Reko-Wagen (DR)
Als REKO-Wagen wurde bei der Deutschen Reichsbahn (DR) eine Reisezug-Wagenserie bezeichnet, die aus der Rekonstruktion von Vorkriegswagen entstanden sind.
Der Begriff Rekonstruktion ist hier im Sinne des DDR-Sprachgebrauchs zu verstehen, der nicht die Wiederherstellung einer Substanz, sondern deren durchgreifende Erneuerung meint. In Abgrenzung der Reisezugwagen der DR wurden auch aus älteren Straßenbahnen umgebaute Wagen ebenfalls als REKO-Wagen bezeichnet.
Vorgeschichte
Wie die Deutsche Bundesbahn (DB) hatte auch die DR nach dem Zweiten Weltkrieg neben eines deutlichen Wagenmangels auch mit einer erheblichen Überalterung des Wagenparks bis in die 1970er Jahre hinein zu kämpfen. Noch immer bildeten drei- und vierachsige Abteilwagen preußischer und sächsischer Bauarten sowie eine Unmenge zweiachsiger Wagen aus der Zeit vor und nach dem erstem Weltkrieg das Gros des Wagenparks für Personen- und Eilzüge. Die wenigen für den Ballungsraum- und Berufsverkehr beschafften Doppelstock-Gliederzüge sowie die neuen Mitteleinstiegswagen aus den 1950er Jahren reichten nicht aus, die wenig zeitgemäßen Betriebsmittel für den Personenverkehr zu erneuern und zu verjüngen. Zumal auch der Unterhalt einen erhöhten Aufwand bedeutet hatte. Wie die DB in den 1950er Jahren bei den Umbauwagen, ging auch die DR dazu über, die Vorkriegswagen einer Modernisierung zu unterziehen – Rekonstruktion genannt.
Ursprünglich besaßen alle Reko-Wagen einen chromoxydgrünen Lack mit einem weißen dünnen Zierstreifen analog zu den Modernisierungswagen unterhalb des Fensterbereichs. In den späten 1970er Jahren begann man diesen als Sparmaßnahme anlässlich von Hauptuntersuchungen zu entfernen.
Zwei- und Dreiachswagen, Bauart Bage und Baage

Einen ersten Probewagen baute das RAW „Einheit" Leipzig im Jahr 1956. Aus einem alten Länderbahnwagenwagen um. Von dem mit einem hölzernen Wagenkastenaufbau Abteilwagen wurden nur die Bodengruppe (die auf einheitliche Maße gebracht wurde), das Fahrwerk und die Bremsanlage übernommen. Auf dem alten Fahrwerk wurde schließlich ein Wellblechboden aufgeschweißt. Ansonsten wurde ein neuer stählerner Wagenkasten hergestellt, wobei das Konzept dem der dreiachsigen DB-Umbauwagen von 1953 sehr ähnlich war. Unterschiedlich zum Bundesbahn-Wagentyp waren nur sechs (DB: sieben) Fenster zwischen den beiden, nicht eingezogenen Einstiegstüren am Wagenende. Die Fenster entsprachen den Klappfenstern der Doppelstockwagen. Das Wagenkastenende wurde aber ebenfalls bis 1500 Millimeter an die Puffer herangeführt. Das Dach war an den Enden geneigt. Ausgestattet war der Prototyp mit 44 gepolsterten Sitzplätzen der zweiten Wagenklasse und einer Toilette.
Dem erstem Wagen folgte sogleich eine Nullserie mit 12 Fahrzeugen, bei denen das Dach aus Kostengründen wie bei den DB-Umbauwagen gerade durchgezogen war. Sonst galten die gleichen Bauprinzipien.
