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Volkspolizei-Bereitschaften

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Die Volkspolizei-Bereitschaften (VPB), meist VP-Bereitschaften oder nur Bereitschaftspolizei genannt, gehörten zu den kasernierten Einheiten des Ministerium des Inneren (MdI) der DDR. Sie unterstanden dem Stellvertreter des (Innen-)Ministers Kampfgruppen (der Arbeiterklasse) / Bereitschaften. Die VPB gehörten nicht zu den Dienstzweigen der Deutsche Volkspolizei (DVP).

Die VP-Bereitschaften waren militärische Formationen, die neben dem Wachregiment "Feliks Dzierzynski" des Ministerium für Staatssicherheit (Divisionsstärke, nicht nur in Berlin), den Hundertschaften der Kampfgruppen der Arbeiterklasse und den Truppenteilen der Nationalen Volksarmee (NVA) bestanden. Man kann in gewisser Weise die Zentralen Kräfte Schutzpolizei (ZKS), die militärisch strukturiert und mit der Kalaschnikow AK-47 ausgerüstet waren, hinzurechnen.

Ihre Angehörigen leisteten Wehrdienst, keinen Wehrersatzdienst, wurden über die Wehrkommandos der NVA einberufen und erhielten Sold in Höhe der NVA-Vergütungen. Sie war in der Verteidigung aufgrund ihrer Bewaffnung gefechtsstärker als ein Mot.-Schützen Bataillon der NVA (ohne Verstärkungsmittel).

Geschichte

Die VP-Bereitschaften und die Dienststelle Blumberg wurden am 3. Oktober 1990 durch den Bundesgrenzschutz übernommen und Teile von ihnen, ohne die Grundwehrdienstleistenden und Unterführer auf Zeit, zur Bereitschaftspolizei der neuen Bundesländer umgewandelt.

Die Aufgaben der VP-Bereitschaften

Die Aufgaben der VP-Bereitschaften ergaben sich aus dem zweiten Teil des Gesetzes über die Aufgaben und Befugnisse der Deutschen Volkspolizei (DVP) vom 11. Juni 1968. Folgende Paragraphen werden dort zutreffend für die Kasernierten Einheiten des MdI ausgeführt:

§ 7 Aufgaben
(1) Die Deutsche Volkspolizei hat die öffentliche Ordnung und Sicherheit jederzeit zuverlässig zu gewährleisten. Ihr obliegt es im Rahmen ihrer Zuständigkeit:
...
b) anderen Gefahren vorzubeugen und Störungen zu beseitigen, die das Leben oder die Gesundheit von Menschen sowie das sozialistische, persönliche oder private Eigentum bedrohen oder in anderer Weise die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigen.
...
j) die im Rahmen der Landesverteidigung übertragenen Aufgaben zu erfüllen.
...
(2) Bei Gefahren oder Störungen, für deren Abwehr oder Beseitigung andere Staatsorgane zuständig sind, hat die Deutsche Volkspolizei auch tätig zu werden, wenn ...

Der Minister des Innern und Chef der DVP erließ auf dieser gesetzlichen Grundlage Weisungen, insbesondere den "Befehl 0020/...", in denen die Aufgaben für die Kasernierten Einheiten festgelegt waren.

  • Der "§ 7 (1) b" war Grundlage für Handlungen im Frieden und
  • der "§ 7 (1) j" für die Vorbereitung auf und den Handlungen im Spannungs- und Verteidigungszustand.

Im "Befehl 0020/79" hieß es dazu:

"Die VP-Bereitschaften sind kasernierte, vollmotorisierte, nach militärischen Prinzipien organisierte und geführte Einheiten der DVP."
(Quelle: Wolfram Kempe: Die Rolle und Aufgaben der Einheiten der VP-Bereitschaften im System der sozialistischen Landesverteidigung der DDR, Vorlesung, Dresden 12.06.1980, VD X/82/80 S. 5)

Der Schwerpunkt ihrer Ausrichtung Ende der 1960er Jahre, Bekämpfung hinter der Front operierender Diversions-Aufklärungsgruppen in Kriegszeiten, verschob sich immer mehr zugunsten einer Befähigung zur Aufgabenerfüllung bei der Beseitigung von "Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit".

