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Geschichte Islands

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Erste Berichte

Wann Menschen Island zuerst erreichten, ist nicht sicher zu sagen. Man hat römische Münzen aus dem 3. Jh. n. Chr. auf der Insel gefunden. Ihre Herkunft ist jedoch ungewiß. Sie könnten auch jahrhundertelang als Zahlungsmittel kursiert und erst mit den Wikingern nach Island gelangt sein.

In der älteren Forschung wurde lange angenommen, Pytheas von Marseille, ein Astronom, Mathematiker und Geograph, sei der erste gewesen, der die Insel in seinen Reiseberichten erwähnt habe. Er dehnte seine Forschungsreisen wahrscheinlich schon im vierten vorchristlichen Jahrhundert bis nach Nordwest-Europa aus. Seine Berichte sind zwar verloren, finden sich aber als Zitate teilweise, wenn auch kontextlos, bei Strabon wieder. Pytheas fand ein Land, das er Thule nannte, und das sechs Tagereisen nördlich von Britannien, in der Nähe des Polarmeeres, liegen sollte. In diesem Land, so berichtet er, stand die Sonne während der Sommersonnenwende die ganze Nacht über dem Horizont.

Dieser Teil der Beschreibung passt zwar auf Island, doch scheint Pytheas angedeutet zu haben, dass Thule besiedelt sei. Das würde Island ausschließen, da es dort bis heute keine archäologischen Zeugnisse aus dieser frühen Zeit gibt. Außerdem schließt man aus seiner Beschreibung inzwischen, dass er Festland und keine Insel gefunden hat, und schließt daher daraus, dass er sich in Wirklichkeit auf Teile des heutigen Norwegen beziehe. Man nimmt zudem an, dass es in Nordeuropa zur Zeit des Pytheas kälter gewesen sein muss als heute, und dass er südlicher in Skandinavien gelandet sei.

Der Name Thule wurde nach Pytheas lange synonym für das nördliche Europa gebraucht.

Die erste Besiedlung

Erste archäologische Belege für die Ankunft von Menschen in Island sind drei römische Kupfermünzen aus der Zeit um 270-305 n. Chr. Zwei Münzen wurden in den Ruinen eines Bauernhofs aus der Landnahmezeit in der Nähe von Bragðavellir in Hamarsfjöður, die dritte am Strand von Hvalnes in Lón gefunden. Sie stammen wahrscheinlich aus dem selben Hort und sind die einzigen Hinterlassenschaften der Landnahmezeit (870-930). Die Fundorte liegen im südöstlichen Island, dort, wo die Seefahrer aus Europa meist anlandeten.

Ausgrabungen haben inzwischen frühe Ansiedlungen aus dem 7. und 8. Jahrhundert auf den Westmännerinseln nachgewiesen.

Nach Pytheas waren die Iren die nächsten, die den Nordatlantik erforschten. St. Patrick, der 432 n. Chr. nach Irland kam, hatte einige zum Christentum bekehrt. Als Missionare bereisten sie auch die nördlichen Inseln und den Kontinent. Vermutlich kannten die irischen Mönche den Bericht des Pytheas über Thule und suchten Island. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts erreichten Iren die Färöer und kurz darauf wahrscheinlich auch Island.

Ari Þorgilsson inn fróði, Islands erster Historiker, der in der Landessprache schrieb, erwähnt in seinem Íslendingabók (Das Buch der Isländer) von 1125 den Aufenthalt irischer Mönche in Island. Zu der Zeit, im 9. Jahrhundert, als die Norweger nach Island kamen, lebten dort möglicherweise Priester, die die Norweger papar (Priester) nannten. Das Wort papar ist ein Lehnwort aus dem Irischen: pob(b)a oder pab(b)a, Einsiedler oder Mönch. Die Iren wiederum entlehnten den Begriff aus dem Lateinischen: papa, Vater. Da sie nicht unter den neu angekommenen "Heiden" leben wollten, verließen sie laut Ari die Insel. Andere vermuten, dass Vulkanausbrüche sie vertrieben, oder dass sie vor den einwandernden Nordmännern flohen oder mit ihnen verschmolzen. Auch das Landnámabók (Das Buch von der Besiedlung Islands) stimmt darin überein, dass papar im Siðar-Distrikt siedelten, als der Norweger Ketill hinn fiflski in Island ankam. Die Anwesenheit irischer Mönche ist aber nach wie vor nicht durch archäologische Funde nachgewiesen, obwohl man vor allem auf der angeblich nach ihnen benannten Insel Papey im Südosten von Island sehr gründlich nach solchen gefahndet hat.

