Europäisches Gleithörnchen
Europäisches Gleithörnchen | ||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Pteromys volans | ||||||||||
(Linnaeus 1758) |
Das Europäische Gleit- oder Flughörnchen (Pteromys volans) ist eine Art der Gleithörnchen. Bekannt ist es auch als "Gewöhnliches" Gleithörnchen, auf Englisch heißt es Siberian Flying Squirrel ("Sibirisches Gleithörnchen").
Merkmale
Das europäische Gleithörnchen ist etwas kleiner als das Eichhörnchen, es erreicht mit einer Kopf-Rumpf-Länge von vierzehn bis zwanzig Zentimetern und einer Schwanzlänge von neun bis vierzehn Zentimetern nur etwa die Größe eines Siebenschläfers. Ausgewachsene Gleithörnchen wiegen zwischen 90 und 170 Gramm. Das Fell ist an der Oberseite gelbgrau, an der Unterseite weiß. Der Schwanz ist buschig und ähnlich gefärbt wie das Rückenfell. Die Ohren sind kurz, ihnen fehlt der charakterische Haarbüschel, der den Eichhörnchen eigen ist. Gleithörnchen haben große an das nachtaktive Leben angepasste Augen. Eine dicht behaarte Flughaut zieht sich von der Handwurzel bis zur Fußgelenk. Bei sitzenden Tieren ist diese jedoch kaum zu erkennen.
Verbreitung und Lebensraum
Der Name "Europäisches Gleithörnchen" ist insofern unpassend, als das Verbreitungsgebiet zu seinem allergrößten Teil in Asien liegt. Die einzigen europäischen Länder, in denen Gleithörnchen leben, sind Finnland, Estland, Lettland, Weißrussland und der Norden Russlands. Von hier reicht das Verbreitungsgebiet über die sibirische Taiga bis in die Mandschurei und nach Korea. Auch auf den Inseln Sachalin und Hokkaido ist es verbreitet, wird aber auf den anderen japanischen Inseln vom Japanischen Gleithörnchen abgelöst.
Die Tiere sind vor allem in Mischwäldern mit Birken, Erlen und verschiedenen Nadelgehölzen anzutreffen.
Lebensweise
Die Flughaut ermöglicht es den Tieren, bis zu vierzig Meter weite Strecken durch die Luft zu gleiten. Die Flughaut wird durch einen schwertförmigen Knorpel gespannt, der von der Handwurzel ausgeht. Sie können den Flug mit Hilfe des Schwanzes und der Beine sowohl nach oben und unten als auch horizontal steuern. Beim Landen bremst die Flughaut die Geschwindigkeit ab. Gleithörnchen legen sich in Baumhöhlen ein kugelförmiges Nest aus Gräsern und Moosen an, in dem sie tagsüber schlafen. Teilweise findet man die Nester auch in Nistkästen oder sogar frei an Baumwipfeln hängend. Nachts gehen die Gleithörnchen dann auf Nahrungssuche. Auf dem Speiseplan stehen verschiedene Blätter, Blüten, Beeren, Nüsse, Knospen und Samen, manchmal rauben sie auch Vogelnester aus. Wenn im Winter (Gleithörnchen halten keinen Winterschlaf) die Nahrung knapp ist nehmen sie auch mit Nadeln und Rinde vorlieb. In Baumhöhlen legen sie auch Nahrungsvorräte an.
Nach einer Tragzeit von vier Wochen bringt das Weibchen im Frühling zwei bis vier Junge zur Welt. Sie sind zunächst blind und nackt. Die Augen öffnen sich erst nach vier Wochen. Zu diesem Zeitpunkt ist auch das Haarkleid entwickelt. Bereits zwei Wochen später verlassen die Jungen erstmals das Nest. Beim Muttertier bleiben sie oft noch einige Monate, manchmal auch den Winter hindurch. Gleithörnchen leben gesellig, wobei die Gruppen meistens nur aus Tieren eines Geschlechts bestehen. Paare finden sich aber gelegentlich bereits im Winter zusammen und teilen für mehrere Monate ein Nest.
Die ärgsten Feinde der Europäischen Gleithörnchen sind Baummarder, Zobel und verschiedene Arten von Eulen.
Menschen und Gleithörnchen
Vor allem in Russland werden Gleithörnchen wegen ihres Fells gejagt, das unter Namen wie "Molenda" oder "Fliegender Hund" in den Handel kommt. Oft wird das Fell gefärbt und als Pelzbesatz an Kleidern angebracht.
Der Bestand des Europäischen Gleithörnchens ist global gesehen nicht gefährdet, da es so ein großes Verbreitungsgebiet hat. Regional ist es jedoch mancherorts bedroht, so steht es in Estland auf der nationalen roten Liste und ist dort das Symboltier des Estnischen Naturschutzfonds.