Die Serienwagen gingen ab 1960 im RAW Halberstadt in die Produktion. Gegenüber der Nullserie wurde nur noch eine Tür jeweils in Fahrtrichtung rechts vorne eingebaut, die als Schiebetür ausgebildet war. Zuerst kam dafür Stahl zur Anwendung, später bei Überholungen im RAW Potsdam Alutüren. Die Toiletten befanden sich gegenüber der Türe. Ansonsten galten auch hier die im Prototyp eingeführten Baugrundsätze. So wurden als Wagenübergänge ebenfalls eine bei Neubauwagen nach dem Zweiten Weltkrieg europaweit üblich gewordenen Gummiwulst verwendet, die den Übergang schützen sollte. Diese konnten mit einer vierfachen Falttür verschlossen werden. Die Sitze bestanden aus einem schaumgummigepolsterten Plastiküberzug, die Gepäckablagen waren aus Aluminium hergestellt. Die Innentüren waren ebenso aus Holz gefertigt wie die Wandverkleidung und die Fensterrahmen, die aber später in Alu ausgeführt wurden. Alle Wagen erhielten die Einrichtung für die Dampfheizung, einige mit dem Index (e) gekennzeichnet, eine 1000 16 2/3 –Hertz-Heizung eingebaut. Die Glühlampenbeleuchtung speiste ein Generator.
Als Spenderwagen wurden zwei- und dreiachsige Länderbahnwagen wie auch Fahrzeuge der Vorkriegs-Reichsbahn verwendet. Insgesamt entstanden somit von 1960 bis 1964 in mehreren Baulosen 712 rund 17 Tonnen schwere zweiachsige Wagen des Typs Bg(e), ab 1966 mit Einführung der UIC-Wagennummern in Europa als Bag(e) bezeichnet. Die 19 Tonnen wiegenden 1520 Dreiachser waren bis 1966 als B3g(e) gekennzeichnet, danach als Baag(e). Beide Typen besaßen 48 Sitzplätze.
In den Jahren 1962 und 1963 wurden einige Wagen mit Traglastenabteilen versehen, in dem man 16 Sitzplätze jeweils am Wagenende wegließ. Die Zweiachser waren als Bag(e)tr (bis 1966: Bg[e]tr), die Dreiachser als Baag(e)tr (bis 1966 B3g(e)tr) in den DR-Betriebsmittelpark eingeordnet.
Fast alle zwei- und dreiachsige REKO-Personenwagen waren nach der Wende bis 1991 von der DR ausrangiert worden.
Gepäck- und Postwagen
Neben den Personenwagen wurde von 1963 bis 1965 vom RAW Halberstadt 280 Dreiachs-Gepäckwagen des REKO-Typs gefertigt. Diese 16,4 Tonnen schwere Wagen wurden als Dage 953 und Dag 954 (nur mit Dampfheizung) eingereiht. Bis 1966 hießen diese Wagen Pw3g(e). Die DB-typischen Gattungsnummern erhielten diese Fahrzeuge erst 1993. 113 Wagen übernahm noch die neue Deutsche Bahn AG 1994.
Hinzu kamen noch ab 1961 gebaute Bahnpostwagen mit einer Anzahl von 158 Fahrzeuge der Bauart Posta-cl/12,8 (bis 1966 Post3-cl12,8). Diese wogen 16 Tonnen. Sowohl die Gepäck- als auch Postwagen hatten dem Prototypen und der Nullserie entsprechend, auf jeder Seite schmälere Türen am jeweiligen Wagenende. Die Gepäckwagen verfügten zudem über drei Seitenfenster und eine zweiflügelige Ladetür. Die Postwagen besaßen nur zwei Seitenfenster und eine Schiebetür mit kleinerem Fenster.
Alle zwei- und dreiachsigen REKO-Wagen waren 13 820 Millimeter lang (Prototypen 13220), 3043 Millimeter breit und vier Meter hoch. Sie wurden nur in Personenzügen (ab 1991 Nahverkehrszug) eingesetzt und waren auch nur für eine Höchstgeschwindigkeit für 90 km/h zugelassen.
