Das Orangenmädchen
Das Orangenmädchen (ISBN 3446203443, Originaltitel: Appelsinpiken, ISBN 8203245145) ist ein philosophischer Roman des norwegischen Autors Jostein Gaarder aus dem Jahre 2003. Die deutsche Übersetzung wurde von Gabriele Haefs vorgenommen.
Inhalt
Als Georg noch im Kindergartenalter war, starb sein Vater verfrüht. Dessen letzter Wille war es, die rote Kinderkarre, in der Georg einst gelegen hatte, auf keinen Fall zu verschenken oder gar zu verkaufen. Nun ist Georg 15 Jahre alt und findet in dieser Karre Post - einen Brief seines Vaters. Georg ist verwirrt, erstaunt und begeistert zugleich; bald zieht er sich auf sein Zimmer zurück, um den Papierstapel genauer zu studieren. Je mehr er sich in den Brief vertieft, umso weiter entfernt er sich von der gegenwärtigen Situation: seine Großeltern, seine Mutter samt neuem Mann und Georgs kleinem Schwesterchen sitzen im Wohnzimmer und warten, denn es ist schließlich Georgs Geburtstag. Zwischenzeitlich macht Georg Pausen, um darüber zu reflektieren, was ihm sein Vater einst schrieb und welchen enormen technischen Wissensdurst er versprühte. Der rote Faden innerhalb des Briefes ist das mysteriöse Orangenmädchen, deren Bekanntschaft Georgs Vater machte. Zunächst trifft er sie in der Straßenbahn, beladen mit einer Tüte voller saftiger und schöner Orangen - eine schicksalhafte Begegnung, da sie seitdem seine Gedankenwelt einnimmt. Georgs Vater verliebt sich Hals über Kopf in sie, sodass er sich auf die Suche nach ihr macht, nachdem sich ihre Wege bedauerlicherweise getrennt haben. Die Sehnsucht führt beide wieder zusammen. Mit einem seltsam-komischen Satz, den das Orangenmädchen gegenüber Georgs Vater äußert, wird auch Georg selbst zum Nachdenken gebracht. Dann fordert das Mädchen etwas von Georgs Vater, was ihm unmöglich zu bewältigen scheint. Wird er sie wiedersehen? Wann? Und wie lange? Letzten Endes enthüllt sich auch für Georg eine Wahrheit - das geheimnisvolle Orangenmädchen ist in Wirklichkeit seine Mutter Veronika.
Bewertungen
1. Bewertung: Jostein Gaarder verfasst mit "Das Orangenmädchen" eine rührend-anmutige Geschichte über die Liebe und das Verantwortungsbewusstsein eines Vaters gegenüber seinem Sohn - auch über den Tod des Vaters hinaus wird dem Sohn eine wertvolle "Erbschaft" hinterlassen, aus der er vielfältig lernen kann. Er erfährt sowohl vieles über die Vergangenheit seines Vaters als auch über seine eigene Gegenwart und Zukunft.
2. Bewertung:
Jostein Gaarder beschreibt in den ersten 80% des Buches eine retrospektivisch-angelegte Vater-, Sohn- und Muttergeschichte, die durchaus lesenswert ist. In den letzten 20% gibt Gaarder eine eigene Wertung über den Wert des Lebens. Er bringt zum Ausdruck, dass das Leben endlich ist und man "alles am Ende hinter sich lassen muss". Gaarder lässt den Vater seinem Sohn die Frage stellen, ob der Sohn, wenn er vor seiner Geburt gewusst hätte, dass er an seinem Lebensende die Welt und all seine Schönheit wieder verlassen müsste, geboren hätte werden wollen oder nicht. Hiermit wertet Gaarder das Leben im Diesseits als unendlich hoch und den Tod als das ultimative Ende des Lebens. Er hat Recht, das Leben ist unendlich kostbar. Meiner Ansicht nach lässt er allerdings die Tatsache außer Acht, dass in vielen Religionen an ein Leben nach dem Tod geglaubt wird. Gaarder vertritt in "Das Orangenmädchen" die durchgängige Ansicht, dass das Leben mit dem Tod abrupt endet und NICHT weitergeht. Diese Ansicht ist wie oben erwähnt areligiös und wird von mir (Christ) klar abgelehnt. Gaarders Ansicht ist, in weiterem Sinne gefasst, sogar diskriminierend gegenüber Menschen mit religiöser Vorstellung, weil er seine Ansicht als die einzig richtige darstellt. Er vermittelt den Standpunkt, dass das Leben mit dem Tod definitiv zu Ende ist. Gaarder schließt die Möglichkeit der Existenz eines Jenseits kategorisch aus. Meiner Ansicht nach (Christ) ist das Leben im Jenseits absolut gleichrangig mit dem Leben im Diesseits zu sehen. Für mich als Christen ist nach dem Tod nicht einfach "Schluss". Mit dem Tod verlasse ich die Welt nicht einfach und alles ist auf einen Schlag beendet. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Ort wie das Jenseits existiert. Das Leben geht weiter, dessen bin ich mir sicher. Gaarder sollte daher nicht kategorisch alle anderen Lösungsmöglichkeiten einfach ausklammern, vielmehr sollte er das Problem ambivalent angehen und mehrere Möglichkeiten als wahr evaluieren.
Ausgaben
Das Orangenmädchen ist im Deutschen Taschenbuch Verlag im Jahr 2005 als Taschenbuch (ISBN 3423133961) erschienen, im Jahr 2003 wurde eine Hörspielfassung veröffentlicht.
Auszeichnungen
2004 "Goldener Lufti" der Lufti-Jugendbuchjury der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft
2004 Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis