Konvergenz-Plan
Der sogenannte Konvergenz-Plan (Hebräisch: תוכנית ההתכנסות) wurde durch den israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert in verschiedenen Interviews im Rahmen seines Wahlkampfes zur 17. Knesset 2006 vorgestellt. Als Ministerpräsident würde er innerhalb von 4 Jahren unilateral die endgültigen Grenzen festlegen und dazu jüdische Siedlungen im Westjordanland in großen Arealen zusammenfassen. Dabei knüpfte er ausdrücklich an die von seinem im Koma liegenden Vorgänger Ariel Sharon entwickelten Ideen an (Israels einseitiger Abkoppelungsplan).



Obwohl die hebräische Bezeichnung für den Plan sich nicht geändert hat, wurde im englischsprachigen Raum der Name von convergence zu consolidation und schließlich zu realignment abgewandelt.[1]
Ziel
Um "das Wesentliche [zu] bewahren: eine stabile jüdische Mehrheit in unserem Staat"[2] verzichtet Olmert auf den Traum von einem Israel, das sowohl den Gazastreifen, als auch das Westjordanland umfasst, um "eventually to separate from the Palestinians and to establish secure borders that will be recognized by the international community."[3] Dies wolle er auch im Alleingang machen, da man nicht ewig auf die Hamas warten könne.
Ziel des Plans ist die Vereinigung der wichtigsten Siedlungsgebiete zu drei großen Arealen nahe der Grünen Linie (Waffenstillstandslinie 1949), um sie (später) mit israelischem Territorium verschmelzen zu können. In den drei Blöcken um Ariel (im Norden zwischen Qalqiliya und Nablus), Ma'ale Adumim (im Zentrum östlich von Jerusalem) und Gusch Etzion (südlich von Bethlehem) herum, wird bereits seit den 1990er Jahren die Ansiedlung verstärkt vorangetrieben.
Alle drei Gebiete sind schon größtenteils durch Grenzzaun bzw. Mauer vom übrigen Palästina getrennt. Israel baut diese Sperranlagen weiter, obwohl der Internationale Gerichtshof im Juli 2004 festgestellt hat, dass der Verlauf von Sperrzaun und Mauer rechtswidrig sind, und Israel auffordert, diese von palästinensischem auf israelisches Territorium zurückzuverlegen.
Bei Fertigstellung werden 76 Prozent der jüdischen Siedler (über 170.000) im Westjordanland zwischen der Mauer und der Grünen Linie leben, um Ostjerusalem herum weitere 170.000 Siedler. Diese Gebiete entsprächen bereits mehr als 10% des Westjordanlandes.
Ferner möchte die derzeitige israelische Regierung entsprechend dem Allon-Plan von 1970[4] das gesamte westliche Jordantal für sich beanspruchen, als Sicherheitspuffer gegenüber Jordanien, wie es offiziell heißt, wahrscheinlich aber vor allem aufgrund der immer wichtiger werdenden Wasservorräte. Damit würde sich Israel dauerhaft, die schon jetzt unter Kontrolle gebrachten, 90% der unterirdischen Wasservorräte sichern.[5] Offen ist noch, ob Israel das Jordantal pachten oder annektieren will. Dies sind "zum Teil die fruchtbarsten und wasserreichsten Regionen der Westbank, in denen derzeit in 38 Ortschaften über 49.000 Palästinenser leben. Ihre Existenz ist schon jetzt durch die Absperrungen in höchstem Maße gefährdet, ihre Zukunft vollkommen unsicher."[6]
Den Palästinensern wird für ihren noch zu bildenden Staat die Räumung isolierter und über das Westjordanland verstreuter Enklaven angeboten, etwas mehr als 54 Prozent der Westbank (siehe auch hier[7]).
Entwicklung
Die fortgesetzte Annexion palästinensischen Gebietes durch den schleichenden aber dennoch sichtbaren weiteren Siedlungsbau (siehe auch Spiegelkarte[8]) führt zur Radikalisierung breiter Bevölkerungsschichten und besorgt Hamas weiter Zulauf. So werden bereits im Februar durch die Zugangsbeschränkungen zum Jordantal etwa ein Drittel der Westbank effektiv von Israel annektiert. [9] B'Tselem (eine israelische Nicht-Regierungs-Organisation) behauptet, die israelischen Regierungen hätten das Nichtvorhandensein von modernen Rechtsdokumenten für das ehemals gemeinschaftliche Land der Palästinenser ausgenutzt, um es sich anzueignen. Zusammengenommen befinden sich so laut B’Tselem 2006 etwa 42% des Westjordanlands unter israelischer Kontrolle.
