Erika Mann
Erika Mann (* 9. November 1905 in München, † 27. August 1969 in Zürich) war eine deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin.
Leben
Als erstgeborene Tochter des Schriftstellers und späteren Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann und dessen Frau Katia, geb. Pringsheim, kam Erika Mann schon in früher Jugend in Kontakt mit den Exponenten der deutschsprachigen Kulturszene des frühen 20. Jahrhunderts. Das zeichnete ihren Lebensweg vor.
Schauspielerin
Noch als Schülerin am Münchner Luisen-Gymnasium steht sie nach einem Engagement von Max Reinhardt das erste Mal auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin. Nach dem Abitur beginnt sie in Berlin mit dem Schauspielstudium, das sie wegen der zahlreichen Bühnenverpflichtungen (u.a. in Hamburg, München, Berlin) aber wieder abbricht. 1925 stellt sie im ersten Theaterstück ihres Bruders Klaus Anja und Esther unter der Regie und Mitwirkung von Gustaf Gründgens mit ihrer Geliebten Pamela Wedekind ein lesbisches Paar dar. Durch den Auftritt der beiden Kinder des berühmten Thomas Mann wird das Stück zu einem großen Erfolg, andererseits wird es durch die Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe als Skandal gewertet. Am 24. Juli 1926 geht sie mit ihrem homosexuellen Schauspielkollegen Gustaf Gründgens eine Zweckehe ein, die 1929 wieder geschieden wird.[1]
Zusammen mit ihrem Bruder Klaus begibt sie sich im Oktober 1927 auf eine mehrmonatige Weltreise, die anschließend von den Geschwistern im Reisebericht "Rundherum" literarisch verarbeit wird. Das Erstarken des Nationalsozialismus in Deutschland (1932) bewirkt ein verstärktes politisches Engagement, dem sie in zahlreichen Zeitungsartikeln Ausdruck verleiht. Ihre Konfrontation mit den Nationalsozialisten bedeutet aber auch das Ende ihrer Laufbahn am Theater.
Kabarettistin
Zusammen mit Klaus, ihrer Freundin Therese Giehse und einigen weiteren Freunden gründet sie im Januar 1933 das politische Kabarett "Die Pfeffermühle"in München. Wenige Monate später verlässt die Familie Mann Deutschland. Als Exil wird zuerst Sanary-sur-Mer in Frankreich und danach Küsnacht in der Schweiz gewählt. Dort gehen die Aufführungen der "Pfeffermühle" weiter. Das Stück wird von den deutschen Behörden als "deutschfeindlich" klassifiziert, woraufhin ihr im Juni 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wird.
Am 15. Juni heiratet sie den homosexuellen englischen Literaten Wystan Hugh Auden, dem sie noch nie zuvor begegnet war, und erhält damit die britische Staatszugehörigkeit.
Emigration
Im Sommer 1937 emigriert schließlich die Familie Mann in die USA. Dort setzt Erika Mann ihre Arbeit gegen das Dritte Reich fort und publiziert in Zeitungen und unternimmt Vortragsreisen. Auf ihren Vater Thomas Mann hat sie damit großen Einfluss, besonders auf seine kritische Haltung zu Deutschland.
1938 bereisen die Geschwister Erika und Klaus Spanien, um Reportagen vom Spanischen Bürgerkrieg zu erstellen. Von 1940 bis 1946 arbeitet Erika Mann als Berichterstatterin über den Zweiten Weltkrieg. Sie ist dabei u.a. für die britische BBC und die amerikanische Armee tätig. 1944 brüskiert sie ihre Familie, als sie ihre Geliebte, die Kriegskorrespondentin Betty Knox, zur Silvesterfeier mit ins Haus bringt.[1] Nach Ende des Krieges intensiviert sich die Beziehung zwischen Erika Mann und ihrem Vater, dem sie bei seiner Arbeit zur Seite steht.
Rückkehr
Die McCarthy-Ära wirft ihre Schatten auch auf die Manns, deshalb verlässt Erika mit ihren Eltern 1952 die USA und verlegt ihren Wohnsitz wieder in die Schweiz. Die späten Jahre widmet sie der Aufarbeitung des Nachlasses ihres 1949 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Bruders Klaus und des 1955 verstorbenen Vaters.
Am 27. August 1969 verstirbt Erika Mann an einem Gehirntumor.
Literatur
- Vorlage:PND
- Erika und Klaus Mann: Das Buch von der Riviera. R. Pieper & Co Verlag, München 1931. Neuausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek 2002 und 2004. ISBN 3499236672
- Irmela von der Lühe: Erika Mann: Eine Biographie, Campus Verlag, Frankfurt/Main; New York City 1993. Sonderband der Reihe: Geschichte und Geschlechter. ISBN 3-593-34917-5
- Andrea Weiss: Flucht ins Leben. Die Erika und Klaus Mann-Story. Rowohlt, Reinbek 2000. ISBN 3-499-22671-5
- Ute Kröger: «Wie ich leben soll, weiss ich noch nicht». Erika Mann zwischen «Pfeffermühle» und «Firma Mann». Ein Porträt. Limmat-Verlag, Zürich 2005. ISBN 385791484X
- Viola Roggenkamp: Erika Mann. Eine jüdische Tochter. Über Erlesenes und Verleugnetes in der Familie Mann-Pringsheim. Arche-Verlag, Zürich 2005. ISBN 3716023442
- Uwe Naumann: Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum. Rowohlt, Reinbek, 2005. ISBN 3-498-04688-8
Ihr Werk umfasst auch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher.
Film
- Escape to Life: The Erika & Klaus Mann Story (2001)
Weblinks
- Biografie
- Vorlage:IMDb Name
- ausführliche Publikationsliste zu Klaus und Erika Mann
- Erika Mann Dossier des Bayerischen Rundfunks über die Kinder von Thomas Mann
- Erika Mann – Einblicke in ihr Leben Dissertation von Anja Maria Dohrmann, 2003
Quellen
- ↑ a b Axel Schock & Karen-Susan Fessel: OUT! - 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle, Querverlag, Berlin 2004, ISBN 3-89656-111-1
Personendaten | |
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NAME | Mann, Erika |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin, Kabarettistin und Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 9. November 1905 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 27. August 1969 |
STERBEORT | Zürich |