Die VPB gehörten nicht zu den Dienstzweigen der VP. Deshalb treffen die anderen Abschnitte des §7 VP-Gesetz nicht zu. Eine VPB bzw. eine Kompanie wurde zeitlich begrenzt einem Leiter eines VP-Kreisamtes unterstellt, wenn deren "Zentrale Kräfte Schutzpolizei" (Schützenzüge) für die Aufgabenerfüllung nicht ausreichten. Die Kompaniechefs bzw. Zugführer erhielten ihre Befehle vor Ort durch einen Einsatzleiter (VP-Offizier) des jeweiligen VP-Kreisamtes (VPKA), der auch die Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften zu gewährleisten hatte. Eine Aufteilung unterhalb der Schützengruppe, d.h. ein selbständiger Einsatz eines Wehrpflichtigen, war durch Ministerbefehl verboten. Eine Ausnahme waren die halbjährlich an einem Tag stattfindenden Werbungsmaßnahmen auf einem VPKA für den Dienst in der Volkspolizei.

Der "Befehl 0020/89" als Nachfolgeweisung, Einsatzaufgaben der Kasernierten Einheiten des MdI für den Fünfjahresplanzeitraum 1990-95, geht von einer immer unzufriedener werdenden DDR-Bevölkerung aus.

Kasernierte Einheiten und deren Standorte

Kasernierte Einheiten

Es existierten mehr als 21 VP-Bereitschaften, davon waren fünf in unmittelbarer Nähe von Berlin disloziert.

  • 17.-19. VPB und NaB (Nachrichten-) in Basdorf bei Berlin und die SE (Sicherungseinheit/ DSt.Blumberg, Bau- und Wachbataillon) bei Gielsdorf

Außerdem waren dem 1. Stellvertreter des Chef des Stabes des MdI weitere Kasernierte Einheiten unterstellt.

Dislozierung ( Standorte der Kasernen )

Die VP-Bereitschaften waren in Bezirksstädten bzw. in der Nähe von urbanen Ballungsgebieten verteilt. Eine der in einer Kaserne untergebrachten VP-Bereitschaften war dem Chef BDVP operativ unterstellt, die weiteren Bereitschaften standen unter dem Führungsvorbehalt des Innenministers und Chef der DVP.

1. Stellvertreter des Chef des Stabes des MdI
Bezeichnung Name Ort Einsatzraum Unterstellung Bemerkungen
  9. VP-Kp. ... Potsdam-Eiche DDR 1. Stv. C-Stab /MdI Anti-Terror-Einheit (Pedant zur GSG-9 /BGS) 1
Hs.-Einheit ... Diepensee DDR 1. Stv. C-Stab /MdI Unterstützung der Dienstzweige der VP
DSt. Blbg. Dr. Richard Sorge Freudenberg Bezirk
Frankfurt/O
1. Stv. C-Stab /MdI unterirdischer Gefechtsstand - Innenminister
Abkürzungen:
Blbg.:
DSt.
1   Diensteinheit IX

Blumberg (Tarnbezeichnung)
Dienststelle = Truppenteil
nicht identisch, Dienstzweige /BDVP's (SEK's)
Hs.
C-Stab
MdI
VP
Hubschrauber
Chef des Stabes des MdI
Ministerium des Innern
Volkspolizei
Stellvertreter des Ministers Kampfgruppen / Bereitschaften
Nr. Bezeichnung Ort Einsatzraum Unterstellung Name Bemerkungen
  1. VPB Schwerin Bezirk Schwerin C-BDVP ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
  2. VPB Stralsund Bezirk Rostock C-BDVP ... ...
  3. VPB Potsdam-Eiche Bezirk Potsdam C-BDVP ... ...
  4. VPB Magdeburg Bezirk Magdeburg C-BDVP ... ...
  5. VPB Leipzig Bezirk Leipzig C-BDVP ... ...
  6. VPB Halle Bezirk Halle C-BDVP ... Reservisten-Ausbg.
  7. VPB Erfurt Bezirk Erfurt C-BDVP ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
  8. VPB Dresden Bezirk Dresden C-BDVP ... ...
  9. VPB K.-Marx-Stadt Bezirk K.-Marx-Stadt C-BDVP ... ...
10. VPB Rudolstadt Bezirk Gera C-BDVP ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
11. VPB Magdeburg DDR Minister ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
12. VPB Halle DDR Minister ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
13. VPB Meiningen Bezirk Suhl C-BDVP ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
14. VPB Neustrelitz Bez. Neubrandenburg C-BDVP ... ...
15. VPB Eisenhüttenstadt Bezirk Frankfurt/ O. C-BDVP ... ...
16. VPB Cottbus Bezirk Cottbus C-BDVP Georgi Dimitroff ...
17. VPB Basdorf DDR Minister ... ...
18. VPB Basdorf Bezirk Berlin Präs. PDVP ... Ausbg. vorverpflicht.Polizisten; Einnahme W-Bln.
19. VPB Basdorf Bezirk Berlin Präs. PDVP Robert Uhrig Ausbg. vorverpflicht.Polizisten; Einnahme W-Bln.
20. VPB Potsdam DDR Minister ... Staatsgrenze/ NVA-Unterstellg. mögl.
21. VPB Leipzig DDR Minister ... ...
Weitere Kasernierte Einheiten und Truppenübungsplätze
Nr. Bezeichnung Ort Einsatzraum Unterstellung Name Bemerkungen
(22.) NaB Basdorf DDR StM Na. ... Sicherstellung Führungsverbindungen
(23.) SE Gielsdorf (Strausberg) Ltr.DSt.Bbg. ... Sicherung Gefechtsstand - Innenminister
10. Kp. Bln-Blankenbg DDR StM VD ... Verpflegungsversorgung
- Na.-Kp. Dommitsch DDR StM Na. ... Ausbg. Unterführer ( Uffz.)
- TÜP-I Belzig DDR-Süd StM KG/B ... ...
- TÜP-II Neuruppin DDR-Nord StM KG/B ... ...
- TÜP-Kroppen TÜP-OHS Kroppen OHS Kdr. OHS ...
- OHS Dresden DDR StM KG/B ... Ausbildung Truppenoffiziere


