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Meyer Burger Technology

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Meyer Burger Technology AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH0108503795
Gründung 1953 / 1999 (als Holding)
Sitz Thun BE, Schweiz Schweiz
Leitung
Mitarbeiterzahl 1267[1]
Umsatz 407 Mio. CHF[1]
Branche Photovoltaik
Website www.meyerburger.com
Stand: 31. Dezember 2018

Meyer Burger mit Sitz in Thun (Schweiz) ist ein weltweit tätiges Maschinenbauunternehmen, das vor allem für seine Produktionsanlagen in der Photovoltaik-Industrie bekannt ist. Meyer Burger entwickelt und produziert Anlagen, mit denen sich Solarzellen herstellen und für den Einsatz im Solarmodul elektrisch verbinden lassen. Der Fokus liegt dabei auf der Heterojunction-Technologie (HJT) sowie der exklusiven SmartWire Connection Technology (SWCTTM). Außerdem werden hoch-präzise Messsysteme für Siliziumwafer, Solarzellen und -module angeboten.

In weiteren Geschäftsbereichen und über Tochterfirmen entwickelt und vertreibt Meyer Burger außerdem industrielle Tintenstrahldruck-, Plasma- und Mikrowellensysteme, in erster Linie für die Halbleiter- und Optik-Industrie.[2]

Geschichte

Das Unternehmen wurde im Jahr 1953 als Hersteller von Uhrenstein-Bearbeitungsmaschinen gegründet und spezialisierte sich in der Folge auf Spezialsägemaschinen. Im Jahr 1999 gab sich das Unternehmen mit der Gründung der Meyer & Burger Holding AG in Zug eine Holdingstruktur und brachte im gleichen Jahr die erste Bandsäge für die Solarindustrie auf den Markt.

Im Zuge der aufblühenden Solarindustrie begann das Unternehmen ab 2003 mit der Erschliessung des russischen, asiatischen und amerikanischen Marktes und trieb mit der Gründung von Tochtergesellschaften in China und Japan seine Expansion voran.

Im Jahr 2006 wurde der Konzern von Meyer & Burger Holding AG in Meyer Burger Technology AG umbenannt und der Konzernsitz nach Baar verlegt. Im November 2007 ging das Unternehmen an die Börse. Im Jahr 2012 wurde mit dem Bezug des Neubaus der Konzernsitz nach Thun verlegt.

Zwischen 2010 und 2012 vergrösserte man die Konzerngruppe durch verschiedene Unternehmens-Übernahmen deutlich, um die gesamte Wertschöpfungskette (Wafer – Zelle – Modul) in der Photovoltaik-Produktion mit eigenen Produktions-Maschinen abdecken zu können. Die wichtigsten Produkte waren dabei Diamant-Drahtsägen für das Schneiden ultra-dünner Silizium-Scheiben (Wafer), Beschichtungssysteme, um die Wafer zu funktionierenden Solarzellen aufzubauen, und Anlagen für die Produktion kompletter Solar-Module.

Inzwischen erfolgte eine Anpassung der Unternehmensstruktur und die Konzentration auf die Bereiche der Solarzellenfertigung und -verbindung, d. h. auf die Heterojunction-Zellbeschichtung und die SmartWire Connection Technology (SWCTTM) für die Zellverbindung. In diesem Zusammenhang erfolgte auch der Verkauf des gesamten Geschäftsbereiches „Säge- und Trenntechnologie“ an die Precision Surfacing Solutions im Mai 2019. Während sich der Firmensitz weiterhin in Thun befindet, betreibt Meyer Burger seinen Haupt-Produktionsstandort in Hohenstein-Ernstthal (Deutschland), wo Meyer Burger 2011 die Mehrheit am Unternehmen Roth & Rau übernahm.

Per 1. April 2020 übernahm der bisherige Chief Technology Officer, Gunter Erfurt, die Position des Group CEO.[3] Er war bisher Geschäftsführer der Meyer Burger Germany AG und leitete bisher den Hauptproduktionsstandort in Hohenstein-Ernstthal.[4]

Firmenstruktur

Im Jahr 2010 fusionierte Meyer Burger mit der zuvor eigenständigen Firma 3S Industries. Die ehemaligen Kompetenzzentren von 3S Industries 3S Modultec, 3S Photovoltaics, Somont und Pasan waren und sind seitdem Geschäftsbereiche von Meyer Burger.

Meyer Burger (Germany) GmbH

Die Roth & Rau AG wurde 2014 zu Meyer Burger (Germany) umbenannt. Das Unternehmen entwickelt und produziert verschiedene Anlagen und Maschinen für die Oberflächenbearbeitung in der Photovoltaik-Industrie und war massgeblich an der Industrialisierung der sogenannten PERC (Passivated Emitter and Rear Contact) Technologie beteiligt, welche den derzeitigen Standard in der Solarzellenfertigung darstellt. Außerdem entwickelt und baut das Unternehmen Massen-Produktionsanlagen für die Herstellung hoch-effizienter Solarzellen mit Heterojunction-Technologie (HJT).

Pasan SA

Im Zuge der Fusion mit 3S Industries wurde Pasan 2010 Teil von Meyer Burger. Der Fokus des Unternehmens liegt auf der Entwicklung und Herstellung von Test- und Messsystemen für Solarzellen und -modulen. Dazu zählen unter anderem Sonnensimulatoren, die dank hoher Genauigkeit und Zuverlässigkeit von führenden internationalen Zertifizierungsstellen wie dem TÜV sowie zahlreichen Zell- und Modulherstellern genutzt werden. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in Neuchâtel (Neuenburg) in der Schweiz.[5]

Muegge GmbH

Im Zuge der Übernahme der Roth & Rau AG im Jahr 2011 wurde auch die Muegge GmbH in Reichelsheim (Deutschland), welche seit 2008 zur Roth & Rau Gruppe gehörte, Teil der Meyer Burger Gruppe. Muegge ist ein weltweit führender Anbieter von industriellen Mikrowellen und Plasmasystemen. Das Portfolio umfasst Mikrowellengeneratoren und -komponenten sowie Plasmasysteme für verschiedenste Anwendungen in unterschiedlichen Brachen wie der Halbleiterindustrie, der OLED- und MEMS-Fertigung sowie der Medizintechnik.

Ehemalige Geschäftsbereiche

Meyer Burger AG (MB Wafertec)

Mit der Entwicklung und Fertigung von Trenn- und Sägesystemen für die Solarindustrie entwickelte sich ab 2000 ein rasantes Wachstum des Unternehmens Meyer Burger. Die heute in der PV-Industrie eingesetzte Trenntechnologie mit Diamanddraht wurde vor allem von Meyer Burger entwickelt und für die Massenfertigung industrialisiert. Der gesamte Geschäftsbereich „Säge- und Trenntechnologie“ wurde auf Ende April 2019 für 50 Mio. Fr. an die Firma Precision Surfacing Solutions (PSS) verkauft.[6][7]

3S Solar Plus AG

Die Firma 3S Industries mit u. a. den Bereichen 3S Modultec und 3S Photovoltaics fusionierte 2010 mit Meyer Burger und wurde zunächst als Geschäftsbereich 3S Photovoltaik weitergeführt. Im Folgenden entstanden die beiden Marken 3S Modultec sowie Solar Building Technologies. Dieser Bereich entwickelte und produzierte gebäudeintegrierte Solarsysteme. Die rahmenlosen Solarmodule der Marke MegaSlate enthalten Solarzellen zwischen zwei Glasschichten. Dadurch haben die Module gleiche Eigenschaften wie Verbund-Sicherheitsglas und können direkt als Gebäudehülle verwendet werden und ersetzen somit im Dachbereich die Eindeckung mit Dachziegeln.

Der Geschäftsbereich wurde später in die Business Unit «Energy Systems» von Meyer Burger integriert und 2018 in die separate Firma 3S Solar Plus AG ausgelagert und verkauft.[8]

AIS Automation Dresden GmbH

Zur Meyer Burger Gruppe gehörte bis 2019 auch die AIS Automation Dresden GmbH. Die AIS entwickelt als System- und Softwareunternehmen seit 1990 Softwarelösungen im Bereich der Automatisierungstechnik und Informationstechnologie. Sie fungiert dabei als Full Service Provider von der Konzeption über die Realisierung und Installation der Anlage vor Ort. Die Geschäftsbereiche umfassen Anlagen- und Systemsteuerungen, Fabrikautomation, Systemintegration und Bahntechnik.

Ende 2019 erfolgte der Verkauf an die S&T AG in Linz (Österreich)[9][10]

Meyer Burger (Netherlands) B.V.

