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Alawiten

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Die Nusairier (Mitwalli, Alawiten) sind eine weitgehend syrische Religionsgemeinschaft am Rande des Islams. Den Namen Alawiten haben sie von Ali ibn Abi Talib, dem Cousin und Schwiegersohn Mohammeds. Angeblich lassen sie Ali im Gegensatz zu den Schiiten göttliche Verehrung zukommen und werden daher weder von den Schiiten noch von den Sunniten als Muslime anerkannt. Die Nusairier haben einiges mit den weitgehend in der Türkei lebenden Aleviten gemein.

Geschichte

Die Religionsgemeinschaft wurde 872 von Ibn Nusair gegründet, weshalb sie Nusairier heißen. Entstanden sind die Nusairier wahrscheinlich in Nordsyrien. Sie zogen sich aber vor sunnitischer Verfolgung in die Berge des später nach ihnen benannten Dschabal an-Nusairiyya in Syrien zurück, wo sie noch heute konzentriert sind. In dieser Zeit gingen wohl auch Restgruppen der Sabier von Harran in den Nusairiern auf. Sie sind aber nicht mit den türkischen Aleviten identisch.

Verbreitung

Insgesamt soll es bis zu 4 Millionen Nusairier geben, hauptsächlich in Syrien (ca. 2.700.000), der Türkei (ca. 2.100.000) und im Libanon (ca. 550.000). Die Zahlen sind höchst ungewiss, da viele Nusairier sich dort nicht öffentlich zu ihrem Glauben bekennen, da ihre Existenz von offizieller Seite nicht toleriert und geschützt wird. In der westlichen Diaspora bekennen sich die Nusairier jedoch verstärkt zu ihrem Glauben.

Elite in Syrien

In Syrien stellen sie zur Zeit als Folge der systematisch gezielten Machtkonzentration in den letzten vierzig Jahren die Oberschicht, seit 1970 mit Baath Präsident Hāfiz al-Asad , der sich Aufständen der sunnitischen Mehrheit erwehren musste.

Heute regiert sein Sohn, Baschār al-Asad.

Der Grund für diese Führungsrolle ist hauptsächlich ihre Kooperation mit der früheren französischen Mandatsherrschaft. Die Sunniten dagegen verboten ihren Söhnen zum Beispiel, Militärdienst zu leisten, so dass ihnen soziale Aufstiegschancen entgingen. Am 1. September 1920 bekamen die Nusairier von den Franzosen ein autonomes Staatsgebiet, das am 22. Juni 1922 mit den Distrikten Damaskus und Aleppo zur Konföderation der autonomen Staaten Syriens zusammengeschlossen wurde.

Heute können de facto nur Alawiten Offiziere werden.

Religion

Da Nusairier keine Mission betreiben, kann man nur durch Geburt Nusairier werden. Wie die Drusen haben sie eine stark esoterische Glaubensausrichtung: Jeder in ihrer Gemeinschaft wird in die wichtigsten Lehren eingeweiht, und diese werden daher Außenstehenden gegenüber geheim gehalten. Daher sind viele Gerüchte und Verschwörungstheorien über ihre Lehre und Praktiken im Umlauf, die nicht überprüft werden können. Die Lehre wird nicht wegen Angst vor Verfolgung anderer Muslime Geheim gehalten, sondern weil diese Lehre nur sie selbst wissen dürfen.

Die Nusairier praktizieren das fünfmalige Tagesgebet und pilgern auch nach Mekka, dies ist jedoch keine Pflicht. Frauen beten nicht mit den Männern zusammen. Viele Glaubensvorstellungen teilen sie mit den Drusen, so dass sie wahrscheinlich christlich-gnostischen Ursprungs sind. So glauben Nusairier und Drusen im Gegensatz zu den großen monotheistischen Religionsgemeinschaften an eine Wiedergeburt (Reinkarnation) mit sieben Transformationen. Ferner glauben sie mit den zwei Hypostasen (Erscheinungsformen) Gottes - Mohammed und Ali - an eine Art Dreifaltigkeit.

Im Glaubenssystem der Nusairier gibt es viele Code-Wörter. So wird Ali, der Schwiegersohn Mohammeds, als „göttliche Manifestation“ bezeichnet, Mohammed als der „Name“ und der Perser Salmān al-Fārisī, ein bekannter Jünger Mohammeds, als „Pforte“. Daher lautet einer der Glaubensartikel der Alawiten: „Ich wende mich der 'Pforte' zu; ich beuge mich vor dem 'Namen' und ich bete die 'göttliche Manifestation' an.“

Literatur

  • D. Gubser: Minorities in Power : The Alawites of Syria, in: R.D. McLaurin (Hg.): The Political Role of Minority Groups in the Middle East. New York, 1979
  • Heinz Halm: Die islamische Gnosis: Die extreme Schia und die Alawiten. Artemis Verlag Zürich 1982