Abkürzungen: . StM Stellvertreter des Ministers
DVP Deutsche Volkspolizei KG/B Kampfgruppen der Arbeiterklasse/ Bereitschaften
PDVP Präsidium der DVP Berlin Ltr. Dst. Leiter Dienststelle              ( Oberst der VP)
BDVP Bezirksbehörde der DVP Ltr.VPKA LeiterVPKA                     ( Oberstleutnant der VP)
VPB Volkspolizei-Bereitschaft K-VPB Kommandeur                    ( Oberstleutnant der VP)
SE Sicherungseinheit (Baueinheit und VPB) StKuSC Stellv. des K u. Stabschef ( Major der VP)
VPKA VP-Kreisamt KC Kompaniechef                   ( Major der VP)
TÜP Truppenübungsplatz Na Nachrichten (Führungsverbindungen)



Transportpolizei-Einsatzkompanien/Bereitschaften
Nr. Bezeichnung Ort Einsatzraum Unterstellung Bemerkungen
  1. TP-Kp.(B) Bad Kleinen Bezirk Schwerin C-BDVP ...
  2. TP-Kp.(B) Pasewalk Bez. Neubrandenburg C-BDVP ...
  3. TP-Kp.(B) Eisenhüttenstadt Bezirk Frankfurt/ O. C-BDVP ...
  4. TP-Kp.(B) Cottbus Bezirk Cottbus C-BDVP ...
  5. TP-Kp.(B) Tharandt Bezirk Dresden C-BDVP ...
  6. TP-Kp.(B) Naumburg Bezirk Halle C-BDVP ...
  7. TP-Kp.(B) Spröda Bezirk Leipzig C-BDVP ...
  8. TP-Kp.(B) ? Bezirk ? C-BDVP nach 1975 aufgelöst ?


Abkürzungen:
TP

Transportpolizei
Kp.
B
Kompanie
Bereitschaften

Struktur einer VP-Bereitschaft

Eine VP-Bereitschaft gliederte sich in

  • ein Führungsorgan,
  • dem Politorgan,
  • dem Stab,
  • den Versorgungsdiensten und
  • den Einheiten.

Außerdem gab es

  • einen Parteisekretär (Bezirksleitung der SED unterstellt)
  • einen FDJ-Sekretär (Bezirksleitung der FDJ unterstellt)
  • dem Abwehroffizier des MfS (Bezirksverwaltung des MfS unterstellt).

