Juan Perón


Juan Domingo Perón Sosa (* 8. Oktober 1895 in Lobos; † 1. Juli 1974 in Buenos Aires) war zweimaliger Präsident Argentiniens. Nach einer Laufbahn als General und Minister in einer Militärregierung gewann er 1946 die Präsidentschaftswahlen. Nach der Wiederwahl 1951 wurde er 1955 vom Militär gestürzt. Wenige Monate vor seinem Tod wurde er im Oktober 1973 wieder als Präsident ins Amt gewählt.
Weltweit bekannt wurde auch seine zweite Ehefrau Evita Perón.
Leben
Perón wurde am 8. Oktober 1895 in Lobos, in der Provinz Buenos Aires, als Sohn des Viehzüchters Mario Tomás Perón und dessen Ehefrau Juana Sosa geboren. Er war der Neffe von Professor Tomás L. Perón, eines der bekanntesten argentinischen Ärzte seiner Zeit. Wie viele Argentinier kamen auch die Vorfahren Peróns aus Europa. Die Familie seines Vaters stammte aus Sardinien, die seiner Mutter aus Kastilien in Spanien. 1911 trat er in das in den Außenbezirken von Buenos Aires gelegene Colegio Militar (Offiziersschule des argentinischen Heeres) ein, die er zwei Jahre später als Unterleutnant der Infanterie erfolgreich abschloss. Danach widmete er sich seiner Militärlaufbahn und begann Bücher zur Militärgeschichte und den Kriegswissenschaften zu veröffentlichen.
Von 1926 bis 1929 besuchte er die Escuela Superior de Guerra, die Militärhochschule Argentiniens.
1929 heiratete er Aurelia Tizón, die jedoch bereits im September 1938 verstarb.
Militärkarriere
1930 wurde Perón Mitglied des Generalstabs des Heeres und Titularprofessor für Militärgeschichte an der Escuela Superior de Guerra.
1930 beteiligte er sich an einem Militärputsch gegen den gewählten Präsidenten Hipólito Yrigoyen und arbeitete anschließend von 1930 – 1935 als Privatsekretär des Kriegsministers.
Von 1936 bis 1939 war er als Militärattaché in mehreren Staaten tätig. Das argentinische Heer schickte ihn als Militärbeobachter und zum Studium des Gebirgskrieges in das Italien Mussolinis. Bei seiner Rückkehr nach Argentinien im Jahr 1941 schloss sich Perón, als Bewunderer des italienischen Faschismus, mit anderen Offizieren in einer Geheimorganisation zusammen. Im Juni 1943 spielte er, als Oberst, eine wichtige Rolle in einem Militärputsch dieser Organisation, des GOU (Grupo de Oficiales Unidos), gegen die zivile Regierung von Ramón Castillo. Anfänglich war Perón Unterstaatsekretär im Kriegsministerium unter General Pedro Ramírez, im November 1943 wurde er Sekretär für Arbeit und Wohlfahrt und danach Vizepräsident und Staatssekretär im Kriegsministerium unter General Edelmiro Farrell (Februar 1944).
In seiner Tätigkeit im Arbeitsministerium führte er eine Reihe sozialer Reformen durch, die ihm die Unterstützung großer Teile der einfachen argentinischen Bevölkerung, der Descamisados (Hemdlosen), aber auch der Industriearbeiter einbrachte. Er drängte den Einfluss der traditionellen linken Parteien und Gewerkschaften zurück und stärkte seine persönliche Anhängerschaft besonders durch die Gründung neuer Gewerkschaften, die in der neuen Dachgewerkschaft, der Confederación General del Trabajo, (CGT), vereint waren. Dieser Einfluss und die wachsende persönliche Macht Peróns riefen den Widerstand führender Militärs hervor.
