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Mamluken

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Mamluken (alte Transkription Mamelukken), auch Ghulam, waren ursprünglich Militärsklaven in einigen islamischem Herrschaftsgebieten. Mamluken gelang es u. a. im Jahre 1250 in Ägypten die Herrschaft zu erringen und sie zehn Jahre später auch auf die Levante auszudehnen. Danach wurde das Wort für mehrere Herrscherdynastien verwendet, die von Mamluken abstammten, aber meist selbst keine Sklaven gewesen waren. 1517 wurden sie von den Osmanen unterworfen, beherrschten Ägypten aber weiter bis zur Schlacht bei den Pyramiden.

Bezeichnung

Das arabische Wort mamluk geht auf die semitische Wurzel mlk "König" zurück und ist ein redupliziertes Partizip, das etwa mit "gekönigt" übersetzt werden kann, im übertragenen Sinne aber ehr für "Besitz des Königs" steht. Es handelt sich also nicht um einfache Sklaven, sondern um Königssklaven, die ausschließlich für den Militärdienst verwendet wurden und die sich vielfach freiwillig selbst verkauften.

Geschichte

berittenerer Mamluk in einer Darstellung von 1810

Türkische Sklaven, Mamluken wurden im abbasidischen Kaliphat seit dem 9. Jh eingesetzt. Besonders al-Mu'tasim (833-942) baute eine Leibwache aus Sklaven auf. Die Samaniden in Transoxanien kontrollierten den Handel mit Krieger-Sklaven und hatten ein eigenes Trainingssystem entwickelt. Sie wurden allerdings 1005 durch eine Sklavendynastie (Ghaznawiden) abgelöst.

Auch die Leibgarde Saladins bestand aus Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Sklavenmärkten des nördlichen Anatolien oder des Kaukasus gekauft und dann durch eine Schulung zu Reitersoldaten und eine islamische Erziehung auf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie waren meist dem Herrscher ergeben. Sie konnten die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben und an sich binden. Auch wenn sie eine militärische Elite bildeten, waren die Mamluken weder Adlige, noch hatten sie den besonderen Segen durch Abstammung von der Prophetenfamilie wie angeblich die Fatimiden.

Mamluken in Ägypten

Nach dem Tod des Ayyubiden-Sultan as-Salih 1249 und der Ermordung seines Sohnes Turan Schah ergriff der Mamlukengeneral Aybak zusammen mit der Witwe des Sultans, Schadschar ad-Dur, die er heiratete, die Macht über Ägypten. Aybak, der als al-Malik al-Muizz von 1250 bis 1257 regierte, begründete den ägyptischen Mamlukenstaat.

Erste Herrschaft

Nach dem Tod Aybaks mussten sich die Mamluken mit der Bedrohung durch die mongolischen Il-Khane auseinandersetzen, die 1258 Bagdad eroberten. 1260 eroberten die Mongolen Syrien, konnten aber von den Mamluken unter Qutuz und Baibars bei Ain Galut geschlagen werden. Damit war das Mamlukenreich in Ägypten das einzige Land im Nahen Osten, welches sich gegen die Mongolen behaupten konnte.

Baibars (1260-1277) nutzte den Sieg aus, um selbst die Macht in Ägypten zu erringen. Er festigte seine Herrschaft in Ägypten und Syrien, begann mit der Vertreibung der Franken u. a. der Eroberung von Antiochia (1268) und ließ Nubien unterwerfen. 1261 setzte Baibars ein Schattenkalifat der Abbasiden in Kairo ein, um die Herrschaft der Mamlukken zu legitimieren. Trotz aller Erfolge gelang es Baibars aber nicht, seinem Sohn Berke Qan (1277-1279) die Nachfolge zu sichern. Dieser wurde schon 1279 von Qalawun, dem Begründer der Bakri-Dynastie gestürzt.

Auch die Burgiyya-Dynastie (1382-1517) konnte die Grenzen des Mamlukenreichs zunächst erfolgreich verteidigen. Doch geriet Ägypten durch die hohen Steuerlasten der Kriege, Missernten, Hungersnöte und den durch Pestepidemien ausgelösten Bevölkerungsrückgang zunehmend in eine schwere Wirtschaftskrise. Da sich die Mamluken auch gegen die Übernahme der "unehrenhaften" Feuerwaffen wehrten, wurde das Reich schließlich 1516/1517 von den Osmanen erobert, die es in ihr Reich eingliederten. Das Herrschaftssystem der Militärsklaven bestand aber unter osmanischer Oberherrschaft weiter.

Zweite Herrschaft

Ab 1768 dann erhob sich Ali Bey zur Revolte. Er wurde von seinem eigenen Schwiegersohn geschlagen, doch nach dessen Tod stritten verschiedene Mamluken-Fraktionen um die Macht. (Abdarrahman Al-Gabarti beschreibt diese Kämpfe und die erste Phase der franzöischen Expedition in dem in der Literaturliste angeführten Buch ausführlich.)

Schließlich gelang es den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey und Ibrahim Bey, 1790 die mit den Türken verbündeten Mamluken-Fraktion um Ismail Bey endgültig von der Macht zu verdrängen.

Napoleons Ägypten-Feldzug (1798) und die Herrschaft Mehmed Alis, der 1811 in einem Massaker in Kairo etwa 500 Mamluken ermorden und tausende weitere in ganz Ägypten töten ließ, beendete die Herrschaft der Mamluken.

Ein kleiner Teil soll angeblich nach Sudan entkommen sein und den dortigen Lokalherrschern (Sennar, Darfur, Kordofan) zunächst als Söldner gedient, dann aber 1818 auch dort die Macht an sich gerissen haben. Zumindest bot genau dieses Argument Ägypten 1820 einen Vorwand für einen Einmarsch bzw. die Eroberung Sudans.

Dritte Herrschaft

Doch trotz ihrer scheinbaren Vernichtung nahm nach dem Tod Mohammed Ali und seiner ersten Nachfolger, besonders aber seit dem türkisch-osmanischen Ausgleich 1867, der Einfluß der Tscherkessen und Türken wieder zu, Nachfolger der Mamluken und neu hinzugekommene Kaukasier stellten die meisten Offiziere im ägyptischen Heer sowie Schlüsselpositionen im Staatsapparat. Der von den Briten niedergeschlagene Aufstand ägyptischer Militärs unter Urabi Pascha 1881 richtete sich auch gegen diese türkisch-tscherkessische Konkurrenz.


Mamluken in Indien

Die Ghaznawiden waren eine Mamluken-Dynastie in Transoxanien, später auch in Afghanistan und im Fünfstromland. Die Dynastie wurde durch den samanidischen Sklaven Alptigin, begründet, der 962 Ghazni einnahm und zu seiner Hauptstadt machte.

Auch jene von türkischen Militärsklaven der Ghuriden (Nachfolger der Ghasnawiden) gegründete Dynastie, die 1206 über Indien das Sultanat von Delhi errichteten (bis 1526), wird als Mamluken-Dynastie bezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Haarmann: Das Herrschaftssystem der Mamluken, in: Halm / Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. C.H.Beck (2004), ISBN 3-406-47486-1
  • Abdarrahman Al-Gabarti: Bonaparte in Ägypten. Aus der Chronik des Abdarrahman Al-Gabarti (1754–1829). Übersetzt von Arnold Hottinger. (Bibliothek des Morgenlandes, Band 21) Zürich: Artemis, 1983, ISBN 3-7608-45320 (451 Seiten)

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