Eine VPB war ein militärisch selbständiger Truppenteil. Die Einsatzeinheiten waren zwei Schützenkompanien und eine Schützenpanzerwagen-Kompanie. Unterstützungseinheiten waren eine Kompanie mit Artillerie- und Panzerabwehrwaffen und die Kampfsicherstellungseinheiten der Stabskompanie ( Aufklärer, Pioniere, Nachrichten usw. Siehe auch: VPB Struktur

Die Polizeilichen Handlungen

wurden verwirklicht durch

  • schutzpolizeilichen Einzeldienst: nur durch Kräfte der Dienstzweige (Schutzpolizei, ...)
  • polizeilicher Ordnungseinsatz: durch Kräfte der Dienstzweige und durch Einheiten der VP-Bereitschaften
  • polizeilicher Kampfeinsatz: durch geschlossene Einheiten der Dienstzweige und der VP-Bereitschaften
  • Handlungen im Rahmen und zur Unterstützung von Formationen und Einsatzkräften der Zivilverteidigung: durch Einheiten der VP-Bereitschaften und durch Kräfte der Dienstzweige der VP

Kampfeinsatz

"umfasst alle Maßnahmen der DVP gegen bewaffnete gegnerische Kräfte und andere verbrecherische Elemente, deren Bekämpfung den Einsatz von Einheiten im Interesse der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit auf dem Territorium der DDR erforderlich macht."
(Quelle: Wolfram Kempe: Die Rolle und Aufgaben der Einheiten der VP-Bereitschaften im System der sozialistischen Landesverteidigung der DDR, Vorlesung, Dresden 12.06.1980, VD X/82/80 S. 9-14)

Diese Aufgabe sollte umgesetzt werden in den Handlungsarten mit Hilfe

  • der taktischen Handlungen und
  • durch Einsatzgruppen und Posten.
    (Quelle: "DV IX/10" (Ebene Kompanie - Gruppe))

Handlungsarten

  • Bekämpfung und Vernichtung von subversiven und anderen bewaffneten Kräften des Gegners (durch VP-Bereitschaften)
  • Teilnahme an der Zerschlagung gegnerischer Einheiten in wichtigen Richtungen und Räumen (Unterstellung unter NVA-TT/ Feldarmee)
  • Freikämpfung wichtiger Objekte (9. Kompanie)
  • zeitweilige Sicherung und Verteidigung wichtiger Abschnitte, Räume und Objekte sowie (Unterstellung unter NVA-Truppenteile)
  • Sicherung wichtiger Versorgungstransporte auf Schienenwegen“ (Transportpolizei (B) - Einheiten
    (Quelle: "DV 30/78" (Ebene BDVP - VPB))

Die taktischen Handlungen und die Einsatzgrundsätze der Einsatzgruppen und Posten waren bestimmt in der "DV IX/10" und den geltenden Vorschriften der NVA. Siehe auch: VPB Kampfeinsatz

Polizeilicher Ordnungseinsatz

Er sollte "durch geschlossene Einheiten und mit Unterstützung zusätzlicher Kräfte, wie Freiwilliger Helfer der VP, Ordnungsgruppen der FDJ oder GST und anderer organisierter Kräfte der Werktätigen( u.a. Kampfgruppen), durchgeführt werden.

Das Ziel ... besteht in der Verhinderung bzw. Beseitigung von Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, die das sozialistische Zusammenleben der Bürger, ihr Leben, ihre Gesundheit, Ehre und Würde, den Schutz des gesellschaftlichen und persönlichen Eigentums, den Ablauf des öffentlichen Lebens und der staatlichen Ordnung sowie die allgemeine Sicherheit beeinträchtigen bzw. gefährden."
(Quelle: Wolfram Kempe: Die Rolle und Aufgaben der Einheiten der VP-Bereitschaften im System der sozialistischen Landesverteidigung der DDR, Vorlesung, Dresden 12.06.1980, VD X/82/80 S. 15-19 sowie
"DV 30/78" (Ebene BDVP - VPB))

Handlungsarten

Es wurde unterschieden nach Handlungsarten, taktischen Methoden und Einsatzformen. In den Handlungsarten, im weitesten Sinne Aufgaben der VPB bei einem Einsatz, wurden die taktischen Methoden und Einsatzformen zur Erfüllung der Aufgabe verwirklicht.

Handlungsarten waren:

  • Einsatz zur Beseitigung von Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit auf Straßen und Plätzen
  • Einsatz zur Sicherung von Großveranstaltungen
  • Einsatz zur Festnahme flüchtiger Rechtsverletzer (Fahndung)
  • Einsatz bei Schadens- und Unglücksfällen sowie bei Katastrophen

Die Einheiten handelten grundsätzlich nicht selbständig, sondern wurden einem Leiter eines VP-Kreisamtes, in Berlin einem VP-Revier, für die Dauer eines Einsatzes unterstellt. Die Wehrpflichtigen durften nicht einzeln eingesetzt werden und wurden durch den Gruppenführer geführt. Siehe auch: VPB Ordnungseinsatz

Ausbildung

Die Ausbildung in den VP-Bereitschaften wurde auf der Grundlage des Befehls des Ministers des Innern und Chef der "DVP Nr. 062/..." organisiert.