Entdeckung Islands durch die Wikinger

Ein norwegisches Wikingerschiff mit dem Norweger/Färinger Naddoddur an Bord verirrte sich auf dem Weg zu den Färöern um circa 860 im Unwetter in den heutigen Reyðarfjörður in Ostisland. Er taufte die Insel zunächst aus naheliegenden Gründen Snæland (deutsch: "Schneeland").

Einige Jahre später überwinterte der Schwede Garðar Svavarsson in Húsavík in Nordisland und benannte die Insel kurzerhand nach sich selbst, nämlich Garðarsholmur. Ihm entliefen ein Mitglied seiner Schiffsbestzung namens Náttfari mit zwei Sklaven, einer Frau und einem Mann. Sie siedelten in einem Tal in der Nähe von Húsavík. Doch weil diese Ansiedlung zufällig entstand oder weil Náttfari nicht vornehm genug war, wird er nirgends als erster Siedler angesehen.

Der dritte Besucher soll dann Flóki Vilgerðarson gewesen sein, der planmäßig eine Siedlungsstätte suchte. Nach einem katastrophalen Winter, in dem seine Schafe aus Heumangel verhungerten, und einem weiteren Jahr fuhr Flóki nach Norwegen zurück. Viel später kehrte er nach Island zurück, wo er bis zu seinem Lebensende lebte. Er gab Island seinen endgültigen Namen "Eisland". Er soll durch den Anblick von Treibeis aus Grönland, das er von einem Berg im Nordwesten aus sah, auf die Idee gekommen sein.

Als offizieller Erstsiedler wird Ingólfur Arnarson genannt. Er fuhr mit seinem Ziehbruder Hjörleifur Hróðmarsson und ihrer beider transportfähigen Habe und den Familien 870 nach Island, weil er auf Grund von Totschlagsklagen und der dafür zu leistenden Mannbuße sein gesamtes Land in Norwegen verloren hatte. Er erreichte Island und ließ sich an der Südküste bei Ingólfshöfði in der Nähe des heutigen Skaftafell-Nationalparks nieder. Hjörleifur segelte weiter und ließ sich in der Nähe des heutigen Ortes Vík nieder. Er wurde von seinen irischen Sklaven erschlagen, die dann auf eine Inselgruppe vor der Küste segelten. Ingólfur erschlug später die Sklaven, und weil die Iren von den Wikingern "Westmänner" genannt wurden, nannte er die Inselgruppe "Westmänner-Inseln". Später verlegte er seine Siedlung nach Reykjavík. Es hat sich eingebürgert, dass die erste Besiedlung Islands durch Ingólfur 874 stattgefunden habe, während sie in Wirklichkeit etwas früher anzusetzen ist.

Landnahmezeit (874 - 930)

Im Jahr 874 lässt sich der erste Dauersiedler, Ingólfur Arnarson, im Gebiet der heutigen Hauptstadt Reykjavík nieder. Wie bei den Wikingern üblich wollte er sich da niederlassen, wo die ins Meer geworfenen Stützen seines Hochsitzes angeschwemmt worden waren. Diese fanden aber seine Sklaven erst einige Jahre später. Ihm folgten etwa 400 Häuptlingsfamilien aus Norwegen, die alle im Landnámabók Erwähnung finden. Archäologische Ausgrabungen haben inzwischen bewiesen, dass sich im 9. Jahrhundert tatsächlich Wikinger aus Norwegen und keltische Immigranten in dieser Gegend ansiedelten.

Als Epoche der Landnahme gilt die Zeit zwischen 870 und 930. Der größte Teil des bewohnbaren Landes soll damals schon verteilt worden sein.

