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Erich Honecker

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Erich Honecker (* 25. August 1912 in Wiebelskirchen/Saar; † 29. Mai 1994 in Santiago de Chile) war ein deutscher, kommunistischer Politiker. Er war langjähriger Generalsekretär des Zentralkomitee der SED und Staatsratsvorsitzender der DDR.

Leben

Kindheit und Jugend

Sein Vater Wilhelm Honecker (*1881; † 1969) war Bergarbeiter und heiratete 1905 Caroline Catharina Weidenhof (* 1883; † 1963). Zusammen hatten sie sechs Kinder: Katharina Käthe (*1906; † 1925), Wilhelm (Willi) (*1907; † 1944 in Ungarn), Frieda (*1909; † 1974), Erich, Gertrud Hoppstädter (*1917) geb. Honecker und Karl-Robert (*1923; † 1947). Erich Honecker wurde in Neunkirchen (Saar) in der Max-Braun-Straße geboren, jedoch zog seine Familie wenig später in den heutigen Neunkircher Stadtteil Wiebelskirchen.

Erich Honecker war als Jugendlicher Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation Jung-Spartakus-Bund. 1926 trat er dem Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) bei, wo er 1929 Leiter seiner Ortsgruppe wurde. 192830 arbeitete er als Dachdeckergehilfe und begann eine Dachdeckerlehre, die er aber abbrach.

Beginn der politischen Aktivität und Widerstand gegen die NSDAP

1930, mit 18 Jahren, trat er der KPD bei. Sein politischer Ziehvater war der spätere KPD-MdB Otto Niebergall. 1930/31 besuchte er die internationale Lenin-Schule in Moskau. Nach seiner Rückkehr wurde er Bezirksleiter des KJVD Saargebiet. Ab 1933 war die Arbeit der KPD in Deutschland nur noch im Untergrund möglich. Das Saargebiet jedoch gehörte nicht zu Deutschland. Honecker wurde kurz in Deutschland inhaftiert, jedoch bald entlassen. Er kam 1934 ins Saargebiet und arbeitete in der Kampagne gegen den Anschluss ans Deutsche Reich. Mit dem Ergebnis der Abstimmung vom 13. Januar 1935 für Deutschland war dies jedoch hinfällig. Honecker floh zunächst nach Frankreich. Im August reiste er unter Decknamen nach Berlin, eine Druckerpresse im Gepäck. Im Widerstand arbeitete er eng mit dem KPD-Funktionär Herbert Wehner zusammen, der nach dem Krieg der SPD beitrat. Im Dezember 1935 wurde er von der Gestapo verhaftet und zunächst bis 1937 im Berliner Gefängnis Moabit in Untersuchungshaft festgehalten. Er wurde dann 1937 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, so dass er bis 6. März 1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden einsaß.

Nachkriegszeit

Nach seiner Befreiung aus dem Zuchthaus war er 1946 Mitbegründer und bis 27. Mai 1955 Vorsitzender der Freien Deutschen Jugend. Er organisierte die drei Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin ab 1950 und wurde einen Monat nach dem 1. Deutschlandtreffen ins Politbüro des ZK der SED aufgenommen. 1956 hatte er während eines Schulungsaufenthaltes in Moskau den XX. Parteitag der KPdSU mit Chruschtschows Rede zur Entstalinisierung erlebt.

Honecker war ein maßgeblicher Organisator des Baus der Berliner Mauer im August 1961.

Von 19471953 war er in zweiter Ehe mit der FDJ-Funktionärin Edith Baumann verheiratet, mit der er die Tochter Erika (*1950) hatte. Im Dezember 1952 brachte seine dritte Frau Margot Feist, die er 1953 heiratete, die Tochter Sonja zur Welt.

Karriere in der DDR

Er drängte Walter Ulbricht mit Hilfe der neuen sowjetischen Führung unter Leonid Breschnew aus dem Amt. Während Ulbricht die Wirtschaftspolitik ins Zentrum gerückt hatte, war für Honecker die Sozialpolitik entscheidend. Er deklarierte sie als „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“. Am 3. Mai 1971 wurde er als Nachfolger Ulbrichts Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED, seit 1976 Generalsekretär der SED. Ab 29. Oktober 1975 hatte er auch den Vorsitz im Staatsrat der DDR inne (als Nachfolger von Willi Stoph). Honeckers persönlicher Mitarbeiter war der gelernte Journalist Frank Joachim Herrmann. Seine langjährige Sekretärin war Elli Kelm.

Während seiner Amtszeit wurden der Grundlagenvertrag mit der Bundesrepublik Deutschland ausgehandelt, an den KSZE-Verhandlungen in Helsinki teilgenommen und die DDR als Vollmitglied in die UNO aufgenommen. Sie gelten als die größten außenpolitischen Leistungen Honeckers.

Bei einem Besuch in Japan wurde er im Mai 1981 von der Nihon-Universität Tokio mit einem Ehrendoktortitel (Dr. h.c.) geehrt. Am 31. Dezember 1982 entging Honecker vermutlich nur knapp einem Attentat in der Nähe von Wandlitz, bei dem der Maurer Paul Eßling versucht haben soll, das Auto von Erich Honecker zu rammen. 1985 bekam Honecker vom IOC den Olympischen Orden in Gold.

Innenpolitisch zeichnete sich anfangs eine Liberalisierungstendenz vor allem im Bereich der Kultur und Kunst ab. Im Gegensatz hierzu standen die Ausbürgerung von Regimekritikern wie Wolf Biermann und die Unterdrückung innenpolitischen Widerstands durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, „Stasi“). Wirtschaftspolitisch wurde unter Honecker die Verstaatlichung und Zentralisierung der Wirtschaft vorangetrieben. Die schwierige wirtschaftliche Lage zwang zur Aufnahme von Milliardenkrediten von der Bundesrepublik Deutschland, um den erreichten Lebensstandard halten zu können.