Die Vierachser

Nach dem Erfolg der bis 1964 beschafften REKO-Wagen wollte die DR auch die zahlreich vorhandenen vierachseigen Abteilwagen aus Länderbahnbeständen nach gleichen Grundsätzen rekonstruieren. Dafür wurden die Untergestelle der alten Wagen ebenfalls auf gleiche Länge gebracht. Es wurden 1964 zwei Probewagen angefertigt, die eine Länge von 18,7 Metern besaßen. Dieser Länge entsprach die Schiebebühnen des Herstellerwerkes RAW Halberstadt. Die Serienlieferung erfolgte ab 1967 als Typ Bghw. Bei den ersten 50 Wagen kamen von den Spenderwagen auch die preußischen Regeldrehgestelle, die aber von Gleit- auf Rollenlager umgerüstet wurden. Die nächsten 300 Wagen erhielten das ursprünglich amerikanische Schwanenhals-Drehgestell. Eine erstaunliche Parallele zu den Vierachs-Umbauwagen der Bundesbahn von 1958. Allen weiteren Wagen des Bghw-Typs wurden dann Drehgestelle des Typs Görlitz V untermontiert.
Der stählerne Wagenkasten besaß auf jeder Seite am Wagenende – im Gegensatz zu den ab 1962 entstandenen Modernisierungswagen - Drehfalttüren der UIC-Bauart. Die mit einer Gummiwulst geschützten Übergange wurden mit einer Doppelscheibetür abgeschlossen. Der den Zwei- und Dreiachstypen weitgehend gleichende Innenraum bot zwei Abteile, mit 40 Nichtraucher- bzw. 24 Raucherplätzen. AM handbremslosen Ende befand sich auch noch ein Stauraum mit Notsitzen. Die Neonlampen wurden über einen Generator gespeist. Bis 1977 stellte das RAW Halbstadt 3031 Bghw-Wagen, ab 1993 mit der Gattungsnummer 522 versehen. Wobei die 500er Nummern wie bei allen DB-Wagen auf die baldige Ausmusterung schon hindeutete. Wobei die letzten Wagen komplette Neubauten waren und nicht aus Spendefahrzeugen entstanden. Einige Wagen hatten überdies keine Heizung. Diese Praxis wurde 1973 verlassen. Zwei Jahre später erhielten zwölf REKO-Wagen sogar eine Versorgung aus der Zugsammelschiene und wurden Bghwee, ab 1993 als Bghwz 522 einsortiert. Eingesetzt waren diese Waggons in bis zu 120 km/h schnelle Züge. Bis in die 1980er Jahre kamen sie in allen Zuggattungen des DR-Binnenverkehrs – außer im Städteexpress sowie sogar im Interzonenzugverkehr mit der Bundesrepublik in den Einsatz, danach waren Eil- und Personen- bzw. Nahverkehrszüge ihr Domizil.
Als Ergänzung der Vierachser wurden ab auch noch Halbgepäckwagen des Typs BDghw(e) (DB AG BDghws 534) geordnet, insgesamt 202 Exemplare. Der Wagenkasten entsprach dem der normalen Sitzwagen, hatte aber zur Hälfte ein Gepäckabteil mit Seitengang und Zugführerkabine sowie eine doppelte Zwillingsflügeltür. Diese Wagen liefen von Anfang an auf Görlitz-V-Drehgestellen und waren für 140 km/h lauffähig und somit auch im Auslandsverkehr, v. a. mit Westdeutschland Standard.
Alle REKO-Wagen erhielten den grünen DR-Standardanstrich. Nur die BD-Wagen wurden ab 1984 in chromoxydgrün-elfenbein, dem neuen DR-Standardanstrich für Schnellzugwagen umlackiert.