Allerdings hat man inzwischen bei Ausgrabungen festgestellt, dass schon früher, das heißt im 7. und 8. Jahrhundert, Einwanderer aus Südwestnorwegen Siedlungen auf den Westmännerinseln angelegt hatten. Sie werden im Landnámabók nicht erwähnt.

Die Zeit des Freistaats (930 - 1262)

Sagazeit (930 - 1030)

Almannagjá in Þingvellir

Bald nach der Landnahme entwickelten sich lokale Versammlungen. Im Südwesten ging die Entwicklung offenbar vom Sohn Ingólfs Þorsteinn Ingólfsson aus. Mit der Zeit fand der Trend immer mehr Anhänger und lief auf eine Vereinigung aller Godentümer in einer einzigen Republik mit einer einzeigen Generalversammlung hinaus. Dazu bedurfte es eines gesetzlichen Rahmens. Die Goden sandten daher den weisen Úlfljótur nach Norwegen, um dort am Anregungen für eine entsprechende Regelung zu sammeln. Nach drei Jahren kehrte er erfolgreich zurück. Er war der erste Gesetzessprecher Islands.

Kein Gode wollte aber Land für diesen Zweck hergeben. Nur ein Bauer in der Nähe von Reykjavík wurde des Mordes an einem Sklaven und einem Freien für schuldig befunden, weshalb er verbannt und enteignet wurde. Sein Land grenzte an den Þingvallavatn. Das Land fiel der Allgemeinheit zu und wurde neuer Versammlungsort. Im Jahre 930 fand die erste Versammlung des Althing in Þingvellir statt. Die Übersetzung des Ortsnamens heißt bezeichnenderweise: Versammlungsebene. Das Althing war eine jährlich tagende Versammlung der Goden, der Oligarchie des Landes, die für Gesetzgebung und Rechtsprechung zuständig war. Man kann vom ersten heute noch bestehenden Parlament Nordeuropas sprechen. Es hat, wenn auch zwischenzeitlich bis fast zur Bedeutungslosigkeit verkommen, immer bestanden. Ähnliche demokratische Strukturen hatte es zuvor nur im Griechenland der Antike gegeben.

Das Land wurde außerdem 965 in vier Gebiete unterteilt, um die Verwaltung und Rechtsprechung zu vereinfachen. In jedem Landesteil gab es lokale Richter für weniger wichtige Fälle. Als problematisch erwies sich das Fehlen einer Exekutivmacht, da sich aus ungelösten Rechtsfällen oft jahrelange Fehden zwischen mächtigen Geschlechtern entwickelten. Diese verhängnisvolle Mechanik wird auch in den Sagas geschildert wie etwa in der Laxdælasaga.

Entdeckungsfahrten

In diese Zeit fallen auch die wichtigen Entdeckungsfahrten nach Grönland und Nordamerika, die man sich aber wohl eher als Zufallstreffer vorzustellen hat. So hatte Erik der Rote wegen einiger Differenzen mit anderen Häuptlingen 982 Island verlassen müssen und segelte vom Breiðafjörður nach Westen, wo einige Jahre zuvor schon andere Wikinger Land gesichtet hatten und sogar schon einen - allerdings misslungenen - Ansiedlungsversuch gemacht hatten. Erik dem Roten gelang es aufgrund der im Mittelalter viel günstigeren klimatischen Bedingungen tatsächlich mit 800 Anhängern zwei Siedlungen zu gründen. Der Kontakt mit dem Mutterland hielt sich über Jahrhunderte und erlischt, soweit nachgewiesen, erst im 15. Jahrhundert.

Von Grönland aus landete vermutlich im Jahr 1000 Leif Eriksson, sein Sohn, an der Küste Nordamerikas, das er Vinland nannte. Die dort gegründeten Ansiedlungen konnten sich aber gegen die Übermacht der indigenen Bevölkerung nur kurze Zeit halten.

Auch in anderer Hinsicht sollte das Jahr 1000 für die in Island lebende Bevölkerung von einschneidender Bedeutung sein.

