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Publius Petronius Niger

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Publius Petronius Niger war ein Politiker der frühen römischen Kaiserzeit. Geboren wurde er vermutlich vor 20, sein Vater war möglicherweise Gaius Petronius Pontius Nigrinus, der 37 das Konsulat bekleidete. Publius Petronius selbst war 62 Suffektkonsul. Er wird auf dem in Griechisch verfassten Zollgesetz der Provinz Asia aus Ephesos mit der Namensform Ποπλίωι Πετρωνίωι Νίγρωι (Publio Petronio Nigro, Dativ Singular) genannt.[1]

Die Identifizierung des Publius Petronius Niger mit dem Autor des Satyricon, Titus Petronius, genannt „Petronius Arbiter“, erscheint aus mehreren Gründen fragwürdig:

  • Chronologischer Widerspruch:
    Gemäß Tacitus 16,18 wurde Petronius Arbiter erst nach seinem Konsulat arbiter elegantiae. Aber von 62 an wurde er in der Position als arbiter durch Tigellinus abgelöst (Tac. ann. 15,37 u. 57), der aber nie die elegantia des Petronius erreichte (Tac. ann 16,18).
  • Widerspruch zu den antiken Quellen:
    Die Zuschreibung des Vornamens Publius ist zudem angesichts der eindeutigen antiken Überlieferung sehr fragwürdig. Dass der Vorname des Dichters Titus (und nicht Gaius) lautete wird bestätigt durch:
    a) das früheste Zeugnis seines Zeitgenossen PLINIUS (n.h. 37,20; vor 79 n. Chr.),
    b) die Erwähnung bei TACITUS ann. XVI 17,
    c) die Erwähnung bei PLUTARCH (de adulatore et amico).
    Die Erwähnung des Vornamens Gaius in TAC. ann. XVI 18 ist demgegenüber solitär und sekundär (so auch SULLIVAN </ref> 1987, 12). Gemäß SCHNUR </ref> geht das „Gaius“ im Tacitustext sowieso nur auf eine fehlerhafte Ergänzung von SCALIGER zurück.
    Für die Namensklärung des Satyricondichters richtet die Inschrift des Publius Petronius Niger nichts aus.
  • Genealogischer Widerspruch:
    Publius Petronius Niger dürfte ein Sohn des Gaius Petronius Pontius Nigrinus sein. Titus Petronius war vermutlich der Sohn eines anderen Publius Petronius.

Anmerkungen

  1. Helmut Engelmann, Dieter Knibbe: Das Zollgesetz der Provinz Asia. Eine neue Inschrift aus Ephesos. Habelt, Bonn, 1989 (Epigraphica Anatolica, 14), Z. 1 (= Supplementum epigraphicum Graecum 39, Nr. 1180; '’Année épigraphique 1989, Nr. 681)-