Speisewagen

Der REKO-Wagen wurde auch als Speisewagen für die DDR-Speisewagengesellschaft Mitropa ausgeführt. Diese entstanden als Neubau in 50 Exemplare im RAW Halberstadt als Typ WRge. Gebaut wurden diese von 1973 (20 Stück) und 1977 (30 Stück). Ihre Görlitz-V-Drehgestelle ließen ebenfalls 140 km/h zu (bis 1986, dann 120 km/h), damit waren auch diese Waggons für den Transit- und Interzonenverkehr geeignet. Der Speiseraum bot Platz für 24 Gäste auf roten mit Kunstleder überzogen Plätzen in 2+2-Anordnung. Neben dem Speiseraum lag der Büffettrakt (5,30 Meter) (die Erstserie hatte dort keine Fenster) mit durch Rollläden abschließbarer Theke. Dem die 3,90 Meter lange Küche inklusive Vorratsraum folgte. Ein Teil der Wagen besaß in der Wagenmitte keine Fenster an der Seitenwand. Alle Wagen erhielten den mitropa-roten Anstrich, ohne den sonst üblichen gelben Begleitstreifen unter dem Fenster. Die Mitropa-Lettern prangeten zweimal an der Seitenflanke. Dazu kamen anfangs im Ostblock, aber auch bei der internationalen Speise- und Schlafwagenfirma CIWL übliche, Anschriften in deutsch, französisch, italienisch und russisch statt englisch unter der Dachkante.
Für den Städteexpressverkehr wurden ab 1976 einige dafür vorgesehene Speisewagen im orange-beigen Anstrich eingesetzt. Die meisten Speisewagen, die nicht im Ex-Zügen eingesetzt wurden, hatte die DR zwischen 1985 und 1987 in Büffetwagen der Bauart Wgr umbauen lassen. Der Anstrich erfolgte nun in rehbraun-beige und glich damit dem der neuen im S-Bahnverkehr Halle/Saale, Leipzig, Magdeburg und Dresden eingesetzten Doppelstockwagen. Zwar waren für die Speisewagen die DB-konformen Gattungsnummern WRg 541 und für die Büffetwagen WRbg 540 vorgesehen. Dazu kam es durch vorzeitige Ausmusterung nicht mehr.
Das RAW plante zwar den weiteren Bau von REKO-Wagen. Da aber die dortige Schiebebühne 1978 auf 27 Meer verlängert wurde, konnten dort nunmehr 26,4 Meter lange [Halberstädter (Eisenbahn)|Wagen]] hergestellt werden. Diese wurden als Mitteleinstiegswagen ähnlich den DB-Silberlingen und als Schnellzugwagen ausgeführt.
Modernisierung von REKO-Wagen
Zwar bewährten sich die REKO-Wagen im Großen und Ganzen. Aber zu Beginn der 1980er Jahre zeigten sich an vielen Fahrzeugen starke Durchrostungen und andere Verschleißerscheinungen. Besonders der Fensterbereich war betroffen. Das RAW Delitzsch, neben Potsdam für die REKO-Wagen zuständig, modernisierte daher 1983 einen Wagen. Auffallend waren vor allem die neuen UIC-Übersetzfenster, wie sie alle DR-Neubau-Schnellzugwagen aus dem Waggonbau Bautzen und international besaßen. Der Serienumbau unterblieb, weil die DR sich auf die neuen Mitteleinstiegswagen konzentrierte. Nur der Fensterbereich wurde bei einigen Wagen mit einem Deckblech versehen.
Allerdings wurde das Modernisierungsprogramm für 73 Sitzwagen in Angriff genommen. Sie wurden ab 1987 zu behindertengerechten Halbgepäckwagen des Typs BDwsb 270 umgebaut. Er besaß somit ein normales Sitzabteil, ein rollstuhlgerechtes Sitzabteil sowie einen Gepäckraum. Dieses Fahrzeug ist somit eine verkürzte Ausführung des Bdombs 274-Halbgepäck-Schnellzugwagens aus Halberstädter Produktion. Ursprünglich im grün-beigen DR-Einheitsanstrich, wechselte dieser Anstrich nach der Wiedervereinigung zum DB mintgrün-weiß, ab 1996 in die verkehrsrot-weiße Regionalverkehrslackierung der DB AG. Heute sind die meisten dieser Wagen in den westlichen Bundesländern im RegionalExpress-Einsatz.