Über den genauen Glauben der Isländer vor der Christianisierung gibt es wenig verlässliche Angaben. Man geht davon aus, dass die auch auf dem Festland bekannten germanischen Götter verehrt wurden. Allerdings hatten sich in den letzten Jahren Spannungen in den sehr wichtigen Handelsbeziehungen zu Norwegen ergeben. Dies lag unter anderem daran, dass der norwegische Herrscher Olafur Triggvason schon zum Christentum bekehrt war. Und dieser bestand - unter anderem aus machtpolitischen Gründen - auch auf einer Christianisierung Islands. Nach langem Hin und Her wurde das Christentum, das in Ansätzen schon durch die irischen Sklaven bekannt war, im Lande heimisch.

Im Jahr 1000 schließlich wurde auf dem Althing in Þingvellir der Beschluss gefasst, der das Christentum zur Staatsreligion erklärte, neben der die heidnischen Götter aber zunächst weiter verehrt werden durften. Überliefert ist die Szene am Goðafoss, in der in großer Geste die letzten Götterbilder dem Fluss übergeben werden. Sie findet sich auch in einem Kirchenfenster der Kathedrale von Akureyri abgebildet.

Friedenszeit (1030 – 1180)

Als erster isländischer Bischof wurde im Jahre 1056 Isleifur Gíssurarson in Bremen geweiht. Zum Bischofssitz wählte man Skálholt im Süden der Insel. Zunächst waren allerdings weiterhin kirchliche und weltliche Macht meist in denselben Händen vereint, die Häuptlinge waren auch gleichzeitig christliche Priester geworden. Damit wurde auch die Kirche in Island lange zu keiner eigenständigen Macht im Lande, sondern unterstand immer den Landesgesetzen. 1096/97 wurde ein Kirchenzehnt eingeführt, 1106 das zweite Bistum in Hólar gegründet. In den folgenden Jahren gewöhnten sich die Isländer sehr schnell an das Christentum und man baute zahlreiche Kirchen. Im 12. Jahrhundert gründete man außerdem eine ganze Anzahl von Klöstern, die sich mit den angeschlossenen Schulen sehr positiv auf die Volksbildung auswirkten.

Negativ hingegen wirkte sich aus, dass der Kirchenzehnt auch den Goden in ihrer Doppelfunktion als Priester und reiche Grundherren zufloss, so dass einzelne Personen und Geschlechter sehr viel Macht ansammeln konnten. Dies sollte ab dem 13. Jahrhundert für zahlreiche Auseinandersetzungen sorgen

Unterdessen versuchte die norwegische Krone weiterhin, das unabhängige Land unter ihre Herrschaft zu zwingen. Allerdings scheiterte dies zunächst. 1022 schloss man einen Pakt, worin Rechte und Pflichten beider Länder dargelegt wurden. Bis etwa 1180 blieb es ruhig im Lande, weshalb man auch von einer Friedenszeit spricht.

Sturlungen-Zeit (1180 - 1262)

Die folgenden etwa 100 Jahre setzten diesem ruhigen Zeitalter ein Ende. Blutige Geschlechterfehden und bürgerkriegsartige Zustände lösten die friedliche Epoche ab.

Die Macht der norwegischen Könige hatte sich zunehmend verstärkt. Und außerdem erhielten sie in der Kirche einen mächtigen Verbündeten. Der Bischof von Hólar hatte alle kirchlichen Entscheidungen in Island dem Erzbistum von Nidaros in Norwegen unterstellt und die Kirche hatte ein Interesse daran, in Island endlich weltliche von kirchlicher Macht zu trennen und damit auch selbst dort mehr Einfluss zu erlangen. Im Jahre 1237 wurden beide isländischen Bischofssitze gleichzeitig vakant und man besetzte sie kurzerhand mit zwei Norwegern.