Gegner innerhalb der Armee zwangen ihn am 9. Oktober 1945 zum Rücktritt. Kurz danach wurde er verhaftet, doch von der Gewerkschaft CGT organisierte Massenkundgebungen erzwangen seine Freilassung am 17. Oktober. In dieser Nacht sprach Perón vom Balkon des Präsidentenpalastes zu 300.000 seiner Anhänger. Er dankte ihnen für den Kampf um seine Freilassung und forderte sie auf, ihn auch weiterhin zu unterstützen. Diese Bewegung wurde zu wesentlichen Teilen von María Eva Duarte koordiniert. Nur vier Tage nach seiner Freilassung heiratete Perón am 21. Oktober 1945 die vierundzwanzig Jahre jüngere Schauspielerin, die bald weltweit als „Evita“ bekannt wurde.
Präsidentschaft
Als Kandidat des Partido Laborista (Arbeiterpartei), der Partei der „Peronisten“, gewann Perón am 24. Februar 1946 mit 56% der Stimmen die Präsidentschaftswahlen. Seine Frau Evita gab ihre Laufbahn als Schauspielerin zu Gunsten der politischen Karriere ihres Mannes, aber auch eigener politischer und sozialer Aktivitäten auf. Es wurde die Stiftung "Fundación Eva Perón" gegründet, die sich unter Führung von Eva Perón zum Mittelpunkt der Sozialarbeit der Perón-Regierung entwickelte und eine wachsende Popularität im Volk genoss.
1947 reiste „Evita” nach Europa („Regenbogentour“), um für die Regierung ihres Mannes zu werben. Die 28-jährige besuchte Spanien, Frankreich, Italien und die Schweiz und wurde auch von Papst Pius XII. empfangen.
1949 setzte Perón eine Verfassungsreform durch, die eine Wiederwahl des Präsidenten ermöglichte. So gewann er auch prompt im November 1951 erneut die Präsidentschaftswahlen, bei welchen, initiiert durch Evita, zum ersten Mal auch Frauen wählen durften. Evita, die eigentlich Vizepräsidentin werden sollte, lehnte mit Blick auf das Militär ab, das sie nicht auf diesem Posten sehen wollte.
Als Präsident verfocht Perón eine nationalistische und populistische Politik. Gleichzeitig setzte er seine Sozialpolitik aus den vierziger Jahren fort. Er betonte die Notwendigkeit einer eigenständigen Industrialisierung Argentiniens als wesentliche Grundlage sowohl nationaler Stärke als auch der Verbesserung der sozialen Situation des argentinischen Volkes. Er nationalisierte die Eisenbahnen und trieb die Entwicklung der Infrastruktur des Landes voran. 1947 kündigte er den ersten Fünfjahresplan zum Ausbau der teilweise verstaatlichten Industrien an. In der Außenpolitik verband sich dieser „Dritte Weg“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus mit einer harschen Kritik an den Positionen der USA und Großbritanniens. Gestützt auf diese Maßnahmen entwickelten die Peronisten ihr politisches Programm des „Justicialismo“ (so hieß die Partei später auch Partido Justicialista (PJ)), diese Ideologie wurde später auch "Peronismus" genannt. Die Bezeichnung Justicialismo sollte einen dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus darstellen, hat sich aber in der Wissenschaft nicht durchgesetzt. Am ehesten könnte die Wirtschaftspolitik Peróns als Protektionismus mit sozialen Elementen umschrieben werden.
Die Nationalisierung eines Teils der Wirtschaft, die Industrialisierung und die Sozialpolitik, die allesamt gleichzeitig vorangetrieben wurden, ließen die Finanzreserven Argentiniens allerdings schnell zusammenschmelzen. Es kam zu einer hohen Inflation, und viele Argentinier verloren in dieser Zeit ihre Ersparnisse. Die sozialen Maßnahmen führten zu wachsenden Spannungen mit der traditionellen Großgrundbesitzeroligarchie, dem Militär sowie der katholischen Kirche, und der Tod von Evita Perón, die am 26. Juli 1952 im Alter von nur 33 Jahren an Krebs starb, schwächten die politische Stellung Peróns. Der Konflikt mit der Kirche eskalierte, Perón ließ katholische Zeitungen verbieten und einige Priester verhaften, legalisierte die Scheidung, uneheliche Kinder und Prostitution und schaffte den Religionsunterricht an Schulen ab. Am 16. Juni 1955 exkommunizierte ihn Papst Pius XII. (der Bann wurde acht Jahre später aufgehoben). Eine blutige Revolte von Marineoffizieren am gleichen Tag scheiterte noch, im zweiten Anlauf, dem Putsch vom 16. bis 21. September 1955, wurde Perón gestürzt.