Ausbildung in den Kasernierten Einheiten des MdI

Die Ausbildung in den Kasernierten Einheiten des MdI beinhaltete :

  • die Politschulung und
  • die Einsatzausbildung

Politschulung

Sie wurde auf der Grundlage der Direktive 3/.. sowie weiterer Weisungen und Befehle organisiert und durchgeführt. An zwei Tagen (2x8 Stunden) wurde eine Politschulung nach dem Thema der Schulungshefte der NVA durchgeführt. Der Schulungsgruppenleiter (Zugführer im Alter zwischen 21- 26 Jahren) mühte sich eine Diskussion herbeizuführen, wobei ihm die auferlegte Thematik oft auch widerstrebte. Die Wehrpflichtigen betrachteten diese beiden Tage als Erholung, auch weil außer echtem Einsatzalarm kein Vorgesetzter sie einzeln für Aufgaben herauslösen durfte.

Einsatzausbildung

Sie gliederte sich auf in:

  • Grundlagenausbildung
  • Ausbildung in den Ausbildungszweigen :
  • Überprüfungen (Härteteste über 10 km usw.)
  • Schul- und Gefechtsschießen sowie Artillerieprüfungsschießen
  • taktische Übungen
  • Ausbildung im Rahmen von Park- und Wirtschaftstagen (Wartung Kampftechnik, Objektreinigung)
  • Fachkundeausbildung (Ausbildung in Polizeirecht) in den Einheiten der 17., 18. und 19. VPB (Basdorf, jeweils 1. Kompanie), die Angehörige für den Dienstzweig Schutzpolizei ausbildeten (Vorverpflichtete Wehrpflichtige)

Die Ausbildung wurde in der Wirklichkeit stark reduziert durchgeführt, weil die VP-Bereitschaften als "Dienstleistungskombinate" missbraucht wurden. Im Winter waren sie in den Braunkohlentagebauen eingesetzt und im Sommer im Hafen Rostock oder anderen Betrieben.

Stunden wurden oft doppelt abgerechnet. Abstriche am Umfang der Politschulung durften dennoch nicht gemacht werden. Die Einheiten hatten demzufolge eine geringe Einsatzfähigkeit, weil das 1. Diensthalbjahr nur über Minimalkenntnisse aus der militärischen Grundausbildung besaß. Im Fahndungseinsatz gegen flüchtige Sowjetsoldaten, meißt Fernaufklärer oder Falschirmjäger, gab es dann auch schon mal Tote ( VPB in Rudolstadt). Sobald keine Minusgrade mehr vorherrschten war mindestens täglich ein Sowjetsoldat 'unterwegs' in Richtung Sowjetunion (!).

Gliederung in Abschnitte

Das Ausbildungsjahr begann am 1. November des laufenden Jahres und endete am 31. Oktober des folgenden Jahres.

  • Das erste Ausbildungshalbjahr begann am 1. November und endete am 30. April.
  • Das zweite Ausbildungshalbjahr begann am 1. Mai und endete am 31. Oktober.

Die Ausbildungshalbjahre waren wiederum in drei Ausbildungsabschnitte eingeteilt.

  • Erster Ausbildungsabschnitt: November bzw. Mai - Er diente der Grundausbildung der neu Einberufenen und der Zweitausbildung (Panzerbüchse, Sani. usw.) des 2. und 3. Diensthalbjahres, mit dem Ziel, die Züge zu formieren und Aufgaben zu erfüllen.
  • Zweiter Ausbildungsabschnitt: Dezember-Februar bzw. Juni-August - Er hatte das Ziel die Geschlossenheit der Einheiten herzustellen und die Wehrpflichtigen zu befähigen unter komplizierten Lagebedingungen und bei hohen physischen Anforderungen alle gestellten Einsatzaufgaben erfolgreich durchzuführen.
  • Dritter Ausbildungsabschnitt: März-April bzw. September-Oktober - Er hatte das Ziel die Kenntnisse und Fertigkeiten zu vertiefen. Er diente der Vorbereitung und Durchführung von Normüberprüfungen,

Einsatzexezieren, Gefechtsschießen (Gruppe, Zug, Kompanie im Angriff und in der Verteidigung am Tag und in der Nacht und taktische Übungen.