Der norwegische König Håkon Håkonarson spielte nun geschickt einzelne Mächtige gegeneinander aus. Wie auch im restlichen Europa zu der Zeit war es für vornehme junge Leute üblich, an einen Königshof zu gehen und dort für einige Zeit im Gefolge von Königen oder Adeligen zu leben, um eine standesgemäße Ausbildung zu erlangen. Von diesen jungen Isländern an seinem Hof ließ sich nun Håkon einen besonderen Treueeid schwören und hatte somit eigene Anhänger im Lande. Der erste dieser Jugendlichen war Snorri Sturluson. Allerdings scheint er sein Gelübde nicht allzu ernst genommen zu haben und verfolgte lieber eigene Ziele, so dass er schließlich mit seinen Söhnen 1241 im Auftrag des norwegischen Königs in Reykholt ermordet wurde. Schon 1238 hatte eine Art Schlacht zwischen den Anhängern des Sturlungen-Geschlechts und anderen Goden stattgefunden, in der die Sturlungen größtenteils aufgerieben worden waren.

Schließlich setzte Norwegen die Isländer auch noch mit einem Handelsboykott unter Druck und so kam es, dass 1262 ein Vertrag, der alte Pakt (isländisch: gamli sáttmáli) aufgesetzt wurde und der von Norwegen eingesetzte Herzog Gissur die Macht im Lande übernahm.

Norwegische Herrschaft (1262 - 1380)

Obwohl dies eigentlich im Vertrag anders festgelegt war, griff die norwegische Krone sehr schnell in das isländische Leben, die Rechtsprechung und Verwaltung ein. Zunächst wurde 1271 mit dem Jónsbók, einem Gesetzbuch, die isländische Rechtsprechung durch die norwegische abgelöst. Außerdem achtete man darauf, schnellstens das Althing zu entmachten. Die Godentümer wurden durch territorial geschlossene Verwaltungsbezirke ersetzt, das Land von einem oder zeitweilig auch mehreren norwegischen Gouverneuren regiert.

Ab 1354 wurde das Land gar vom König an seine Anhänger verpachtet, die es nach Belieben ausbeuten konnten.

Parallel dazu wuchs die Macht der Kirche an. Im Jahre 1275 hatte der Bischof von Skálholt, Árni Þórlaksson, ein eigenes kanonisches Recht eingeführt. Der Kirchenzehnte floss von nun an der Kirche selbst zu, ab 1297 gingen alle Güter, auf denen Kirchen errichtet wurden, in den Besitz der Mutterkirche über, so dass diese über die Jahrhunderte beträchtlichen Reichtum und Grundbesitz anhäufen konnte. Im 16. Jahrhundert gehörte ihr sogar beinahe die Hälfte des isländischen Grundbesitzes. Als Bischöfe wurden von Rom beziehungsweise Norwegen aus häufig Ausländer eingesetzt, die eher zu ihrem eigenen als zum Wohle der Isländer handelten.

Das 14. Jahrhundert kann auch in Island als ein Jahrhundert der Katastrophen bezeichnet werden. Im Jahre 1341 brach die Hekla so gewaltig aus, dass zahlreiche Höfe verlassen werden mussten (zum Beispiel Stöng) und die Landwirtschaft keinen Ertrag mehr erbrachte. Die Folge waren Hungersnöte. Wie im übrigen Europa verbreitete sich auch hier die Pest. Und während Boccaccio auf der Flucht vor dieser Krankheit im Exil sein Decamerone schrieb, starben zwei Drittel der isländischen Bevölkerung an der Pest und den Hungersnöten.

Dänische Herrschaft (1380 – 1944)

Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert

Politik

Island war von 1397 bis 1448 Teil der Kalmarer Union, einer Vereinigung der skandinavischen Königreiche Norwegen, Schweden und Dänemark unter dänischer Vorherrschaft.

Im Jahre 1662 führte fast gleichzeitig mit Ludwig XIV. von Frankreich der Dänenkönig Friedrich III. den Absolutismus ein. Die Isländer mussten ihre Anerkennung der absoluten Monarchie unterschreiben und verloren damit ihre letzten eigenständigen Rechte.

Der Schutz der Dänen reichte andererseits nicht allzu weit. So wurden im Jahre 1627 die Westmännerinseln und einige Küstenorte von algerischen Piraten geplündert, insges. ca. 300 Frauen und junge Leute verschleppt und in die Sklaverei verkauft, aus der nur etwa ein Drittel wieder zurückgekauft werden konnten.

