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Hieronymus Münzer

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Hieronymus Münzer oder Monetarius (* ca. 1447 (1437?) in Feldkirch (Vorarlberg); † 27. August 1508 in Nürnberg) war ein Humanist, Arzt und Geograf in Nürnberg. Er war Mitverfasser der Schedel'schen Chronik.

Leben

Seine Eltern waren Heinrich († 1463?) und Elisabeth Münzer. Hieronymus Münzer studierte ab 1564 an der Universität zu Leipzig und wurde dort 1470 zum Magister ernannt und hielt Privatvorlesungen ab. Daneben studierte er aber auch Medizin; nach kurzer Lehrtätigkeit an der Lateinschule in Feldkirch 1476 setzte er dieses Studium in Pavia fort und promovierte dort 1477 zum Doktor der Medizin. Mit seiner reichhaltigen Bibliothek ließ er sich noch 1477 als Arzt in Nürnberg nieder. Hier verfasste er 1479 seine Schrift Libellus de natura vini (Büchlein über die Natur des Weines) sowie verschiedene medizinische Gutachten. Er war eine der zentralen Persönlichkeiten des Humanistenzirkels der Stadt und beschäftigte sich intensiv mit Kosmografie und Astronomie.

Als Teilhaber an der Handelsgesellschaft seines Bruders Ludwig († 1518) war er ein reicher Mann. Sein Geld benutzte er u.a. um sich eine umfangreiche Bibliothek zuzulegen. 1480 erwarb er das Nürnberger Bürgerrecht und heiratete am 3. Juli Dorothea Kieffhaber († 1505) aus ratsfähigem Geschlecht. Die aus dieser Ehe hervorgegangene Tochter Dorothea heiratete Dr. Hieronymus Holzschuher, dessen gleichnamiger Sohn durch ein Porträt Albrecht Dürers berühmt geworden ist. Daneben hatten sie noch mindestens zwei Söhne. 1483 floh Münzer vor der Pest nach Italien, kaufte in Rom, Neapel und Mailand zahlreiche Bücher und kehrte 1484 zurück. Er reiste aber noch im selben Jahr in die Niederlande. 1494/95 führte ihn eine längere Reise nach Spanien und Portugal. Münzer starb am 27. August 1508 in Nürnberg, wo er in der Kirche zu St. Sebald beigesetzt wurde. Er hinterließ ein enormes Vermögen, das nicht zuletzt aus seiner Teilhaberschaft am Handelsgeschäft seines Bruders Ludwig (1507 Besitzer des Schlosses Gwiggen) stammte. Zusammen mit seinem Bruder Ludwig stiftete er nicht nur die berühmte Monstranz für die Pfarrkirche in Feldkirch, sondern auch einen Teil seiner erlesenen Humanistenbibliothek.

Die Deutschlandkarte des Münzer aus der Schedel'schen Weltchronik von 1493

Wirken

Münzer war mit Hartmann Schedel (1440-1514) befreundet und steuerte zu dessen berühmeter Weltchronik aus dem Jahr 1493 die geografischen Teile bei, darunter auch die erste gedruckte Deuschlandkarte, die doppelseitig in der Chronik erschien.

Enge Kontakte zu dem Nürnberger Globusmacher Martin Behaim, an dessen Globus er vermutlich mitwirkte, veranlassten Münzer, im Juli 1493 den König von Portugal aufzufordern, den Seeweg über den Atlantik nach Indien zu suchen. 1494/95 unternahm er eine längere Reise nach Spanien und Portugal. "Ich glaube nicht, daß in Deutschland ein Freiherr oder Graf eine solche Ehre erweisen kann." So fasste Hieronymus Münzer die Eindrücke zusammen, die ein außergewöhnliches Gastmahl in Spanien bei ihm hinterlassen hatte. Im September 1494 war er in Barcelona, als ihn Landsleute zum Essen einluden. Münzer vermerkt, er sei damals von deutschen Kaufleuten bei Musik und Tänzen "nach maurischer Art" auf das Edelste mit katalanischen Speisen bewirtet worden. Der Nürnberger war beeindruckt. In Spanien auf Deutsche zu treffen war nicht so ungewöhnlich - viele hatten sich dort als Kaufleute oder Buchdrucker niedergelassen -, ins Staunen jedoch versetzte ihn der luxuriöse Gebrauch, den seine Landsleute von der Kultur ihres Gastlandes zu machen wussten.

Münzers überaus spannender Bericht dieser Reise, in lateinischer Sprach verfasst mit dem Titel: Itinerarium Hispanicum, erschien 1496. 1991 wurde er als Viaje por Espana y Portugal in spanischer Sprache publiziert; eine deutsche Übersetzung ist in Bearbeitung als DFG-Projekt durch die Universität Erlangen. Weitere Werke, wie ein Bericht über die Entdeckung Amerikas, gingen ebenso verloren wie das Original seiner Deutschlandkarte, der Karte Alemannia inferior, die in der Schedel'schen Chronik erhalten ist, und seine astronomischen Werke.

Ausgewählte Werke

  • Itinerarium hispanicum. Nürnberg 1496.
  • Bericht über die Entdeckung der Guinea. Mit einleitenden Erläuterungen von Friedrich Kunstmann, München 1854.

Literatur

  • Albrecht Classen: Die iberische Halbinsel aus der Sicht eines humanistischen Nürnberger Gelehrten. Hieronymus Münzer, Itinerarium Hispanicum (1494-1495). In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 111 (2003), S. 317-340.
  • Adalbert Hämel: Hieronymus Münzer und der Pseudo-Turpin. In: Historia 5. Jg. (1954).
  • Klaus Herbers: Die "ganze" Hispania. Der Nürnberger Hieronymus Münzer unterwegs, seine Ziele und Wahrnehmung auf der Iberischen Halbinsel (1494-1495). In: Rainer Babel, Werner Paravicini (Hrsg.): Grand Tour. Adeliges Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2005, ISBN 3-7995-7454-9, S. 293-308.
  • Klaus Herbers, Robert Plötz: Nach Santiago zogen sie. Berichte von Pilgerfahrten ans "Ende der Welt". Dtv, München 1996, ISBN 3-423-04718-6
  • Klaus Herbers, Robert Plötz (Hrsg): Die Strass zu Sankt Jakob. Der älteste Pilgerführer nach Compostela von Hermann Künig von Vach. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-0132-0
  • Ludwig Pfandl: itinerarium hispanicum Hieronymi monetarii (1494-1495). In: Revue Hispanique 48. Bd. (1920).


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