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Schlacht bei Balaklawa

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Vorlage:Schlacht

Die Schlacht von Balaklawa war eine militärische Auseinandersetzung am 25. Oktober 1854 zwischen den Alliierten (Briten, Franzosen, Osmanisches Reich) und dem russischen Zarenreich während der Belagerung von Sewastopol im Krimkrieg.

Hintergrund und Ausgangslage

Die Schlacht fand fast sieben Wochen, nachdem Briten, Franzosen und ein türkisches Kontingent auf der Krim gelandet waren, statt. Während der Belagerung von Sewastopol hatten die Briten ihre Basis in der Hafenstadt Balaklawa. Sie bauten deshalb später (1855) hier die erste strategische Bahnstrecke in der Geschichte der Eisenbahn, um von Balaklawa zum Lager der britisch-französischen Belagerungsarmee vor Sewastopol ihren Nachschub zu transportieren.

Vor der Stadt liegen zwei parallele Täler, das Nord- und das Südtal. Getrennt sind beide von der Hügelkette Causeway Heights. Auf diesen Hügeln hatten die Alliierten sechs mit 3.000 Türken und neun Zwölfpfündern bemannte Stellungen errichtet. Das 93. Highlander-Regiment sperrte bei dem Dorf Kadiköi den Weg nach Balaklawa, die britische leichte und schwere Kavallerie stand am Fuß der Hügelkette, direkt nordwestlich dahinter die französische Kavallerie und Artillerie. Die Russen hatten eine Entsatzarmee aus Bessarabien herangeführt und sich etwa 8 Kilometer entfernt mit 25.000 Mann und 78 Kanonen unter ihrem Befehlshaber Graf Lipandi versammelt.

Gliederung der Alliierten

  • Französische Armee (Canrobert)
    • 1. Kavallerie Brigade (d'Allonville)
    • Observationskorps (Bosquet)
      • 1. Brigade (Espinasse)
      • 2. Brigade (Vinoy)

Gliederung der Russen

  • Russische Armee (Liprandi)
    • Kavallerie (Ryzhov)
    • Nord-Kolonne (Skiuderi)
    • Linke Zentrumskolonne (Semiakin)
    • Rechte Zentrumskolonne (Levutski)
    • Süd-Kolonne (Gribbe)
    • Reserve (Zhaboritski)

Der Verlauf der Schlacht

Camp der Briten bei Balaklava

Um fünf Uhr morgens setzte sich Lipandi mit zwei Dritteln seiner Truppen in Marsch. Er besetzte zunächst die Fedioukine Heights, gegenüber den alliierten Stellungen auf den Causeway Heights, und griff dann die östlichen drei Befestigungen an. Nach anfänglichem Widerstand gaben die türkischen Soldaten die Stellungen auf und zogen sich in die westlichen Befestigungen zurück. Der Weg zum Hafen Balaklawa schien frei zu sein. Allerdings zögerten die Russen, so dass Lord Raglan Zeit hatte seine Truppen heranzuführen.

Lord Raglan konnte von einem westlich gelegenen Plateau aus das Schlachtfeld im Tal und auf den Hügeln gut überblicken. Als er sah, wie die Schwere Brigade mit 600-800 Reitern die russische Kavallerie angriff, die gerade mit der Spitze von 3.000 Mann über die Hügelkette zog, schickte er die Dragoner der 4. Division, die Russen in der Flanke anzugreifen. Dies führte zum beinahe fluchtartigen Rückzug der Russen. Um diesen auszunutzen und die Befestigungen zurück zu gewinnen, beschloss Raglan, die leichte Kavallerie einzusetzen.

Die Attacke der Leichten Brigade

Hauptartikel: Attacke der Leichten Brigade

Überlebende der Leichten Brigade nach der Attacke

Die Attacke der Leichten Brigade (engl. Charge of the Light Brigade) gilt als die Besonderheit dieser Schlacht, die auch zu ihrer relativen Berühmtheit führte. Aufgrund von Mißverständnissen bei der Befehlsübermittlung griff die leichte Brigade, unter Lord Cardigan, die gut befestigten Stellungen am Ende des nördlichen Tals an. Auf den Fedioukine Heights die das Tal nach Norden schlossen befanden sich außerdem die am Morgen durch die Russen eroberten Geschützstellungen.

Die Attacke begann mit 673 Mann der 13. Dragoner, 17. Lancers und 11. Husaren. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten galoppierenden Truppen kommentierte der französische General Bosquet mit den heute berühmten Worten: „Das ist großartig, aber es ist kein Krieg – es ist Wahnsinn“ („C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre.“). 200 Mann der Angreifer erreichten tatsächlich die Kanonenstellungen und begannen zum Erstaunen der Russen diese zu attackieren. Schließlich mussten sie aber vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Insgesamt wurden bei der Attacke 156 Mann der Leichten Brigade getötet und 122 verwundet.

Der zweite Tag

Am 26. Oktober erfolgte ein Ausfall von 8.000 Mann aus der belagerten Stadt. Nach anfänglichen Erfolgen wurden sie aber von der 2. britischen Division zurückgeworfen. Während dieser Kämpfe fanden bei Balaklawa aber keine Gefechte mehr statt.

Ausgang und Schlussbetrachtung

Man kann den Ausgang der Schlacht als unentschieden ansehen, auch wenn die Russen durch die Eroberung der drei Befestigungen im Vorteil waren. Schließlich wurden diese durch die weitere Kriegsentwicklung, insbesondere bei Sewastopol, unwichtig und nach sechs Wochen von den Russen geräumt.

Nicht zuletzt durch die Schlachtdichtungen von Alfred Tennyson und anderen ist diese Schlacht und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. So hieß es lange, bei der Attacke sei die Leichte Brigade vollständig aufgerieben bzw. auf ein Drittel reduziert worden. Letzteres hat einen Anflug von Wahrheit für sich, denn durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die oben bezifferten Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen derartigen Reiterangriff. Auch wird im Fehlschlag der Beginn des Niedergangs der Kavallerie als effektive Waffengattung gesehen. Dies trifft bestenfalls im zeitlichen Kontext auf den Massenangriff zu. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher Bedeutung.

Literatur