Handel

Nachdem bis ins 14. Jahrhundert die Norweger ein Handelsmonopol bezüglich Islands innegehabt hatten, stiegen ab dem 15. Jahrhundert auch die Engländer und Dänen ein. Selbst die deutsche Hanse spielte mit. Dies erklärt sich auch daraus, dass die Isländer ein interessantes neues Exportgut entdeckt hatten: Fisch. Da im späten Mittelalter eine Klimaveränderung den Ackerbau weniger rentabel gemacht hatte, hatten sie nach neuen Ernährungsmöglichkeiten gesucht und entdeckt, dass die Küsten rund um die Insel sehr reich an diversen Fischarten waren.

Hatten in früheren Jahrhunderten hauptsächlich Engländer und die Hanse die Handelsszene mit Island beherrscht, so sicherten sich die Dänen zu Anfang des 17. Jahrhunderts selbst das Monopol über diesen Handel zu. Das bekam den Isländern schlecht. Selbst Waren des täglichen Bedarfs wurden knapp und für viele unerschwinglich teuer.

Notlage und Verbesserungsansätze

Schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts hatte nochmals eine Pestepidemie circa 25.000 Menschen getötet.

Und die Not der Bevölkerung stieg weiterhin derart an, dass bei einer Volkszählung zu Anfang des 18. Jahrhunderts auf etwa 4000 bewirtschaftete Höfe 3000 verlassene kamen. Eine Pockenepidemie raffte 1707 auch noch weitere 18.000 der entkräfteten Menschen dahin, so dass die Bevölkerung auf circa 30.000 Menschen geschrumpft war.

Schließlich erkannte auch der dänische König, dass dem abgeholfen werden musste - nicht zuletzt, weil er selbst Geld verlor. Das Handelsmonopol wurde in der Folge etwas gelockert, zu einer richtigen Öffnung kam es aber erst nach der Laki-Katastrophe in den 80er Jahren. Nach dem Ausbruch der Laki-Krater 1783 und 1784 wurde auf Island diskutiert, die Insel komplett zu evakuieren und ihre Einwohner ins dänische Westjütland umzusiedeln. Der Ascheregen nach dem Vulkanausbruch hatte die Fische vertrieben und die Sonne verdunkelt. Auch das Gras verdorrte und das Vieh verhungerte. Die darauffolgende Hungerkatastrophe kostete 49000 Isländer das Leben.

Um die Mitte des Jahrhunderts versuchte der Isländer Skúli Magnússon mit der Gründung von Manufakturen eine heimische Industrie aufzubauen. Aber wieder wurde er von den dänischen Kaufleuten derart boykottiert, dass er 15 Jahre später aufgeben musste und seine isländische Teilhabergesellschaft von Dänen übernommen wurde.

Religion

Schon 1536 hatte Christian III. von Dänemark die evangelisch-lutherische Religion für sein Land, Norwegen und die Färöer durchgesetzt. Er profitierte davon, war er doch jetzt auch selbst das Kirchenoberhaupt und konnte so über den Reichtum und die Güter der Kirche verfügen.

Als der Bischofssitz von Skálholt vakant wurde, beeilte er sich daher einen Protestanten hier einzusetzen, der für schnelle Verbreitung der evangelischen Religion sorgte. Allerdings widersetzte sich dem der katholische Bischof Jón Arason auf Hólar. Er initiierte sogar eine Gegenreformation. Er konnte sich jedoch trotz weitreichender Unterstützung in der Bevölkerung nicht lange halten und wurde 1550 mit zweien seiner Söhne in Skálholt hingerichtet.

Vom 19. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit

Erste Unabhängigkeitsbestrebungen

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts erwies sich als schwierige Zeit für die Isländer.

1800 schafften die Dänen das ohnehin machtlose Althing (Alþingi) ganz ab. Der Bischofssitz in Hólar wurde aufgelöst, der von Skálholt nach Reykjavík verlegt. Außerdem hatten die napoleonischen Kriege bewirkt, dass der Schiffsverkehr reduziert wurde. Und dies löste eine erneute Mangelsituation im Lande aus.

Im Frieden von Kiel fiel Norwegen an Schweden, Island blieb bei Dänemark.