Nach Peróns Sturz
Über Stationen in Paraguay, Venezuela und der Dominikanischen Republik ging er 1958 nach Spanien ins Exil. Hier heiratete er 1961 in Madrid María Estela Martínez, eine argentinische Nachtklubtänzerin, der es nie gelang, auch nur annähernd die Popularität von Evita Perón in Argentinien zu erreichen. Während der 18 Jahre seines Exils nahm er über Mittelsmänner weiterhin aktiv Anteil an der Politik in Argentinien.
Das Argentinien der 1950er und 1960er Jahre war gezeichnet durch oftmaligen Regierungswechsel, niedriges Wirtschaftswachstum und zunehmende soziale Spannungen. Den verschiedenen Regierungen gelang es nicht, die Wirtschaft wesentlich zu beleben. Außerdem standen sie dem eskalierenden Terrorismus und der Gewalt von Gruppierungen wie den linksperónistischen Montoneros in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren hilflos gegenüber. Der Weg war nun frei für Peróns Rückkehr. Im März 1971 übernahm General Alejandro Lanusse die Macht und erklärte, 1973 zur Demokratie zurückkehren zu wollen. Aus dem Exil unterstützte Perón die linksgerichteten Peronisten und die Gewerkschaften.
Zweite Präsidentschaft
Am 11. März 1973 fanden in Argentinien Wahlen statt. Perón wurde die Kandidatur zwar verweigert, doch entschieden sich die Wähler für einen Gewährsmann Peróns, für Héctor José Cámpora, als Präsident. Cámpora trat schon im Juli 1973 wieder zurück, um Neuwahlen zu ermöglichen. Der innenpolitische Zustand Argentiniens war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon so angespannt, dass viele Politiker Perón zur Rückkehr aufforderten. Perón kehrte in sein Heimatland zurück und gewann die entscheidende Wahl. Im Oktober 1973 wurde er zum zweiten Mal Präsident.
Die neue Regierung geriet schnell durch die Spaltung von links- und rechtsgerichten Anhängern in schwere Bedrängnis, besonders als Juan Perón sich selbst immer mehr nach Rechts ausrichtete. Es kam zu einer Welle von Gewaltakten und Terroranschlägen und die Regierung erließ eine Reihe von Notstandsmaßnahmen, um die Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten. Peróns "Wohlfahrtsminister" López de Rega organisierte die Triple A ("Argentinische Antikommunistische Allianz"), die vor allem inner- und außerparteiliche Gegner ermorderte.
Perón starb wenige Monate nach seiner Wahl am 1. Juli 1974. Seine dritte Ehefrau, Isabel de Perón, die bereits als Vizepräsidentin vereidigt war, wurde seine Nachfolgerin und gleichzeitig die erste Staatspräsidentin Südamerikas. 1976 wurde ihre Regierung erneut durch einen Militärputsch beendet.
Perón ist auf dem Chacarita-Friedhof in Buenos Aires begraben. Vorlage:Vorgänger-Nachfolger Vorlage:Vorgänger-Nachfolger
Personendaten | |
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NAME | Perón Sosa, Juan Domingo |
KURZBESCHREIBUNG | argentinischer Soldat, Politiker und zweimaliger Präsident |
GEBURTSDATUM | 8. Oktober 1895 |
GEBURTSORT | Lobos |
STERBEDATUM | 1. Juli 1974 |
STERBEORT | Buenos Aires |