Je Ausbildungshalbjahr wurden ca. 1.000 Stunden, davon für Ausbildung 500 Stunden zugrunde gelegt. Die tägliche Ausbildungszeit betrug 7 Stunden mit anschließendem Mittagessen (14.30 Uhr). An Sonnabenden wurden 5 Ausbildungsstunden durchgeführt.


Ausbildung von Ausländern und Auslandseinsatz

Offiziere der VP-Bereitschaften waren als Militärberater im Ausland eingesetzt. So war z.B. 1974 Oberstleutnant d.VP M. in Südjemen zur Bekämpfung regierungsfeindlicher Gruppen. 1980 wurden zwei Nikaraguaner an der Offiziershochschule Dresden auf dem Truppenübungsplatz Kroppen durch Oberstleutnant d.VP L. ausgebildet.

Aus- und Weiterbildung außerhalb der Kasernierten Einheiten des MdI

Abkürzungen in der Tabelle

  • OHS - Offiziershochschule
  • KCB - Kern-, Chemische und Biologische Waffen
Org Einrichtung Ort Fachrichtung Bemerkungen
NVA Militärakademie Dresden Mot.-Schützen- u.Panzer-Kdr., Polit.Arbeit, Rückw.Sicherstellg. Kommandeure, Stabschefs, Stellv.Kdr. für Polit.Arbeit u. Stellv.Kdr. für Versorg.
NVA OHS-Landstreitkräfte Löbau Pionier-, Luftabwehr- u. KCB-Abw.-Offz. anschließend Einführungskurs - OHS-Bereitschaften
NVA Militärmedizin.Sektion Greifswald Truppenärzte je Garnision ein Truppenarzt, anschließend Einführungskurs - OHS-Bereitschaften
KGB OHS-Innere Truppen Moskau Innere Truppen Weiterbildg. Absolventen Militärakademie d.NVA (n. 5 J.)
DVP Versorgungsschule Bautzen Waffen, Kfz, B/A Unterführer, Offiziere Kurzlehrgänge

Bewaffnung

Schützenwaffen

  • Maschinenpistole Kalaschnikow AKmS-47, Umrüstung auf Wieger ab 1990 geplant
  • Pistole 9 mm Makarow bzw. 7,65 mm CZ-75
  • Scharfschützengewehr Dragunow
  • Mini-Maschinenpistole PM-63
  • Leichtes Maschinengewehr LMG-K
  • schweres Maschinengewehr PKS
  • automatischer Granatwerfer AGS-17
  • Panzerbüchse RPG-7 und RPG-18
  • Angriffshandgranate RGD-5 und Verteidigungshandgranate F1

Artillerie-, Luft- und Panzerabwehrwaffen

  • 82-mm Granatwerfer, Umrüstung auf 120-mm begonnen
  • Zwillings-Fliegerabwehrkanonen ZSU-23-2
  • rückstoßfreie Geschütze SPG-9 (Munition des Schützenpanzers BMP-1)

Schützenpanzerwagen

  • SPW PSH mit 7,62 und 14,5 mm sMG
  • bis 1975: SPW-152 und SPW-40, an Kampfgruppen abgegeben
  • SPW-152 mit Minenlegegerät MLG-60 ( Panzerminen)

Uniformierung

  • Dienstuniform in der Kaserne war der Kampfanzug der NVA mit dunkelgrünen Schulterstücken, Käppi bzw. Stahlhelm der NVA mit Tarnnetz, Stiefel und Dederonkoppel.
  • Ausgangsuniform ( Zivilkleidung war verboten) war Polizeiuniform mit Hose lang und schwarzen Halbschuhen, Schirmmütze, schwarzem Lederkoppel sowie hellgrünen Kragenspiegeln (Dienstzweige der DVP: dunkelgrün).
    Unterführer mit drei Jahren ein Winkel, mit 10 Jahren Verpflichtung zwei Winkel am linken Arm der Uniformjacke (Dienstzweige der DVP andere Bedeutung: ein Winkel 5 Jahre "abgedient")
  • Arbeitsuniform war der Drillich der NVA
  • Wartungsuniform für die Schützenpanzerwagen war die Uniform der Panzerbesatzungen der NVA