Farbratte
Farbratte | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rattus norvegicus forma domestica | ||||||||||||
Die Farbratte, auch Großmaus genannt (wissenschaftlich: Rattus norvegicus domesticus oder korrekt Rattus norvegicus forma domestica) stammt von der wilden Wanderratte ab und ist durch Züchtung den Ansprüchen und Bedürfnissen des Menschen angepasst worden.
Domestikation
Etwa gegen Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Domestikation (Haustierwerdung) der Wanderratte. Fahrende Zirkusleute und Schausteller hatten Albinos von Wanderratten für sich entdeckt und stellten sie aus. Dabei entdeckten sie schnell, dass diese Tiere und ihre Nachkommen immer zahmer und friedlicher als ihre wilden Vorfahren waren. Deshalb wurden die Tiere auch später für Labors und Versuchstierinstitute gezüchtet. Daher auch der zusätzliche Name Laborratte.
In der Folgezeit bildeten sich immer mehr Farbvarianten heraus und das führte auch zu dem Namen Farbratte. Bei der weiteren Züchtung wurde später besonders auf genetische Vielfalt geachtet. Inzwischen gibt es deutliche Unterschiede in Physiologie (Körperfunktionen), Anatomie (Körperbau) und Verhalten zwischen Wanderratten und Farbratten. Deshalb ist es auch gerechtfertigt, von einer tatsächlichen Domestikation zu sprechen.
Merkmale
Im Vergleich zur Wanderratte sind bei Farbratten Nebennieren und Schilddrüse etwas verkleinert. Der dadurch auch veränderte Hormonhaushalt bewirkt zugleich eine Verhaltensveränderung im Sinne einer deutlichen Verringerung einer möglichen Neophobie (beständige Angst vor etwas Neuem), der Fluchtbereitschaft und der Fluchtdistanz (Minimalabstand zu Tier, der den Fluchtreflex auslöst). Die Geschlechtstreife setzt bei ihnen früher ein, die Infertilität (hier: Altersunfruchtbarkeit) erreichen sie hingegen erst später. Das ergibt insgesamt einen vergrößerten Zeitraum der Fruchtbarkeit (Fertilität). Die durchschnittliche Zahl der Jungen ist bei der Farbratte ebenfalls größer als bei der ursprünglichen Wildform.
Laborratten haben im Durchschnitt einen kleineren Körper und damit auch ein geringeres Körpergewicht als ihre wilden Vorfahren. Die meisten inneren Organe und Gehirnteile wie Corpus striatum und Cerebellum sind verkleinert, was auch den verringerten Bewegungsdrang von Labor- bzw. Farbratten erklärt. Hingegen sind zum Beispiel das Riechzentrum, die Hypophyse und der Thymus nahezu unverändert.
Für Forschungszwecke wurden am Wistar Institute for Anatomy and Biology, University of Pennsylvania, Philadelphia (USA) aus Albino-Laborratten die sogenannten Wistar-Ratten gezüchtet und sind heute in vielen Forschungslabors auf der ganzen Welt vertreten.
Haltung

Die Farbratte, die in den 1980er Jahren noch als „Punkerschmuck“ verschrien war, hält in den letzten Jahren immer öfter in die „normalen“ Haushalte Einzug. Aufgrund ihrer Intelligenz, ihrer besonderen Geselligkeit, Friedfertigkeit, Anhänglichkeit, ihres niedlichen Aussehens und noch vieler weiterer Eigenschaften hat sie sich mittlerweile vollkommen als Haustier etabliert und ist deshalb bei Kindern oft sehr beliebt. Da freilebende Ratten noch immer zu Recht als Krankheitsüberträger gelten, ist es recht schwierig, das Ansehen auch der im Käfig gehaltenen Nagetiere zu verbessern. Unter Berücksichtigung aller Informationen sowie bei artgerechter Haltung und intensiver Beschäftigung mit diesen Haustieren lässt sich jedoch ein anfänglicher Widerstand wahrscheinlich überwinden.
Beim freien Spiel mit diesen kleinen Kameraden sollte man jedoch darauf achten, dass sie einem nicht für längere Zeit in der Wohnung entwischen, da sie als Nagetiere eventuell erhebliche Schäden anrichten und beim Anknabbern von Stromkabeln möglicherweise auch selbst zu Tode kommen können.
Käfigausstattung
Die Lebenserwartung beträgt bei guter Haltung etwa 2,5 Jahre. Ein möglichst großer Käfig mit Rückzugs-, Spiel- und Klettermöglichkeiten sollte vorhanden sein, wenn man sich nicht den Vorwurf der Tierquälerei machen lassen möchte. Die Gitterstäbe des Käfigs sollten einen Abstand von höchstens 10mm haben. Ein rattengerechter Käfig ist mindestens 80 cm hoch. Mit Nose-Calc lässt sich einfach überprüfen, wie groß ein Käfig für eine bestimmte Anzahl Tiere mindestens sein sollte. Laufräder, die meist zum Zubehör eines Käfigs gehören, sollten unbedingt entfernt werden, weil sich Ratten eher hüpfend als laufend fortbewegen und durch Einklemmen Verletzungen an Beinen und Schwanz davontragen können. Viele Ratten reagieren auf derartige Verletzungen mit Selbstamputation der betroffenen Gliedmaßen, was zu starkem Blutverlust führt und rasch den Tod der Ratte zur Folge haben kann. Ebenso können Laufräder Schäden an der Wirbelsäule hervorrufen, was ähnlich wie beim Menschen Fehlstellungen der Wirbel bzw. Krümmungen der Wirbelsäule ergeben kann.
Ebenso sollten evtl. im Käfig vorhandene Gitteretagen durch Holzetagen (z.B. beschichtete Spanplatte) ersetzt oder großzügig abgedeckt werden, da sonst die Gefahr von Bumblefoot (Ballenabszess) besteht, der sehr schmerzhaft für die Ratte ist und oft langwierige Behandlung durch den Tierarzt nach sich zieht. Auch Gitterspiralen sollten gegen Kunststoffröhren, Drainagerohre und selbstgebaute Rampen ausgetauscht werden, um Verletzungen vorzubeugen.
Ernährung

