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Schlosspark

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Ein Schlosspark ist ein zu einem Schloss gehörender Garten, der das Gebäude ergänzt und rahmt.

Entwicklung

Schon in der Antike wurden Gartenanlagen als Verbindung und Ergänzung zu herrschaftlichen Palästen angelegt. Der Schlosspark als europäische Kunstform entwickelte sich aus den ursprünglich als Küchengärten genutzten Burggärten und gewann im Laufe der Jahrhunderte zunehmend repräsentative Formen und Bedeutung. Ab der Neuzeit und zusammen mit den Schlossbau, zu dem sich die Gartenbaukunst analog entfaltete, wurden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Gartensysteme entwickelt, deren Geschichte man in drei Epochen zusammenfassen kann.

Gärten der Renaissance

Schloss Villandry, Frankreich, Renaissancegarten

Die ersten formalen Schlossparks nach heutigem Verständnis entstanden im Italien der Renaissance, wo sie die Außenbereiche der Villen bereicherten. Das Lebensgefühl und die Kunst der Renaissance verbreitete sich in Europa, und mit den neuen Bauformen wurden auch die neuen Impulse aus dem Gartenbau übernommen.

Erstmals wurden Blumenrabatten, Hecken, Brunnen und Alleen geometrisch zusammengestellt und zu dekorativen Parterres angeordnet. Diese Gartenbereiche waren noch in sich abgeschlossen, nicht auf Fernwirkung konzipiert und hatten häufig auch keinen baulichen Bezug zum Wohngebäude, nicht selten waren sie sogar in einiger Entfernung zum Schloss errichtet. Die Gärten wurden häufig mit Terrassen gestaltet und mit Statuen geschmückt, auch die Topiari genannte Fertigkeit, Büsche und Sträucher kunstvoll zu beschneiden und in Form zu bringen wurde das erste Mal angewandt. Die Epoche liebte das ungewöhnliche und so wurden die Gärten mit Grotten und Labyrinthen auch zu einem sinnlichen Erlebnis, in dem man sich wundern konnte und staunen sollte.

Eine deutsche (restaurierte) Variante dieses Gartenstils findet sich bei Schloss Güstrow, berühmt war der Hortus Palantinus des Heidelberger Schlosses, welcher heute nur noch in Rudimenten besteht.

Gärten des Barock

Vaux-le-Vicomte, Frankreich, Barockgarten

Aus den Renaissancegärten entwickelte sich im 17. Jahrhundert der großflächige, symmetrische Barockpark, der in Frankreich zur höchsten Blüte entwickelt und europaweit kopiert wurde. Man verstand den Park als Landschaftsarchitektur und die barocken Gärten waren die Erweiterungen der Bauten und ergänzten das Schloss nach außen, der Natur wurden, ebenso wie den Gebäuden, die Regeln der Mathematik auferlegt.

Der Mittelpunkt dieser Gärten war immer das Schloss, aus dessen mittlerem Gebäude man jene Achse zog, um die der Park errichtet wurde. Häufig war sie als Sichtschneise bis zum Horizont ausgebildet und sollte so auch ein Gefühl von der Macht und Erhabenheit ihres Erbauers vermitteln. In direkter Nähe zum Schloss wuchsen die ursprünglich kleinen, mit Blumenornamenten geschmückten Parterrebereiche zu großen Pflanzenflächen heran, die reichlich mit komplizierten Broderien verziert wurden. Große Bassins und weite Rasenflächen gliederten die ferneren Bereiche und die Baumbestandenen Parks wurden zu Bosketten ausgebildet, in denen man die Salons und Kabinette des Schlosses im Freien wiederholte. Endlose Alleen führten schon aus kilometerweiter Entfernung in die Umgebung des Schlosses. Pavillons, Orangerien und Lustschlösser füllten die Gärten und in den Statuen und Brunnen wurden Motive aus der Mythologie dargestellt.

Beispiele der wenigen vollständig erhaltenen Schlossparks dieser Zeit sind jener des Schleissheimer Schlosses und die Herrenhäuser Gärten in Hannover.

Die Landschaftsparks englischer Prägung

Schloss Sanssouci, Landschaftsgarten

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts dominierte langsam der Landschaftspark nach englischem Vorbild. Mit der Epoche des Klassizismus erwachte ein neues Verständnis der Kunst, die starren Formen des Barocks und auch der Gärten galten jetzt als falsch und unnatürlich und man versuchte, einen Weg zurück zur Natur zu finden und den Parklandschaften ein gewachsenes Aussehen zu verleihen.

Modern wurden künstliche Ruinen, Tempel, weite Seen und angelegte natürliche Wasserfälle, sanfte Hügel formten die Landschaft und die beschnittenen Pflanzen wichen zugunsten wilder, doch gepflegter Natur. Fast unmerklich wurden die Übergänge von den eigentlichen Parks in die Umgebung gestaltet. Durch die mittlerweile weiten Handelsbeziehungen konnten exotische Pflanzen ausgestellt werden. Die Parks sollten Landschaftsgemälden gleichen und romantische Gefühle vermitteln, sie wurden als Arkadien betrachtet und verklärend mit einem philosophischem Leben gleichgesetzt. Ein solcher Garten sollte nicht mehr von der Macht seines Erbauers künden, sondern Stimmungen anregen.

Da in dieser Epoche natürliche Motive gefragt waren, verschwand die Regelmäßigkeit der Barockgärten oft ganz und sie wurden - z. B. bei Schloss Wilhelmshöhe - vollständig ersetzt oder sie verschmolzen sich zumindest mit den neuen Landschaftsgärten, wie bei Schloss Charlottenburg.

Ausklang

Im Zuge des Historismus und dem daraus folgenden Hang zur Romantik wurden viele alte Anlagen aufgeforstet und neu angelegt. die meisten Parkanlagen, wie wir sie heute sehen, haben ihre endgültige Gestalt in dieser Epoche erhalten. Ab dem Ausklang des 19. Jahrhunderts war die Zeit der großen Schlossparks dann ebenso beendet wie die der Schlossbauten selbst, neue Anlagen wurden nur noch selten und meist in kleinerem Maßstab errichtet. Mit dem Ende der meisten europäischen Monarchien wurden viele Schlossparks der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sind heute Orte der Entspannung und der Freizeit, aber auch noch immer Zeugnisse der Kunst und für die Gartendenkmalpflege eine Herausforderung.

Beispiele

Bedeutende deutsche Schlossparks befinden sich noch heute z. B. bei

Bedeutende französische Schlossparks befinden sich z. B. bei

Bedeutende englische Schlossparks befinden sich z. B. bei

Bedeutende niederländische Schlossparks befinden sich z. B. bei

siehe auch