacht, da es in jener Zeit nicht möglich war, sich durch Geldzahlungen oder Wiedergutmachung vom Vorwurf des Landfriedensbruchs freizukaufen. In den Folgejahren krönten nur Ruinen den Burgfelsen.

Mit der Verpfändung Stolbergs an Wilhelm von Nesselrode war die Auflage verbunden, dass eine mögliche neue Burg als Offenhaus des Herzogs von Jülich zu errichten sei. Die Arbeiten an ihr begannen im Jahre 1448 und wurden erst unter Wilhelm II. von Nesselrode vollendet. Nach dem Neubau präsentierte sich die Burg Stolberg als eine Anlage mit rundem Bergfried und einem sich westlich daran anschließenden Palas, der um einen niedrigeren Kemenatenanbau erweitert worden war. Auf der Westseite des Burgfelsens stand ein Flankierungsturm, der durch einen Torbau mit den übrigen Gebäuden verbunden war. Im Schutze der Wehrmauer lag auch eine kleine Burgkapelle, an deren Stelle sich heute die katholische Pfarrkirche St. Lucia befindet.

Renaissance und frühe Neuzeit

Während der Geldrischen Fehde wurde die Anlage im Oktober 1542 durch den Fürsten von Oranien, René de Chalon, angegriffen und teilweise zerstört. Die dabei aufgetretenen, schweren Brandschäden waren aber bis 1548 wieder behoben und die Burg sogar noch erweitert worden. Hieronymus von Efferen hatte hierbei u. a. den Palas mit einem hohen Dach und Treppengiebeln versehen und dem Flankierungsturm im Westen eine polygonale Schieferhaube aufsetzen lassen.

18. und 19. Jahrhundert

Im 18. und 19. Jahrhundert verfiel die gesamte Anlage immer mehr zu einer Ruine. 1756 stürzten durch ein Erdbeben die Kamine ein, und die Hauptmauer war zu jener Zeit an vielen Stellen geborsten. Zum Zeitpunkt des Verkaufs an die Eheleute Welter 1803 befand sie sich in einem sehr baufälligen Zustand. Die stark beschädigten Gebäude dienten als Notunterkünfte für Obdachlose und beherbergten Werkstätten von Handwerkern. Die Welters trugen das Ihrige dazu bei, indem sie die Steine der eingestürzten Mauern verkauften.

20. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Burg Stolberg 1906, nach dem Wiederaufbau durch Moritz Kraus

Der Stolberger Metallfabrikant Moritz Kraus erwarb 1888 die Burgruine und ließ sie im Stil des romantisierenden Historismus nach Plänen des Kölner Architekten A. Müller-Grabe schlossartig wieder aufbauen. Neben dem Wiederaufbau des durch eine Pulverexplosion zerstörten Bergfrieds wurden den Gebäuden aber auch architektonische Elemente wie Wehrgänge und Zinnen hinzugefügt, die niemals zuvor existiert hatten. Auch wurden sogar einige neue Bauten errichtet: So wurde dem Bergfried nördlich ein Dansker vorgebaut, der durch eine Brücke mit dem Bergfried verbunden wurde. Unterhalb des Westturmes entstand ein wuchtiger Vierkantturm, und dem Palas setzte Kraus auf dessen Nordseite in der ganzen Gebäudelänge eine Halle vor. Ebenso ist die heutige Vorburg eine Neuschöpfung dieser Bauphase. Die Arbeiten dauerten mit zeitweiligen Unterbrechungen rund 25 Jahre und waren noch nicht abgeschlossen, als Kraus die Burg 1909 der Stadt Stolberg schenkte. So wurde erst 1910 der Rohbau einer neuen Torburg fertig gestellt.