Farbratten ernähren sich bevorzugt von Sämereien, frischem Obst und Gemüse. Im Handel ist spezielles Farbratten-Futter erhältlich, das alle notwendigen Nährstoffe enthält (z.B. Rattima), aber wie bei allen in Gefangenschaft gehaltenen Tieren zu Folgeerkrankungen führen kann. Gräser werden in der Regel als Nahrung akzeptiert, können aber nicht als Lieblingsspeise angesehen werden. Nudeln und Reis werden für gewöhnlich gerne angenommen, sollten aber nicht zu oft gegeben werden.
Bei der Fütterung sollten Zitrusfrüchte und blähende Nahrung wie Bohnen oder Kohl sowie Avocados unbedingt vermieden werden. Bei Nahrung, die viel Vitamin C enthält, wie zum Beispiel Kürbis, kann es zu Durchfall kommen.
Nicht in die Nahrung von Ratten gehören gezuckerte Speisen (Kariesgefahr) und Kakaohaltiges wie Schokolade (Obstipationsgefahr).
Sozialverhalten
Da Ratten sehr soziale Tiere sind, sollte man sie niemals einzeln halten. Für Ratten sind die gegenseitige Fellpflege, das Spiel und die Kommunikation mit Artgenossen äußerst wichtig. Man weiß, dass Ratten sich oft und ausgiebig gegenseitig putzen und sich unter anderem über für den Menschen nicht hörbare Töne verständigen. Mittlerweile gibt es bereits Zuchtlinien, bei denen offenbar auch hörbare Geräusche (offenbar meist Unmutsäußerungen) zum häufiger vorkommenden Verhaltensrepertoire auch ohne gravierendere Bedrohung gehören können, was bei Weitergabe junger Tiere zu Irritationen führen kann. Davon zu unterscheiden sind freilich diverse Geräusche bei Atemwegsproblemen.
Einzelhaltung ist nur vertretbar, wenn durch einen Todesfall ein einzelnes Tier übrig bleibt und die Integration neuer Ratten fehlschlägt. In diesem Fall ist der Rattenhalter aufgerufen, möglichst viel Zeit mit dem Tier zu verbringen, zur Fellpflege beizutragen und durch liebevolle Zuwendung einem Rückzug der Ratte entgegenzuwirken. Andernfalls muss man mit Depression, Aggression und Autoaggression beim Tier rechnen.
Da diese Tiere, wie schon erwähnt, besonders anhänglich sind, ist es für sie auch eine außerordentliche Qual, in Ferienzeiten im Tierheim auf Nimmerwiedersehen abgegeben oder gar frei ausgesetzt zu werden.
Ungünstige Bedingungen

Intensive und chemische Gerüche, Zigarettenrauch, laute Musik, Störungen während der Ruhephasen und Kontakte zu fremden Ratten sollten zum Wohle einer Ratte vermieden werden.
Beim Mitführen einer Ratte außerhalb der Wohnung sollte man außerdem beachten, dass laute Geräusche wie Fehlzündungen, Knallkörper, Hupen, Schreie, etc. den Fluchtreflex der Ratten auslösen können. Deswegen sollten die Tiere nur aus wichtigen Gründen und in einem geeigneten Transportkorb die Wohnung verlassen. Man sollte auch vermeiden, Farbratten dem Tageslicht auszusetzen. Aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit werden diese Dämmerungstiere oft am hellen Tage und bei prallem Sonnenlicht mitgetragen. Eine Schädigung der Rattenaugen kann bereits bei einer Lichtstärke von 20.000 Lux auftreten (bei Albinos ab 10.000 Lux), ein heller Sonnentag kann jedoch bis zu 100.000 Lux erreichen. Da Ratten sich sehr stark auf Geruch, Gehör, und Tastsinn verlassen und sich in absoluter Dunkelheit sehr sicher bewegen, wird eine durch Sonnenlicht verursachte Augenschädigung bis hin zur völligen Blindheit vom Rattenhalter oft nicht erkannt. Ein Hinweis auf eine derartige Schädigung kann verstärktes Schwenken des Kopfes sein.
Kosten
Nicht zuletzt sollte man auch an den finanziellen Gesichtspunkt denken. Die Anschaffungskosten für die Tiere selbst sind im Allgemeinen nicht sehr hoch, zu berücksichtigen sind jedoch auch noch die Folgekosten für den Käfig, das Zubehör, das Futter und eventuell für den Tierarzt. Bei Farbratten treten leider oft Tumore wie Papillome auf, deren Behandlung sehr kostenintensiv sein kann. Ebenso besteht die Gefahr von Atemwegserkrankungen / Lungenentzündungen, die ebenfalls durch den Tierarzt behandelt werden müssen.
Weblinks
http://www.rattentreffpunkt.de/index2 - Informationen rund um die Rattenhaltung
http://www.rattenzauber.de/domesti.htm - Farbratte
http://www.rattenwelt.de - Haltung von Farbratten
http://www.vdrd.de - Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland e.V.
http://www.ratte.ch - Schweizer Ratteninformationsseite