Nachdem sich seit dem Wahlsieg der Hamas die Lage in den palästinensischen Autonomiegebieten bürgerkriegsähnlich zuspitzt (siehe Nahost-Konflikt) und Ehud Olmert international keine Unterstützung für sein unilaterales Vorgehen finden konnte, hat er Mahmud Abbas Gespräche auf der Grundlage seines Konvergenz-Planes angeboten. Allerdings unter der Bedingung, "dass die Palästinenser den Terrorismus aufgeben, die terroristische Infrastruktur auflösen, alle vorhergehenden Verträge und Verpflichtungen akzeptieren und das Existenzrecht Israels anerkennen."[10] Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas und die PLO erkennen dies schon länger an, nicht jedoch die Regierungspartei Hamas. Dies ist ein Verstoß gegen die Vereinbarungen im letztgültigen Friedensplan (Road Map), weshalb Israel die vereinbarten bilateralen Friedensgespräche mit den Palästinensern zur Zeit ablehnt. Auch Israel verstößt mit dem Fortführen des Siedlungsbaus und der Praxis gezielter Tötungen von Palästinensern gegen die Road Map.
Das Angebot wurde von Ehud Olmert bis Ende diesen Jahres befristet, sonst erfolge (mit internationaler Unterstützung) doch eine unilaterale Grenzziehung. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wird dieses Angebot aber kaum annehmen können, "zu brüskierend und demütigend sind die Konditionen"[11] des großen Landverlustes. Auch unter israelischen Kritikern, findet man die Besorgnis, dass dies kein Friedensplan sei, sondern "ein Plan, um die Besetzung zu verewigen – nur unter für Israel passenderen Bedingungen."[12] Abbas betont, dass die Autonomiebehörde weiterhin zu sofortigen Verhandlungen auf Basis der Roadmap bereit sei.
Während Olmerts Besuch beim US-Präsidenten George W. Bush forderte dieser die Hamas auf, sich gegen den Terrorismus und für die Anerkennung Israels zu entscheiden. Nur so könne ein Staat Palästina entstehen. In Anspielung auf Israels unilaterale Absichten betonte Bush, dass Frieden "will only be achieved on the basis of mutually agreed changes, and no party should prejudice the outcome of negotiations."[13]
Siehe auch
Weblinks
- Norman Paech: Ehud Olmerts "Konvergenz-Plan": http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Israel/paech.html
- B'Tselem: Restrictions on Movement: http://www.btselem.org/English/Freedom%5Fof%5FMovement/
- Klaus Polkehn: Das Wasser und die Palästinafrage, auf: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Palaestina/wasser.html
- Israelische Botschaft: Der Sicherheitszaun zwischen Israel und der West Bank: http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=40042&MissionID=88
- Gideon Levy: Die Apartheids-Mauer, in Ha'aretz, auf: http://www.nahost-politik.de/psychologie/sicherheitszaun.htm
- Stern: Der Traum von Groß-Israel: http://www.stern.de/politik/spezial/nahost/artikel/?id=148317&page=1
- Defensible Borders for a Lasting Peace: http://www.defensibleborders.org/
Referenzen
- ↑ Washington Times: [1] William Safire: [2]
- ↑ http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5494304,00.html
- ↑ Ha'aretz 21.7.2006: [3]
- ↑ Karte zum Allon-Plan von 1970: http://www.defensibleborders.org/images/map3.jpg, abgerufen am 9. Aug 2006.
- ↑ Klaus Polkehn: Das Wasser und die Palästinafrage, auf: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Palaestina/wasser.html, abgerufen am 9. Aug 2006.
- ↑ Friedensratschlag der Uni Kassel:[4], abgerufen am 31. Juli 2006.
- ↑ http://www.btselem.org/Download/Separation_Barrier_Map_Eng.pdf
- ↑ [5]
- ↑ guardian 14.2.2006: „Israel excludes Palestinians from fertile valley “, abgerufen am 8.8.2006
- ↑ Freitag: http://www.freitag.de/2006/26/06260702.php, 26.6.2006, abgerufen 1.8.2006
- ↑ Freitag:[[6]]
- ↑ Gideon Levy in Ha'aretz, zit. nach ZNet Deutschland 28.05.2006 [7]]
- ↑ http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/05/25/AR2006052501863.html