Während des Zweiten Weltkriegs trug die Burganlage durch Bombentreffer alliierter Flugstreitkräfte schwere Beschädigungen davon. Mehr als die Hälfte der Burg war dadurch zerstört. Am 2. Juni 1950 gründete sich daraufhin der Stolberg Burgverein, um die Wiederherstellung der Anlage voranzutreiben. Seine Bemühungen zeigten Erfolg: Am 11. November 1951 begann der Wiederaufbau, der bis 1953 andauerte und eine erste Sicherung der Bausubstanz gewährleistete. Bei den Arbeiten nutzte man die Gelegenheit, stilwidrige Bauelemente zu entfernen. Die Verantwortlichen entschlossen sich dazu, die Arbeiten an der Burg darauf abzielen zu lassen, einen ähnlichen Bauzustand wie seinerzeit unter Hieronymus von Efferen herzustellen. So erhielt der westliche Flankierungsturm wieder seine frühere Zwiebelhaube, während den östlichen Rundtürmen Nürnberger Helme aufgesetzt wurden. Das Palasgebäude erhielt ein Steildach und seine beidseitigen Treppengiebel zurück. Die Kosten für den Wiederaufbau und sich anschließende Instandsetzungsarbeiten beliefen sich allein bis 1960 auf 275.000 DM.

Heutige Nutzung

Besichtigung

Der Untere und Obere Burghof sind zumeist frei zugänglich. Die Innenräume der Burg stehen Besuchern am Wochenende offen. Ein Unkostenbeitrag wird nur für Führungen erhoben.

Räumlichkeiten

Torburg mit Heimat- und Handwerkermuseum

Der Rittersaal und die angeschlossene Kemenate werden heute für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Kammerkonzerte sowie karnevalistische Aktivitäten genutzt und sind darüber hinaus auch für private Festlichkeiten zu mieten. Außerdem wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Obergeschoss des Palas eine Galerie eingerichtet, in der regelmäßig Ausstellungen stattfinden. Die Burg zeigt ferner die Gemäldesammlung der Stadt.

Die von Moritz Kraus neu errichtete Torburg beherbergt heute das Heimat- und Handwerksmuseum, das von einem Verein betreiben wird. Auf vier Etagen sind Exponate zur Glas-, Kupfer-, Messing- und Seifenherstellung zu sehen. Außerdem beherbergt es einige historische Werkstätten wie Schusterei, Sattlerei oder Schmiede sowie eine Kaffeerösterei. Die Museumsbetreiber unterhalten im unteren, südlich gelegenen Burghof auch einen Kräutergarten, in dem heimische, für die Gegend typische Würz- und Heilkräuter angebaut werden.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zweimal im Jahr wird die Burg in ein mittelalterliches Flair getaucht: Während des Burgritterlagers der Interessengemeinschaft Stolberg im Mittelalter werden den Besuchern altes Handwerk, Lagerleben und Vorführungen geboten. Außerdem findet jeweils im Rahmen des Stadtfestes ein Mittelaltermarkt auf dem Burgareal statt.

Weitere einmal jährlich stattfindende Veranstaltungen sind das Fest zum Erntedank und der Weihnachtsmarkt (Kupferstädter Weihnachtstage) an Adventswochenenden, auf dem Kunsthandwerker ihre Erzeugnisse zum Verkauf anbieten und ihr Handwerk vorführen.

Referenzen

  1. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, NRW I, Rheinland. 2005.

Literatur

  • August Brecher: Geschichte der Stadt Stolberg in Daten. Meyer & Meyer, Aachen 1990, ISBN 3-89124-100-3.
  • Willi Frentz, Franz Willems: Die Burgherren Vinzenz, Hieronymus, Johann und Johann Dietrich von Efferen, insbesondere ihr Leben und Wirken in Stolberg. Burg-Verlag, Stolberg 1993, ISBN 3-926830-08-5.
  • Matthias Kordel: Die schönsten Schlösser und Burgen in der Eifel. 1. Auflage. Wartberg Verlag GmbH, Gudensberg-Gleichen 1999. S. 76-77. ISBN 3-86134-482-3.
  • Ernst von Oidtman: Die Burg zu Stolberg und ihre Besitzer, insbesondere die Edelherren von Stolberg-Frenz-Setterich. Leufgens, Stolberg 1954.
  • Helmut Schreiber: Stolberger Burgherren und Burgfrauen 1118 – 1909. Burg-Verlag Gastinger, Stolberg 2001, ISBN 3-926830-16-6.
Commons: Burg Stolberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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