Sirene (Gerät)

Eine Sirene ist eine Einrichtung zur akustischen Alarmierung oder Warnung, in der Regel durch einen charakteristischen an- und abschwellenden Heulton.
Im öffentlichen Bereich werden Sirenen für die Alarmierung der Feuerwehr oder für die Warnung der Zivilbevölkerung im Katastrophenfall verwendet, im privaten und gewerblichen Umfeld hauptsächlich als Brand- oder Einbruchsalarm eingesetzt.
Bauarten
Es gibt mechanische, pneumatische und elektronische Sirenen.
Mechanische Sirene

Bei einer mechanischen Sirene (auch Motorsirene) wird eine schaufelradähnliche Trommel (der sogenannte Rotor) durch einen Elektromotor gedreht. Um diese Trommel ist ein unterbrochenes Gehäuse (der sogenannte Stator) angeordnet. Durch das Drehen der Trommel wird der entstehende Luftstrom laufend abgeschnitten und erzeugt einen Ton. Die Tonhöhe hängt von der Drehzahl und der Zahl der Schaufeln, den sogenannten Ports der Trommel ab.
Die Tonhöhe einer Sirene wird folgendermaßen berechnet:
Die hier gezeigte Motor-Sirene vom Typ E57 mit 9 Ports (deutsche Standardsirene) heult mit einer Lautstärke von 129 dB und einer Tonhöhe von 420 Hz bei 2800 Umdrehungen pro Minute. Ihr Ton reicht 6 km weit, Gegenwind senkt den Wert auf 1 bis 3 km.
In Österreich werden keine einheitlichen Sirenen verwendet, sondern den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angepasst.
Durch das Anlaufen und Auslaufen des Motors ergibt sich ein höher und tiefer werdender Ton. Dies kann man aber auch verhindern, indem statt einer Blechhaube, die zum Rotor einen fixen Abstand besitzt, eine Klappe, die beim Lauf der Sirene mit einem Elektromagnet abgehoben wird und beim Abschalten die Öffnung des Rotors verschließt. Solche Typen werden überwiegend in Amerika als Sirenen für Sonderalarme verwendet.
Es gibt kleine handgetriebene Sirenen, die auch bei Stromausfall verwendet werden können.
Die Sirene wurde 1819 von Charles Cagniard de la Tour erfunden.
Pneumatische Sirene
Pneumatische Sirenen, auch Hochleistungssirenen (HLS) genannt, erzeugen ihren Ton ähnlich einer Motorsirene durch zyklische Unterbrechung des Luftstroms. Dazu wird aus einem Vorratsbehälter unter dem Sirenenmast Druckluft mit etwa 16 bar durch einen elektromotorgetriebenen Rotor im Sirenenkopf geleitet.
Der Vorteil dieser Lösung besteht einmal im sofort verfügbaren Druckluftvorrat, der von einem Dieselaggregat kontinuierlich wieder aufgefüllt wird, und andererseits in der sehr viel größeren Leistung dieses Sirenentypes. Bei einem Modell mit einer Kopfhöhe von 20 Metern beträgt der Schalldruck am Boden 20 Meter von der Sirene entfernt etwa 145 dB und der Ton ist noch in einer Entfernung von 12 km zu hören. Die "Weckentfernung" beträgt, je nach Wind, zwischen 6 und 8 Kilometern.
In den Jahren ab 1990, also nach dem Kalten Krieg, wurden in Deutschland viele dieser Sirenen aufgrund der hohen Wartungskosten und des verminderten Anforderungsprofiles durch elektronische Varianten ersetzt oder ersatzlos entfernt.
Elektronische Sirene

