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Memorbuch

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Das Memorbuch ist eine der ältesten Traditionen des Totengedenkens im Judentum. Besonders im aschkenasischen Judentum bilden die Memorbücher eine der wichtigsten Quellen der kollektiven Erinnerung an Verstorbene.

Geschichte

Entwicklung

Im 13. Jahrhundert entwickelten sich die memorialen Aufzeichnungen zu einer literarischen Gattung. Allerdings gewannen die Memorbücher erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts an Bedeutung, weil sie nicht nur als Gedenkbücher, sondern auch als Gebetssammlungen dienten.

Drittes Reich

Eine wichtige Rolle spielten die Memorbücher zur Zeit des Dritten Reichs, da sie einen besonders detaillierten und relativ vollständigen Einblick in die Opferzahlen der Juden gewähren. Dabei ergänzen sie beispielsweise das Gedenkbuch des Bundesarchivs. Viele Morde an Juden sind im Gedenkbuch als „Freitod“ bezeichnet, weil man sich auf Nazi-Quellen verlassen musste. In den Memorbüchern der Juden werden dagegen oft die wahren Todesursachen und Todesumstände genannt.

So geht z.B. aus einem Memorbuch[1] hervor, das in der Pogromnacht in Wien ungefähr:

  • 7000 Juden eingekerkert wurden
  • 4600 Juden nach Dachau verschleppt wurden
  •    27 Juden in Dachau ermordet wurden
  •  680 Juden sich in Dachau das Leben genommen haben
  •    94 Juden sich in Wien das Leben genommen haben
  •  832 Juden sich im Jahre 1939 das Leben genommen haben

Weitere bislang unbekannte Opfer werden in ungefähr 500 Büchern[2], welche die Verfolgung der Juden in Deutschland beschreiben, namentlich genannt.

Aufgabe

Früher führte jede jüdische Gemeinde ein Memorbuch, um die Erinnerung an jene Menschen wach zu halten, die nach jüdischem Glauben eine Probe zu bestehen hatten. Diese Art eines Gedenkbuches ist daher als ein symbolisches Zeugnis des Lebens und des Leidens jüdischer Personen anzusehen. In jedem Memorbuch sind die Namen des Verstorbenen sowie dessen Alter und Todesdatum, als auch die Todesursache erwähnt. Viele Memorbücher enthalten darüber hinaus einige Gebete und manche sogar teilweise (kurze) Erzählungen über das Leben und die Taten einer Person.

Namensherkunft

Der Name Memorbuch kommt aus dem lateinischen und stammt vom Wort memoria ab, was Gedächtnis bedeutet. Außerdem ist Memorbuch und dessen Plural ein internationaler Begriff, weswegen man das Wort Memorbücher auch z.B. in englisch sprachigen Ländern benutzt.[3]

Literatur

Henryk Grynberg. Memorbuch. Warschau: W.A.B., 2000. 360S. ISBN 83-88221-17-5

Quellen

  1. Adunka, "Österreichische Synagogen, Ein Gedenkbuch"
  2. ashkenazhouse.org
  3. jewishlibraries.org: Bericht über das Frankfurter Memorbuch (englisch)