Im Zuge der Übernahme der Roth & Rau AG im Jahr 2011 wurde auch die Roth & Rau Netherlands B.V. (vormals OTB Solar) in Eindhoven (Niederlande), welche seit 2010 zur Roth & Rau Gruppe gehörte, Teil der Meyer Burger Gruppe. Unter der Marke PiXDRO werden Anlagen für den industriellen Tintenstrahldruck entwickelt. Die Anlagengröße reicht dabei vom kompakten Drucker für den Forschungs-Bereich bis hin zu Massenproduktionssystemen für verschiedene Anwendungen und Industrien (z. B. bedruckte Elektronik, Displays, OLED, Sensoren, Leiterplatten, Halbleitermontage, Ätztechniken, Photovoltaik, Optik, Biowissenschaft).

Der Geschäftsbereich wurde im Dezember 2019 verkauft.[11]

Geplante Projekte

Braunkohletagebau Hambach

Am 6. Mai 2020 stellte Meyer Burger seine Idee für einen gigantischen Solarpark im Tagebau Hambach vor.[12] Dadurch würde Strom mit der Leistung von etwa zehn Gigawatt erzeugt, was in etwa der Leistung der heute von den Tagebauen abhängigen Kohlekraftwerke Weisweiler, Neurath, Niederaußem und Frimmersdorf entspreche. Überlegungen für eine spätere Nutzung des gigantischen Gebietes mit einer Fläche von 50 Quadratkilometern sehen die Flutung zur Seenlandschaft vor. Gemäß Meyer Burger CEO wäre es denkbar, den Hambacher See mit Solarmodulen zu bedecken. Bis zu 50 Millionen Solarmodule mit einer Leistung von 10 Gigawatt könnten installiert werden – als schwimmender Solarpark, wie er in anderen Teilen der Welt bereits realisiert wurde.[13]

Gemäss Meyer Burger-Chef Gunter Erfurt würde derzeit den Bau eines hochmodernes Werks für die Zell- und Modulproduktion im Rahmen einer Evaluierung geprüft. Ein wesentlicher Vorteil des Braunkohletagebau Hambach sei, dass Stromübertragungsleitungen aufgrund der Kraftwerke bereits vorhanden seien und genutzt werden könnten.[14]

Einzelnachweise

  1. a b Meyer Burger Aktie – GUV, Sonstige Angaben. In: finanzen.net. Abgerufen am 24. Oktober 2019.
  2. Meyer Burger Technology AG: Meyer Burger: Alle Produkte. Abgerufen am 28. November 2019.
  3. Meyer Burger gets new CEO, changes mind about Kerekes of Sentis. Abgerufen am 2. Mai 2020 (englisch).
  4. Meyer Burger: CV Gunter Erfurt. Abgerufen am 2. Mai 2020 (englisch).
  5. Website Meyer Burger - Pasan Neuenburg. In: meyerburger.com. Abgerufen am 6. Juli 2016.
  6. Meyer Burger verkauft Wafer Geschäft an Precision Surfacing Solutions, Medienmitteilung vom 7. Februar 2019
  7. Meyer Burger schliesst Verkauf von Wafer Geschäft an Precision Surfacing Solutions ab, Medienmitteilung vom 30. April 2019
  8. Geschichte auf der Website der 3S Solar Plus AG, abgerufen am 24. Oktober 2019
  9. Offizielle Internetpräsenz der AIS Automation Dresden GmbH. In: ais-automation.com. Abgerufen am 6. Juli 2016.
  10. Abschluss des Verkaufs des Meyer Burger Software Geschäfts an S&T AG für CHF 14 Millionen in bar. In: meyerburger.com. Abgerufen am 6. Juli 2016.
  11. Finanz und Wirtschaft: Meyer Burger verkauft niederländisches Geschäft. Abgerufen am 3. Mai 2020.
  12. Radio Rur: Mega-Solarpark im Tagebauloch? Abgerufen am 11. Mai 2020.
  13. Tagebau Hambach: Bald schwimmender 10-GW-Solarpark? In: CleanThinking.de. 6. Mai 2020, abgerufen am 11. Mai 2020 (deutsch).
  14. Energieforscher Rau: Solarpark im Tagebau Hambach realisierbar. In: CleanThinking.de. 11. Mai 2020, abgerufen am 11. Mai 2020 (deutsch).