Am 7. September 1987 besuchte er die Bundesrepublik Deutschland mit großem Empfang durch Bundeskanzler Helmut Kohl in Bonn. Auf seiner Reise durch die Bundesrepublik kommt er nach Düsseldorf, Wuppertal, Essen, Trier, Bayern sowie am 10. September in seinen Geburtsort im Saarland. Diese Reise war seit 1983 geplant, wurde jedoch damals von der sowjetischen Führung blockiert, da man dem deutsch-deutschen Sonderverhältnis misstraute. 1988 war Honecker u.a. auf Staatsbesuch in der französischen Hauptstadt Paris. Sein großes Ziel, welches er aber nicht mehr erreichte, war ein offizieller Besuch in den USA, daher setzte er in den letzten Jahren der DDR auf ein positives Verhältnis zum Jüdischen Weltkongress als möglichen "Türöffner".

Honecker erhielt praktisch alle wichtigen Auszeichnungen der DDR, darunter den Karl-Marx-Orden, den Vaterländischen Verdienstorden mit Ehrenspange, Banner der Arbeit, Held der Arbeit und den Leninorden als höchste Auszeichnung der Sowjetunion.

Rücktritt, Flucht, Verhaftung, Prozess und Exil

Im Zuge der politischen Wende in der DDR und nach Unzufriedenheit in der SED-Führung, wurde er am 18. Oktober 1989 von allen Ämtern umgestürzt (offiziell 'aus gesundheitlichen Gründen). Während der Sitzung hatten auch Günter Mittag und Erich Mielke gegen ihren Chef gesprochen, Mielke hatte sogar gedroht: falls Honecker nicht zurückträte, gäbe er kompromitierende Information aus. Unter solchen Umständen hatte Honecker nichts anderes zu tun, als für seinen Rücktritt abstimmen. [1]

Am 3. Dezember 1989 wurde Honecker auch aus der SED ausgeschlossen; wonach er 1992 KPD ein trat.[2] Im November 1989 leitete der Generalstaatsanwalt der DDR ein Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauchs und Hochverrats gegen ihn ein. Honecker wurde verhaftet, allerdings einen Tag später aus der Haft entlassen.

Andert, Ulrich and Wolfgang Herzberg: Der Sturz. Erich Honecker im Kreuzverhör. Berlin, 1990. S.30f

Er kam mit seiner Frau zunächst bei der Familie des evangelischen Pfarrers Uwe Holmer in Lobetal unter. Später hielt sich das Ehepaar Honecker dann im Bereich des Militärhospitals der sowjetischen Streitkräfte in Beelitz-Heilstätten auf, bis er einige Monate später, am 13. März 1991, nach Moskau ausgeflogen wurde. Als sich abzeichnete, dass die sowjetische Führung unter Gorbatschow beziehungsweise, nach Niederschlagung des Augustputsches, der russische Präsident Boris Jelzin ihren ehemaligen Verbündeten nicht schützen würden, flüchtete er in die chilenische Botschaft. (Die DDR hatte nach dem Sturz Salvador Allendes vielen tausend Chilenen politisches Asyl gewährt.)

Wegen des Haftbefehls in der Bundesrepublik Deutschland wurde er am 29. Juli 1992 ausgeliefert. Trotz seines Leberkrebsleidens wurde er wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze vor Gericht gestellt. Sein Verteidiger war der bekannte Ostberliner Anwalt Friedrich Wolff. Aufgrund seines Gesundheitszustandes wurde das Verfahren allerdings 1993 in einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin eingestellt.

Am 13. Januar 1993 flog Erich Honecker nach Chile zur Familie seiner Tochter Sonja (* 1952), die dort mit ihrem chilenischen Ehemann Leo Yáñez und ihrem Sohn Roberto wohnte. Er starb im Alter von 81 Jahren am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile an Leberkrebs.

Quellen

  1. Schabowski, Günter: Das Politbüro. Ende eines Mythos. Eine Befragung. Reinbek, 1990. S.104ff; Schabowski, Günter: Der Absturz. Berlin, 1991. S.267ff. Verwiesen laut http://www.leidenuniv.nl/fsw/ecpr/pubchoice/tvedt.doc
  2. http://www.ddr-im-www.de/Personen/Honecker.htm

Literatur

  • Erich Honecker: Aus meinem Leben. Dietz Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-320-00744-0. offizielle Darstellung seines Lebens
  • Erich Honecker: Entwickelter Sozialismus und Gewerkschaften - Aus Reden und Schriften 1971-1982. Verlag Tribüne, Berlin 1987, ISBN 3-7303-0210-8
  • Peter Przybylski: Tatort Politbüro, Die Akte Honecker. rororo Sachbuch 9328, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-19328-0
  • Reinhold Andert, Wolfgang Herzberg, Erich Honecker: Der Sturz. Aufbau-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-351-02060-0

Bekannte Zitate

  • Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
  • Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind. (Berlin 19. Januar 1989)
  • Den Sozialismus – so sagt man bei uns immer – in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Diese alte Erkenntnis der deutschen Arbeiterbewegung findet durch die große Initiative der Werktätigen der DDR ihre aktuelle Bestätigung! (August 1989, dabei Altsozialdemokraten August Bebel zitierend)
  • Überall muss ein einwandfreies Schussfeld gewährleistet sein. (3. Mai 1974 zur Berliner Mauer)
  • Totgesagte leben länger! (Berlin 1989)

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