Zum Inhalt springen

John Henry Mackay

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. August 2006 um 21:30 Uhr durch Nescio* (Diskussion | Beiträge) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
John Henry Mackay.

John Henry Mackay (* 6. Februar 1864 in Greenock bei Glasgow, Schottland; † 16. Mai 1933 in Stahnsdorf) war ein deutscher Schriftsteller schottischer Herkunft.

Leben

John Henry Mackay wurde in Greenock in Schottland geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters 1865 zog die Familie nach Saarbrücken. Mackay besuchte die Gymnasien in Burgsteinfurt und Birkenfeld bei Trier, nahm in Stuttgart eine Lehre als Verlagsbuchhändler auf und hörte einige Semester philosophische Vorlesungen an den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin. Im Jahre 1885 trat Mackay an die literarische Öffentlichkeit.

In Berlin verkehrte er im Umfeld des Friedrichshagener Dichterkreises. Hier erkannte er mit Hilfe der Psychopathia Sexualis Richards von Krafft-Ebing seine homosexuell-päderastische Grundneigung. Mit dem 1888 unter dem gemeinsamen Titel "Moderne Stoffe" erschienenen Novellen "Existenzen" und "Nur eine Kellnerin" wurde er zu einem der Wegbereiter der Literaturrichtung des Naturalismus. Nach einem einjährigen London-Aufenthalt (1887/89) vertiefte er sich in die Theorien des individualistischen Philosophen Max Stirner. Über dessen Leben und Werk schrieb er die bis heute maßgebliche, wenngleich wegen ihres überschwänglichen, von Kritikern als hagiographisch empfundenen Tones nicht unumstrittene Biographie (3 Auflagen 1898, 1910, 1914). Stirners Philosophie einer konsequenten Individualität bei dezidierter Absage an jede Art von "heiliggesprochenen" Ordnungen, Regeln und Ideologien diente Mackay als Grundlage für seine Konzeption eines "individualistischen Anarchismus", die er in den "Büchern der Freiheit" ("Sturm", "Die Anarchisten", "Der Freiheitsucher") entwickelte.

Anfang der 1890er Jahre lernte er die damals noch unbekannte Schriftstellerin Gabriele Reuter kennen, der er 1895 einen Kontakt zu dem Verleger Samuel Fischer vermittelte. Reuters Roman "Aus guter Familie" wurde über Nacht zum Bestseller - was nicht zuletzt an dem von Mackay vorgeschlagenen, reißerisch-sozialkritischen Titel lag (Reuter selbst wollte den Roman, wie sie in ihren Memoiren schreibt, nur schlicht "Agathe Heidling" nennen).

Im Jahre 1898 befreundete sich Mackay mit Rudolf Steiner an, mit dem er die Propagandaschrift „Sind Anarchisten Mörder?“ vorbereitete.

Im Jahre 1905 trat er in Verbindung mit Benedict Friedlaender, dessen Sezessionsbewegung er unterstützte. Dadurch verstärkten sich seine Differenzen mit Magnus Hirschfeld, die aus seiner grundlegenden Aversion gegen die Theorie des "Dritten Geschlechtes" resultierten. Seine unter dem Pseudonym „Sagitta“ (Der Pfeil) veröffentlichten Aufklärungsschriften und literarischen Arbeiten über die "namenlose Liebe" (die Zuneigung erwachsener Männer zu männlichen Jugendlichen im Pubertäts- und Adoleszenzalter) waren im Deutschland der "Kaiserzeit" und auch noch in der "Weimarer Republik" durch Gerichtsurteile als "unsittlich" verboten. Seine Arbeiten über den individualistischen Anarchismus wurden demgegenüber recht populär - dank der Aktivitäten seiner Freunde Benjamin Tucker, George Schumm, Clarence Swarts und Henry Cohen auch in den USA.

Die Inflation der frühen 1920er Jahre verschlang Mackays beachtliches Vermögen. Verlegerische Aktivitäten in den folgenden Jahren scheiterten an der Unehrlichkeit seiner Geschäftspartner. Auch seine alten und neuen literarischen Arbeiten, die - von dem Kriminalroman "Staatsanwalt Sierlin" abgesehen - nicht für ein "breites Publikum" geschrieben waren, trugen ihm nur noch wenig ein. Eine 1931 gegründete "Mackay-Gesellschaft" konnte den verarmten Schriftsteller in der Zeit der Weltwirtschaftskrise nur unzulänglich unterstützen.