Gleichzeitig brachten aber reisende Isländer in der ersten Hälfte des Jahrhunderts die in Festlandseuropa zu dieser Zeit sehr verbreiteten Ideen des Nationalismus mit nach Island, die dort schnell Fuß fassten. Reykjavík wurde zum intellektuellen Zentrum des Landes und so verband sich der Aufstieg Islands als unabhängiger Nation mit dem Aufstieg der Stadt.

1845 übersiedelte das wieder neu begründete Parlament, das Althing, nach Reykjavík. Allerdings hatte es zu der Zeit noch keinerlei wirkliche politische Macht, sondern nur beratende Funktion gegenüber dem dänischen Thron. Trotzdem galt von nun an Reykjavík als Hauptstadt des Landes.

Anführer im Kampf um die Unabhängigkeit Islands wurde Jón Sigurðsson (1811-1879). Er musste sich 1848 damit abfinden, dass in Dänemark zwar die konstitutionelle Monarchie eingeführt wurde, Island aber trotz massiver Forderungen noch nicht seine Unabhängigkeit erhielt. Aber immerhin wurde 1854 endlich das dänische Handelsmonopol aufgehoben. 1873 feierte Island den tausendsten Jahrestag der Landnahme. Erst 1874 erhielt das Althing begrenzte legislative Rechte. Das Land hatte nun zwar eine eigene Verfassung, besaß aber nach wie vor keine eigene Exekutive.

Das Land um die Jahrhundertwende

Island nahm nun einen rapiden Aufschwung.

Industriebetriebe wurden begründet, der Fischfang weiter ausgebaut, Schulen und Krankenhäuser sowie Straßen gebaut. Mit abnehmendem Arbeitskräftebedarf in der Agrarwirtschaft setzte die Landflucht ein. Andererseits hatte sich die Bevölkerungszahl innerhalb von 100 Jahren fast verdoppelt (von 47.000 im Jahre 1801 auf 79.000 im Jahre 1901).

1904 wurde per Volksentscheid darüber abgestimmt, dass ein Isländer den Ministerposten für Island in Dänemark besetzen und sein Land nach außen vertreten sollte. Der erste solche Minister war Hannes Hafstein. Er führte den Telegrafen in Island ein, wodurch dieses Anschluss an die Moderne erhielt. Am 26. Juni 1905 um 22.38 Uhr traf das erste Telegramm per Funk von Cornwall aus ein. Ein Jahr darauf folgte das Seekabel.

Relativ früh, das heißt schon 1915 erhielten die Frauen das aktive und das passive Wahlrecht.

1918 wurde der Unionsvertrag mit Dänemark unterzeichnet. Er war auf 25 Jahre angelegt, danach sollte in einem Volksentscheid über eine eventuelle Unabhängigkeit abgestimmt werden.

Bildungsbestrebungen

Schon im 19. Jahrhundert waren die isländische Tradition und damit auch die Literatur wieder aufgeblüht. Im Zuge der Romantik und ihrer Vorliebe für vergangene Epochen beschäftigte man sich wieder mit den Sagas. Zahlreiche Schriftsteller machten sich einen Namen, darunter Magnús Stephensen und Jónas Hallgrimsson.

1907 wurde die allgemeine Schulpflicht eingeführt, 1911 die Universität von Island (Háskóli Íslands) in Reykjavík gegründet.

Der Zweite Weltkrieg

Nachdem Island sowohl am Boom der 20er Jahre als auch an der Depression der 30er Jahre seinen Anteil gehabt hatte, erlebte es den Zweiten Weltkrieg auf recht besondere Weise. Schon im ersten Weltkrieg hatte man durch Lieferungen von Wolle und Fisch eher profitiert. Nun aber waren es die Besatzung 1940 durch die Engländer und dann die US-Amerikaner, die das Land in seiner Entwicklung voranbrachten, nicht zuletzt durch die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze.

Außerdem wurde am 17. Juni 1944 in Þingvellir in Anwesenheit tausender Isländer vom Parlamentssprecher die Republik ausgerufen, auf die anschließend Sveinn Björnsson als erster Staatspräsident vereidigt wurde. Die Isländer hatten sich gemäß dem Unionsvertrag in einer Volksabstimmung im Mai 1944 für die Unabhängigkeit ausgesprochen.