Elektronische Sirenen erzeugen den Ton mit einem Lautsprecher und einem elektronischen Verstärker. Mit einer Steuerung kann man ebenfalls das Auf- und Abschwellen der mechanischen Sirene nachempfinden.
Der Vorteil der elektronischen Sirene ist, dass es keine bewegten Teile gibt. Sie ist leichter und benötigt weniger Strom. Durch einen Akku, der durch Fotovoltaik oder über das Stromnetz geladen werden kann, ist die Sirene auch resistent gegen Stromausfälle. Außerdem kann man die einzelnen Schalltrichter in gewünschte Richtungen drehen und so bestimmte Gebiete besser oder schwächer beschallen.
Verwendungszwecke
Alarmierung der Feuerwehr
In vielen, meist ländlich geprägten Gebieten alarmieren Sirenen nach wie vor ehrenamtliche Kräfte der Feuerwehr zu ihren Einsätzen (auch als "laute Alarmierung" bezeichnet). Gerade in Städten und dichter besiedelten Regionen jedoch gehen immer mehr Feuerwehren dazu über, auf die sogenannte "Stille Alarmierung" beispielsweise mittels Funkmeldeempfänger und vereinzelt auch per SMS umzustellen.
Nachteile der Sirene bei der Alarmierung von Rettungskräften sind die große Lärmbelästigung der nicht beteiligten Bevölkerung, das Anlocken von Schaulustigen und die von der Witterung (besonders Wind) abhängige zu geringe oder zu große akustische Reichweite. So kann es vorkommen, dass die Sirene selbst im eigenen Ort nicht überall gehört wird oder umgekehrt der Schall so weit getragen wird, dass er gleich in mehreren Orten die Feuerwehrleute aufschreckt, da eine genaue Ortszuordnung nur schwer möglich ist.
Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall
Ein flächendeckendes, zentral gesteuertes Sirenennetz bietet eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Zivilbevölkerung bestimmter Regionen auf Gefahren wie etwa Hochwasser, Chemie- oder Reaktorunfall (ABC-Alarm), etc. mit bestimmten Signalfolgen hinzuweisen. Die Alarmierung erfolgt in der Regel rascher als eine Warnung über die Medien, lässt sich örtlich besser eingrenzen und erreicht auch Personen, die gerade keine Rundfunkmedien konsumieren.
Deutschland
Das Sirenennetz aus fast 100.000 Sirenen in Deutschland wurde in den 1990er Jahren aus Kostengründen abgebaut (Wegfall der Warnämter des Zivilschutz-Warndienstes) und nur noch wenige für die Feuerwehr-Alarmierung stehen gelassen. Seitdem gibt es kein flächendeckendes System für Alarmierung der Bevölkerung – abgesehen von Warnmeldungen, die über Radio und Fernsehen verbreitet werden können. Dies wird inzwischen vielfach als Fehler angesehen, da die Warnmöglichkeit durch Sirenen damit auch für zivile Großschadensfälle verloren gegangen ist. Heute verfügen nur noch wenige deutsche Großstädte über ein intaktes Sirenenetz, das sich aus HLS zusammensetzt. Dazu gehören unter anderen Köln und Darmstadt. Anders ist die Situation in vielen Landkreisen. Hier gibt es zum Beispiel im Kreis Steinfurt nach wie vor ein zusammenhängendes Sirenennetz, das jeweils am ersten Samstag im Monat getestet wird. Bis zum Ende des kalten Krieges wurden die Sirenen zweimal jährlich bei einem Probealarm getestet. Dieser fand jeweils an einem Mittwoch im März und September um ca. 10 Uhr statt. Dabei wurde zuerst ein einminütiger Dauerton, danach Luftalarm oder ABC-Alarm und schließlich noch einmal ein Dauerton ausgelöst.
Österreich
In Österreich unterscheidet man neben dem Feuerwehralarm und der Sirenenprobe drei Signale für den Zivilschutz:
- Warnung: ein dreiminütiger Dauerton
- Alarm: ein einminütiger, auf- und abschwellender Ton
- Entwarnung: ein einminütiger Dauerton
Neben einer wöchentlichen Sirenenprobe (einmaliger kurzer Ton) am Samstag Mittag findet einmal jährlich, am ersten Samstag im Oktober, eine Sirenenprobe mit allen Signalen statt.
Schweiz
Das Sirenennetz der Schweiz wird nur im Falle von Naturkatastrophen verwendet und besteht aus über 7.750 Sirenen. Die Aktivierung erfolgt ferngesteuert von den Zentralen aus. Die Alarmsysteme sind so eingerichtet, dass rund 99 Prozent der Bevölkerung sie hören können. Bewohner abgelegener Orte können via Telefonnetz gewarnt werden.
Man unterscheidet folgende Alarmtypen:
- Allgemeiner Alarm: regelmäßig auf und absteigender Ton der Sirenen. Er dauert eine Minute und wird nach einem Unterbruch von zwei Minuten wiederholt. Informationen zum Verhalten sind aus Radio oder TV zu erhalten.
- Wasseralarm: besteht aus zwölf tiefen Dauertönen mit einer Länge von 20 Sekunden mit einem Unterbruch von 10 Sekunden dazwischen. Zuvor wird allerdings immer zuerst der allgemeine Alarm ausgelöst. Bei Ertönung dieses Alarms ist das Gebiet sofort zu verlassen.
Das Ende der Gefahr wird durch Radio oder durch die örtlichen Behörden bekanntgegeben.
Die Sirenen werden jedes Jahr am ersten Februarmittwoch zwischen 13:30 Uhr und 14:00 getestet und dabei der "allgemeine Alarm" ausgelöst. In wassergefährdeten Gebieten wird zusätzlich zwischen 14:15 und 15:00 der "Wasseralarm" ausgelöst.
Neue Alternativen
Als alternative Möglichkeiten zur Alarmierung im Katastrophenfall werden verschiedene technische Möglichkeiten diskutiert, die einen möglichst großen Anteil der Bevölkerung erreichen sollen. Ihnen gemeinsam ist, dass weit verbreitete Haushaltsgeräte (Radiowecker, Telefon, Radio, Rauchmelder) über ein Funksignal aktiviert werden und somit auch im ausgeschalteten Zustand als Warneinrichtung dienen können.
Andere Verwendungszwecke
Sirenen, sowie auch Druckluftpfeifen, werden gelegentlich von grösseren Firmen eingesetzt, um Arbeitsbeginn und Pausenzeiten anzuzeigen.
In Unternehmen, aber vermehrt auch auf privaten Häusern werden kleine Sirenen in Verbindung mit Alarmanlagen gegen Einbruch oder Feuer montiert.
Auch bei Kraftfahrzeugen werden die Alarmanlagen mit einer elektronischen Sirene verwendet.
In manchen Ländern wird eine Alarmsirene auch auf Einsatzfahrzeugen allein statt dem Folgetonhorn oder kombiniert mit diesem verwendet.
Literatur
- Sicherheitsanalyse für Gewerbebetriebe, von Adam Merschbacher, VdS-Verlag ISBN 3-936050-04-X
- Sicherheitsanalyse für Haushalte, von Adam Merschbacher, VdS-Verlag ISBN 3-936050-03-1
Siehe auch
Weblinks
- Hochleistungssirene.de - Informations-Seite über die HLS von Hörmann und Pintsch-Bamag
- Luftschutzsirene.de.vu Erste deutsche Sirenenseite, mit Restaurationsberichten etc.
- Luftschutzsirene.de Sirenenseite mit Schwerpunkt auf die Sirene E57 und Deutschlands größtem Sirenenforum
- Sirenensignale im Katastrophenfall- (Stadt Düsseldorf)