Mackay starb am 16. Mai 1933 - möglicherweise durch eine Überdosis Morphium, obwohl er auch schon seit mehreren Jahren an verschiedenen Krankheiten litt - und wurde auf dem Friedhof Berlin-Stahnsdorf beigesetzt.

Er war Autor der Zeitschriften Die Anarchisten und Der Freiheitsucher. Seine Schriften beeinflussten maßgeblich Adolf Brands Gemeinschaft der Eigenen.

Die Erinnerung an Person und Werk wird seit 1974 von der "Mackay-Gesellschaft" gepflegt. Sein Freund Kurt Zube verfasste 1979 unter dem Pseudonym "Solneman" eine erste, affirmative Biographie. Präsent geblieben ist Mackay im Konzertsaal - dank Vertonungen der Gedichte "Morgen!" und "Heimliche Aufforderung" durch Richard Strauss. Die moderne Mackayforschung wird von den historisch kritischen Arbeiten Hubert Kennedys bestimmt.

Werke (in Auswahl)

  • Kinder des Hochlands (1885)
  • Anna Hermsdorf (1885)
  • Sturm, Gedichtsammlung (1888)
  • Die Anarchisten (1891)
  • Albert Schnell's Untergang. Schluß der Geschichte ohne Handlung: Die letzte Pflicht (1895)
  • Max Stirner (1898)
  • Der Schwimmer (1900)
  • Der Sybarit 1903 Sammelband
  • Hans, mein Freund und Die Wasserratte (1910)
  • Der Freiheitssucher. Psychologie einer Entwicklung (ca. 1920)
  • Der Puppenjunge (1926)
  • Die Namenlose Liebe – sieben Bände (1906–1926)
  • John Henry Mackay's Werke in einem Band. - Leo Kasarnowski im Verein mit Mackay, John Henry. STIRNER Verlag Berlin, 1928. - 1198 Seiten.

Inhalt: Ausgewählte Gedichte 1884 - 1926 / Der Schwimmer - Die Geschichte einer Leidenschaft / Zwischen den Zielen - Kleine Geschichten / Die Bücher der Freiheit: Erstes Buch: Die Anarchisten - Kulturgemälde des XIX. Jahrhundert / Zweites Buch: Der Freiheitssucher - Psychologie einer Entwicklung / Anhang. // "Im Verein mit Mackay, John Henry herausgegeben von Leo Kasarnowski" Im Anhang 3 Seiten "Daten zu Mackay, John Henry's Leben und Schriften" ; von Leo Kasarnowski.

  • Der Unschuldige (1936)
  • John Henry Mackay: Der Sybarit. HörBuch Gelesen von Wolfram Haack. AgenturQuerulant 2004 in Zusammenarbeit mit Espero. 50 Min. Spieldauer / Black-colored-CD. ISBN [k. A.]CD

Literatur

  • Friedrich Dobe: John Henry Mackay als Mensch. Koblenz: Ed. Plato 1987. ISBN 3-922405-06-1
  • Edward Mornim: Kunst und Anarchismus. "Innere Zusammenhänge" in den Schriften John Henry Mackays. Freiburg im Breisgau: Mackay-Ges. 1983. ISBN 3-921388-61-9
  • Thomas Auraldo Riley: Germany's poet-anarchist John Henry Mackay. A contribution to the history of German literature at the turn of the century, 1880-1920. New York: Revisionist Pr. 1972.
  • Hanns Schaub: John Henry Mackay. Der Dichter des Namenlosen. Basel: Selbstverl. 1970.
  • Karl Schwedhelm: John Henry Mackay. Wiesbaden 1980.
  • K.H.Z. Solneman: Der Bahnbrecher John Henry Mackay. Sein Leben und sein Werk. Freiburg im Breisgau: Mackay-Ges. 1979. ISBN 3-921388-32-5