Unabhängige Republik Island (seit 1944)

Politische Entwicklungen

Island und die Welt

Island machte sich schnell in der Weltpolitik einen Namen: Das Land trat noch 1946 der UNO bei, 1948 der OECD und war 1949 eines der Gründungsmitglieder der NATO und des Europarates. Außerdem schloss sich das Land 1952 dem nordischen Rat an. Es hatte zwar nie eine eigene Armee, gestattete jedoch nach langem Hin und Her 1951 den US-Amerikanern, in Island eine Militärbasis zu unterhalten.

Im Jahre 1986 fand ein für die Welt wichtiges Zusammentreffen in Island statt: Das Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsident Ronald Reagan und dem sowjetischen Regierungschef Michail Gorbatschow. (im abgebildeten Höfði-Haus in Reykjavík).

Das Höfði-Haus

1991 erkannte Island als erster Staat die Souveränität von Estland, Lettland und Litauen an.

Von 1980 bis 1996 hatte Island mit Vigdís Finnbogadóttir die erste demokratisch gewählte Staatspräsidentin der Welt.

Die "Kabeljaukriege"

siehe Hauptartikel Kabeljaukrieg

Um die reichen Fischgründe um Island herum entbrannte immer wieder Streit, vor allem mit den Engländern. Dieser verschärfte sich in den Jahren 1952 und 1958 zum so genannten Kabeljaukrieg, da die Isländer wegen Überfischung durch internationale Konkurrenz die Fischereizone um die Insel erst von drei auf vier Seemeilen (1952) und schließlich 1958 auf zwölf Seemeilen ausdehnten. Letzteres wurde von allen Ländern bis auf England akzeptiert. Drei Jahre und einige fast blutige Auseinandersetzungen später mussten sich allerdings auch die Engländer damit zufriedengeben. 1972 brach der Streit jedoch von neuem aus, wobei diesmal auch Deutschland die Ausweitung der Zone auf 50 Seemeilen erst nicht annehmen wollte. 1976 bei der Ausweitung auf 200 Seemeilen brach Island sogar die diplomatischen Beziehungen mit Großbritannien nach gewalttätigen Auseinandersetzungen vorübergehend ab. Schließlich dehnte aber die Europäische Union ihre eigenen Fischereizonen genausoweit aus. Seither hat Island unumstritten das alleinige Nutzungsrecht der Fischgründe innerhalb seiner 200-Meilen-Zone.

Andere wichtige Ereignisse

Im Jahre 1955 erhielt ein Isländer, der Schriftsteller Halldór Laxness den Nobelpreis für Literatur und machte damit die moderne isländische Literatur in der Welt bekannt.

Einige stärkere Vulkanausbrüche ereigneten sich seit dem Zweiten Weltkrieg: 1963 entstand die zu den Westmännerinseln gehörende Insel Surtsey durch einen unterseeischen Vulkanausbruch. 1973 verheerte der Ausbruch des Eldfell die Insel Heimaey, ebenfalls eine der Westmännerinseln. 1996 fand ein nach einem Ausbruch unter den Grímsvötn im Vatnajökull außergewöhnlich starker Gletscherlauf auf dem Skeiðarásander statt und zerstörte Teile der Ringstraße.

Andererseits hat sich das Land seit dem Zweiten Weltkrieg rasant zu einer modernen Industrienation entwickelt, die vor allem im High Tech-Bereich einen guten Ruf hat. Die Landflucht hielt allerdings auch weiter an, so dass inzwischen 2/3 aller Isländer in der Hauptstadtregion um Reykjavík leben.

Literatur

  • Jón R. Hjálmarsson: Die Geschichte Islands von der Beiedlung bis zur Gegenwart. Reykjavik 1994
  • Vilborg Auður Ísleifsdóttir: Die Einführung der Reformation in Island 1537-1565. Frankfurt 1996.
  • Jón Jóhannesson: A History of the Old Icelandic Commonwealth. University of Manitoba Press. 1974.